Alegra - Das Mündel der Medici (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
416 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-7616-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alegra - Das Mündel der Medici -  Manuela Terzi
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Nach langem Flehen seines Förderers Cosimo de' Medici kehrt der berühmte Bildhauer Donatello nach Florenz zurück. Behütet im Hause Donatellos aufgewachsen, weiß Alegra nicht, welch grausames Schicksal ihren Vater vor Jahren wirklich ereilt hat. Die junge Frau begehrt gegen ihr einsames, zurückgezogenes Leben auf und Donatello erkennt, dass sein lang gehütetes Geheimnis ans Licht zu kommen droht. Als Alegra auf einem ihrer Spaziergänge Fabrizio begegnet und sich in ihn verliebt, ahnt sie nicht, wer er wirklich ist ...

Autorin Manuela Terzi verfasst romantische und spannende Romane mit historischem Hintergrund. Auf ihren Reisen quer durch Italien schreibt sie am liebsten vor Ort, um die Atmosphäre intensiv aufzunehmen. Hier entstehen Szenen voller Leidenschaft und Tiefe, sodass es ihr schwerfällt, ihre Figuren am Ende einer Geschichte ziehen zu lassen. Oft übernehmen die Charaktere die Führung, während sich die freiberufliche Autorin bei Besuchen in Museen, Archiven und inmitten dem Centro Storico inspirieren lässt.

Autorin Manuela Terzi verfasst romantische und spannende Romane mit historischem Hintergrund. Auf ihren Reisen quer durch Italien schreibt sie am liebsten vor Ort, um die Atmosphäre intensiv aufzunehmen. Hier entstehen Szenen voller Leidenschaft und Tiefe, sodass es ihr schwerfällt, ihre Figuren am Ende einer Geschichte ziehen zu lassen. Oft übernehmen die Charaktere die Führung, während sich die freiberufliche Autorin bei Besuchen in Museen, Archiven und inmitten dem Centro Storico inspirieren lässt.

Prolog


1422

Ein unheilvolles Grollen dröhnte durch die Gassen der Stadt. Es lag etwas in der Luft, das spürte Alegra. Das kleine Mädchen lehnte an einer Hausmauer und starrte konzen­triert auf einen Punkt auf dem Boden, dann sah es besorgt nach oben. Die Wolken ballten sich zu schwarzen Ungeheuern mit hungrigen Mäulern, und der Wind fegte spürbar kühl über den Boden. Alegra lauschte durch die offenen Fenster ins Innere ihres Zuhauses, wo ihr Vater mit Tante Lucrezia ungewohnt laut sprach. Wann kam er endlich auf die Gasse hinaus, um zu sehen, was sie gezeichnet hatte? Hoffentlich bald, denn der Regen würde nicht lange auf sich warten lassen. Ängstlich sah sie auf ihre Zeichnung, die sie mit bloßen Fingern in den Staub auf dem Boden gemalt hatte. Was, wenn der Regenguss sie fortwischte und zerstörte? »Papa?«, rief sie durch das offene Portal des Palazzo, auf dessen terrakottafarbenen Bodenfliesen sich das spärliche Licht des Innenhofes spiegelte.

Im Inneren des Hauses stieg die Hektik. Schwere Truhen wurden geöffnet und hastig wieder verriegelt. Alegra hörte es am Klicken der großen Schlösser, mit denen die Truhen gesichert waren.

»Begreif doch, Lucrezia, ich muss fort.«

»Geh zur signoria und erklär es ihnen, Lorenzo. Du hast viele Freunde im Rat.«

Tante Lucrezia schien besorgt. Die sonst so besonnene Frau, die sich seit dem Tod der Mutter um Alegra und ihren Vater kümmerte, schien einer Ohnmacht nah. Alegra verstand die Aufregung nicht, obwohl auch sie enttäuscht war. Als bullettaio war ihr Vater gefragt. Ein gebildeter Mann, der für die unzähligen Florentiner, die des Lesens und Schreibens nicht mächtig waren, eine wichtige Unterstützung bot. In letzter Zeit war er allerdings viel auf Reisen gewesen, erst vor wenigen Tagen war er endlich zurückgekehrt. Nun begriff sie, warum ihre Tante so aufgelöst war. Offenbar musste er wieder fort. Niedergeschlagen schüttelte sie den Kopf. Erwachsene muss man nicht verstehen. Wenn sie groß war, würde sie anders sein.

