Hjalmar und die Wilde Jagd (eBook)

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2022 | 4. Auflage
397 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7575-0339-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hjalmar und die Wilde Jagd -  Matthias Haak
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Eines Abends im Herbst wird das mittelalterliche Dorf Simmershavn in Schonen von feindlichen Kriegern heimgesucht. Auch Hjalmar fällt dem Überfall zum Opfer, doch im Moment höchster Gefahr erscheint im Sturm ein Reiter der Geisterkavalkade der Wilden Jagd und zieht ihn auf sein Pferd. Als Hjalmar erwacht, hat er zunächst sein Gedächtnis verloren. Mit der Zeit lernt er die vermeintlich schrecklichen Geister als Freunde und Unterstützer kennen, die in den Herbststürmen über das Land rasen, um ihrem Anführer, dem Harlekin, beizustehen. Für Hjalmar eröffnet sich eine fantastische Welt aus Legenden und ungezähmter, wilder Natur. Mythisch wie die Reiter sind auch die Geschichten, die sie erzählen, und die Geschichte, die sie selbst umgibt ...

Matthias Haak studierte Alte Geschichte in Bonn und promovierte 2022 in diesem Fach. Er schrieb und veröffentlichte bereits diverse Kurzgeschichten und Gedichte, Hjalmar und die Wilde Jagd ist seine erste eigenständige Veröffentlichung. Matthias Haak lebt und arbeitet in Bonn.

Matthias Haak studierte Alte Geschichte in Bonn und promovierte 2022 in diesem Fach. Er schrieb und veröffentlichte bereits diverse Kurzgeschichten und Gedichte, Hjalmar und die Wilde Jagd ist seine erste eigenständige Veröffentlichung. Matthias Haak lebt und arbeitet in Bonn.

Kapitel 7: Die fliegenden Holländer


 

Hjalmar grübelt noch lange über Fions Geschichte der Wilden Jagd nach. Er hat auch den Türst danach gefragt, der immer, wenn sie am Tage oder in der Nacht eine Rast einlegen, zu ihnen stößt.

„Es ist wahr, dass wir die Herrin Eibe suchen“, antwortet er. „Was aber den Fluch der Freya angeht würde ich nicht so viel auf die Geschichten der Jäger geben. Wir helfen dem Harlekin seine geliebte Frau wiederzufinden. Das ist alles.“

Trotzdem lässt Hjalmar der Gedanke nicht los. Was hat es mit all dem auf sich? Manchmal beobachtet er den Harlekin, wie er mit anderen Jägern spricht, mit ihnen oder alleine ausreitet. Er macht nicht den Eindruck, als würde er in Unglück zerfließen, wirkt stattdessen immer fröhlich aufgelegt. Fion scheint recht gehabt zu haben, als er sagte, der Harlekin habe sich an sein Schicksal gewöhnt. Den Herrn der Jagd selbst zu befragen, wagt er jedoch vorerst nicht. Die große Gestalt und die Macht, über die er gebieten soll, schüchtern ihn ein.

Die Tage verbringt er mit Jagen und Kundschaften, meist mit Clara. Ab und zu schließt sich ihnen auch Fion an und diese Begegnungen genießt er am wenigsten. Irgendetwas scheint Clara an ihm zu finden und das ärgert ihn, findet er ihn doch zuweilen unerträglich. Manchmal reitet er aber auch ohne Begleitung nur für sich und diese Ausritte haben ihre ganz eigene Magie, findet er.

Immer weiter stößt die Jagd in den Norden vor, auf der Suche nach dem Winter. Die Berghänge tragen hier bereits Schnee, doch so kalt es auch ist, fehlt jede Spur von Eishöhlen oder Geistern.

Er reitet alleine am Waldrand entlang. Es ist früher Morgen und der Frost glänzt noch auf der Wiese. Bald wird er vielleicht nicht mehr dem Sonnenlicht weichen. Aus dem Wald steigt Nebel auf und wallt zwischen den Bäumen hervor. Es ist ein schöner Anblick. Er bedauert etwas, das Clara nicht hier ist, um dieses Bild zu sehen. Langsam lenkt er sein Pferd weiter den schmalen Pfad entlang. Auf der Wiese reckt ein Reh seinen Hals aus den Gräsern und blickt sich gewarnt um. Hjalmar stoppt Lips wieder und verharrt still. Trotzdem springt das Reh davon, als hätte es ihn gewittert. Sei's drum, er wollte es ohnehin nicht schießen. Da bemerkt er ein seltsames Rascheln in den Gräsern, die sich ohne Wind hin und her bewegen. Das Rascheln wandert mal hier mal dort über die Wiese und kommt schließlich in Schlangenlinien auf ihn zu. Es muss etwas Kleines sein, vielleicht ein Fuchs? Hjalmar steigt still vom Pferd und horcht in das morgendliche Erwachen. Das Rascheln wird lauter und außerdem hört er nun zusätzlich noch eine schwache, helle Stimme.

