Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit (eBook)

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2023 | 1. Auflage
449 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3166-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit - Karin Seemayer
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Brasilien, 1839: Die unkonventionelle Ana Maria de Jesus Ribeiro da Silva ist gerade achtzehn Jahre alt, als sie in ihrer Heimatstadt Laguna dem berühmten italienischen Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi begegnet. Es ist Liebe auf den ersten Blick, und Garibaldi, der die brasilianische Guerilla unterstützt, hätte sich keine mutigere oder fähigere Partnerin aussuchen können.

Ana Maria, die er zärtlich Anita nennt, kämpft fortan an seiner Seite und wird zur Heldin des brasilianischen Freiheitskampfes: die Geschichte einer großen Liebe in turbulenten Zeiten und das Porträt einer ungewöhnlichen Frau.

Die mitreißende Geschichte der leidenschaftlichen Rebellin Anita Garibaldi und ihrer Liebe zu dem Freiheitskämpfer Giuseppe.

Der Titel erschien vormals unter 'Tage des Aufbruchs'.



Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.
Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane »Die Tochter der Toskana«, »Das Gutshaus in der Toskana«, »Sterne über der Toskana«, »Die Sehnsucht der Albatrosse« und »Das Geheimnis des Nordsterns« sowie die drei Bände ihrer Amisch-Saga »Der Himmel über Amerika« lieferbar.

2. Kapitel


Ihr Onkel Antonio hatte sie gebeten, ihm eine Kalebasse, einen Flaschenkürbis, mitzubringen. Er brauchte ein neues Gefäß für den Mate, die Kalebasse, die er bisher benutzt hatte, würde nicht mehr lange halten.

Beim Gemüsehändler kaufte sie einen mittelgroßen Kürbis und auch gleich Mateblätter für ihn und schwarze Bohnen und Kartoffeln für sich.

Sie warf einen Blick in den Himmel, dichte Wolken zogen vom Meer her, wahrscheinlich würde es heute noch regnen.

Rasch ging sie durch die Straßen zum Haus ihres Onkels.

Es war aus Lehmziegeln gebaut und hatte ein Schilfdach, wie viele der älteren Häuser am Rande von Laguna bestand es nur aus zwei Räumen. Er hatte es vor drei Jahren für wenig Geld von einem Fischer gekauft, der zu seinen Kindern gezogen war.

Der Onkel Antonio war ein älterer Bruder ihres Vaters. Bis vor drei Jahren hatte er in Lajes, einem Ort in der Nachbarprovinz Rio Grande do Sul, gelebt und als Maultiertreiber gearbeitet. Nach dem Tod ihres Vaters hatte er ab und zu ihre Mutter in Laguna besucht und die Familie mit Geld unterstützt. Seit Aninha sich erinnern konnte, predigte ihr Onkel Veränderung durch Revolution. Er glaubte an die Ideale der Französischen Revolution, an die Gleichheit aller Menschen, an Freiheit als höchstes Gut. Für den gerade dreizehn Jahre alten Kaiser Pedro II. hatte er keine Sympathien und für den Rat der Männer, die bis zu dessen Volljährigkeit das Land regierten, noch weniger. Für seine Ideen war er verfolgt worden, vor drei Jahren hatten kaiserliche Soldaten sein Haus in Lajes niedergebrannt und ihm ins Bein geschossen, als er sie daran hindern wollte. Seitdem hinkte er. Er hatte Zuflucht in Laguna gesucht, wo er seinen Lebensunterhalt als Fischer verdiente und seine Ideen weiterverfolgte. Zu jeder Gelegenheit, ob am Tage oder in der Nacht, auf der Straße, wo ihn jeder hören konnte, oder in seinem Haus, bei heimlichen Treffen mit anderen Verschwörern, trat er für die Verwirklichung einer liberalen, republikanischen Regierung ein, wetterte gegen die Sklaverei – und Aninha war immer eine aufmerksame Zuhörerin.

»Wer ist da?«, fragte er, als sie an seine Tür klopfte.

»Ich bin es, Aninha. Ich bringe dir eine Kalebasse und Mate.«

Lächelnd öffnete er die Tür. »Aninha. Komm doch rein. Ich habe gerade Kaffee gekocht. Trink eine Tasse mit mir, oder hast du es eilig?«

»Nein. Ich muss nachher noch ein Hemd für den Mann von Dona Lucia fertignähen, aber ein bisschen Zeit habe ich.«

Aninha folgte ihm nach drinnen und legte den Kürbis und das Säckchen mit dem Mate auf den Tisch.

