Professor Zamorra 1268 (eBook)

Die Götter der Polarnacht

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4641-0 (ISBN)

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Professor Zamorra 1268 - Simon Borner
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Sie war allein in einer Geisterstadt, und sie hatte Angst!
'Mr Marks?', wiederholte sie. 'Sind Sie das da draußen?'
Langsam ging sie näher, zurück in Richtung Treppenhaus. Dabei hielt sie die Flasche hoch erhoben, um jeden Augenblick damit zuschlagen zu können.
Raschelte da nicht etwas? Atmete da jemand?
Endlich kam sie zur offenen Tür der Kellerbar. Irrte sie sich, oder fiel da draußen ein Schatten auf den Gang? Der Schatten eines auf sie lauernden Menschen?
'Mr Marks?', fragte Ashley Bridges ein letztes Mal.
Dann sprang sie über die Schwelle.
Und schrie!


Die Götter der Polarnacht

von Simon Borner

Sie hatte Angst, verflucht! Sie war allein in einer Geisterstadt, und sie hatte Angst!

»Mr Marks?«, wiederholte sie. »Sind Sie das da draußen?«

Langsam ging sie näher, zurück in Richtung Treppenhaus. Dabei hielt sie die Flasche hoch erhoben, um jeden Augenblick damit zuschlagen zu können.

Sie spitzte die Ohren. Raschelte da nicht etwas?

Atmete da jemand?

Endlich kam sie zur offenen Tür der Kellerbar. Irrte sie sich, oder fiel da draußen ein Schatten auf den Gang? Der Schatten eines auf sie lauernden Menschen?

»Mr Marks?«, fragte Ashley Bridges ein letztes Mal.

Dann sprang sie über die Schwelle.

Und schrie.

   

»Ich weiß nicht, was zur Hölle das da drin ist. Aber es ist wild und verdammt wütend!«

Das Ding aus einer anderen Welt, 1982

Kapitel 1
Das Ding

1982

Shelly Dickens war auf einem fremden Planeten. Zumindest fühlte es sich so an.

Sprachlos und fasziniert ließ sie den Strahl ihrer Taschenlampe über die hohen Eiswände gleiten, die sie in nahezu allen Richtungen umgaben. Wo das Licht die Jahrtausende alte Eisschicht berührte, funkelte das Eis: eine ganz eigene Mischung aus Blau und Silber, Weiß und Gold. Auch das Eis schien aus einer fremden Welt zu stammen. So etwas Wunderschönes konnte die olle alte Erde doch nie und nimmer zustande bringen, oder?

»Krcht Erde an Shelly. Erde an Shelly. Meldest du dich vielleicht mal, oder was ist jetzt? Ich dachte, wir wollten loslegen. Krcht«

Shelly schmunzelte. Die Worte, die aus ihrem Walkie Talkie gedrungen waren, hatten so perfekt gepasst, als läse Thomas ihre Gedanken.

»Hey, Erde«, erwiderte sie und hob die Sprechmuschel dicht ans Gesicht. Atemwölkchen tanzten vor ihrem Mund, bei jeder neuen Silbe. »Es ist absolut atemberaubend hier drin. Unbeschreiblich schön.«

»Krcht Das mag ja sein, aber was ist mit den Eisbären? Du wolltest nachsehen, ob da Eisbären sind, Shel! Krcht«

Sie schüttelte den Kopf, auch wenn ihr Partner es nicht sehen konnte. »Hier sind keine Eisbären, Tommy. Hier ist überhaupt gar nichts, was uns gefährlich werden könnte. Nur Ruhe und Frieden.«

