Highland Vampires: Liebe ohne Morgen -  Gabriele Ketterl

Highland Vampires: Liebe ohne Morgen (eBook)

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2022 | 2. Auflage
394 Seiten
Amrûn Verlag
978-3-95869-510-8 (ISBN)
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Was als harmlose Studienfahrt zu den historischen Stätten Schottlands beginnt, endet für die Studentin Susan in einer unerwarteten Zeitreise. Während der Besichtigung der Ruine von Crichton Castle stürzt sie in eine Bodenspalte und findet sich unversehens im Jahre 1766 wieder. Der charismatische Mann, dem sie in die Arme fällt, stellt sich ihr als Daniel MacFarlane vor. Er ist einer der drei legendären Highlander, dessen unglaubliche Geschichte man ihr noch vor wenigen Stunden als fantastische Legende erzählte. Mit Daniels Hilfe, viel Mut und einer gesunden Portion Galgenhumor macht sich Susan daran, sich mit ihrer neuen Situation anzufreunden, doch die MacFarlanes hüten ein dunkles Geheimnis. Sie sind samt und sonders Vampire - Seelen der Nacht. Ausgerechnet jetzt droht ihre Vergangenheit, sie einzuholen, und das bringt nicht nur die Brüder, sondern auch Susan in tödliche Gefahr.

Gabriele Ketterl wurde in München geboren, wo sie auch heute wieder mit ihrer Familie lebt. Sie studierte Amerikanistik und Theaterwissenschaften an der Ludwig Maximilians Universität, München.

Gabriele Ketterl wurde in München geboren, wo sie auch heute wieder mit ihrer Familie lebt. Sie studierte Amerikanistik und Theaterwissenschaften an der Ludwig Maximilians Universität, München.

Nordengland/Schottland

2013 – Reisetagebuch Melanie Arnold

Tag 5

Soeben haben wir Edinburgh Castle verlassen. Sonst ist es nicht sehr leicht, uns zu beeindrucken, aber dieses Schloss mit seiner Geschichte nötigte uns allen eine ganze Menge Respekt ab. Selten sind drei Stunden so schnell vergangen wie heute. Die Burg samt ihren Anlagen hat unglaublich viel zu erzählen. Das allerdings übernahm Sherry, eine äußerst coole und sehr amüsante Schottin, die zwei Semester in Deutschland, genauer in Heidelberg, studiert hat. Das Geld, das sie sich mit Führungen durch eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Schottlands verdient, spart sie für eine Reise nach Neuseeland. Sie will dort unter anderem auf einer Schaffarm arbeiten.

Oh ja, Schaf. Das bringt mich zum gestrigen Abend zurück. Diese Geschichte muss unbedingt für die Nachwelt aufgezeichnet werden. Als gegen acht Uhr abends die komplette Truppe zum Dinner antrat, ordentlich gestylt, um Marius nicht zu blamieren, erwartete uns in dem noblen, in dunklem Holz mit venezianisch rotem Teppichboden gehaltenen und mit zahllosen silbernen Kerzenleuchtern bestückten Restaurant des »George« eine, sagen wir mal, interessante Überraschung. Man hatte uns eine lange Tafel an der rechten Seite reserviert, elegant eingedeckt, mit Leinenservietten, gefaltet in Formen, die von uns wohl keiner jemals so hinbekommen hätte. Kaum waren wir einigermaßen damit fertig, uns zu orientieren – es soll Menschen geben, die ab drei unterschiedlichen Gabeln ein wenig den Überblick verlieren –, ließ Charles einen Begrüßungscocktail auffahren, der es in sich hatte. Heißer Whiskylikör mit flüssiger Sahne, Gewürzen und, wie es schmeckte, mit einem Tropfen Kaffee verfeinert. Im Anschluss wurde in der Mitte der Tafel ein ziemlich großer Platz freigeräumt und die Kerzen in den Kandelabern auf dem Tisch angezündet. Es sah verflixt eindrucksvoll und edel aus. Als wir irgendwo aus der Ferne einen Dudelsack hörten, dachten wir, es würde wohl in einem der Nebenräume ein Fest gefeiert. Weit gefehlt! Der Dudelsack war für uns und es war nicht nur einer, nein, das Licht wurde gedimmt, der ganze Raum war nur noch von Kerzen erleuchtet. Hintereinander kamen drei Highland Bagpipers in das Restaurant marschiert und spielten für uns ›Flowers of Edinburgh‹, ›Amazing Grace‹ und ›The Skye Boat Song‹. Wir markieren ansonsten immer gern die coole Truppe, aber gestern haben wir wohl alle kräftig geschluckt, um die Rührung wegzustecken, ganz zu schweigen von der Gänsehaut, die wir samt und sonders hatten.