»Danke sehr«, sagte Onkel Antonio. »Setz dich doch.«

Er ging in die Küche, wobei er stärker als sonst hinkte, brachte dann eine Kanne und zwei kleine Becher. Kaffeeduft breitete sich aus.

»Was macht dein Bein?«, fragte sie. »Hast du Schmerzen?«

»Ach, ein bisschen, wie immer wenn es kalt und feucht ist. Ich achte einfach nicht darauf.«

Während sie an ihrem Kaffee nippte, holte er ein Messer und schnitt das obere Drittel der Kalebasse ab. Dann schabte er mit einem Löffel das Fruchtfleisch aus. Es war nicht essbar, dazu war der Kürbis zu alt. Er stellte die Kalebasse auf einen Teller, füllte sie zu zwei Dritteln mit Mateblättern und goss heißes Wasser auf.

»Mal sehen, ob sie dicht ist.«

Dieser Aufguss wurde nicht getrunken, er diente dazu, dem Kürbis die Gerbsäure zu entziehen und die Poren zu schließen. Nach ein paar Stunden würde ihr Onkel die Flüssigkeit wegschütten, die Kalebasse noch mal auskratzen, um restliches Fruchtfleisch zu entfernen, erst dann konnte man sie als Trinkgefäß nutzen.

Er nahm seinen Kaffeebecher und lehnte sich zurück. »Hast du etwas von deiner Mutter gehört?«

»Nein. Aber ich bin sicher, es geht ihr gut, sonst würde sie sich bei mir melden.«

Nachdem sie ihre drei Töchter unter die Haube gebracht hatte, war ihre Mutter aus Laguna in ein kleines Haus im nahe gelegenen Barranceira gezogen und lebte dort alleine. Aninha hatte sie das letzte Mal vor vier Monaten gesehen, bei der Taufe des Sohnes ihrer Schwester Manuela, die mit ihrem Mann in Desterro lebte. Das Verhältnis zu ihrer Mutter war nie sehr innig gewesen, Aninha hatte immer das Gefühl gehabt, ihr nie etwas recht machen zu können.

»Vielleicht solltest du ihrer Bitte folgen und zu ihr ziehen. Es stehen unruhige Zeiten bevor und Laguna ist vielleicht nicht sicher.«

Aninha hob die Brauen. Ihre Mutter sorgte sich nicht um ihre Sicherheit, es gefiel ihr nicht, dass sie alleine lebte. Sie sorgte sich um ihren Ruf, darum, was die Leute redeten. Das hatte sie natürlich nicht gesagt.

»Wenn du zu mir zieht, bist du nicht so alleine – wo doch dein Mann in der Armee dient«, war ihre Begründung gewesen.

Nicht so alleine. Bei der Erinnerung an diese Worte schüttelte Aninha den Kopf. Glaubte ihre Mutter wirklich, sie trauerte Manoel nach oder wünschte ihn zurück? Sie war gern alleine. Manoel fehlte ihr nicht, weder in ihrem Leben, noch in ihrem Bett. Dass die Weiber in Laguna sich das Maul über sie zerrissen, was scherte es sie? Nach fast zwei Jahren, die sie alleine lebte, alle Entscheidungen alleine traf, warum sich wieder unter die Herrschaft ihrer Mutter begeben, der Frau, die sie zu dieser Ehe gezwungen hatte?

»Ich möchte nicht zu ihr ziehen.«

»Ich verstehe«, sagte Onkel Antonio.

Sie lächelte. »Ich weiß.«

Er gehörte zu den wenigen Menschen, die sie verstanden. Vor vier Jahren war er nicht zu ihrer Hochzeit gekommen. Ihre Mutter hatte behauptet, er sei krank, aber Aninha hatte gewusst, dass ihm diese erzwungene Ehe nicht gefiel. Er war immer für Freiheit und Gerechtigkeit eingetreten und dafür, die Wünsche der Menschen zu respektieren.

Er wechselte das Thema. »Heute Abend treffen sich ein paar Freunde in Marios Taverne«, sagte er. »Vielleicht möchtest du mitkommen. Das bringt dich auf andere Gedanken.«

Die besondere Betonung, mit der ihr Onkel das Wort ausgesprochen hatte, war ihr nicht entgangen.

