Heimwärts (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
688 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-30875-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Heimwärts -  Kate Morton
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Adelaide Hills, Australien, 1959: Eine Familie picknickt gemütlich an einem Bach. Als etwas später ein Mann aus dem Nachbarort zufällig dort vorbeikommt, stößt er auf ein erschütterndes Todesszenario. Die Polizei beginnt zu ermitteln, doch der Fall bleibt ein einziges Mysterium.

Fast sechzig Jahre später wird die Journalistin Jess aus England zurück nach Australien gerufen. Ihre Großmutter Nora liegt nach einem Unfall im Sterben. Geschwächt und verwirrt, murmelt Nora Unverständliches vor sich hin. Der Sinn erschließt sich Jess erst, als sie eine überraschende Verbindung zu den tragischen Geschehnissen in den Adelaide Hills herstellt - und zu ihrer eigenen Familiengeschichte.

Kate Morton wuchs im australischen Queensland auf und studierte Theaterwissenschaften in London und Englische Literatur in Brisbane. Ihre Romane erscheinen weltweit in 38 Sprachen und 45 Ländern und eroberten ein Millionenpublikum. Alle Romane sind SPIEGEL-Bestseller. Kate Morton lebt mit ihrer Familie in Australien und England.


Adelaide Hills, Australien, 1959: Eine Familie picknickt gemütlich an einem Bach. Als etwas später ein Mann aus dem Nachbarort zufällig dort vorbeikommt, stößt er auf ein erschütterndes Todesszenario. Die Polizei beginnt zu ermitteln, doch der Fall bleibt ein einziges Mysterium.

Fast sechzig Jahre später wird die Journalistin Jess aus England zurück nach Australien gerufen. Ihre Großmutter Nora liegt nach einem Unfall im Sterben. Geschwächt und verwirrt, murmelt Nora Unverständliches vor sich hin. Der Sinn erschließt sich Jess erst, als sie eine überraschende Verbindung zu den tragischen Geschehnissen in den Adelaide Hills herstellt - und zu ihrer eigenen Familiengeschichte.

Kate Morton wuchs im australischen Queensland auf und studierte Theaterwissenschaften in London und Englische Literatur in Brisbane. Ihre Romane erscheinen weltweit in 38 Sprachen und 45 Ländern und eroberten ein Millionenpublikum. Alle Romane sind SPIEGEL-Bestseller. Kate Morton lebt mit ihrer Familie in Australien und England.

Judith Schwaab, Jahrgang 1960, studierte Italienische Philologie. Sie ist Lektorin und Übersetzerin aus dem Englischen und Italienischen, unter anderem von Anthony Doerr, Daniel Mason, Jojo Moyes, Sue Monk Kidd, Maurizio de Giovanni und Stefania Auci. Für ihre Übersetzung von Chimamanda Ngozi Adichies "Blauer Hibiskus" erhielt sie 2020 den Internationalen Hermann-Hesse-Preis.

Wunderbare starke Frauenfiguren, brillant konstruierte Wendungen, großartige australische Schauplätze – Kate Morton at her best!

»Erzählkunst vom Feinsten.« Booklist

»Großartig«

»Eine mitreißende und zugleich ganz fein erzählte Geschichte über Mutterschaft und Zugehörigkeit, Verlust und Sehnsucht«

PROLOG


Adelaide Hills, South Australia, Neujahrstag 1959


Und natürlich sollte es zum Jahreswechsel eine Lunchparty geben. Eigentlich keine große Sache, nur die Familie, aber Thomas wollte trotzdem das ganze Drum und Dran. Alles andere schien undenkbar. Die Turners legten großen Wert auf Tradition, und da Nora und Richard aus Sydney zu Besuch waren, sollte auf nichts von dem ganzen Firlefanz und Trara verzichtet werden.

Isabel hatte beschlossen, dieses Jahr einen anderen Teil des Gartens herzurichten. Normalerweise saßen sie unter dem Walnussbaum auf der östlichen Rasenfläche, aber jetzt hatte es ihr der Rasen im Schatten von Mr. Wentworths Zeder angetan. Sie war darüber geschlendert, als sie kurz zuvor die Blumen für den Tisch geschnitten hatte, und der schöne Blick nach Westen auf die Berge hatte sie beeindruckt. Ja, hatte sie zu sich selbst gesagt, das wird sehr gut passen. Dieser unerwartete Gedanke und ihre eigene Entschlossenheit fühlten sich berauschend an.

Sie redete sich ein, dass das alles zu ihrem Neujahrsvorsatz gehörte, das Jahr 1959 mit neuen Augen und Erwartungen anzugehen, aber da war auch eine kleine innere Stimme, die beharrlich fragte, ob sie ihren Mann mit dem plötzlichen Bruch des Protokolls nicht ein wenig quälte. Seit sie das sepiafarbene Foto von Mr. Wentworth und seinen Freunden – alle mit ähnlichen viktorianischen Bärten – entdeckt hatten, die in eleganten Holzliegen auf dem östlichen Rasen ruhten, war Thomas unerschütterlich davon überzeugt gewesen, dass sich dieser Ort am besten für eine Festlichkeit eignete.

