G. F. Unger Sonder-Edition 260 (eBook)

Die Geister-Herde

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4454-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 260 - G. F. Unger
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Ich hatte meine zwölf Stuten von einem berühmten Hengst decken lassen und ritt nun nach Norden, auf der Suche nach einem einsamen Tal, in dem ich meine Pferderanch errichten wollte. Doch meine Stuten stellten ein Vermögen dar, und bald zeigten sich die ersten 'Interessenten'.
Zum Glück war ich mit dem Colt kaum zu schlagen, und das sprach sich schnell herum. Aber meine Stuten wurden mir trotzdem gestohlen. Dem Leithengst einer Wildpferdherde gelang das Kunststück. Natürlich folgte ich ihm in seine wilde Bergwelt, um ihm meine Stuten wieder abzujagen. Wie hätte ich ahnen können, dass vor mir ein Ritt lag, zu dem im Vergleich der Ritt in die Hölle nur ein Spaziergang gewesen wäre!


Die Geister-Herde

Ich war mit einem Dutzend prächtiger Stuten unterwegs, die von Black Diablo gedeckt worden waren. Und die ganzen Wochen hatte ich dafür bei Colonel Walker umsonst gearbeitet. Denn Colonel Walker besaß die berühmteste Pferdezucht auf tausend Meilen in der Runde. Und sein Deckhengst, Black Diablo, war ein absoluter King mit außergewöhnlichen Eigenschaften. Er lebte in einem großen abgeschlossenen Tal und war noch niemals zugeritten worden. Er war frei in diesem Tal. Meine Stuten hatten ihm mächtig gefallen.

Und nun konnte ich hoffen – nachdem sie einige Wochen mit ihm durch das Tal gezogen waren –, dass sie mir prächtige Nachkommen von Black Diablo schenken würden.

Colonel Walker war während des Krieges mein Kommandeur gewesen. Und er stand in meiner Schuld, weil ich ihn mal zwanzig Meilen durch die feindlichen Linien transportiert hatte, als er schon halbtot gewesen war. Nun bezahlte er seine Schuld auf diese Weise.

Wir fingen dann meine zwölf Stuten wieder aus Black Diablos Herde. Und dann machte ich mich auf den Weg mit ihnen.

Alfredo war bei mir, ein alter Mexikaner, der zu Fuß ein hinkender Zwerg und im Sattel ein stolzer Ritter war.

Nun waren wir schon einige Tage unterwegs. Denn wir suchten ein schönes Tal in den Santa Catalinas, wo ich meine Pferderanch gründen wollte.

Es musste dort genügend Wasser geben. Und natürlich musste es ein Blaugrastal sein. Denn Blaugras, nun, dies enthielt besondere Mineralien, die für die Pferdezucht so ungeheuer wichtig waren. Schon für die Saugfohlen, da die Stuten auf einer Blaugrasweide ja diese Mineralien in ihrer Milch abgaben. Es war in der sechsten oder siebenten Nacht, als uns die Bande überfiel.

Schon die Tage und Nächte zuvor hatten wir stets irgendwie das Gefühl gehabt, dass man uns beobachtete und wir nicht allein durch das Land zogen.

Doch nie sahen wir andere Reiter. Es gab auch niemals irgendwelche Zeichen in der weiten Umgebung, zum Beispiel ein Blinken von Metallteilen in der Sonne, Staubfahnen oder Vögel, die sich in der Luft anders als üblich verhielten.

Es gab keine Zeichen. Nur unser Gefühl ließ uns immer wieder spüren, dass etwas in unserer Umgebung nicht in Ordnung war.

Doch dann, in der sechsten oder siebenten Nacht – ich wusste es nicht mehr so genau, weil wir die Nächte und Tage nicht zählten –, schlugen sie zu.

Sie waren eine böse Mörderbande, nicht einfach nur Pferdediebe, die man in diesem Lande aufhing, wenn man sie fangen konnte.

Nein, sie waren Mörder.

Denn sie schossen Alfredo, der die zweite Nachtwache hatte, mit einer Schrotflinte einfach vom Pferd.

