Lassiter Sonder-Edition 11 (eBook)

Lassiter und die Tochter des Henkers

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4525-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter Sonder-Edition 11 - Jack Slade
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Seit dem frühen Morgen kauerte Lassiter zwischen den Büschen am Hang und beobachtete die kleine Ansiedlung. Sie bestand aus einem Dutzend niedriger, weißgetünchter Adobehütten, die sich wie Küken um das große zweigeschossige Holzhaus scharten, das den alles überragenden Mittelpunkt der Ortschaft bildete. Es war das Haus des Reservationsagenten. Außer der Agentur beherbergte es einen General Store und einen kleinen Saloon.
Lassiter hatte sich alle Einzelheiten genau eingeprägt. Es war wichtig für ihn, lebenswichtig. In seiner augenblicklichen Situation konnte schon ein winziger Fehler tödlich sein.
In einem der Corrals hinter dem Agenturgebäude standen sechs Pferde, denen man ansah, dass sie hart geritten worden waren. Die sechs Männer, die mit ihnen gekommen waren, hielten sich noch immer im Haus auf. Erst wenn sie verschwunden waren, konnte es Lassiter wagen, sein Versteck zu verlassen.
Sechs harte Burschen, das war auch für Lassiter zu viel.


LASSITER UND DIE TOCHTER DES HENKERS

von Jack Slade

Seit dem frühen Morgen kauerte Lassiter zwischen den Büschen am Hang und beobachtete die kleine Ansiedlung. Sie bestand aus einem Dutzend niedriger, weißgetünchter Adobehütten, die sich wie Küken um das große zweigeschossige Holzhaus scharten, das den alles überragenden Mittelpunkt der Ortschaft bildete. Es war das Haus des Reservationsagenten. Außer der Agentur beherbergte es einen General Store und einen kleinen Saloon.

Lassiter hatte sich alle Einzelheiten genau eingeprägt. Es war wichtig für ihn, lebenswichtig. In seiner augenblicklichen Situation konnte schon ein winziger Fehler tödlich sein.

In einem der Corrals hinter dem Agenturgebäude standen sechs Pferde, denen man ansah, dass sie hart geritten worden waren. Die sechs Männer, die mit ihnen gekommen waren, hielten sich noch immer im Haus auf. Erst wenn sie verschwunden waren, konnte es Lassiter wagen, sein Versteck zu verlassen.

Sechs harte Burschen, das war auch für Lassiter zu viel.

   

Dieser Roman war der erste LASSITER, der von einem deutschen Autor – Karl Wasser – geschrieben wurde und keine Übersetzung aus dem Amerikanischen ist.

I

Die Sonne stieg. Die Hitze wurde unerträglich. Reglos hockte Lassiter zwischen den verdorrten Creosotbüschen, die nur wenig Schatten spendeten.

Um zwei Uhr wurde eine Tür des großen Hauses geöffnet. Als erster trat Sidney Blood ins Freie. Obwohl die Entfernung zu groß war, um das Gesicht des Mannes zu erkennen, wusste Lassiter, dass es der Wells Fargo-Agent war. Seine große, eckige Gestalt, die Art, wie er den Stetson trug, die geschmeidige Lässigkeit, mit der er sich bewegte, das alles waren die unverkennbaren Merkmale des Mannes, der geschworen hatte, Lassiter zu stellen oder zu töten.

Seit Jahren war Sidney Blood hinter Lassiter her. Er hatte ihm schon oft eine Falle gestellt. Aber Lassiter hatte es noch immer geschafft, zu entkommen.

Vor drei Wochen schien es Sidney Blood endlich geschafft zu haben. Es war in Colorado. Eine Geldsendung wurde von Denver nach Grand Junction transportiert. Sidney Blood hatte Wind davon bekommen, dass Lassiter sich in Colorado aufhielt. Überall ließ er die Nachricht verbreiten, an welchem Tag die Kutsche mit den zweihunderttausend Dollar die Hauptstadt verlassen würde.