Isabel wusste nicht mehr genau, wann sie begonnen hatte, mit schuldbewusstem Vergnügen diese kleine vertikale Stirnfalte zwischen den Augenbrauen ihres Mannes hervorzurufen.

Ein Windstoß drohte ihr die Wimpelkette aus den Händen zu reißen, und sie hielt sich an der höchsten Sprosse der Holzleiter fest. Sie hatte die Leiter am Vormittag selbst aus dem Gartenschuppen hergetragen und die Anstrengung dabei genossen. Als sie das erste Mal nach oben kletterte, kam ihr eine Kindheitserinnerung in den Sinn – ein Tagesausflug nach Hampstead Heath mit ihrer Mutter und ihrem Vater, wo sie auf einen der riesigen Mammutbäume geklettert war und Richtung Süden auf die Stadt London geblickt hatte. »Ich kann St. Paul’s sehen!«, hatte sie ihren Eltern zugerufen, als sie die vertraute Kuppel durch den Smog hindurch entdeckte.

»Nicht loslassen«, hatte ihr Vater zurückgerufen.

Erst in jenem Moment, als er das sagte, hatte Isabel das unerklärliche Verlangen verspürt, genau das zu tun. Dieses Empfinden hatte ihr für einen Moment den Atem geraubt.

Ein Schwarm Galahs flog aus dem Wipfel der dicksten Banksie auf, ein panisches Gewirr aus rosafarbenen und grauen Federn, und Isabel erstarrte. Da war jemand! Sie hatte schon immer einen ausgeprägten Instinkt für Gefahr gehabt. »Du hast wohl ein schlechtes Gewissen«, pflegte Thomas in London zu ihr zu sagen, als sie sich noch nicht so gut kannten, aber schon voneinander verzaubert waren. »Unsinn«, hatte sie erwidert. »Ich bin nur ungewöhnlich feinsinnig.« Isabel blieb regungslos am oberen Ende der Leiter stehen und lauschte.

»Da, schau doch!«, flüsterte jemand theatralisch. »Beeil dich und töte sie mit dem Stock.«

»Ich kann nicht!«

»Doch, du kannst – du musst! Du hast einen Schwur geleistet.«

Es waren nur die Kinder, Matilda und John! Was für eine Erleichterung, dachte Isabel. Trotzdem blieb sie still, um sich nicht zu verraten.

»Brich ihr einfach das Genick und bring es hinter dich.« Das war Evie, ihre Jüngste, neun Jahre alt.

»Ich kann nicht.«

»Ach, John«, sagte Matilda, vierzehn, die einem manchmal wie vierundzwanzig vorkam. »Gib her. Sei doch nicht so ein Spielverderber.«

Isabel wusste sofort, was vor sich ging. Seit Jahren spielten sie immer wieder Schlangenjagd. Ursprünglich hatten sie die Idee aus einem Buch, einem Sammelband mit Buschgedichten, den Nora geschickt hatte. Isabel hatte ihnen daraus vorgelesen, und die Kinder hatten großen Spaß daran gehabt. Wie so viele der Erzählungen aus dieser Gegend waren es warnende Geschichten. Es schien, als gäbe es an diesem Ort entsetzlich viel zu fürchten: Schlangen und Sonnenuntergänge und Gewitter und Dürren und Schwangerschaft und Fieber und Buschfeuer und Überschwemmungen und verrückte Stiere und Krähen und Adler und Fremde – »schurkische Gesellen«, die aus dem Busch kamen und Mord im Sinn hatten.

Isabel fand die schiere Anzahl der tödlichen Bedrohungen manchmal geradezu überwältigend, aber die Kinder waren richtige kleine Australier, freuten sich über solche Geschichten und genossen das Spiel. Es war eine der wenigen Aktivitäten, die alle gleichermaßen begeisterten, trotz des Altersunterschieds und ihrer unterschiedlichen Neigungen.

»Ich hab sie erledigt!«

»Gut gemacht.«

Schallendes Gelächter ertönte.

»Los jetzt!«

Sie liebte es, die Kinder fröhlich und ausgelassen zu erleben; dennoch hielt sie den Atem an und wartete darauf, dass das Spiel sie verschlucken würde. Manchmal ertappte sich Isabel bei der Vorstellung, dass sie alle Kinder verschwinden lassen könnte – auch wenn sie nie gewagt hätte, das laut auszusprechen. Natürlich nur für kurze Zeit, sonst würde sie sie schrecklich vermissen! Vielleicht eine Stunde lang oder einen Tag – aber allerhöchstens eine Woche. Gerade lange genug, damit sie etwas Zeit zum Nachdenken bekam. Davon gab es nie genug, schon gar nicht, um einen Gedanken bis zu seinem logischen Ende zu verfolgen.