Etwa bei der Hälfte von ›Amazing Grace‹ ging die Tür zur Küche auf und zwei Köche brachten eine silberne Platte herein, auf der eine ebenso silberne Haube thronte, und stellten sie auf dem freien Platz auf unserer Tafel ab. Die beiden Jungs warteten, bis die Bagpipers fertig gespielt hatten. Die Musiker verneigten sich in unsere Richtung und, sehr zu unserem Amüsement, in Richtung der Silberplatte – sehr seltsam.

Wir applaudierten leise schniefend und einige wischten sich verstohlen ein Tränchen aus dem Augenwinkel. Als Charles vortrat und lächelnd fragte, wer denn der oder die Älteste bei uns sei, zeigten wir alle einhellig auf Marius. Der aber schüttelte heftig den Kopf. »Nichts da, wer von euch Nasen der Älteste ist, wollte Charles wissen. Wenn ich mich nicht sehr irre, ist das unser guter Chris. Komm doch mal her, Champ. Heute bist du leider fällig.«

Keiner von uns hatte nur ansatzweise eine Ahnung, was nun kommen sollte. Chris ist durch nichts so leicht aus der Fassung zu bringen, also zupfte er sein Sakko zurecht und schlurfte lässig grinsend auf Charles und Marius zu. Ein wenig irritiert sah er auf das riesige Messer, das Charles urplötzlich in Händen hielt.

»Ich hab heute ausnahmsweise echt noch keinen Mist gebaut, also könnt ihr mich gar nicht meinen.«

»Oh, keine Angst, das hier hat rein gar nichts mit dir zu tun. Euch allen zu Ehren gibt es heute eine ganz besondere Spezialität. Das erfordert ein besonderes Ritual. Also, komm bitte her und stell dich neben mich.«

Chris’ Gesichtsausdruck war in diesem Moment wahrlich nicht der intelligenteste, aber er platzierte sich folgsam zwischen Charles und Marius und starrte fragend auf die silberne Platte.

Als Nächstes trat Charles nach vorn und nahm mit etwas angespannter Miene die glänzende Bedeckung ab, gab sie an Marius und schob Chris näher an den Tisch. Der musterte verwirrt das, was da auf der edlen Servierplatte prangte. Das Ding erinnerte in etwa an eine überdimensionierte, etwas außer Form geratene Leberwurst, der Geruch war … interessant.

»Nun, mein Junge, du hast heute die Ehre, den Haggis anzuschneiden. Dazu musst du vorab ein paar Worte sprechen, das nennt man ›Ode to the Haggis‹, dann rückst du ihm mit dem Messer zu Leibe. Dir als Zeremonienmeister gebührt die Ehre des ersten Stücks. Also, los, keine falsche Scheu und nicht vergessen: Es ist eine wahrlich große Ehre, den Haggis anzuschneiden.« Breit grinsend reichte Charles Chris das große, scharfe Messer.

»Ähm, echt? Eine Ehre?« Chris schien ein wenig verunsichert.

»Aber natürlich.« Marius nickte mit sehr ernster Miene. »Sieh dich doch um.«

Erst jetzt kam Chris auf die Idee, sein Umfeld genauer zu betrachten. Tatsächlich standen alle Köche in Reih und Glied vor der Küche, die Bagpipers hatten sich in der Mitte des Restaurants aufgestellt und auch die Kellner beobachteten neugierig die Szene, die sich vor ihnen abspielte. Chris wurde etwas blass.

»Oh. Gut, ähm, was muss ich jetzt genau machen?« Nervös drehte er das riesige Messer in den Händen.

»Ganz einfach, mein Junge, du sprichst ein paar Dankesworte an den Haggis, verbeugst dich leicht vor ihm und schneidest ihn sehr respektvoll an. Alles nicht so schwer, nur Mut.« Aufmunternd nickte Charles dem ein wenig verstört wirkenden Haggis-Meister zu.