Dickens & Bell, so hieß ihre Produktionsfirma. Sie war klein und bestand nur aus zwei Festangestellten, die auch die beiden Bosse waren. Doch das junge Paar aus New York wollte es gar nicht anders haben. Shelly liebte die Freiheit, die sie und Tommy bei der Arbeit genossen. Sie waren niemandem Rechenschaft schuldig und konnten reisen, wohin sie wollten. Das Ziel musste nur interessant genug für eine Reportage sein, die man den »üblichen Verdächtigen« anbieten konnte. Die üblichen Verdächtigen waren Printmagazine wie der altehrwürdige National Geographic, aber auch Radio- und TV-Sender wie NPR oder die großen Networks. Seit ihrer Kindheit träumte die Achtundzwanzigjährige nun schon davon, einmal ihre eigene Natursendung im nationalen Fernsehen präsentieren zu dürfen. Und wer weiß? Vielleicht erfüllte sich ihr Traum ja doch noch eines Tages. An Tommy und ihr sollte es jedenfalls nicht scheitern.

»Krcht In Ordnung, dann komm ich jetzt ebenfalls rein. Ich bring die Kamera mit, okay? Krcht«

»Negativ, Tommy«, verneinte Shelly, einem spontanen Impuls folgend. »Ich komme wieder raus zu dir. Du, das hier müssen wir völlig neu aufziehen. Unser Drehplan war gut, das ist es nicht. Aber die Bilder hier ... Denen werden wir mit den alten Ideen echt kein bisschen gerecht. Warte kurz, ja? Dann überlegen wir uns neue.«

Er antwortete nicht. Wie immer, wenn sie ihn überrumpelte. Shelly seufzte leise – Ach, Tommy! –, dann löste sie sich wieder von der fremden Welt im Inneren der Gletscherhöhle und machte sich auf den Rückweg.

Seit drei Tagen waren sie und ihr Partner nun schon auf Spitzbergen. Die Reise zu den Gletschern im Sassen-Bünsow-Land-Nationalpark war Shellys Idee gewesen. Vor Jahren hatte sie eine Reportage darüber im Radio gehört und war sofort fasziniert gewesen. Und nun, da die Rezession ihrer kleinen Firma gehörig zusetzte, hatte sie die Idee wieder aus der Versenkung gekramt und Tommy überredet, mit ihr gen Norden zu fliegen.

Der erste Teil ihres Trips hatte sie vom Big Apple aus nach Oslo geführt. Dort hatten sie eine Jetlag-Nacht in einem schlechten Hotel verbracht und am nächsten Morgen Flieger Nummer 2 bestiegen, der sie nach Tromsö im Norden des Landes transportiert hatte. Ein weiterer Umstieg und ein paar kurze Flugstunden später waren sie in Longyearbyen gelandet, der so ziemlich einzig nennenswerten Siedlung im gesamten Archipel Spitzbergen. Das Duo hatte keinen örtlichen Guide, der sie durch die unbewohnten Weiten der Region führte. Zwar hatte es in Longyearbyen – einer Mehrere-Hundert-Seelen-Enklave in einer Bucht, zu der der hiesige Winzflughafen gehörte – Dutzende von Fremdenführern gegeben, die sich auf ankommende Touristen stürzten wie Geier auf frisches Aas. Aber sowohl Shelly Dickens als auch Thomas Bell fanden Reportagen nur dann wirklich gut, wenn die Reporter völlig unvoreingenommen und frisch auf einen Ort und eine Situation reagierten. »Wir sind die Augen und Ohren unseres Publikums«, sagte Tommy stets. »Die Leser, Hörer und Zuschauer wissen wenig über die Gegenden, in die wir vordringen. Also dürfen auch wir im Vorfeld nur wenig darüber wissen. Alles andere würde sich nicht authentisch anfühlen.« Auch dafür liebte Shelly ihn. Er war so herrlich pragmatisch.

Und er war ... fort?