Thomas sah sie an, als wäre sie verrückt, wenn sie solche Dinge ansprach. Er hatte ziemlich klare Vorstellungen davon, wie eine Mutter zu sein hatte. Und eine Ehefrau. In Australien waren die Frauen anscheinend häufig auf sich gestellt, wenn es darum ging, mit Schlangen, Bränden und wilden Hunden fertigzuwerden. Thomas bekam dieses gewisse Funkeln in den Augen, wenn er über das Thema sprach. Als romantischer Gefühlsmensch war er fasziniert von der Folklore seines Landes. Er stellte sie sich gern als Pionier-Ehefrau vor, die sämtliche Entbehrungen ertrug und das heimische Feuer am Brennen hielt, während er in der Welt herumreiste und sich vergnügte.

Diese Vorstellung hatte sie einmal amüsiert. Das war, als sie das Ganze noch für einen Scherz hielt. Aber er hatte recht, wenn er sie daran erinnerte, dass sie seinem großen Plan zugestimmt hatte – sie hatte sogar freudig die Gelegenheit ergriffen, sich auf etwas Neues einzulassen. Der Krieg war lang und grausam und furchtbar entbehrungsreich gewesen; er hatte London stark gezeichnet, und Isabel war erschöpft. Thomas hatte auch recht, als er darauf hinwies, dass das Leben in ihrem großen Haus keineswegs mit einem Pionierleben zu vergleichen war. Immerhin hatte sie ein Telefon, elektrisches Licht und ein Schloss an jeder Tür. Was allerdings nicht bedeutete, dass es nicht manchmal einsam und sehr dunkel wurde, nachdem die Kinder zu Bett gegangen waren. Sogar das Lesen, lange Zeit eine Quelle des Trostes, fühlte sich inzwischen wie eine ziemlich einsame Tätigkeit an.

Ohne die Leiter loszulassen, drehte sich Isabel um. Hing die Girlande hoch genug, um den Tisch darunterstellen zu können? Es genau richtig hinzubekommen, war schwieriger, als sie es sich vorgestellt hatte. Bei Henrik sah es immer so leicht aus. Sie hätte ihn bitten können – oder sollen –, ihr diese Aufgabe abzunehmen, bevor er am Vortag seine Arbeit beendet hatte. Es war kein Regen angesagt; die Fähnchen hätten über Nacht hängen bleiben können. Aber das ging nicht. Die Dinge hatten sich verändert zwischen ihnen, seit sie ihn an jenem Nachmittag im Büro angetroffen hatte, als er noch arbeitete, während Thomas in Sydney war. Sie fand es jetzt peinlich, ihn um niedere Arbeiten im Haus zu bitten, fühlte sich dann verlegen und bloßgestellt.

Sie musste es ganz einfach selbst machen. Der Wind hatte jedoch zugenommen. Sie hatte den Rasen auf der Westseite ausgewählt, bevor er aufkam, und vergessen, dass dies die weniger geschützte Seite des Gartens war. Aber Isabel hatte einen Hang zur Sturheit, schon ihr ganzes Leben lang. Eine weise Freundin hatte ihr einmal gesagt, dass sich die Menschen im Laufe ihres Lebens nicht änderten, sie wurden nur älter und trauriger. Gegen Ersteres, so hatte sie sich gedacht, konnte sie nicht viel ausrichten, aber Isabel nahm sich fest vor, Letzteres nicht zuzulassen. Zum Glück war sie von Natur aus ein sehr positiver Mensch.

Die windigen Tage brachten allerdings Unruhe mit sich, zumindest in letzter Zeit. Sie war sich sicher, dass sie diese Unruhe im Bauch nicht von jeher gespürt hatte. Früher, in einem anderen Leben, war sie dafür bekannt gewesen, über Nerven aus Stahl zu verfügen. Jetzt konnte es jederzeit passieren, dass sie aus dem Nichts heraus von einer plötzlichen Welle der Nervosität erfasst wurde. Sie hatte das Gefühl, allein auf der Oberfläche des Lebens zu stehen, die sich so zerbrechlich anfühlte wie Glas. Atmen half. Ob sie wohl eine Tinktur oder einen Tee brauchte? Etwas, das ihre Gedanken beruhigte, damit sie wenigstens einschlafen konnte. Sie hatte sogar an einen Arzt gedacht, aber nicht an Maud McKendrys Mann auf der Hauptstraße. Gott bewahre.

Wie auch immer sie es angehen würde, Isabel würde alles in Ordnung bringen. Das war der andere Neujahrsvorsatz, den sie gefasst hatte, doch sie hatte ihn für sich behalten. Sie gab sich ein weiteres Jahr, um ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen. Die Menschen verließen sich auf sie, und es war höchste Zeit.

An ihrem...

Erscheint lt. Verlag 14.6.2023
Übersetzer Stefanie Fahrner, Judith Schwaab
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Homecoming
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • Adelaide Hills • Australien • Bestsellerautorin • "Der verborgene Garten" • eBooks • Familiengeheimnis • Familiensaga • Frauenromane • Geschenk für Frauen • Landsitz • Liebesromane • Mutter-Tochter-Beziehung • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Spiegel Bestsellerliste aktuell • Sydney • tragisches Geheimnis
ISBN-10 3-641-30875-5 / 3641308755
ISBN-13 978-3-641-30875-9 / 9783641308759
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