„Klirren, funkeln, stille Farben,

kommt herbei und legt euch nieder,

kalt und kälter sind die Gaben,

glänzend Sterne immer wieder.“

Der helle Gesang wird lauter, als sich das Rascheln auf ihn zubewegt, nur unterbrochen von gelegentlichem Kichern.

Das muss ein Wichtel sein, denkt Hjalmar, geht in die Hocke und wartet noch einen Moment, bis das Rascheln die Gräser vor ihm erreicht hat. Dann sieht er ihn. Ein kleines Männchen mit schlohweißen Bart und Haaren, sicher schon sehr alt; und trotzdem hüpft es lustig zwischen den Stängeln umher und verteilt dort etwas.

„Guten Morgen, Väterchen“, begrüßt Hjalmar den kleinen Mann. Erschreckt fährt der zusammen.

„Huch! Was? Wer da?! Hast du mir vielleicht einen Schrecken eingejagt.“

„Verzeih mir“, entschuldigt sich Hjalmar, „was hast du da gerade für ein schönes Lied gesungen?“

Das Männchen schaut ihn etwas perplex an und mustert ihn immer noch erschrocken. Dann scheint es sich zu entspannen und lässt die Schultern sinken.

„Ach das. Das ist nur ein munteres Liedchen, das schon meine alte Großmutter immer gesungen hat. Und damit auf den Lippen lässt es sich viel besser arbeiten, findest du nicht?“

Erwartungsvoll starrt das Männchen ihn an. Hjalmar nickt.

„Doch sicher. Aber was arbeitest du denn?“

Das Männchen lacht, springt in die Luft und dreht sich dabei einmal um die eigene Achse.

„Malen, tanzen, stanzen, zeichnen,

dekorieren und verzieren,

Krokusse und auch die Veilchen

zugedeckt, dass sie nicht frieren.“

Es verschwindet zwischen den Stängeln und man hört nur sein Kichern. Dann taucht es wieder auf und hält demonstrativ ein kleines Eimerchen in die Höhe.

„Da!“, ruft es stolz.

Hjalmar beugt sich vor, um einen Blick in das Eimerchen zu erhaschen. Es ist mit einer glänzenden Substanz gefüllt.

„Ist das Schnee?“, fragt er überrascht.

„Ha! Weit gefehlt, Grünschnabel!“

Das Männchen zieht den Eimer zurück und springt wieder zwischen die Stängel.

„Schnee und Eis, das ist nicht meins …“, hört man es singen.

Unvermittelt taucht es auf einem Stängel direkt vor Hjalmar auf, an dem es hinaufgeklettert ist, und schleudert ihm eine Prise dessen ins Gesicht.

„He!“, beschwert sich dieser und wischt sich das kalte Etwas aus dem Gesicht.

„Kein Schnee, kein Eis, kein Roggen, kein Mais!“, singt das Männchen und kichert laut.

„Was ist es denn?“, möchte Hjalmar wissen.

Wieder wirft das Männchen ihm etwas davon ins Gesicht.

„Rate, Jäger!“, verlangt es.

Hjalmar überlegt.

„Ist es … Ist es vielleicht Frost?“

„Ha! Gut gespielt!“, johlt das Männchen und springt von dem Stängel auf den Boden.

„Klirren, funkeln, stille Farben,

einmal, zweimal, dreimal, vier!“

Er wirft den Inhalt des Eimerchens aus und dort, wo die Gräser getroffen werden, überzieht sie augenblicklich eine Schicht aus glänzenden Frostkristallen.

„Frost! Frost! Frost!“, ruft das Männchen und springt nochmal freudig in die Luft.

„Sag mir, Väterchen …“

„Frost! Frost! Frost!“, unterbricht ihn das Männchen und wirft noch etwas glitzernde Substanz umher.

„Hast du die Herrin Eibe gesehen?“, fragt Hjalmar und das Männchen hält in seinen Sprüngen inne und betrachtet ihn interessiert.