Chris räusperte sich umständlich und mit einem letzten, leicht verzweifelten Blick auf die vielen Menschen stammelte er die wohl unverständlichste und seltsamste Dankesrede, die jemals ein Haggis gehört hatte. Wir erhaschten nur etwas von wegen: »Danke, dass wir dich essen dürfen und du so toll aussiehst. Ich kenne dich zwar nicht, aber du bist sicher etwas ganz Leckeres …« Den Rest nuschelte er so unverständlich, dass es ziemlich authentisch schottisch klang. Er hob das Messer und schnitt mutig in die wurstartige Pelle. Seine Augen weiteten sich entsetzt, als er sah, was herausquoll. Es war eine undefinierbare graue Masse, von kleinen grünen Sprenkeln und Fettbröckchen durchsetzt, die sich langsam aus der Wurstpelle herausschob.

»Was ist das?«, flüsterte Chris fast unhörbar.

»Alle möglichen zerhackten Schafsinnereien, ein wenig Lammfleisch, viel Speck und diverse Kräuter in einem Schafsdarm gegart«, flüsterte Charles zurück.

Die Blässe in Chris’ Gesicht verwandelte sich in ein dezentes Hellgrün. Su bezeichnete den Farbton im Nachhinein als zartes Lindgrün.

»Muss ich jetzt wirklich davon essen?«

»Auf jeden Fall. Es wäre eine unglaubliche Beleidigung für die Köche und die Gastgeber, wenn du den Ehrenbissen ablehnen würdest. Nur Mut.«

Marius’ Blick war ungewöhnlich ernst und Chris zuckte zusammen, als Charles ihm erwartungsvoll einen Teller und eine große Gabel reichte. Zaghaft und mit schiefem Lächeln steckte Chris seine Gabel in das graue Durcheinander und legte sich mit starrem Blick einige Häufchen der Masse auf den Teller.

»Na los, koste. Es schmeckt wirklich gut.« Charles lächelte Chris sehr freundlich an.

Der lud sich tapfer eine anständige Menge der Haggismasse auf die Gabel, steckte sie sich in den Mund, kaute und schluckte heroisch. »Lecker, sehr lecker. Schmeckt echt gut.«

Die Gesichter von Marius und seinem Freund waren Gold wert, die unseren aber nicht weniger. Wir konnten es kaum fassen, dass Chris todesmutig seinen ganzen Teller leerte.

»Junge, du hast mehr Mut, als ich dachte. Respekt.« Marius hieb Chris heftig auf die Schulter. »Du hast echt was gut, hätte nicht gedacht, dass du das durchziehst.«

Chris atmete tief durch. »Soll ich dir was sagen? Ich auch nicht. Aber es schmeckt echt nicht so, wie es aussieht. Man muss nur ausblenden, was drin ist. Allerdings gelingt mir das gerade nicht mehr. Kann ich bitte noch so ein Whiskydingens haben?«

»Das hast du dir redlich verdient.« Lachend reichte Charles ihm einen weiteren Cocktail.

Einige kosteten tatsächlich vorsichtig von dem schottischen Nationalgericht und was soll ich sagen: Es schmeckt echt nicht übel. Würzig, annähernd ein wenig wie Leberwurst. Allerdings waren wir alle doch sehr froh, als die Köche grinsend den Haggis wieder abtransportierten und ein sehr schmackhaftes, mehrgängiges Menü servierten.

Chris wirkte nach diesem Erlebnis irgendwie wesentlich ruhiger. Böse Zungen behaupteten im Laufe des Abends, dass es ein höchst fieser Plan von Marius gewesen sei, um Chris’ große Klappe einmal zum Schweigen zu bringen. In diesem Sinne heißt es definitiv eins zu null für Marius.

Da wir soeben in der Altstadt von Edinburgh und damit an unserem nächsten Besichtigungspunkt ankommen, darf ich hiermit für heute...

Erscheint lt. Verlag 22.12.2022
Reihe/Serie TYNE
Verlagsort Traunstein
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Beziehung • Drama • Highlander • Highlands • Historischer Roman • Liebesroman • Schottland • Urban Fantasy • Vampir • Vampire • Zeitreise
ISBN-10 3-95869-510-8 / 3958695108
ISBN-13 978-3-95869-510-8 / 9783958695108
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