Führen Sie mich in Versuchung, Conde Rodrigo! (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-1594-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Führen Sie mich in Versuchung, Conde Rodrigo! -  Carol Townend
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Ist er ein spanischer Adliger? Von ihrem Turmzimmer aus beobachtet die schöne Prinzessin Leonor heimlich einen breitschultrigen Ritter in einem kostbaren Gewand. Er ist in Ketten, offenbar ein Gefangener. Plötzlich schlägt ihr Herz schneller! Denn bei diesem verstohlenen Blick auf den Conde Rodrigo Alvarez verspürt die behütete Tochter des tyrannischen Sultans Al-Andalus, wie in ihr eine süße Sinnlichkeit erwacht. Bis in die düsteren Verliese des Palastes dringt sie auf der Suche nach Rodrigo vor, lässt sich von ihm einen Kuss rauben - obwohl der geliebte Edelmann der Todfeind ihres Vaters ist!



Carol Townend schreibt packende Romances, die im mittelalterlichen England und Europa spielen. Sie hat Geschichte an der Universität London studiert und liebt Recherchereisen nach Frankreich, Griechenland, Italien und in die Türkei - historische Stätten inspirieren sie. Ihr größter Traum ist, den Grundriss einer mittelalterlichen Stadt zu entdecken, die einzelnen Orte abzuschreiten und sich ihre Heldinnen und Helden dort vorzustellen. Beim Schreiben hat sie einen lateinischen Leitspruch 'Omnia vincit amor', das bedeutet 'Liebe siegt über alles'.

1. KAPITEL


1396 – Burg Salobreña im Kalifat Al-Andalus – Ein Wachturm mit Blick auf den Hafen

Die älteste der drei Prinzessinnen aus dem Geschlecht der Nasriden wurde von rebellischen Gefühlen beherrscht. Heute wollte sie lieber bei ihrem spanischen Namen gerufen werden als bei ihrem maurischen; heute war sie Prinzessin Leonor. Und obwohl von ihr erwartet wurde, dass sie auf den mit Quasten verzierten dicken Kissen, die vor dem vergitterten Fenster aufgehäuft waren, ihre Siesta hielt, lag ihr nichts ferner als ein Mittagsschlaf.

Die beiden anderen Prinzessinnen schlummerten neben ihr. Den Anordnungen des Sultans hatten sie es zu verdanken, dass die durchbrochenen hölzernen Fensterläden des Frauengemachs fest geschlossen waren, obwohl nur ein schwaches Lüftchen wehte, welches es nicht durch das Gitterwerk schaffte. Im Zimmer war es so heiß, dass man kaum atmen konnte.

Leonor hob ihren Schleier an, um sich damit Luft zuzufächeln, wobei ihre mit Rubinen und Perlen besetzten Armreifen sanft klirrten. Mit jedem Atemzug funkelten die Edelsteine, die den Saum des feinen Gewebes schmückten, wie Feuerlibellen und ließen winzige regenbogenfarbige Lichtflecken auf den Bodenfliesen tanzen. Leonor zog die Stirn kraus angesichts der flüchtigen farbigen Reflexe; des geschwungenen Rankenmusters, das die Wände verschönerte; und des Schriftzugs, der um den Türbogen herumzufließen schien. „Es gibt keinen Sieger außer Gott“, stand dort geschrieben. Die Falten auf Leonors sonst so glatter Stirn vertieften sich. Als ob sie und ihre Schwestern diese Worte jemals vergessen würden. Denn „Kein Sieger außer Gott“ war der Leitspruch der Nasriden-Dynastie.

Wir wohnen in einem Gefängnis. Unser Vater hat uns hier am äußersten Ende seines Herrschaftsbereichs eingesperrt. Werden wir jemals in Freiheit leben können?

Es juckte Prinzessin Leonor in den Fingern, sich den Schleier vom Gesicht zu reißen, doch das hatte ihr Vater, der Sultan – mochte er gesegnet sein – verboten. Keinesfalls durften die drei Prinzessinnen das Risiko eingehen, ihr Antlitz womöglich unverhüllt fremden Blicken preiszugeben.

