Deutschland. Ein Weltmärchen

(in leichter Sprache)

(Autor)

Buch | Hardcover
160 Seiten
2023
kookbooks (Verlag)
978-3-948336-20-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Deutschland. Ein Weltmärchen - Falb Daniel
24,00 inkl. MwSt
Die Coronapandemie der Jahre 2020ff. lässt sich betrachten als vielleicht "größtes Kontrollexperiment in komparativer Governance in der Geschichte - mit dem Virus als Kontrollvariable". (Benjamin Bratton) Während das Virus überall das gleiche ist, sind die Reaktionen auf es vielgestaltig. Der Erreger macht gesellschaftliche ,Vorerkrankungen' schonungslos sichtbar. Zugleich beruht die Möglichkeit einer Pandemie auf der Realität einer Globalisierung, die Nationalstaaten als autonome Einheiten und Akteure längst durchlöchert hat. Von diesem Ausgangspunkt her begibt sich der Band in einen Intertext mit Heinrich Heines berühmtem Wintermärchen (1844) und schreibt dessen Deutschlandkritik für das 21. Jahrhundert fort. Dabei geht es nun weniger um eine Reise durch Deutschland, als um den Nachvollzug der Routen und Kanäle, die dieses Segment der Erdoberfläche mit dem Rest der Welt verknüpfen. Zugleich geht es um die Grenzen und Schwellen, die im Weltsystem wie innerhalb Deutschlands Zugang (access) beschränken und gestalten. Ins Poetische gespiegelt stellt dieser Fokus die Frage nach der leichten Sprache - das ist das poetische Experiment von Deutschland. Ein Weltmärchen. Die leichte Sprache ist eine Sprache der Inklusion. Als solche findet man sie immer öfter in den deutschsprachigen Informationslandschaften. Die leichte Sprache ist aber auch Wahrheitssprache: sie ist, was man Menschen sagt, die man nicht anlügen kann. Und schließlich kann die leichte Sprache eine Sprache der Dichtung sein: als barrierefreier Zugang zum Gedicht. Als barrierefreier Gang durchs Gedicht - wohin es auch entführen mag. Und als barrierefreier Zugang, im Gedicht, zu jener ursprünglichen Vielsprachigkeit, die jede Nationalsprachlichkeit und jede ,deutsche Literaturgeschichte' axiomatisch unterläuft.- Daniel Falb

Daniel Falb, geboren 1977, ist Dichter und Theoretiker. Er lebt und arbeitet in Berlin, wo er Philosophie studierte und mit einer Arbeit zum Begriff der Kollektivität promovierte. Er veröffentlichte vier Gedichtbände im Verlag kookbooks, zuletzt Orchidee und Technofossil (2019). Daneben hat Falb zur Geophilosophie, zur Theorie der Weltbevölkerung sowie zu Fragen von Poetik und Kunsttheorie gearbeitet. Nach Anthropozän. Dichtung in der Gegenwartsgeologie (Verlagshaus Berlin 2015) erschien 2019 der Essay Geospekulationen. Metaphysik für die Erde im Anthropozän (Merve). Falbs Arbeit wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen gefördert, er erhielt 2016 den Kurt Sigel-Lyrikpreis des PEN Zentrums Deutschland, 2021 war er Träger eines Arbeitsstipendiums Literatur des Berliner Senats. Seine letzten Veröffentlichungen sind COVID und Lebensform (Merve 2021), eine Sammlung von Essays und Gedichten zur Covidpandemie, sowie der philosophische Bildessay Mystique der Weltbevölkerung (Merve 2022). | www.danielfalb.net

Vieles steht hier in Verbindung, oft rhizomatisch, mal konvergierend, mal konterkarierend. Die Verse wuchern in- und auseinander. Radikaler lässt sich kaum sprechen. Wer auf rasches Verstehen aus ist, der wird hier enttäuscht. Doch sollte man sich nicht voreilig von der Überforderung täuschen lassen. Vielmehr sollte man sich fragen, ob Falbs Sprechen mimetisch nicht näher an dem dran ist, was wir unter dem so tückisch leicht über die Lippen gleitenden Begriff „Wirklichkeit“ zu fassen glauben, was aber im Verständnis jeder Einzelnen ja längst das Fassungsvermögen übersteigt.
— Beate Tröger, Der Freitag

Der Lyriker und Philosoph Daniel Falb hat geschafft, was seit einem halben Jahrhundert keinem Kollegen aus der Zunft der Dichter mehr gelungen ist: Er hat die Welt der Lyrik auf den Kopf gestellt. Er hat sie in eine Tabula rasa-Situation versetzt und ihr ein radikales Reinigungs- und Reanimations-Programm verordnet. Die Poesie der Gegenwart soll nicht mehr aus ihren vertrauten Repertoires der poetischen Tradition und aus den Regelwerken der Verskunst schöpfen, sondern sich endlich auf Augenhöhe mit den Naturwissenschaften begeben, vor allem mit der Geologie und der Biologie, aber auch mit der Anthropologie und der Medientechnik.
— Michael Braun, signaturen-magazin.de

Heine hat sich geweigert, auf Französisch zu schreiben, obwohl er 13 Jahre dorthin vertrieben war. Jetzt darfst du Wort-Schatulle öffnen, die ich in die Gegend von deiner Hand geschrieben habe: „Unsere Sprache ist [...], sie ist das Vaterland selbst.“ Pff. „Ich ...,“ – ich strecke meinen Bauch raus – „ich dichte schon auf Französisch, durch DeepL, Je fais déjà de la poésie en français, par le biais de DeepL. Ich dichte schon in jeder Sprache, zu der DeepL mich trägt, Je fais déjà de la poésie dans toutes les langues vers lesquelles DeepL me porte. Ich mache es schon, voilà. Je le fais déjà. Überhaupt kein Ding – pas de chose.“ Durch leichte Sprache kein Problem. Das ist doch ein schöner Topf. „Was stellt er sich so an – zwischen Deutsch und Französisch liegen nur 5.500 Jahre.“

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Reihe Lyrik ; 84
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte Deutschlandkritik • Guernica • Inklusion • Leichte Sprache • VW
ISBN-10 3-948336-20-2 / 3948336202
ISBN-13 978-3-948336-20-2 / 9783948336202
Zustand Neuware
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