Mit einem Lächeln auf den Lippen hüpfte sie über den steinernen Vorsprung des Portals und sah sich nach etwas um, mit dem sie ihr Kunstwerk abdecken konnte. Vielleicht übersah der liebe Gott dieses Fleckchen und sie konnte ihrem Vater später zeigen, was sie geschaffen hatte. Sie blickte auf das grelle Rot und lächelte. Da hörte sie einen polternd tobenden Pulk, der in die Gasse bog und sich rasch dem Palazzo näherte. Instinktiv schrak Alegra zurück, als sie die wütenden Gesichter der jungen Männer sah, beinahe selbst noch Kinder. Sie schrien nach ihrem Vater, der seinerseits nach Alegra rief. »Sofort ins Haus mit dir, Kind!«

Ungewohnt harsch klangen seine Worte, und in Alegra regte sich ein Widerstand, den sie sich nicht erklären konnte. Ihr Blick wanderte zwischen der Zeichnung am Boden und den näherkommenden Männern hin und her. Sie sprang auf und lief in die nächste abzweigende Gasse, wo sie mit klopfendem Herzen stehen blieb. Sie verstand nicht, was geschah. In ihrem Innersten begriff sie jedoch, ihr behütetes Leben würde nun ein Ende finden. Aus dem Schutz der Ecke beobachtete sie, wie ihr Vater die jungen Männer voller Furcht ansah und die Tore verschloss, um den Eindringlingen den Zutritt zu verwehren.

»Du entgehst deiner gerechten Strafe nicht, Nocentini! Öffne, bevor wir dich holen!« Die schmale Gasse quoll über vor Menschen aller Größen und Haarfarben. Wie eine einzige Stimme riefen sie ihren Vater, der inzwischen auch die Fenster im Piano nobile verriegelt hatte.

Alegras kleines Herz klopfte ohrenbetäubend. Sie fürchtete, sich dadurch zu verraten. Längst wusste sie, ihrem Vater drohte Gefahr. Darum war er verspätet nach Hause gekommen, auf leisen Sohlen, was nicht einmal Tante Lucrezia mit ihrem leichten Schlaf gemerkt hatte. All die Lügen, mit denen er sich in den letzten Wochen aus der Stadt verabschiedet hatte. Die knappen Besuche, die immer länger währenden Reisen. Tränen stiegen in ihr hoch, legten sich schwer auf ihre Brust.

»Sei tapfer, mein kleines Mädchen.« – Diese Worte hatte ihr Vater abends zu ihr gesagt und mit ihr gemeinsam gebetet. Sie solle in der Nähe des Hauses spielen, mit niemandem sprechen und nicht antworten, warum ihr Vater fern der Stadt geweilt hatte, wenn jemand nach ihm fragte. Seine Hand hatte so schwer auf ihrer Schulter geruht, und sie war mit dem Kopf gegen den Bettpfosten gestoßen. »Meine geliebte Alegra, ich wünsche dir …« Weiter hatte er nicht gesprochen, die Stimme hatte ihm versagt und er hatte sich nicht seiner Tränen geschämt. Warum hatte sie ihn gestern nicht nochmals umarmt und ihn geküsst, ihm gesagt, dass sie ihn liebhatte?

Sie erschrak. Mit einem dicken Baumstamm versuchten die Halbwüchsigen nun, das Tor gewaltsam zu öffnen. Sie johlten und reckten ihre geballten Fäuste gen Himmel. Und nach wenigen Stößen gab der Riegel nach, schon strömten alle in den Palazzo. Wo sich sonst Liebe und Demut versammelten, schwappte nun eine Welle des Zorns hindurch. Verdreckt und übelriechend liefen die Burschen barfuß oder mit zerlöcherten Schuhsohlen über die blank geputzten Treppen. Trotz der verschlossenen Fenster hörte Alegra die Hilferufe ihrer Tante, die dumpfen Schreie ihres Vaters, wie er um Gnade flehte, um Schutz für seine Familie. Alegra starrte wie gebannt auf das offene Tor. Sollte sie versuchen zu fliehen, Zuflucht im Keller suchen, wo niemand ein Kind vermuten würde? Unsicher machte sie einen Schritt, doch dann schrak sie zurück und presste ihre Hände auf ihren Mund. »Papa …«, flüsterte sie erstickt und sah sich panisch um.

In dem Pulk aus Geschrei und Hasstiraden erhaschte sie zwischen den vielen Füßen, Händen und Körpern einen Blick auf ihren Vater. Sie schleiften ihn mehr, als dass er getragen wurde. Als sich die Burschen formiert hatten und unter lautem Gegröle die Gasse durchquerten, fiel ihr etwas auf, das die letzten unter ihnen hinter sich herzogen. Tatsächlich, sie hatten ihren Vater blutig geschlagen und ihm ein Seil um den Hals gebunden. Wahrscheinlich hatte er versucht, sich zu wehren, zu verteidigen, aber die Meute wollte Rache. Fassungslos starrte Alegra dem Gefolge nach, dem sich immer mehr Florentiner anschlossen. Niemand achtete auf das Mädchen in der Seitengasse, das hemmungslos zu weinen anfing.

