Lassiter 2632 (eBook)

Hurricane-Jane

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4019-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter 2632 - Kolja van Horn
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Als die Horde hinter der Anhöhe aus dem Morgendunst zu wachsen schien, tauchte die aufgehende Sonne die Gestalten in purpurrotes Licht. Corben Byron hielt den Kaffeebecher noch in der Hand - nun stellte er ihn auf dem Geländer der Veranda ab, um nach dem Karabiner zu greifen. Mit dem Gewehr in beiden Händen stieg er die Stufen zum Vorhof hinab und ging den Reitern entgegen.
Es war lange her, doch er erkannte den Anführer sofort. Angst kroch mit kalten Klauen an seiner Wirbelsäule empor.
'Desmond Levane', knurrte Byron, als die Revolvermänner ein paar Schritte vor ihm ihre Pferde zügelten. 'Was in drei Teufels Namen willst du hier?'
Levane lächelte. 'Was denkst du? Schulden eintreiben natürlich.' Demonstrativ blickte er über den Rancher hinweg. 'Mit Zins und Zinseszins dürfte dein Besitz dafür wohl so eben ausreichen.'


Hurricane-
Jane

von Kolja van Horn

Als die Horde hinter der Anhöhe aus dem Morgendunst zu wachsen schien, tauchte die aufgehende Sonne die Gestalten in purpurrotes Licht. Corben Byron hielt den Kaffeebecher noch in der Hand – nun stellte er ihn auf dem Geländer der Veranda ab, um nach dem Karabiner zu greifen. Mit dem Gewehr in beiden Händen stieg er die Stufen zum Vorhof hinab und ging den Reitern entgegen.

Es war lange her, doch er erkannte den Anführer sofort. Angst kroch mit kalten Klauen an seiner Wirbelsäule empor.

»Desmond Levane«, knurrte Byron, als die Revolvermänner ein paar Schritte vor ihm ihre Pferde zügelten. »Was in drei Teufels Namen willst du hier?«

Levane lächelte. »Was denkst du? Schulden eintreiben natürlich.« Demonstrativ blickte er über den Rancher hinweg. »Mit Zins und Zinseszins dürfte dein Besitz dafür wohl so eben ausreichen.«

»Ich schulde dir keinen Cent«, erwiderte Byron kalt und packte die Winchester fester – obwohl ihm klar war, dass er allein nicht die geringste Chance gegen Levane und seine zwölf finsteren Begleiter hatte.

Drüben in der Baracke der Cowboys rührte sich noch nichts, und auch seine Tochter und die drei weiteren Personen, die außer ihm im Haus schliefen, würden erst in etwa einer Viertelstunde aus den Federn steigen. Byron war stets der erste auf der Ranch, der im Morgengrauen aufstand und in der Frühe seinen Kaffee allein auf der Veranda trank. Ein Ritual, das er seit Jahren zelebrierte. Jeder auf der X-Ranch wusste, dass ihrem Besitzer diese einsame halbe Stunde wichtig war, daher ließ sich auch keiner vorher blicken.

Levanes Lächeln blieb unverändert, doch in seinen Augen blitzte es unheilvoll auf, während er antwortete: »In Dollar und Cent lässt sich deine Schuld vielleicht nicht bemessen. Wohl aber in Jahren, Corben.« Er stützte die in schwarzem Leder steckenden Hände auf dem Sattelhorn ab und lehnte sich ein wenig seinem Gegenüber entgegen. »Acht Jahre habe ich im Zuchthaus gesessen, Kumpel – und das verdanke ich dir.«

Unwillig schüttelte Byron den Kopf. »Acht Jahre? Dann bist du seit über zehn wieder ein freier Mann. Außerdem wissen wir beide, dass du ganz allein dafür verantwortlich warst. Wenn du mich fragst, bist du noch viel zu gut dabei weggekommen.«

