Ein Flirren liegt in der Luft, ein Glücksgefühl ...
Zehntausende strömen zu seinen Konzerten: in die Berliner Waldbühne und zur Kaisermania nach Dresden, nach Wien, Zürich, Erfurt und Bremen - seit fast 50 Jahren steht Roland Kaiser auf der Bühne und ist heute erfolgreicher denn je. Sein neues Album Perspektiven: auf Platz 1 der Albumcharts und in Rekordzeit mit Gold ausgezeichnet. Warum hast du nicht nein gesagt: Sein Duett mit Maite Kelly ist mit über 150 Millionen Aufrufen eines der erfolgreichsten Schlagervideos aller Zeiten. Seine Konzerte: ausverkauft innerhalb von Minuten.
Live - Das Roadbook fängt die unvergleichliche Atmosphäre dieser Events ein: magische Momente, die Verbundenheit von Künstler, Band und Fans - und dieses alle erfassende, überwältigende Glücksgefühl. Wie von selbst erwachen die bekannten Songs, und wir sind hautnah dabei, wenn Roland Kaiser auf Tour geht. Er nimmt uns mit in den Tourbus, gibt exklusive Einblicke backstage und erzählt von seinen Anfangsjahren, als er es sich nicht hätte träumen lassen, einmal vor zigtausend begeisterten Fans zu singen ...
Auch die vielen Menschen auf und hinter der Bühne, ohne die die Magie seiner Konzerte nicht entstehen könnte, erzählen vom Musikmachen und vom Leben unterwegs: die Musikerinnen und Musiker seiner Band und die Crew, die ganze große Familie auf Zeit, die immer wieder gemeinsam auf Tour geht und für die Fans unvergessliche Erlebnisse schafft: »Der Kaiser ... er rockt!«
Roland Kaiser, am 10. Mai 1952 als Ronald Keiler geboren, wird seit fast 50 Jahren auf deutschen Bühnen gefeiert. Seine Konzerte in der Waldbühne Berlin gehören zum absoluten Highlight eines jeden Open Air-Sommers, jährlich gekrönt mit den KAISERMANIA-Konzerten in Dresden, die seit fast 20 Jahren nicht nur einen unglaublichen Kultstatus erreicht haben, sondern mittlerweile auch in absoluter Rekordzeit ausverkauft sind. In den größten Hallen Deutschlands elektrisiert er live mit seiner hervorragenden Band bis heute mit seinen Tourneen Hunderttausende mit hervorragender Musik und atemberaubenden Bühnen- und Lichtshows. Seine Fangemeinde umfasst mittlerweile drei Generationen. Er gilt als DER Erfolgskünstler der deutschen Unterhaltungsmusik.Die Themen des karitativen Betätigungsfeldes von Roland Kaiser sind eng mit seiner eigenen Biographie verknüpft. So engagiert sich Roland Kaiser - selbst als Vollwaise aufgewachsen - in vielen Einrichtungen für Kinder und sozial benachteiligte Menschen. Roland Kaiser ist Kuratoriumsvorsitzender der Solidarfonds Stiftung NRW, Botschafter der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke e. V., des Kinderhospizes Mitteldeutschland e. V. sowie von Kinderlachen e. V. Im Zuge seiner eigenen überstandenen Erkrankung erweiterte Roland Kaiser seine Unterstützung als Botschafter für karitative Initiativen bei der Stiftung AtemWeg, der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) / Stiftung Fürs Leben und der Rudolf-Pichlmayr-Stiftung. Dieses breitgefächerte Engagement für soziale Zwecke und seine künstlerischen Verdienste brachten Roland Kaiser zahlreiche Auszeichnungen ein, darunter den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, die Goldene Henne für das Lebenswerk, den Albert-Schweitzer-Preis der Kinderdörfer und Familienwerke, den ECHO für soziales Engagement, das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Ehrenmedaille der Landeshauptstadt Dresden sowie den Annemarie-Renger-Preis.
Berlin, Waldbühne
Freitag, 15.7.2022
15.50 Uhr
Noch ist es still. Die leeren Tribünen ziehen sich in strenger Symmetrie den Hang hinauf. Treppenaufgänge unterteilen die Ränge, helle steinerne Bänder, gerahmt vom Grün halbhoher Hecken an den Geländern. Die Berliner Waldbühne wurde für die Olympischen Spiele 1936 gebaut, angeregt von Joseph Goebbels, angelehnt an die Architektur antiker Theater. Das Einzige, was aus der Strenge heraussticht, ist ein weißes Zeltdach in der Mitte, gegenüber der Bühne. Früher war hier die Führerloge, heute sitzen Toningenieure und Lichtgestalter an Mischpulten und Reglern, vor Laptops und Bildschirmen.
Gegenüber, über der Bühne, spannt sich ebenfalls ein Zeltdach, größer und ausladender – geradezu ikonisch in seinem charakteristischen Schwung und den beiden Spitzen links und rechts. Bühnentechniker richten noch Mikrofone ein, jemand stimmt eine E-Gitarre. In zehn Minuten beginnt der Soundcheck.