»Freunde?«, fragte sie. »Du meinst …?«

Antonio nickte und legte den Finger auf die Lippen.

Also würden die Leute, die zusammenkamen, Farrapos sein. Rebellen gegen das kaiserliche Regime in Rio de Janeiro und gegen den Kindkaiser Pedro II. Sie wollten die Provinz Santa Catarina unabhängig sehen. Die Widerstandsbewegung der Farrapos war ursprünglich aus Zorn über die ungerechte Besteuerung des Kaisers von Kaffee und Charque – Rindfleisch, das in Streifen geschnitten, gesalzen und dann getrocknet wurde – entstanden. Doch mittlerweile kämpften die Farrapos für eine unabhängige Republik und die Abschaffung der Sklaverei. In der Nachbarprovinz Rio Grand do Sul hatten sie Erfolge erzielt und die unabhängige Republik Piratini gegründet. Jetzt planten sie die Eroberung von Santa Catarina. Viele Menschen ins Laguna unterstützten die Farrapos oder sympathisierten zumindest heimlich mit ihnen.

»Maria da Silvas Verlobter João ist heute aus Piratini gekommen, und er bringt Neuigkeiten vom Präsidenten«, erklärte Onkel Antonio mit gesenkter Stimme.

Aninha lächelte. Zwei Freundinnen hatte sie in Laguna. Eine war Isabella Perreira, ihre Nachbarin. Sie und ihr Mann Mauricio führten einen kleinen Laden in der Nähe des Hafens, in dem sie Haushaltswaren verkauften. Töpfe, Pfannen, Messer, Seife und Nähzeug, aber auch Kaffee, Kakao und Gewürze. Ihre andere Freundin war Maria da Silva, eine Mulattin. In Rio de Janeiro war sie eine Sklavin gewesen, doch sie hatte fliehen können. Hier in Laguna interessierte sich im Grunde niemand für entflohene Sklaven. Trotzdem könnte sie jederzeit verhaftet und zu ihrem Besitzer zurückgebracht werden. In der neuen Republik Piratini dagegen war die Sklaverei abgeschafft worden, und erst wenn auch Santa Catarina eine unabhängige Republik würde, wäre Maria wirklich frei.

Marias Verlobter João kämpfte in der Armee von Piratini und gehörte zum engeren Kreis um den Präsidenten Bento Gonçalves da Silva.

»Ich werde da sein«, sagte Aninha.

Gemeinsam mit ihrem Onkel betrat sie am Abend Mario Sousas Taverne. Mario unterstützte schon länger die Rebellion, im Hinterzimmer der Taverne fanden regelmäßig geheime Zusammenkünfte statt.

Der Schankraum war kaum besucht, nur ein paar Fischer saßen an den Tischen. Mario nickte ihnen zu und führte sie ins Hinterzimmer.

Hier zog João gerade die Vorhänge zu und Maria zündete die Kerzen an. Kurz danach kamen Isabella und ihr Mann Mauricio. Nach und nach schlichen mehr Männer in den Raum und setzten sich an den großen Tisch. Aninha kannte nicht alle, es mussten Spione und Kämpfer aus dem Süden sein. Mario stellte Kalebassen mit Mate bereit und öffnete einen Krug Cachaça, dann holte er ein Tablett mit gegrillten Hühnerbeinen und einen Topf mit Feijoada, einem Eintopf aus schwarzen Bohnen, Charque und Würstchen, aus der Küche.

Anschließend verriegelte Onkel Antonio die Tür. Die Männer tranken Mate und füllten sich die Teller. Einige Zeit herrschte Schweigen, dann erhob sich einer der Runde.

»Das ist Fabio«, stellte João ihn vor. »Er gehört zu General Canabarros Leuten und bringt Neuigkeiten.«

Fabio trug keine Uniform, sondern die Kleidung der Gauchos. Er war noch jung, Aninha schätzte ihn auf Anfang zwanzig.

»General Canabarro und Colonel Teixeira Nunes sind mit ihren Soldaten auf dem Weg nach...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Brasilien • Familiensaga • Freiheitskampf • Garibaldi • Große Liebe • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Italien • Karin Seemayer • Liebesroman • Rebellin • Revolution • Starke Frau • Südamerika • Tage des Aufbruchs • Toscana
ISBN-10 3-8412-3166-7 / 3841231667
ISBN-13 978-3-8412-3166-6 / 9783841231666
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