»Das«, erwiderte Levane mit amüsierter Miene und kurzen Seitenblicken in Richtung seiner Kumpane, »ist ganz der Corben Byron, wie man ihn kennt, Messieurs. Selbstgerecht, überheblich, immer auf der Seite der Aufrechten.« Der Revolvermann schnaubte verächtlich. »Als hättest du es damals selbst immer so genau genommen mit Moral und Anstand. Dass ich nicht lache!«

Byron musste all seine Selbstbeherrschung aufwenden, um keinen Selbstmord zu begehen, indem er den Karabiner hochriss und Levane die diabolische Visage wegzuschießen versuchte. Er starrte den Priesterkragen unter dem sorgfältig getrimmten graumelierten Kinnbart seines Kontrahenten an und knurrte zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch: »Was steckt hinter diesem Aufzug? Du willst mir doch nicht weismachen, dass du neuerdings im Auftrag des Herrn unterwegs bist.«

Levane lachte auf. Ein kurzer trockener Laut, fast wie ein Peitschenknall. »Das wohl kaum. Ich würde es eher als modische Extravaganz bezeichnen; so wie dieser Mantel mit dem Pelzkragen, den du damals beim Pokern gewonnen hast, erinnerst du dich?« Er strich sich über den Stehkragen. »Ich nenne ein halbes Dutzend davon mein Eigen. Der Vorbesitzer braucht sie nicht mehr. Er hat das Zeitliche gesegnet, musst du wissen. Eine Meinungsverschiedenheit, die unschön für den Reverend endete.« Levane zwinkerte vertraulich. »Aber wir zwei werden uns doch bestimmt einig werden, hoffe ich jedenfalls.«

Sein Blick ging über Byrons Kopf hinweg zum Ranchhaus, und er atmete tief die Morgenluft ein, als wolle er eine Witterung aufnehmen, bevor er fragte: »Wo ist denn Katja, die Gute? Schläft sie noch? Ich würde ihr gern einen guten Morgen wünschen.«

Aus den Augenwinkeln bemerkte Byron, wie sich die Tür der Cowboybaracke öffnete, einer seiner Männer heraustrat und sofort wie angewurzelt stehenblieb, als er der ungebetenen Besucher gewahr wurde.

Auch Levane und seinen Männern war nicht entgangen, dass sie einen Zuschauer hatten, doch es brachte keinen der Galgenvögel sichtbar aus der Ruhe.

»Byron? Ich habe dich etwas gefragt.« Levane schnippte mit Daumen und Mittelfinger; dabei schwang nur ein Hauch von Schärfe in seiner Stimme mit.

»Katja ist tot. Schon seit vielen Jahren«, antwortete Byron mit versteinerter Miene. »Ich danke Gott dafür, dass ihr so wenigstens erspart bleibt, deine Visage noch einmal sehen zu müssen.«

»Tot? Im Ernst?« Ein Schatten schien sich für einen kurzen Moment auf Levanes markante Züge zu legen. »Wie bedauerlich.«

Byron öffnete den Mund zu einer Erwiderung, doch im selben Augenblick sah er, wie sich Levanes Blick überrascht weitete. Und hörte kurz darauf die Stimme seiner Tochter Jane.

»Dad. Wer sind diese Kerle?«

Byron schloss kurz die Augen, dann öffnete er sie wieder und rief, ohne sich umzudrehen: »Geh zurück ins Haus, Jane. Die Männer werden uns gleich wieder verlassen.«

Diese Worte waren nicht nur für die junge Frau gedacht, sondern auch an Danny Brix, seinen Vormann, gerichtet, ohne dass er es wagte, zur Baracke hinüberzuschauen. Der zog sich immerhin rückwärtsgehend zurück, Jane hingegen musste wie üblich Widerworte geben.

»Brauchst du Hilfe, Dad?«

Levane lachte, und seine Kumpane stimmten mit ein, bevor der Anführer fragte: »Na, Byron? Wie steht's? Braucht Daddy vielleicht Hilfe von der kleinen Lady?«

»Geh ins Haus, Jane! Sofort, hörst du?«

Levane winkte lächelnd in Richtung des Ranchhauses, und kurz darauf vernahm Byron erleichtert das Zuschlagen der Tür. Mit einem kurzen stummen Stoßgebet flehte er den Herrn an, seine Tochter davon abzuhalten, ihrem sprichwörtlichen Temperament nachzugeben, das ihr den Spitznamen Hurricane-Jane eingetragen hatte.