Der Himmel über Berlin ist weiß wie Milch.
16.57 Uhr
Die Security zieht ein. Dutzende Ordner schwärmen aus – dunkel gekleidete Gestalten in Warnwesten strömen zeitgleich vom oberen Rand des Talkessels die Tribünen hinab, verteilen sich über die Ränge, leuchtendes Orange vor monochromem Grau, das Ganze wirkt wie eine Ballettchoreografie. Über den Bäumen hinter den Rängen schwebt die Spitze des Olympia-Glockenturms.
Die Waldbühne gilt als eine der schönsten Freilichtbühnen Europas, die Rolling Stones und die Berliner Philharmoniker treten hier auf, Eric Clapton, Iron Maiden, Björk.
17.30 Uhr
Vorn beginnt der Einlass, backstage gehen Crew und Band essen. Alle sitzen an Bierzelttischen unter Bäumen – Braten mit Soße, veganes Schnitzel, Salat, Kuchen, Kaffee, Wasser, Saft. Alle wirken entspannt und gut gelaunt, reden, lachen.
Jenseits des kleinen Wäldchens, das Backstagebereich und Freilichtbühne trennt, füllen sich währenddessen die Ränge. Man sieht das Publikum nicht, hört nur die Geräuschkulisse, dieses gleichmäßige Stimmengewirr, das langsam und beständig anschwillt, immer wieder unterbrochen von einzelnen Rufen, von Gelächter. Heitere Wellen der Vorfreude, die herüberschwappen. Ein Flirren liegt in der Luft, eine leise Aufgeregtheit.
In gut zwei Stunden beginnt das Konzert.
19.45 Uhr
Er ist pünktlich, wie immer. Höflichkeit und Rock ’n’ Roll schließen sich nicht aus. Er trägt Anzug, wie immer, auch das Ausdruck seines Respekts. Wenn mein Publikum sich gut anzieht, weil es ins Konzert geht, sagt Roland Kaiser, dann tue ich das selbstverständlich auch.
Im nächsten Moment bricht ein Sturm los ...
Backstage
Die Musiker kommen, und es schallt durch die Waldbühne: Let meeee entertain youu! Drängende Gitarren, ein treibendes Schlagzeug, Klavier, Keyboards und buntes Scheinwerferlicht. Das Publikum jubelt. Im nächsten Moment ein fließender Übergang zum Intro von Kurios – und dann tritt auch Roland Kaiser aus dem Dunkel. Die Fans klatschen begeistert, rufen seinen Namen – und er geht langsam vor zum Bühnenrand, schaut in dieses Meer von Menschen vor sich, lächelt und verbeugt sich.
Und dann: Schlafzimmerblick, dazu ein Spitzenrosé …
Das Publikum singt mit: … gefühlte tausend Tage Sehnsucht! Überall halten Fans rote Pappherzen in die Luft und Schilder: ROLAND, WIR LIEBEN DICH! Die Gitarren drängen weiter, die Drums treiben, das Klavier, die Keyboards, und dann singen alle: Vergessen ist, was war, wir sind wieder daaa …
In weniger als zwei Minuten singt und tanzt die gesamte Waldbühne.
Das zweite Lied: Ich glaub, es geht schon wieder los. Ein rockiges Intro – wer spielt hier, irgendeine angesagte US-Band? Das Publikum geht mit, singt, tanzt. Ein Mann – auf seinem T-Shirt prangt Das Beste am Leben – küsst seine Frau. Sie strahlt ihn an.
Stark. Junge Frauen tanzen auf den Rängen, mitteljunge, mittelalte, noch ältere. Ältere Männer wiegen sich im Takt, mittelalte, mitteljunge, ganz junge. Ein Mann mit Siegelring hat einen verdammt sexy Hüftschwung.
Der Himmel über Berlin reißt auf.
Kein Problem. Überall rücken Pärchen zusammen: Eine Frau umarmt ihren Partner, er küsst ihr Haar. Ein Mann prostet seiner Liebsten mit einem Roland-Kaiser-Becher zu – sie greift zu, erst nach dem Becher und dem Kaiser, dann nach ihrem Mann. Verkäufer mit Bauchläden voller Bier und Erdbeerbowle schieben sich durch die ausgelassene Menge.
Santa Maria: Eine akustische Gitarre und sanftes Umnana, Umnana des Chors – Beifall brandet durch die Waldbühne. Alle schunkeln im Takt und singen ab Zeile 1 unisono: Santa Maria, Insel, die aus Träumen geboren ...
Amore mio: Noch lauterer Jubel, noch mehr Euphorie. Der stern nannte Roland Kaiser einst den »Soft-Pornografen des deutschen Schlagers«. Er selbst sagt, er wolle Geschichten erzählen, lebensnahe Geschichten, zum Beispiel davon, wie sich Menschen ins Abenteuer der Liebe stürzen. Dabei hat er sich nie gescheut, Amor um Eros zu erweitern, und so liegt in seinen Liedern etwas, das – jenseits aller Klischees – jede und jeden hier berührt, weil jeder und jede es schon einmal erlebt hat, irgendwie. (Ein paar Jahre später nannte Christiane Rösinger in der taz Kaiser übrigens »einen traurigen Philosophen, gefangen im Körper eines deutschen Schlagersängers«.)
