Leises Gift & 24 Stunden (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
1002 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2737-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Leises Gift & 24 Stunden -  Greg Iles
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Zwei Thriller in einem E-Book!

Leises Gift

Dr. Chris Shepard hat die junge Frau, die in seine Arztpraxis kommt, nie zuvor gesehen. Alex Morse gibt sich als Agentin des FBI zu erkennen. Sie sei, so sagt sie, auf der Spur eines Scheidungsanwalts, der seinen Klienten einen ganz besonderen Dienst bietet: Ihre Ehepartner sterben auf unerklärliche Weise. »Okay. Aber warum erzählen Sie mir das?« »Weil Ihre Frau vor genau einer Woche nach Jackson gefahren ist und zwei Stunden im Büro dieses Anwalts verbracht hat.«

24 Stunden

24 Stunden - so lange dauern in der Regel die perfekt geplanten Entführungen eines eingespielten Profi-Kidnapper-Trios. Die schockierten Eltern zahlen das geforderte Lösegeld, und die geraubten Kinder gelangen wohlbehalten nach Hause. Doch im Fall der kleinen Abby Jennings verläuft nichts nach Plan: Denn das entführte Mädchen benötigt dringend ein lebensnotwendiges Medikament, und ihre Eltern gehören nicht zu der Sorte von Menschen, die sich einfach so widerstandslos geschlagen geben. Die Jagd nach den Kidnappern wird zu einem Kampf auf Leben und Tod ...




Greg Iles wurde 1960 in Stuttgart geboren. Sein Vater leitete die medizinische Abteilung der US-Botschaft. Mit vier Jahren zog die Familie nach Natchez, Mississippi. Mit der »Frankly Scarlet Band«, bei der er Sänger und Gitarrist war, tourte er ein paar Jahre durch die USA. Mittlerweile erscheinen seine Bücher in 25 Ländern. Greg Iles lebt heute mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Natchez, Mississippi. Fünf Jahre hat er kein Buch herausgebracht, da er einen schweren Unfall hatte, nun liegen im Aufbau Taschenbuch seine Thriller 'Natchez Burning', 'Die Toten von Natchez vor', 'Die Sünden von Natchez' und 'Blackmail' vor.

1


Alex Morse rannte durch die Eingangshalle des neuen medizinischen Zentrums der Universität. Sie wirkte wie eine Ärztin, die zu einem Notfall gerufen wurde. Doch Alex war keine Ärztin. Sie war Geisel-Unterhändlerin beim FBI. Zwanzig Minuten zuvor war sie mit einem Flugzeug aus Charlotte, North Carolina, nach Jackson in Mississippi gekommen. Ihre ältere Schwester war bei einem Baseballspiel zusammengebrochen. Was für ein verdammtes Jahr! Es war geprägt von Verletzungen und Tod, und es hing noch mehr Unheil in der Luft – Alex konnte es spüren.

Sie erblickte die Aufzüge und schaute auf die Anzeige über den Türen. Ein Lift kam nach unten. Alex drückte auf den Rufen-Knopf und wippte ungeduldig auf den Fußspitzen. Krankenhäuser, dachte sie bitter. Sie selbst war gerade erst aus einem Krankenhaus entlassen worden. Die Kette der Tragödien hatte ihren Anfang mit ihrem Vater genommen. Fünf Monate zuvor war Jim Morse in genau diesem Hospital gestorben, nachdem er bei einem Überfall niedergeschossen worden war. Zwei Monate später hatte man bei Alex’ Mutter ein Ovarialkarzinom in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Die Ärzte rechneten nicht damit, dass sie diese Woche überlebte. Dann hatte Alex den Unfall gehabt, und jetzt Grace …

Ein leiser Gong ertönte, und die Lifttüren glitten auseinander.

Eine junge Frau in weißem Kittel lehnte erschöpft an der Rückwand der Kabine. Eine Assistenzärztin, vermutete Alex, Mitte zwanzig, vier oder fünf Jahre jünger als Alex mit ihren dreißig Jahren. Die Frau blickte kurz auf, als Alex die Kabine betrat, sah zu Boden und schaute Alex dann ganz plötzlich wieder an, als hätte sie erst jetzt den schrecklichen Anblick registriert. Alex hatte diese Reaktion seit ihrer Entstellung so häufig erlebt, dass sie nicht mehr wütend wurde. Es deprimierte sie nur noch.

»Welche Etage?«, fragte die junge Ärztin und hob die Hand zu den Schaltknöpfen, während sie sich alle Mühe gab, nicht zu starren.

»Neurologische Intensivstation«, antwortete Alex.