Zitternd trat Alegra aus dem Schutz der Gasse und der nebenan liegenden Palazzi. Der Regen hatte zugenommen und der Himmel verdunkelte sich. Schritt für Schritt näherte sie sich ihrem Zuhause, fürchtete zugleich, einer der Männer würde sich umdrehen und sie entdecken. Und dann erstarrte sie. Über ihr Bild zog sich eine breite Blutspur.

Zögernd betrat Alegra den Palazzo, in dem die geliebten Skulpturen und das feine Geschirr zerschlagen am Boden lagen. Die Burschen hatten alles wahllos aus den Schränken gerissen, blindlings gewütet und voller Hass den Wohlstand der Familie Nocentini vernichtet. »Tante Lucrezia?«, rief sie bange in das stille Haus. Im grellen Licht eines Blitzes erkannte sie die Silhouette ihrer Tante, die reglos auf dem Boden lag. Laut krachender Donner ließ sie aufschreien. Hatte ihre Tante versucht, sich den Eindringlingen zu widersetzen? »Tante Lucrezia, du musst doch auf mich aufpassen. Nicht schlafen, komm, wir müssen Papa helfen!«, flehte sie und zerrte unaufhörlich an dem leblosen Körper der Frau, die sie mit starren Augen ansah.

So rasch ihre Füße sie trugen, lief Alegra ins oberste Stockwerk und durchsuchte das Arbeitszimmer ihres Vaters. Sein Notizbuch, einige Unterlagen, die am Boden lagen, ein paar Florentiner, Mutters Ring. Was ihr in die Hände fiel, packte sie in einen Beutel. Sie schluckte heftig. Obwohl sie so unerfahren war, war sie entschlossen, für ihren Vater um Gerechtigkeit zu bitten. Aber wo und bei wem? Wer mochte einem Kind zuhören? Einem Kind, das weder verstand, was sein Vater getan hatte, noch, warum man ihn aus dem Palazzo gezerrt hatte.

Alegra, die Blitz und Donner fürchtete wie der Teufel das Weihwasser, stahl sich unbemerkt aus dem Palazzo und schluckte erneut. Inzwischen hatte der trockene Boden einen Teil des Blutes begierig aufgesogen und ihre Zeichnung mit sich genommen. Verschwunden wie ihr Vater. Beherzt folgte sie der blutigen Spur, während der Regen die Gassen durchspülte, und begann zu laufen, aus Angst, ihren Vater nie mehr wiederzusehen.

*

Müde schloss Donatello die Tür der bottega und neigte sein Gesicht in den Regen. Vielleicht hätte er nicht die ganze Nacht in seiner Künstlerwerkstatt an der Statue arbeiten sollen, doch wie immer waren Zeit und Ort für ihn bedeutungslos, wenn er sich in seinen Werken verlor. Er bekreuzigte sich, als er den Zug der fanciulli bemerkte, die an ihm vorbeizogen. Wieder hatten die Burschen eine schuldige Seele geholt, sie sorgten für Gerechtigkeit und verhinderten mit ihrem Tun, dass das Volk unter der Rache Gottes litt. Obwohl ihnen die Durchführung der Zweiten Hinrichtung oblag und ihr Handeln deshalb rechtmäßig war, hatte Donatello Mitleid mit dem offenkundig gequälten Mann, dessen Kopf hin und her schwang, während sie ihn über den Boden schleiften. Einige der Jungen erkannten ihn. Sie nickten ihm zu und holten hastig auf, um nicht den Anschluss zu verlieren. Unschlüssig, ob er sich in die Gruppe der gläubigen Florentiner einreihen sollte, die den fanciulli folgten, wo er bereits den letzten fanciulli-Zug versäumt hatte, blieb er stehen und starrte auf die Blutspur, die sich mit dem Ockergelb des Bodens zu einem matten Orangeton vermischte. In Gedanken versunken folgte er nun doch dem Zug, der inzwischen die...

Erscheint lt. Verlag 12.4.2023
Reihe/Serie Historische Romane im GMEINER-Verlag
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 1422 • 15. Jahrhundert • Bildhauer • Donatello • Florenz • Geschlechtertürme • Gier • Historischer Roman • historischer Schmöker • Intrigen • Italien • Macht • Medici • Mündel • neue Histo • Palazzi • Starke Frau • starke Heldin • Toskana
ISBN-10 3-8392-7616-0 / 3839276160
ISBN-13 978-3-8392-7616-7 / 9783839276167
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