Dann, zack, ein Sprung ins Jahr 2019: Kein Grund zu bleiben, ein Lied darüber, wie wichtig es ist, stets für seine Träume einzustehen. Frauen mit Blumenkränzen im Haar werfen Küsse in die Menge, und beim zweiten Refrain scheinen sämtliche 22 000 Menschen in der Berliner Waldbühne mitzusingen. Sie lachen und sie tanzen, sind Teil von etwas Ganzem – die Open-Air-Bühne ist ein brodelnder Kessel.
»Von solchen Abenden habe ich geträumt«, sagt Roland Kaiser, »es ist toll, hier zu sein!«
Tosender Applaus.
Über den Wolken – eine Hommage an seinen geschätzten Kollegen Reinhard Mey, alle singen mit.
Die Gefühle sind frei – ein Song von 1983, geschrieben mit Norbert Hammerschmidt, auf einer der zahllosen Fahrten jener Jahre, von Konzert zu Interview zu Fotoshooting zu TV-Auftritt.
Die Fans feiern
Auch damals stand sein Name für Hits, doch er war einer, der sich suchte. Heute erfindet er sich neu, denn er hat sich längst gefunden.
Das Beste am Leben – eine Ode ans Leben und der Appell, immer wieder etwas zu wagen. Ein Mann in himmelblauem Sakko tanzt noch wilder als alle Frauen um ihn herum, ein Pärchen mit Leuchtbrillen (seine blau, ihre rot) fällt sich in die Arme, und eine Brezelverkäuferin reckt den linken Arm im Takt in die Höhe, mit dem rechten hält sie ihren Bauchladen fest.
Der Himmel über Berlin ist hoch und heiter.
Und dann:
Es brennt noch Licht am Horizont
Das Böse hat noch nicht gewonn′n
Die Botschaft unserer Tage. Worte, nach denen alle lechzen.
Nimm meine Hand, dann sind wir zwei
Wir schießen höchstens am Ziel vorbei
Denn ich bin ein Träumer, einer von vielen
Und ich seh weiße Fahnen weh′n
Liebe kann uns retten – Geigen, Bratsche, Cello mischen sich mit dem Gesang glücklicher Fans, mit entschlossener Zuversicht überall auf den Rängen, und dazu schwenken 22 000 Hände im Takt weiße Taschentücher.
Lang nicht mehr gemacht: Türkis, Lila, Blau und gleißendes Weiß – auf der Bühne explodiert ein Farbspektakel. Der Song erzählt von einem Paar, das endlich tut, was wir alle viel zu selten tun im Trubel des Alltags: Es besinnt sich auf sich, feiert seine Liebe, holt sich den Glanz der ersten Tage zurück. Eine Frau schaut zu ihrem Mann – er umarmt und küsst sie. Ein anderer Mann streicht seiner Frau über die Wange – und sieht sehr verliebt aus.
Lieb mich ein letztes Mal: Alle singen mit, eine Frau, um die sechzig, singt besonders inbrünstig, während ein Mann, um die vierzig, ihr zusieht, schüchtern irgendwie, selbst bewegt er nur ab und zu die Lippen. Schließlich steht er auf und geht Bier holen.
Alles was du willst: Ein Paar tanzt Discofox, mit jeder Drehung zieht der Mann die Frau näher, beim dritten Refrain drückt er sie an sich, seine Hände auf ihrem Po. Vorn auf der Bühne tritt Tina Tandler vor, ihre roten Locken leuchten, als sie den Kopf in den Nacken legt, das Saxofon hebt und zu einem Solo ansetzt. Sollte irgendwo in diesem Toben doch noch jemand auf seinem Platz sitzen, ist ihm wirklich nicht zu helfen …
Manchmal möchte ich schon mit dir: Bässe wummern, lassen den ganzen Körper beben. Flirten, Lachen, tiefe Blicke und geschätzte 22 000 Stimmen, die voller Hingabe einstimmen. Überall liegen sich Paare in den Armen, ein paar Frauen wirbeln singend eine Treppe hinunter und filmen sich dabei, eine trägt ein T-Shirt: Roland, ich will mit dir singen! (Vor vierzig Jahren stand auf Fan-Shirts: Roland, ich will ein Kind von dir!)
Midnight Lady. Gegen die Zeit. Schach Matt. Auf der Bühne wird es dunkel. Ein einzelner...
Erscheint lt. Verlag | 26.4.2023 |
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Illustrationen | Paul Schirnhofer |
Zusatzinfo | durchg. 4c |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
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ISBN-10 | 3-641-30453-9 / 3641304539 |
ISBN-13 | 978-3-641-30453-9 / 9783641304539 |
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