Und als ich aus dem Schlaf hochfuhr, mich mit dem Colt in der Hand aus den Decken rollte, da bekam ich es ebenfalls. Sie hatten sich lautlos wie Schatten gegen Ende der Nacht angeschlichen und sogar den erfahrenen Alfredo überlistet, einen Mann, der wachsam und listig war wie ein Apache.

Ich erhielt einen Schlag an den Kopf und fiel in tiefe Bewusstlosigkeit, wusste von nichts mehr. Ich konnte mich nicht mal mehr fragen, ob dies der Tod oder nur eine Bewusstlosigkeit war.

Alles war plötzlich schwarz um mich herum. Ich fiel in eine bodenlose Tiefe.

Nun, natürlich war ich nicht tot. Denn sonst hätte ich meine Geschichte ja gar nicht aufschreiben können.

Die Sonne weckte mich, weil sie bereits ziemlich stark brannte.

Es dauerte aber eine Weile, bis ich begriff, dass mein armer Kopf zwar böse und gnadenlos schmerzte, hämmerte, pochte, aber bis auf die Schramme über dem Ohr dennoch einigermaßen heil war.

Das herauslaufende Blut hatte mein Haar getränkt und bildete eine Kruste.

Als ich meine Augen öffnete, da glaubte ich zuerst, es wäre noch Nacht. Doch das konnte nicht sein, denn ich spürte die warme Sonne.

Doch bald lichtete sich die Schwärze vor meinen Augen.

Nein, ich war nicht blind. Ich konnte nach kurzer Zeit wieder normal sehen. Nur die hämmernden Schmerzen in meinem Kopf blieben. Ich begriff, dass die Kugel wie ein Keulenschlag gewirkt haben musste.

Und so kroch ich zur Wasserstelle, um mich zu erfrischen. Aufzustehen, das wagte ich nicht. Denn dann wäre ich gewiss ohne Gleichgewichtsgefühl wie ein Betrunkener umhergetaumelt.

Es dauerte dann ziemlich lange, bis es mir endlich wieder besserging. Immer wieder steckte ich den Kopf ins Wasser und wusch mir das getrocknete Blut aus dem Haar, betastete mit zitternden Fingern meine Streifwunde über dem Ohr.

Sie hatten mich für tot liegen lassen, glaubten an einen Kopfschuss.

Aber ich lebte.

Und endlich beschäftigte ich mich nicht nur mit meiner eigenen Not, sondern dachte an Alfredo.

Ja, was hatten sie mit ihm gemacht? War er tot?

Ich kam endlich auf die Füße, verharrte eine Weile schwankend und wartete, bis sich in meinem Kopf nicht mehr alles so schlimm drehte und auch das Flimmern vor meinen Augen nachließ.

Dann machte ich mich auf den Weg.

Ich fand Alfredo etwa hundert Schritte weiter auf der anderen Seite der Wasserstelle, dort also, wo er meine zwölf Stuten immer wieder umritten hatte, wenn in der Ferne Wölfe oder Coyoten heulten und sie unruhig wurden.

Einmal hatten wir von den felsigen Hängen ein Pumaweibchen fauchen hören.

Zuerst hielt ich Alfredo für tot. Denn sie hatten ihn übel mit Blei gefüllt, mit sogenanntem »Indianerschrot«.

Doch vielleicht war die Entfernung etwas zu weit gewesen oder die Pulverladung war zu schwach. Jedenfalls waren die Bleikugeln nicht besonders tief in seinen kleinen und zähen Körper eingedrungen.

Gewiss, er hatte viel Blut verloren, denn die Wunden hatten stark geblutet.

Doch er lebte noch. Ich musste nur alles tun, um ihn zu retten.

Aber was konnte ich tun?

Verdammt, mir wurde in dieser Minute erst klar, dass sie uns ausgeraubt hatten.

Es war alles weg, was wir als Gepäck und Lagergerät mit uns führten. Es war nicht viel, aber auch das wenige wäre jetzt so wichtig gewesen.