Lassiter brauchte Geld. Zusammen mit drei anderen Männern stoppte er die Kutsche fünfzehn Meilen nördlich von Colorado Springs. Alles ging glatt, viel zu glatt. Der Kutscher und der Begleitfahrer streckten sofort die Hände zum Himmel. Die vier bewaffneten Agenten ergaben sich ebenfalls, ohne einen Schuss abzufeuern.

Lassiters Partner schleppten die schwere, eisenbeschlagene Kiste aus der Kutsche. Ein Stück abseits vom Weg machten sie sich sofort über die Kiste her. Sie konnten es kaum erwarten, das Geld in den Fingern zu haben. Die Gier wurde ihnen zum Verhängnis. Lassiter hatte gerade die Wells Fargo-Leute ein Stück von der Kutsche weggetrieben, als eine gewaltige Detonation die Erde erzittern ließ. Lassiter und die Männer von Wells Fargo wurden von der Druckwelle zu Boden gerissen. Von Panik erfasst, rannten die Pferde davon.

Lassiter stand als erster wieder auf den Beinen. Sofort sah er, dass seinen Partnern nicht mehr zu helfen war. Die Explosion der in der Kiste versteckten Dynamitladung hatte sie in Stücke gerissen.

Aber Sidney Bloods teuflischer Plan hatte nur zu einem Teil geklappt. Wieder einmal konnte Lassiter entkommen. Seine Verfolger waren ihm schon bald auf den Fersen. An ihrer Spitze Sidney Blood. Lassiter kam nicht mehr zur Ruhe. Auf einem gestohlenen Pferd ritt er quer durch Colorado. Als er das Indianerterritorium erreichte, fühlte er sich einigermaßen sicher. Doch Sidney Blood ließ nicht locker. Seine Sondervollmachten gingen so weit, dass Lassiter auch bei einigen indianischen Freunden keinen Unterschlupf finden konnte, ohne deren Sicherheit zu gefährden.

Seit zwei Tagen besaß Lassiter kein Pferd mehr. Es war an einem Klapperschlangenbiss verendet. Vor zwanzig Stunden hatte er den letzten Bissen zu sich genommen. Ebenso lange war er ohne Wasser. Wie lange noch? Erst wenn Sidney Blood mit seinen fünf Begleitern verschwunden war, konnte Lassiter hinuntergehen.

Lassiters Augen brannten. Sie waren entzündet vom feinen Alkalistaub. Er spürte auch den Geschmack von Staub in seinem Mund. Staub bedeckte sein Gesicht wie eine feine Puderschicht, lag auf seinen Stiefeln, den Kleidern, dem Hut.

Hinter Sidney Blood waren jetzt auch die fünf Männer aus dem Haus gekommen. Sie gingen zu den Corrals hinüber. Ein mexikanischer Peon trieb frische Pferde heran. Die Männer sattelten und ritten davon.

Lassiter wartete noch. Er besaß die Geduld eines Indianers. Sidney Blood war nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Deshalb beging Lassiter nicht den Fehler, jetzt schon loszugehen.

Er wartete bis zum Einbruch der Dunkelheit. Er nahm die Winchester vom Boden auf und marschierte auf die Ansiedlung zu.

Der Saloon befand sich in einem kleinen Nebenraum des General Stores. Eine Theke, ein hölzernes Flaschenregal und vier Tische mit primitiven Holzschemeln bildeten die ganze Einrichtung. An zwei Stellen hingen einfache Petroleumlampen von der Decke herab und sorgten für trübes Licht.

Lassiter nahm an einem Tisch in der Ecke Platz. Er setzte sich so, dass er den Rücken gegen die Wand lehnen und gleichzeitig den ganzen Raum überblicken konnte.

Der Saloonkeeper war ein älterer Mann mit schütterem Haar und zerknittertem Gesicht. Beim Gehen zog er das rechte Bein nach. Lassiter bestellte Whisky und ein Steak. Der Keeper sah ihn misstrauisch an und verschwand in der Küche.

Lassiter war gerade mit dem Essen fertig, als weitere Gäste kamen. Sie blieben am Tresen stehen und spähten manchmal verstohlen zu ihm hin. Er lehnte sich zurück und rollte sich eine Zigarette.

