G. F. Unger Sonder-Edition 257 (eBook)

Der Mann aus Idaho

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3946-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 257 - G. F. Unger
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Er reitet zu der kleinen Farm in den Wäldern des Elkhorn-Landes, um Lena Parson die Nachricht vom tragischen Tod ihres Mannes zu bringen. Jeremy Starr war der Deputy von Shoshone in Idaho, und hat es Bill Parson versprechen müssen, nachdem dieser wusste, dass ihm der Galgen sicher war.
Für den Mann aus Idaho ist es eine Selbstverständlichkeit, sein Wort zu halten, auch wenn es ein Bandit war, dem er es gegeben hat. Ahnungslos erreicht er die kleine Farm - und muss plötzlich feststellen, dass hier Hölle und Himmel auf ihn warten...


Der Mann aus Idaho

Am Nachmittag des 17. September 1879 wurde überraschend die Filiale der Columbia-Bank in Shoshone überfallen und ausgeraubt. Die drei Bankräuber erbeuteten etwa siebzehntausend Dollar und entkamen fast mühelos.

Etwa drei Stunden später nahm der von einem Angelausflug heimkehrende Sheriff Paul Herrington die Verfolgung auf. Er nahm kein großes Aufgebot mit – nur einen einzigen Mann, den er zum Gehilfen für drei Dollar Tageslohn verpflichtete.

Dieser Sheriffsgehilfe hieß Jeremy Starr. Da ihn Sheriff Herrington verpflichten konnte, sparte er sich ein starkes Aufgebot. Und dass es ihm möglich war, ihn zu verpflichten, war dem Umstand zu verdanken, dass der Kassierer der Bank, den die Banditen getötet hatten, Jeremy Starrs Bruder war.

Der Sheriff und sein Gehilfe stellten die drei Bankräuber zwei Tage später – das heißt: Sie spürten die Bande in ihrem Camp auf. Es kam zu einem Revolverkampf, den der Sheriff und sein Gehilfe glatt gewinnen konnten.

Als die Sache erledigt war, lebte nur noch einer der Banditen, ein Mann von etwa dreißig Jahren, der seinen Namen nicht nannte und überhaupt so stumm war, als könnte er gar nicht sprechen.

Der Sheriff und sein Gehilfe beschlossen, die Nacht am Campfeuer zu verbringen. Denn sie und ihre Pferde waren ziemlich erschöpft. Man wollte am nächsten Tag mit dem Gefangenen die Rückkehr nach Shoshone antreten.

Und der Gehilfe Jeremy Starr übernahm die erste Wache.

Die Flammen des Feuers beleuchten die Gesichter der beiden Männer, das des Gefangenen – und das harte Gesicht des Sheriffsgehilfen. Der Sheriff liegt ein Stück entfernt unter einer riesigen Fichte und schnarcht laut in die Gegend.

Über die Schnarchtöne, die der alte Jagdfalke von einem Sheriff hören lässt, könnte man zumindest amüsiert lächeln, doch die beiden Männer am Feuer haben keinen Sinn für die Lächerlichkeit dieser Schnarchtöne.

Die beiden Männer denken an andere Dinge, an bittere Dinge, die nicht mehr zu ändern sind. Der Gefangene trägt Handschellen und hockt dicht am Feuer. Er starrt in die Flammen, ein mittelgroßer, stämmiger und braunhaariger Mann. Sein breitflächiges Gesicht ist ständig der Spiegel seiner Empfindungen, und es sind Gefühle der Resignation, der Verlorenheit, der Reue, der Furcht – und der Verzweiflung.

Jeremy Starr kann diese Empfindungen mühelos von diesem Gesicht ablesen, und er empfindet dabei eine grimmige Genugtuung. Er ist ein großer, dunkler und indianerhaft wirkender Mann, ein Mann, der im Sattel lebt, ein Reiter; das sieht man ihm an. Er mag etwa dreißig Jahre zählen, ist also fast gleichaltrig mit dem Gefangenen. Es geht etwas Wildes, Unbezwingbares, Gefährliches und Verwegenes von ihm aus.