Weil meine Stiefel so abgerissen waren, hatten sie sich wohl nicht dafür interessiert. Aber unsere Waffen waren weg, auch unsere Sättel, die Deckenrollen und die Satteltaschen. In einer der Satteltaschen war Verbandszeug.

Grimmig fluchend holte ich mein Apachenmesser aus dem Stiefelschaft. Wenigstens das Messer hatte ich noch.

Und dann machte ich mich daran, Alfredo das Blei aus dem Körper zu holen. Ich musste dieses verdammte Mistzeug eigentlich nur mit der Messerspitze heraushebeln. Aber er fing natürlich sofort wieder an zu bluten. Wie viel Blut hatte der kleine Kerl wohl? Dies fragte ich mich.

Ich nahm mein Unterhemd, riss es in Stücke und verband ihn so gut ich konnte, und dort, wo dies möglich war.

Ich kannte mich einigermaßen aus mit den Heilkräutern der Indianer. Und so begann ich wenig später die Umgebung der Wasserstelle abzusuchen. Ich machte aus einigen Heilkräutern eine dicke Pampe und pappte sie auf die Wunden.

Dann aber fand ich etwas ganz Großartiges: Honig.

Ja, es gab in einem hohlen Baum auf der anderen Seite der Wasserstelle tatsächlich ein Bienenvolk. Vorsichtig wie ein Bär holte ich mir Honig. Einige Male wurde ich gestochen, aber gegen meine höllischen Kopfschmerzen war das eigentlich nur ein Streicheln, mehr nicht.

Aber Honig von wilden Bienen – das wusste ich – war gut für Wunden. Diese schlossen sich schneller und entzündeten sich nicht.

Nun, ich tat also alles für Alfredo Gonzales.

Übrigens, liebe Leser meiner Geschichte, mein Name ist Kelso, Kelso Adams. Und ich war das, was man einen Texaner nannte.

Als ich mit Alfredo fertig war, da war ich restlos erledigt und fiel neben ihm in einen ohnmachtsähnlichen Schlaf. Das konnten auch meine hämmernden Kopfschmerzen nicht verhindern.

Für eine Weile vergaß ich also die ganze Schlechtigkeit dieser Welt und unser eigenes Elend, ohne zu ahnen, dass es bald schon Hilfe für uns geben würde.

Es war am späten Nachmittag, als ich die Wagen kommen hörte. Sie mussten an die Wasserstelle kommen, denn diese war ja ein Haltepunkt am Wagenweg. Hier gab es Wasser für Mensch und Tier.

Ich hockte neben Alfredo, als die Frau zu mir geritten kam. Als ich wenig später auf meinen Füßen stand, wurde mir wieder schwarz vor Augen. Doch das verging nach einigen Atemzügen.

Und da sah ich – als ich zu ihr aufblickte –, dass sie ein Prachtweib war, o ja, ein wirkliches Prachtweib, das wie eine Amazone im Sattel saß.

Wir musterten uns eine Weile. Dann fragte sie: »Pech gehabt?«

Ich wollte nicken, doch wegen meines schmerzenden Kopfes unterließ ich es und erwiderte nur: »O ja, Ma'am, das kann man wohl sagen.«

Sie sah auf Alfredo und fragte: »Dem geht es wohl nicht besonders?«

»Nein, Ma'am«, sprach ich heiser mit einer Stimme, die mir fremd vorkam. »Dem geht es wirklich schlecht. Vielleicht stirbt er mir in der kommenden Nacht. Er bekam eine Ladung Indianerschrot. Und er ist ja so klein. Nur im Sattel ist er ein Riese. Ja, vielleicht stirbt er mir.«

Sie glitt aus dem Sattel. Für eine Frau war sie mittelgroß und mehr als einen Kopf kleiner als ich. Ihre Bewegungen waren geschmeidig. Sie hatte grüne...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2023
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-4454-1 / 3751744541
ISBN-13 978-3-7517-4454-6 / 9783751744546
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,4 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49