G. F. Unger 2201 (eBook)

Die Saloonkatze

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4587-1 (ISBN)

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G. F. Unger 2201 - G. F. Unger
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Es ist eine stürmische Nacht auf dem Big Muddy, und als er an die Reling der »Belle Mary« tritt, sieht er auf der Ostseite die Lichter einer kleinen Stadt. Die »Belle Mary« dampft mit einer Geschwindigkeit von etwa fünf Meilen in der Stunde daran vorbei.
Johnny Ringloke fragt sich, was dies für eine Stadt sein mag - aber dann erinnert er sich wieder an seine Probleme. Was geht ihn die Stadt an? Sicher, auch sie wird ihre Probleme haben. Wer hat die nicht auf dieser Welt? Doch jeder Mensch ist sein eigener Hüter. Und genau darauf muss sich Johnny Ringloke jetzt konzentrieren. Er weiß es zu gut.
Vor einer Weile machten sie drinnen im Spielsalon der Kabinenklasse eine Pause beim Poker. Er stopfte sich die gewonnenen Chips in die Taschen und ging hinaus, um sich etwas auszulüften und einen klaren Kopf zu bekommen. Es sind viele Chips, die er in den Taschen hat - und alles Hundert-Dollar-Chips. Eigentlich könnte er mehr als zufrieden sein. Aber er macht sich Sorgen, ob sie ihm die gewonnenen Chips auf dem Schiff in Bargeld umwechseln werden ...


Die Saloonkatze

Es ist eine stürmische Nacht auf dem Big Muddy, und als er an die Reling der »Belle Mary« tritt, sieht er auf der Ostseite die Lichter einer kleinen Stadt. Die »Belle Mary« dampft mit einer Geschwindigkeit von etwa fünf Meilen in der Stunde daran vorbei.

Johnny Ringloke fragt sich, was dies für eine Stadt sein mag – aber dann erinnert er sich wieder an seine Probleme. Was geht ihn die Stadt an? Sicher, auch sie wird ihre Probleme haben. Wer hat die nicht auf dieser Welt? Doch jeder Mensch ist sein eigener Hüter. Und genau darauf muss sich Johnny Ringloke jetzt konzentrieren. Er weiß es zu gut.

Vor einer Weile machten sie drinnen im Spielsalon der Kabinenklasse eine Pause beim Poker. Er stopfte sich die gewonnenen Chips in die Taschen und ging hinaus, um sich etwas auszulüften und einen klaren Kopf zu bekommen. Es sind viele Chips, die er in den Taschen hat – und alles Hundert-Dollar-Chips. Eigentlich könnte er mehr als zufrieden sein. Aber er macht sich Sorgen, ob sie ihm die gewonnenen Chips auf dem Schiff in Bargeld umwechseln werden ...

Indes er so an der Reling steht, den Fluss längs der Schiffswand rauschen hört, da treten von zwei Seiten zwei Männer an ihn heran, lehnen sich rechts und links von ihm über die Reling wie er, nehmen mit ihren Oberarmen und Schultern fast Tuchfühlung zu ihm.

Im schwachen Schein der Deckenlampen betrachtet er sie.

O ja, er wird sich schnell über ihre Eigenschaft klar. Es sind »Bordpolizisten«, sozusagen die Rauswerfer dieses schwimmenden Saloons.

Einen hält er für einen ehemaligen Preiskämpfer, den anderen für einen Revolvermann. Sie sind gewiss gut aufeinander eingespielt.

Und der Revolvermann, der an seiner linken Seite steht, der Luvseite, sagt mit dem Wind zu ihm: »Wir haben noch nicht herausgefunden, mit welchen Tricks du dein großes Glück machst, Bruder. Dabei kennen unsere Spieler alle Tricks – oder fast alle. So glauben sie. Doch du legst sie rein. Wenn du so weitermachst, wirst du noch das ganze Schiff gewinnen – mit allem, was drinnen ist. Ja, glaubst du denn, wir von der ›Belle Mary‹ lassen uns von einem Burschen wie dir die Wolle scheren wie ein paar dämliche Hammel? Sag, Bruder, glaubst du das wirklich?«

Johnny Ringloke seufzt.