Für den Sheriff war er so wertvoll wie eine ganze Mannschaft.

Der alte Falke Paul Herrington hat sich den gefährlichsten Mann auf fünfhundert Meilen in der Runde zum Gehilfen verpflichten können, und es hat ihn wenig gekümmert, dass Jeremy Starrs Ruf als Revolverheld auch sonst nicht gerade einwandfrei ist.

Für Sheriff Herrington spielt das keine Rolle. Er ist losgeritten, um drei Bankräuber zu fangen, die einen Bankangestellten getötet haben. Und er hätte dabei auch die Hilfe des Leibhaftigen in Anspruch genommen, hätte dieser sich nur seinem Kommando untergeordnet und wäre dessen Hilfe erfolgversprechend gewesen.

Doch jetzt schläft und schnarcht der alte Verbrecherjäger.

Jeremy Starr schenkt aus der Kaffeekanne, die in der warmen Asche am Rand des Feuers steht, einen Blechbecher voll. Er nimmt ihn zwischen die großen, langen Hände, trinkt vorsichtig mit gespitzten Lippen und hält den Blick seiner grauen Augen unverwandt auf den Gefangenen gerichtet.

»Warum habt ihr ihn erschossen?«, fragt er schließlich mit merkwürdig sanfter Stimme. »Er war doch weder groß noch stark, er war ein schwächlicher Mann. Jeder von euch konnte ihn mühelos überwältigen. Warum habt ihr ihn getötet?«

Der Gefangene blickt ihn mit großen Augen an.

»Es war nicht meine Idee«, sagt er dann bitter. »Es war überhaupt alles nicht meine Idee. Aber jammern und klagen hilft jetzt wohl nichts mehr. Ich bin erledigt. Nichts kann mir noch helfen.«

»So ist es.« Jeremy Starr nickt. »Du bist erledigt. Deine zwei Partner waren sicherlich härter und schlauer als du. Sie kämpften, bis sie tot waren; denn sie wussten, dass man euch hängen wird. Aber ich fragte dich etwas. Ich fragte dich, warum ihr den Kassierer getötet habt.«

Der Gefangene antwortet nicht sogleich. Er starrt wieder ins Leere. Er sitzt mit dem Gesicht nach Süden. Doch jetzt wendet er den Kopf und blickt nach Westen.

Dort im Westen liegt Oregon.

Der Gefangene blickt auf die fernen Sterne dort im Westen. Dann atmet er langsam aus und sagt: »Im Banktresor lag ein geladener Revolver. Als der Kassierer unseren Befehlen gehorcht und geöffnet hatte, griff er die Waffe aus dem Schrank und drehte sich um, um zu schießen. Und da hat einer von uns unwillkürlich abgedrückt.«

Er verstummt gepresst.

Jeremy Starr nickt leicht. »Er war mein Bruder«, sagt er dann sehr langsam. »Er war mein um drei Jahre älterer Bruder. Und ich hätte nie gedacht, dass er solch ein Risiko eingehen würde. Ich zweifelte immer daran, dass er Mut besäße. Ich habe ihn mein ganzes Leben lang für einen Schwächling gehalten. Aber vielleicht wäre er eines Tages doch noch Filialleiter und später sogar Direktor einer Hauptstelle geworden. Er ist für seine Firma gestorben, und das bedeutet, dass er auch sonst in allen Dingen bis zu den kleinsten Nebensächlichkeiten zuverlässig, strebsam und aufopfernd war. Solche Leute machen sich immer unentbehrlich und kommen auf einem langen Wege zu einem hohen Ziel. Er war mein Bruder. Wir waren sehr verschieden, und wir haben uns auch bestimmt nicht besonders gemocht. Er war so völlig anders als ich. Doch er war mein Bruder. Deshalb half ich dem Sheriff, euch zu erwischen. Du siehst doch wohl ein, Mann, dass ich dem Sheriff in solch einem Fall helfen musste?«

Der Gefangene sieht ihn seltsam an, verwundert und staunend. Doch dann nickt er. »Gewiss, das sehe ich ein«, murmelt er.