»Tommy?«, rief die Achtundzwanzigjährige. Sie hatte den Ausgang der Gletscherhöhle erreicht und sah sich fragend um. »Bist du hier irgendwo?«

So weit das Auge reichte, sah sie nur Schnee und Eis. Die Ebene hier am Meer war felsig und karg. Letzteres war wenig überraschend, schließlich wuchs auf ganz Spitzbergen – Svalbard, für Einheimische – kaum mal ein Grashalm. Der Permafrost im Boden machte nicht nur Ackerbau, sondern auch simple Vorgärten nahezu unmöglich, vom zumeist rauen Wetter ganz zu schweigen. Es gab nur wenige Monate pro Jahr, in denen die Gegend grün wurde.

»Tommy!«, rief Shelly abermals. »Das ist nicht lustig, du Spinner. Wir müssen arbeiten, schon vergessen?«

Verwundert kratzte sie sich am Hinterkopf. Spielte er etwa Verstecken mit ihr? Da lag seine Ausrüstung, an derselben Stelle wie vorhin. Die zwei Schneemobile standen ebenfalls friedlich nebeneinander, die Taschen und Kisten mit dem Equipment – zwei Kameras, ein Mikrofonarm und die wohl klobigsten Akkus der Welt auch. Shelly sah das Gewehr an einer der Kisten lehnen, ebenso den Rucksack mit ihrem Zweipersonenzelt. Nur ihren Partner sah sie nirgends.

Ach, Tommy ..., seufzte sie innerlich. Einmal mehr. Dann griff sie zum Funkgerät.

»Erde an Tommy Bell. Verflixt, was treibst du? Ich bin hier, du Trottel, wo bist du?«

Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, da hörte sie den Schrei. Laut und gellend drang er an ihr Ohr, voller Leid und Schmerz.

Shelly wirbelte herum. Der Schrei war aus östlicher Richtung gekommen, irgendwo aus dem Gewirr aus eisbedeckten Felsen und tiefen Schluchten, vor dem sie stand. Nur sah sie seine Quelle nicht.

Tommy?, dachte sie besorgt.

»Warst du das?«, rief sie ins Funkgerät. Gleichzeitig lief sie los, dem Osten entgegen. »Scheiße, warst du das? Tommy? Red mit mir!«

Eisbären. Das musste es sein. In der kurzen Spanne zwischen ihrem Funkgespräch und ihrem Auftauchen aus der Höhle musste Bell von einem Eisbär überrascht worden sein. Die gewaltigen Raubtiere waren die Herren von Spitzbergen, das wusste hier oben jedes Kind. Ihretwegen verließ niemand das Haus ohne Gewehr; alles andere käme einem Spiel mit dem Tod gleich und war unfassbar riskant. Eisbären konnten jederzeit und überall auftauchen. Sie kannten keine Gnade.

Nach einigen schnellen Schritten durch den Schnee sah Shelly ihre Furcht bestätigt: Da waren Blutspuren am Boden! Sie führten weg von den Schneemobilen und hin zu den Felsen im Osten, wo weitere Gletscher- und wohl auch andere Höhlen warten mussten. Die Geschichte erzählte sich von selbst.

Obwohl ...

Eisbären erledigen ihre Opfer direkt, dachte Shelly. Trotz aller Furcht war noch ein rationaler Teil ihres Verstandes aktiv. Dieser Teil übernahm nun. Sie schleppen sie nicht Dutzende von Metern weit in ein Höhlenversteck. Warum sollten sie das tun? Es gibt hier draußen nichts, was ihnen gefährlich werden oder ihnen die Beute rauben kann.

Der Schrei wiederholte sich, schrill und unfassbar leidend. Er war kurz und endete in einem herzerweichenden Gurgeln. Shelly hätte die Stimme unter Tausenden wiedererkannt. Das war Tommy, natürlich. Wer sonst, hier draußen im Nichts?

»Hörst du mich?«, fragte sie in ihr Walkie Talkie. Die Hand, die es hielt, zitterte. Genau wie ihre Stimme....

Erscheint lt. Verlag 3.1.2023
Reihe/Serie Professor Zamorra
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • Deutsch • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-4641-2 / 3751746412
ISBN-13 978-3-7517-4641-0 / 9783751746410
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