»Ich glaube das natürlich nicht«, sagt er. »Und ich kann euch ja auch eigentlich ganz gut verstehen. Aber ich habe ganz einfach eine Glückssträhne, wie man sie vielleicht nur einmal an einem bestimmten Tag oder in einer bestimmten Nacht im ganzen Leben hat. Ich wende keine Tricks an, weil ich weiß, dass ich mit erstklassigen Profis spiele. Gewiss, ich bin kein schlechter Pokerspieler. Ich konnte mich bisher überall so behaupten, dass unter dem Strich immer etwas für mich übrig blieb. Doch solch eine Glückssträhne hatte ich noch nie. Du kannst es mir glauben, Bruder. Gegen mein Glück waren auch die Tricks eurer Spieler machtlos. Ja, wenn es so weitergeht, dann gewinne ich tatsächlich noch das ganze Schiff mit allem, was drauf ist. Und dann gehört auch ihr mir, nicht wahr?«

In seine Stimme kommt zuletzt ein Klang, der seine Worte klar als scherzhaft gemeint erkennen lässt, als Worte, die man nicht ernst nehmen sollte.

Doch der Revolvermann neben ihm schüttelt heftig den Kopf.

»Pass auf«, sagt er, »wir kommen dir entgegen. Du springst einfach über Bord. Dann tun wir so, als hätte es dich nie gegeben. Die Chips in deinen Taschen schenken wir dir – als Andenken sozusagen. Es ist ein nobles Angebot, denn du wirst nur ein wenig nass und bleibst sonst gesund. Und schwimmen wirst du doch wohl können – oder?«

»Und wenn nicht?« Johnny Ringloke fragt es mit einem glucksenden Klang in der Kehle, der fast wie ein Lachen klingt.

»Dann wirst du es gewiss lernen im Strom.« Der Revolvermann lacht. »Wenn du die Luft anhältst, schwimmst du wie eine aufgeblasene Schweinsblase, hahaha!«

Johnny Ringloke hat seine Hände auf der Reling liegen, also schon etwa in Magenhöhe. Sein herumgezogener Haken kommt also fast ohne Ansatz, und er stößt in den aufgerissenen Mund des Revolvermannes, erstickt dessen Lachen, treibt ihm einige Zähne in die Kehle.

Denn die Sache hier ist keine Auseinandersetzung zwischen Gentlemen. Hier geht es um Leben oder Tod.

Johnny Ringloke weiß, dass er über Bord muss. Auf diesem Amüsierschiff kann er sich gewiss keine Minute mehr halten. Die harten Burschen hier nehmen nicht hin, dass ihnen ein hergelaufener Spieler – mag er Kartentricks anwenden oder eine Glückssträhne haben – die Kasse leert.

Er wird also über Bord müssen.

Doch zuerst muss er den Hartgesottenen der »Belle Mary« klarmachen, dass es nicht so einfach ist, ihm die Haut abzuziehen und ihn über Bord zu werfen.

Er gibt es dem Revolvermann also mit einem einzigen herumgezogenen Haken, hinter den er bei der Drehung aus der Hüfte alle Kraft und Hebelwirkung setzt. Der Mann hält sich nur noch an der Reling aufrecht.

Johnny Ringloke ist ein Mann von etwa hundertachtzig Pfund.

Er bückt sich, wirbelt gebückt herum und rammt dem Ex-Preisboxer, der bereits ins Leere schlägt, weil er nach Johnnys Kopf zielt, den angewinkelten Ellbogen auf die Rippen, gleitet zur Seite und tritt zu.

Der Ex-Preiskämpfer winselt und krümmt sich vor Schmerz. Denn der Tritt traf ihn an der empfindlichsten Stelle. Für einen Moment macht er nicht mehr mit.

Johnny Ringloke springt wieder vor. Er umfasst den Revolvermann in Höhe der Oberschenkel, hebt ihn hoch und wirft ihn über Bord. Der Mann ist noch so benommen, dass er kaum eine Gegenwehr zustande bringt. Und es geht unwahrscheinlich schnell. Johnny Ringloke ist so schnell wie ein Wildkater.