Der Sultan war der einzige Mann, der ihre Gesichter kannte, denn allen anderen, die handverlesenen Wächter vor den Türen zu ihren Gemächern eingeschlossen, war es verboten, sie anzusehen. Die drei jungen Frauen sollten in jeder Hinsicht unsichtbar sein, und manchmal fühlte Prinzessin Leonor sich, als existiere sie im Grunde gar nicht; als sei sie während der Dauer eines Lidschlags aus dem Blickfeld des Lebens geraten, wie eine wirkliche Feuerlibelle dem Blick eines Betrachters urplötzlich entschwinden konnte.

Seufzend griff sie nach ihrem Fächer. Seit einer schieren Ewigkeit hatten sie und ihre Schwestern nichts von ihrem Vater gehört, und sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er beabsichtigte, sie für immer vor der Welt wegzusperren. Der Gedanke, ihr ganzes Leben in einem juwelengeschmückten Käfig zu verbringen, war ihr unerträglich; sie ersehnte eine grundlegende Änderung ihrer Lebensumstände.

Vielleicht kam es ihr zu, für diese Veränderung zu sorgen, weil sie die älteste der drei Nasriden-Prinzessinnen war, die als Drillinge innerhalb weniger Stunden nacheinander zur Welt gekommen waren.

Trotz der heißen Zimmerluft atmete sie tief durch und betrachtete durch ihren Schleier hindurch die Sonnenstrahlen, die durch die sternförmigen Durchbrüche des verzierten Fensterladens fielen und in deren Licht das eine oder andere Stäubchen tanzte. Leonor verabscheute das Gitterwerk, das dazu diente, die jungen Frauen gegen fremde Blicke abzuschirmen. Ein schneller Schatten glitt darüber hin, der wohl von einer Möwe oder gar einem Adler stammen mochte. Doch es war zu heiß, als dass sie sich bewegen wollte, um nachzuschauen.

Wenn ich den hölzernen Laden öffne, kann ich zum Hafen hinuntersehen.

Nicht, dass sich das für des Sultans Tochter gehört hätte. Eine nasridische Prinzessin durfte sich nicht aus dem Turmfenster hinauslehnen und damit zur Schau stellen.

Doch die unerträgliche Hitze gab ihr das Gefühl, sie würde schmelzen, und sie rang mit der Versuchung, den Fensterladen einen winzigen Spalt aufzumachen, sodass eine frische Meeresbrise hereinwehen konnte. Der Riegel, den weder sie noch ihre Schwestern öffnen durften, war nur eine Armlänge entfernt, und sie streckte die Hand aus und berührte das aufgeheizte Metall.

Noch zögerte sie, während das Bild der Burgmauern, die sich über steile Felsen zum Meer hinunterzogen, vor ihrem inneren Auge aufstieg. Das wie ein Pavillon ausgebaute Zimmer thronte hoch auf einem abgeschieden liegenden Turm und bot einen Ausblick über den Hafen. Sie vermutete, dass das Fenster sich außerhalb des Sichtfelds der Wachen befand. Wer also würde es sehen, wenn sie den Fensterladen öffnete?

Und blickte tatsächlich jemand vom Quai aus in ihre Richtung, sähe er nichts als die Silhouette einer verschleierten Frau.

Also hob Leonor den Riegel an und drückte gegen den hölzernen Laden, sodass er aufschwang. Sofort drangen Licht und Geräusche ungedämpft herein: das Geschrei eines Esels, das Kreischen der Möwen und das Knarren der Schiffstaue. Ihr Herz schlug schneller, während sie sich unter dem Rascheln ihrer seidenen Gewänder auf die Knie erhob. Die Ellbogen auf die Laibung gestützt, lugte sie hinaus.

Wie spielerisch verfing der Wind sich in ihrem Schleier, und die Luft roch nach Salz und Fisch. Durch den dünnen Schleier hindurch konnte sie erkennen, dass weiter unten, am Hafen, das Leben pulsierte. Dass die ganz normalen Menschen dort sich, anders als sie, frei im Königreich ihres Vaters bewegen durften, faszinierte sie.

Etwas weiter draußen auf dem Meer zog ein Schiff seine stete Bahn über das Wasser. Die Sicht von ihrem Schleier behindert, erkannte Leonor kaum Details, sondern nur die äußere Form und die windgeblähten Segel. Sogar kleinere Wellen waren durch den Stoff vor ihrem Gesicht kaum auszumachen.