Dann schweigen sie beide eine Weile.

»Willst du Kaffee?«, fragt Jeremy Starr schließlich.

Der Gefangene schüttelt den Kopf.

»Es tut mir leid«, sagt er dann. »Ich meine – das mit deinem Bruder – es tut mir leid. Weißt du, ich bin kein Bandit. Ich machte das zum ersten Mal. Ich war verzweifelt und konnte keine andere Möglichkeit mehr sehen, zu Geld zu kommen. Ich steckte zu sehr in der Klemme und...«

Er bricht ab und schüttelt den Kopf.

»Jammern hilft nichts«, murmelt er. »Wer für die Hölle bestimmt ist, der kann nicht entkommen.«

»So ist es«, pflichtet Jeremy Starr ihm bei, und dann betrachten sie sich wieder lange.

»Ich war es nicht, der schoss«, spricht der Gefangene. »Du kannst mir das glauben. Ich gebe dir mein Wort. Ich war es nicht. Kannst du mir das glauben? Spürst du Hass gegen mich?«

Jeremy Starr denkt über die beiden Fragen eine Weile nach. Zwischendurch nimmt er immer wieder einen Schluck Kaffee aus dem heißen Blechbecher.

Schließlich nickt er. »Ja, ich glaube dir. Du warst nicht der Bursche, der den Schuss abfeuerte. Doch es wird dir nichts nützen. Denn du gehörtest mit zur Bande. Und diese Bande verübte einen Bankraub und ermordete den Kassierer. Darauf steht die Todesstrafe – für alle Beteiligten.«

»Ich weiß.« Der Gefangene nickt. »Ich bin verloren. Ich könnte dir und diesem Sheriff ganz gewiss nicht lebend entkommen.«

»Ich hasse dicht nicht«, beantwortet Jeremy Starr unvermittelt die zweite Frage. »Ich kannte schon eine Menge wilder Jungens, die Dummheiten machten und darin umkamen. Nur eines geht mir nicht in den Kopf. Du siehst nicht wie einer dieser wilden Burschen aus. Du bist ein Typ, den ich nicht einordnen kann. Ich würde dich am ehesten für einen Farmer halten. Doch...«

»Ich bin einer«, sagt der Gefangene. Er deutet mit einer Kinnbewegung nach Westen. »Dort in Oregon. Und meine Frau ist allein auf unserer Farm. Sie wird in diesen Tagen ein Kind bekommen und...«

»Ist das eine krumme Tour, die mein Mitleid erregen soll? Versprichst du dir etwas davon, auf diese Art Barmherzigkeit zu erwecken und Mitleid zu erregen?«

Jeremy Starr fragt es mit zunehmender Schärfe. Seine Stimme wird eiskalt dabei, und sein hartes Gesicht wird unbeweglich. Nur in seinen Augen funkelt es.

Der Gefangene zuckt zusammen, senkt den Kopf und schüttelt ihn heftig.

»Ich bitte nicht um meinetwillen«, sagt er dann. »Aber meine Frau ist allein in unserer Hütte und wartet auf meine Heimkehr. Meine Ernte war in diesem Jahr recht gut. Doch der Erlös wurde von meinen Gläubigern beschlagnahmt. Wir waren also völlig ohne Mittel, und der Winter steht vor der Tür, und das Baby wird kommen. Nun, ich versuchte, Geld aufzutreiben. Es gelang mir...

Erscheint lt. Verlag 20.12.2022
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-3946-7 / 3751739467
ISBN-13 978-3-7517-3946-7 / 9783751739467
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,1 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49