»Scheint ein hübsches Ding zu sein«, stellte Desmond Levane fest und fuhr sich dabei mit der Zungenspitze über Zähne und Lippen. Er sah aus wie ein durstiges Reptil. »Aber nicht so gehorsam, wie es sein sollte, finde ich. Vielleicht müsste man sie mal ordentlich übers Knie legen.«

Wieder lachten die finsteren Gesellen links und rechts ihres Anführers und bedachten Byron dabei mit höhnischen Blicken.

Das Lachen verstummte, als sich die Tür der Baracke links von ihnen wieder öffnete und nacheinander ein knappes Dutzend von Byrons Cowboys zum Vorschein kam. Die meisten hatten ein Gewehr oder einen Revolver in der Hand, der Rest lediglich Vierkanthölzer oder Messer. Elmer Forgrive umklammerte mit seinen riesigen Händen den Stiel einer Mistforke, und alle gaben sich die größte Mühe, finster und bedrohlich dreinzuschauen.

Levanes Begleiter wirkten nicht sonderlich beeindruckt, und ihr Anführer schaute nicht einmal in die Richtung der Cowboys, die sich vor der Baracke in Reih und Glied aufstellten wie das letzte Aufgebot. Stattdessen nahm er Byron in den Blick und hob auffordernd die Augenbrauen.

»Was hast du jetzt vor, Compadre?«, fragte er mit kalter Stimme, so leise wie unheilvoll.

Byron bemühte sich, dem stechenden Blick aus Levanes Wolfsaugen standzuhalten, während er antwortete: »Niemand muss hier heute sein Leben lassen, Desmond. Wendet eure Pferde und verschwindet einfach. Dann lasse ich die Angelegenheit auf sich beruhen und werde den Sheriff von Prior Junction nicht damit behelligen.«

Mit ungläubiger Miene musterte Levane den Rancher und schüttelte dabei leicht den Kopf. »Ist es nicht ein bisschen zu früh bei dir, Altersschwachsinn an den Tag zu legen? Oder hast du ein Problem mit deinen Ohren, alter Freund? Eigentlich dachte ich, mich sehr deutlich ausgedrückt zu haben.« Levane richtete sich auf und breitete die Arme in einer umfassenden Geste aus. »Das alles hier gehört ab heute mir. Capito? Wir werden gleich in das hübsche Haus da drüben gehen und du wirst mir Brief und Siegel darüber geben. Dann lasse ich dich und deine Leute vielleicht ungeschoren davonkommen. War das jetzt klar genug für dich?«

Nun war es an Byron, aufzulachen. »Hast du völlig den Verstand verloren, Desmond? Was glaubst du, wo du bist? Die Zeiten sind vorbei, in denen ehrlose Banditen wie du tun und lassen können, was ihnen beliebt. Es gibt Recht und Gesetz, deshalb rate...«

Ein einziger Schuss krachte und brachte den Rancher abrupt zum Schweigen. Vom Dach des Hauses stieg eine Krähe flatternd in die Lüfte auf, ansonsten schien die Welt für einen Augenblick innezuhalten.

Desmond Levane verzog missbilligend die Lippen, und aus der Mündung seines Sechsschüssers stieg ein Rauchfaden auf. Er hatte ihn schneller gezogen, als das Auge seines Gegenübers in der Lage gewesen war, die Gefahr auch nur im Ansatz wahrzunehmen.

Byrons Blick wirkte überrascht, und über der...

Erscheint lt. Verlag 27.12.2022
Reihe/Serie Lassiter
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-4019-8 / 3751740198
ISBN-13 978-3-7517-4019-7 / 9783751740197
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 971 KB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49