„Natürlich! Ja, ja!“

„Wirklich?“ Hjalmar ist begeistert. „Kannst du mir sagen, wo sie ist?“

„Eibe, Eibe, schönste Maide,

schönste Frau, weit und breite.

Holde Herrin, Jungfer seine,

Eibe, Eibe, schönste Maide.“

„Weißt du wo sie ist?“

„Überall und nirgendwo! Warte nur ab, du wirst sie schon finden!“

Das Männchen kichert und rennt davon.

„Warte doch!“, ruft Hjalmar ihm nach, aber da ist es schon zwischen den Gräsern verschwunden.

„Klirren, funkeln, stille Farben,

kommt herbei und legt euch nieder …“

Der Gesang verklingt schnell. Verwirrt erhebt sich Hjalmar wieder und steigt auf sein Pferd. Dieser seltsame Wichtel war ihm keine große Hilfe.

Die Sonne ist mittlerweile vollends aufgegangen, bescheint die Wiese und beginnt den Nebel zurückzutreiben. Der Frost glitzert in den Sonnenstrahlen und muss ihnen doch dieses Mal noch weichen. Nah aber doch zu fern ist der Winter noch.

 

Meist in den Abendstunden sitzt er mit Clara, Estrilda und dem Türst am Feuer zum Essen. Was auch immer sie am Tag gemacht und gejagt haben, hier treffen sie sich jedes Mal wieder. Der kleine Odo hat angefangen zu sprechen, blubbert aber oft nur Worte nach, die er hier und da aufgeschnappt hat. Die Stimmung ist heiter, nur Clara stochert etwas verdrossen in ihrem Essen herum.

„Der Ort über den wir heute geritten sind …“, beginnt sie ihre Gedanken auszusprechen, „ich habe gesehen, wie der Wind die Dächer der Häuser abgerissen hat.“

Die Versammelten schweigen.

„Die Zäune wurden ausgerissen und sind durch die Gegend geflogen. Eine Kuh war nicht rechtzeitig in der Scheune. Und die Menschen …“

„Das ist einer der Gründe, warum ich immer vorreite“, erklärt der Türst. „Es ist für die Menschen eine Warnung, bevor die Jagd sie passiert.“

„Ja, aber sie haben doch schlimme Schäden erlitten durch uns.“

„So ist das nun einmal“, sagt der Türst ruhig.

Das Mädchen scheint mit der Antwort nicht zufrieden. Auch Hjalmar mag nicht, dass andere durch sie einen Schaden haben, aber sie tun es ja nicht absichtlich. Keiner der Jäger tut das.

„Fion und ich möchten ihnen helfen“, verkündet Clara und Hjalmar zuckt bei der Nennung dieses Namens zusammen.

„Clara, der Harlekin bringt den Menschen nicht absichtlich Schaden“, versucht es Estrilda auf ihre ruhige Art.

„Ich verstehe schon“, antwortet das Mädchen, „trotzdem möchte ich noch einmal zurück und sehen, ob wir ihnen nicht helfen können. Ein, zwei Rehe als Entschädigung vielleicht …“

„Du hast ein gutes Herz“, sagt der Türst. „Seht nur zu, dass ihr nicht zu lange fortbleibt.“

Clara nickt ernst und Hjalmar vergeht der Appetit.

Nach dem Essen entschuldigt er sich und geht durchs Lager spazieren. Clara mit diesem Vollidioten unterwegs! Was für ein Mist! Vielleicht reitet er nochmal aus und lässt sich frischen Wind um die Ohren wehen. Das bringt ihn sicher auf andere Gedanken. Er ist schon fast am Ende des großen, belebten Lagers angelangt, da ruft ihn eine Stimme an.

„Hjalmar!“

Es ist Roelof, der Wikinger, wie Hjalmar ihn heimlich nennt. Er steht in einer Gruppe von Männern und Frauen und winkt ihm zu. Auch Aaltje ist dabei. Nach kurzem Zögern kommt Hjalmar zu ihnen hinüber.

„Du hast doch Interesse für unser Schiff bekundet“, strahlt Roelof, „wenn du magst, kannst du gerne mit uns auf eine kleine Fahrt gehen!“ Er zwinkert ihm...

Erscheint lt. Verlag 29.12.2022
Illustrationen Jasmin Kreilmann
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Märchen / Sagen
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Geister • Jul • Raunächte • Wilde Jagd • Wind • Winter
ISBN-10 3-7575-0339-2 / 3757503392
ISBN-13 978-3-7575-0339-0 / 9783757503390
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