Die Kehle war Leonor wie ausgedörrt, und sie ertrug den Schleier nicht länger. Mit zusammengebissenen Zähnen, halb darauf gefasst, dass der Himmel auf sie niederstürzen würde, ergriff sie den Saum ihres Schleiers und zog ihn sich mit einem Ruck vom Kopf.

Der Himmel blieb, wo er hingehörte, doch blendete das grelle Licht sie nun so stark, dass sie blinzeln musste.

Das metallisch glänzende Meer schien sich in unendliche Weiten zu erstrecken. Die Sonne glitzerte auf der gleichförmigen Dünung und warf ihren goldenen Glanz auf die grünen Wedel der Palmen. Doch am köstlichsten war die landeinwärts wehende Brise, welche die Wangen der Prinzessin liebkoste. Die Berührung des Windes war kühl und schien direkt aus dem Paradies zu kommen. Unendlich besser als alles, was Leonors unzulänglicher Fächer zu leisten vermochte, war sie wie eine Segnung. Und als eine Böe sich in ihren Haaren verfing und wie mutwillig mit einem Ruck eine festgesteckte Locke befreite, vermochte sie kaum noch, ein entzücktes Auflachen zu unterdrücken.

Unten auf dem Wehrgang kündete der dumpfe Tritt schwerer Stiefel warnend davon, dass ein Wächter sich auf seiner Runde näherte. Aus Furcht, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, schlug Leonor sich die Hand vor den Mund und enthielt sich jeder Bewegung. Doch klopfte ihr Herz im Gleichschritt mit den schweren Schritten, weil der Mann sich beim kleinsten Geräusch wohl weit über die Zinnen gebeugt und sie entdeckt hätte. Zu ihrem wie zu seinem Besten durfte das nicht geschehen, doch vermochte sie nicht, ihre Augen von der Hafenansicht loszureißen. Die Welt wenigstens dieses eine Mal ohne Schleier unverfremdet betrachten zu können, gab Leonor ein himmlisches Gefühl.

Gerade war ein großes Schiff an den Docks gelandet, wo die Fracht entladen wurde. Auf den zweiten Blick hin entpuppte die Ladung sich als eine lange Reihe mit Ketten aneinandergefesselter Männer, die jetzt den Landungssteg entlangzogen.

Leonor lief es kalt den Rücken hinunter. In Ketten. War das etwa ein Sklavenschiff? In der Burg gab es einige Sklaven, die jedoch gut behandelt wurden. Nie zuvor aber hatte Leonor gesehen, dass Menschen auf diese Art aneinander gekettet wurden, und sie war erschüttert.

Sie bedauerte die armen Männer, die offenbar von ihren Wärtern roh misshandelt worden waren, denn sie wiesen Blutergüsse und Verletzungen auf. Ein kräftig wirkender Gefangener in einer karmesinroten Tunika kümmerte sich um einen anderen, der aussah, als könne er sich kaum bei Bewusstsein, geschweige denn auf den Füßen halten. Dieser schlimm zugerichtete Mann stolperte mit letzter Kraft unter dem Gewicht seiner Ketten vorwärts und konnte sich allein aufgrund der Hilfe seines Freundes aufrecht halten. Zu der verstörenden Szene in seltsamem Widerspruch stand die bemerkenswert gute Garderobe der Gefangenen.

Leonors Blick wurde zu dem Mann in Rot zurückgezogen, in dessen welligem braunen Haar der Wind spielte. Er war hochgewachsen, größer als seine Gefährten, und besaß starke breite Schultern. Als sie ihn genauer betrachtete, kam ihr das Wort „Krieger“ in den Sinn, obwohl sie einen solchen nie von Nahem gesehen hatte. Ihr Vater, der König – mochte er ewig leben –, hätte das niemals erlaubt. Doch gab dieser Mann mit seinem auffallend kräftigen Körperbau das Idealbild eines Kämpfers ab.

Als an seiner Hand etwas golden in der Sonne aufblitzte, weiteten sich Leonors Augen vor Staunen, denn offenbar trug er einen kostbaren Ring, den ihm seine Häscher gelassen hatten. Nun bemerkte sie auch, dass seine Tunika mit Goldfäden...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2023
Reihe/Serie Historical
Übersetzer Martina Manecke
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7515-1594-1 / 3751515941
ISBN-13 978-3-7515-1594-8 / 9783751515948
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