Die Ärztin drückte auf die 4. »Ich fahre ins Tiefgeschoss«, sagte sie. »Aber der Lift bringt Sie anschließend direkt nach oben.«

Alex nickte und beobachtete die Anzeige auf dem Leuchtpaneel. Nachdem man bei ihrer Mutter Krebs diagnostiziert hatte, war sie mit dem Flugzeug zwischen Washington, D.C., wo sie damals stationiert gewesen war, und Mississippi gependelt, um Grace, die einen Vollzeitjob als Lehrerin hatte, bei der Betreuung ihrer Mutter zu helfen. Anders als beim FBI zu Zeiten eines Edgar J. Hoover, bemühte man sich heutzutage, verständnisvoll an familiäre Probleme heranzugehen. Doch in Alex’ Fall hatte der Deputy Director seine Position unmissverständlich klargemacht: Sonderurlaub zum Besuch eines Begräbnisses war eine Sache, regelmäßiges Pendeln über 1500 Kilometer, um bei einer Chemotherapie dabei zu sein, eine ganz andere. Doch Alex hatte nicht auf ihn gehört. Sie hatte sich gegen das System aufgelehnt und gelernt, fast ohne Schlaf auszukommen. Sie hatte sich geschworen, dem Druck standzuhalten, und sie hatte es geschafft – bis zu dem Augenblick, als ihr ein Feuersturm aus Glas und Schrotkugeln in die rechte Schulter und ins Gesicht gefegt war. Ihre Weste hatte die Schulter geschützt, doch ihr Gesicht war grässlich verstümmelt worden.

Alex hatte die für eine Geisel-Unterhändlerin größte Sünde begangen und beinahe mit dem Leben dafür bezahlt. Weil der Schütze durch eine Flachglas-Abtrennung gefeuert hatte, hatte der Blizzard aus Glassplittern und Schrotkugeln ihre Wange zerfetzt, war durch Haut und Knochen gedrungen und hatte Stirnhöhle, Kiefer und Gewebe zerfetzt.

Die plastischen Chirurgen hatten Alex großartige Versprechungen gemacht, doch bisher waren die Resultate eher kläglich. Man hatte ihr gesagt, dass die wütenden rosafarbenen Würmer mit der Zeit verblassen würden (sie konnten nicht viel tun gegen die punktförmigen Vertiefungen in ihrer Wange), und dass ein Laie die Narben nicht einmal mehr bemerken würde. Alex glaubte nicht daran. Doch was bedeutete schon Eitelkeit im großen Plan der Dinge? Fünf Sekunden, nachdem Alex niedergeschossen worden war, hatte jemand anders für ihren Fehler mit dem Leben bezahlt.

In den höllischen Tagen nach der Schießerei war Alex’ Schwester Grace öfters nach Washington geflogen, um bei Alex zu sein, obwohl die Pflege ihrer beider Mutter sie alle Kraft kostete. Grace war der weibliche Märtyrer der Familie, eine Kandidatin für die Heiligsprechung, wenn es je eine gegeben hatte. Die Ironie war grausam: Heute Nacht war es Grace, die auf einer Intensivstation lag und um ihr Leben kämpfte.

Und warum? Sicherlich nicht Karma. Sie war die Treppen eines Stadions hinaufgestiegen, um ihrem zehn Jahre alten Sohn beim Baseball zuzuschauen, als sie zusammengebrochen war. Sekunden nachdem sie auf der Treppe aufgeschlagen war, hatte sie Blase und Darm entleert. Eine vierzig Minuten später aufgenommene Computertomographie zeigte ein Blutgerinnsel in der Nähe des Hirnstamms – die Sorte von Blutgerinnsel, die Menschen nur allzu oft umbringt. Alex war in Charlotte gewesen und hatte Bahnen geschwommen, als die Nachricht gekommen war. (Alex war nach der Schießerei dorthin strafversetzt worden.) Ihre Mutter war zu aufgeregt gewesen, um am Telefon zusammenhängende Sätze von sich zu geben, doch sie hatte genügend Einzelheiten gestammelt, um Alex zum Flughafen jagen zu lassen.

Bei der ersten Zwischenlandung in Atlanta hatte Alex den Mann ihrer Schwester angerufen, Bill Fennell, den sie vor dem Start nicht hatte erreichen können. Bill erklärte, dass Graces Hirnschäden zunächst nicht allzu dramatisch ausgesehen hätten – leichte Lähmung der rechten Seite, Schwäche, milde Dysphasie –, doch der Schlaganfall hatte sich seither verschlimmert, was nach Auskunft der Ärzte nicht ungewöhnlich war. Ein Neurologe hatte Grace TPA verordnet, ein Medikament, das Blutgerinnsel auflösen konnte, jedoch allerlei ernste Nebenwirkungen hatte. Bill Fennell war ein dominanter Mann, doch seine Stimme hatte gezittert bei ihrem Gespräch, und er hatte Alex angefleht, sich zu beeilen.