Als er sich dem Ex-Preiskämpfer zuwendet, der am Boden hockt und sich den Unterleib hält, schnellt dieser hoch. Denn so schlecht es ihm auch geht, er hat die Gefahr erkannt. Er möchte nicht über Bord geworfen werden wie sein Partner.

Und er heult: »Lass das! Ich kann nicht schwimmen!«

»Aber du wirst es lernen«, faucht Johnny Ringloke zurück. »Dein Partner hat es gesagt! Luft anhalten! Dann schwimmst du wie eine aufgepustete Schweinsblase!«

Der Schläger wirft sich gegen ihn, doch er stößt ins Leere. Johnny Ringloke mag dreißig Pfund weniger wiegen als er. Doch er ist so schnell, als würde er hundert Pfund leichter sein.

Er trifft den anderen mit einem linken Schwinger unterm Kinn und gibt ihm mit dem Knie einen sogenannten »Pferdekuss« gegen den Oberschenkel, der den aufbrüllenden Mann »einbeinig« macht.

Aber er hält sich nun mit beiden Armen an der Reling fest, so fest, dass Ringloke ihn nicht über Bord bekommt.

Es bleibt ihm auch keine Zeit mehr, dies länger zu versuchen.

Denn die beiden Kerle – von denen einer ja schon über Bord ist – bekommen nun Hilfe. Aus beiden Richtungen kommen Helfer herangestürmt.

Johnny Ringloke flucht wild und grimmig.

Er hechtet über Bord – und er fällt etwa sechs Yards tief, bis er in den Fluss eintaucht. Und bevor sich die Wellen schützend über ihm schließen, bekommt er noch etwas mit auf den Weg.

Es ist ein blitzendes Wurfmesser, welches einer der zu spät gekommenen Männer der Besatzung wirft. Es folgt ihm, holt ihn ein und steckt in seinem Rücken.

Dann schließen sich die Flusswellen über ihm. Er spürt den Schmerz noch gar nicht, sondern bemüht sich, unter Wasser mit kräftigen Stößen vom Schiff wegzukommen, um nicht in den gewaltigen Sog und Strudel des mächtigen Heckschaufelrades zu geraten.

Erst als er wieder auftaucht, spürt er das Messer im Rücken. Er greift mit der rechten Hand über seine linke Schulter hinweg und bekommt es zu fassen. Es sitzt ziemlich hoch in der Schulter, auch etwas schräg. Er zieht es mit einem Ruck heraus, und die Wellen des Flusses, aufgewühlt noch vom Schaufelrad, begraben ihn immer wieder unter sich.

Er bekommt nur selten Luft und schluckt einige Male tüchtig Wasser.

Als er dann endlich schwimmt, spürt er den Schmerz der Messerwunde.

Und er weiß auch, dass sich sein Blut nun mit dem Wasser des Flusses vereinigt.

Die Strömung trägt ihn schnell abwärts.

Er erinnert sich an die kleine Stadt, deren Lichter er vorhin in der Nacht am Ostufer des Missouris sah.

Und wenn er nicht will, dass der Strom ihn vorbeiträgt, muss er jetzt schräg dagegen anschwimmen.

Er fragt sich, ob er drüben auf den Revolvermann stoßen wird, den er über Bord warf. Er wird ihn nicht zuletzt an seinem zerschlagenen Mund und den frischen Zahnlücken erkennen können.

Die Wellen des Flusses bei diesem Wind sind hoch, höher als einen halben Yard. Und das Wasser ist kalt, erbärmlich kalt.

Johnny Ringloke denkt daran, indes er schwimmt und so schnell wie möglich das Ufer zu erreichen versucht, dass er zwar die Taschen voller Chips hat, aber kein Geld. Denn sein Geld hatte er in Chips umgetauscht, um genügend Spielkapital zu haben.

Fluchend bekommt er endlich Grund unter seine Füße und arbeitet sich ans...

Erscheint lt. Verlag 10.1.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-4587-4 / 3751745874
ISBN-13 978-3-7517-4587-1 / 9783751745871
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