Einer der Männer löste sich vom Tresen. Breitbeinig blieb er vor Lassiter stehen.

Lassiter hatte die Hände vor der Brust verschränkt.

Er machte den Eindruck eines müden Mannes, der leicht zu schlagen sein würde.

Der andere grinste breit und umschloss mit der Rechten den Revolverkolben.

»Lassiter, wie?«

»Kann ich was für dich tun?«, fragte Lassiter zurück.

»Bist du Lassiter, oder bist du es nicht?«

Lassiter nickte gleichgültig. Er hatte keine Lust, sich vor diesem Mann zu verkriechen.

»Ja«, sagte er, »ich bin Lassiter.«

Der Mann zog seinen Colt. Er war sehr schnell – ein ausgekochter Revolvermann.

Lassiter war schneller. Er zog im Sitzen und schoss ohne zu zögern. Die Kugel drang dem Mann mitten in die Brust. Der Mann schrie gellend auf. Und in seinen Schrei mischte sich das Krachen des eigenen Revolvers, den er noch hatte abfeuern können. Er machte noch zwei Schritte auf Lassiter zu und brach zusammen.

Die Hände der anderen drei Männer zuckten nun auch zu den Revolvern. Aber sie zogen nicht.

»Bringt euren Partner nach draußen!«, sagte Lassiter. »Wenn ihr vernünftig seid, bleibt es bei dem einen Toten.«

Die drei brachten ihren toten Partner nach draußen. Später kamen sie wieder. Lassiter verwickelte sie in ein Gespräch. »Gehört ihr zur Agentur?«, fragte er.

»Wir sind auch nur auf der Durchreise«, sagte ein breitschultriger Mann. Ein pechschwarzer Bart rahmte sein Gesicht ein und gab ihm einen düsteren Ausdruck. »Wir waren hinter jemand her. Wenn wir den geschnappt hätten, wäre mehr dabei rausgekommen als die lumpigen fünftausend Bucks, die Wells Fargo auf dich ausgesetzt hat, Lassiter.«

»Ihr seid Kopfgeldjäger?«

»Was dagegen? Es ist ein Beruf wie jeder andere.«

»Du hast recht«, sagte Lassiter. Er grinste. »Irgendwie muss man sein Geld verdienen, wenn man anständig leben will. Hinter wem wart ihr denn her?«

»Cheerokee-Bill.«

Lassiter pfiff durch die Zähne.

»Wieviel bringt er euch denn, wenn ihr ihn schnappt?«

»Nichts mehr«, brummte der Schwarzbart. »Sie haben ihn schon. Sie haben ihn nach Fort Smith gebracht. In spätestens vier Wochen legen sie ihm den Strick um den Hals.«

Lassiter kannte Cheerokee-Bill nicht persönlich. Aber er hatte bereits viel von ihm gehört. Cheerokee war ein Halbblut. Es hieß, dass seine Brutalität alles bisher Dagewesene in den Schatten stelle.

»So ist das«, murmelte Lassiter. »Irgendwann erwischt es jeden. Früher oder später.« Er nickte dem Keeper zu. »Mach noch mal die Gläser voll. Für mich auch einen.«

Der Keeper füllte vier Gläser. Lassiter steckte den Colt ins Holster zurück und stellte sich zu den vier Hombres an den Tresen. Er tat so, als ob überhaupt nichts vorgefallen wäre. Den Kopfgeldjägern schien sein Verhalten zu imponieren. Der Schwarzbart sah ihn anerkennend an.

Leise sagte Lassiter zu ihm: »Fünftausend Dollar sind nicht viel Geld, Amigo. Wenn ihr Geld verdienen wollt, müsst ihr euch schon was Besseres einfallen lassen.«

Der Schwarzbart schüttelte den Kopf.

»Dabei kommt auch...

Erscheint lt. Verlag 10.1.2023
Reihe/Serie Lassiter Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-4525-4 / 3751745254
ISBN-13 978-3-7517-4525-3 / 9783751745253
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,3 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49