Nachdem das Flugzeug in Jackson gelandet war, hatte Alex erneut bei ihm angerufen. Diesmal hatte er schluchzend über die Entwicklung der vergangenen Stunde berichtet. Grace atmete zwar noch aus eigener Kraft, doch sie war ins Koma gefallen und würde möglicherweise sterben, noch ehe Alex die letzten fünfundzwanzig Kilometer vom Flughafen zum Krankenhaus zurückgelegt hatte.

Panik erfüllte mit einem Mal ihre Brust, wie sie es seit ihrer Kindheit nicht mehr erlebt hatte. Obwohl das Flugzeug noch auf dem Vorfeld war und zum Terminal rollte, hatte Alex ihre Tasche unter dem Sitz hervorgezogen und war nach vorn zum Ausgang der B-727 marschiert. Als ein Flugbegleiter ihr den Weg versperrte, hatte sie ihren Dienstausweis gezückt und ihm mit leiser Stimme befohlen, sie so schnell wie möglich zum Terminal zu bringen. Kaum hatte sie das Gate passiert, war sie durch die Abfertigungshalle und die Gepäckausgabe zu der Schlange wartender Taxis gesprintet, wo sie erneut ihren Ausweis gezückt und dem Fahrer hundert Dollar versprochen hatte, wenn er sie mit Höchstgeschwindigkeit zur Uniklinik brachte.

Und hier war sie nun, stieg im dritten Stock aus dem Lift und wurde sogleich eingehüllt von beißenden Gerüchen, die sie Wochen in die Vergangenheit zurückwarfen, als heißes Blut wie aus einem Wasserhahn aus ihrem Gesicht geströmt war. Am Ende des Korridors wartete eine große Holztür mit der Aufschrift »Neurologische Intensivstation«. Sie ging hindurch wie ein Fallschirmspringer vor seinem ersten Absprang, wappnete sich gegen den freien Fall, voller Angst vor den Worten, die zu hören sie beinahe sicher war: Es tut mir sehr leid, Alex, aber du kommst zu spät.

Die Intensivstation bestand aus einem Dutzend Abteilen mit Glaswänden, U-förmig um das Schwesternzimmer herum angeordnet. Mehrere Abteile waren mit Vorhängen vor Blicken geschützt, doch durch die transparente Wand der vierten Kabine links sah Alex Bill Fennell, der sich mit einer Schwester unterhielt. Mit seinen einsdreiundneunzig überragte er sie deutlich, doch sein attraktives Gesicht war von Sorgenfalten zerfurcht, und die Frau schien ihn zu trösten. Er spürte Alex’ Anwesenheit, blickte auf und erstarrte mitten im Satz. Alex bewegte sich zu dem Abteil. Bill stürzte zur Tür und drückte Alex an sich. Es war ihr immer peinlich gewesen, ihren Schwager zu umarmen, doch heute Nacht gab es keine Möglichkeit, dies zu vermeiden. Und auch keinen Grund. Heute Nacht brauchten beide Nähe und das Gefühl familiärer Zusammengehörigkeit.

»Du hast wohl einen Hubschrauber genommen!«, sagte er mit seiner vollen Bassstimme. »Ich kann nicht glauben, wie schnell du gekommen bist!«

»Lebt sie?«

»Sie lebt noch«, sagte Bill in eigenartig förmlichem Tonfall. »Sie hat sogar ein paar Mal das Bewusstsein wiedererlangt. Sie hat nach dir gefragt.«

Alex’ Zuversicht stieg, doch mit der Hoffnung kamen neue Tränen.

Die Frau im weißen Kittel kam aus dem Abteil. Sie war um die fünfzig, mit einem freundlichen, jedoch ernsten Gesicht.

»Das ist die für Grace zuständige Neurologin«, sagte Bill.

»Ich bin Meredith Andrews«, stellte die Ärztin sich...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2023
Reihe/Serie Greg Iles Doppelband
Übersetzer Bianca Güth, Axel Merz
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20.Jahrhundert • Ermittlung • Gesellschaft • Hass • Mississippi • Mord • Natchez • Roman • Scheidung • Spannung • Thriller • USA • Verbrechen
ISBN-10 3-8412-2737-6 / 3841227376
ISBN-13 978-3-8412-2737-9 / 9783841227379
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