Trevellian und sein Einsatz in Berlin: Kriminalroman -  Franklin Donovan

Trevellian und sein Einsatz in Berlin: Kriminalroman (eBook)

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2022 | 1. Auflage
150 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6755-5 (ISBN)
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Gerhard Mohr strahlte. Der drahtige Sechsundsechzigjährige hatte das Rentenalter erreicht. Aber er gehörte noch lange nicht zum alten Eisen, wie er fand. Nun endlich konnte er sich die Reiseträume seiner Jugend erfüllen. Es mangelte ihm weder an Zeit noch an Geld. Und in Topform war er ebenfalls. Deshalb stand der gebürtige Berliner nun an der Avenue of the Americas. Mitten in Downtown Manhattan. Er genoß den Ausblick auf das Empire State Building und die anderen Wolkenkratzer des Big Apple. Er ahnte nicht, daß er nur noch wenige Minuten zu leben hatte...

​Trevellian und sein Einsatz in Berlin: Kriminalroman


Franklin Donovan


Gerhard Mohr strahlte.

Der drahtige Sechsundsechzigjährige hatte das Rentenalter erreicht. Aber er gehörte noch lange nicht zum alten Eisen, wie er fand. Nun endlich konnte er sich die Reiseträume seiner Jugend erfüllen. Es mangelte ihm weder an Zeit noch an Geld. Und in Topform war er ebenfalls.
Deshalb stand der gebürtige Berliner nun an der Avenue of the Americas. Mitten in Downtown Manhattan. Er genoß den Ausblick auf das Empire State Building und die anderen Wolkenkratzer des Big Apple.
Er ahnte nicht, daß er nur noch wenige Minuten zu leben hatte…
***
New York City, 14. Juni 1999, 11.03 Uhr
Der Rentner aus Germany war leger, aber teuer gekleidet. Seine Buntfaltenhose stammte offensichtlich nicht aus dem Kaufhaus, sondern von einem Schneider. Das Sommerhemd mit kurzen Ärmeln war aus Rohseide. Über seiner Schulter hing an einem Lederriemen eine teure japanische Kamera.
Signale, die jeder New Yorker Straßendieb richtig zu deuten wußte. Genausogut hätte sich Gerhard Mohr ein Schild um den Hals hängen können. Reicher Tourist! Bitte ausrauben!
Der Mann mit dem kurzgeschnittenen weißen Haar machte ein paar Aufnahmen von dem Panorama. Später am Tag wollte er zur Brooklyn Bridge, um von dort aus Fotos von Downtown Manhattan zu schießen.
Er schlenderte zu Fuß in die 14th Street hinüber und schlug die Richtung zum Union Square ein.
Gerhard Mohr bemerkte nicht, daß ihm ein erbarmungsloser Blick nachgeworfen wurde…
Der Tourist aus Germany drängte sich durch die schreiende, schwitzende, gestikulierende Menge. Hier, auf der 14th Street kurz vor dem Union Square, wurde gehandelt und gefeilscht wie auf einem orientalischen Basar.
Koreaner boten auf der Straße superbilligen Elektronikschrott an, Latinos hatten gefälschte Markenjeans und Parfüm in Literflaschen im Angebot. Es roch nach gegrilltem Fleisch und Betrug.
Gerhard Mohr verzog unwillig das Gesicht. Auch in Berlin hatte seit einigen Jahren der Straßenhandel überhand genommen. Seit dem Fall der Mauer, genauer gesagt. Plötzlich fiel ihm ein, was für ein Tag bald sein würde.
Der 17. Juni.
Früher in Westdeutschland der Tag der Deutschen Einheit. In der DDR, wo Gerhard Mohr aufgewachsen war, hatte man versucht, diesen Tag totzuschweigen.
Er grinste. Von den tausenden Menschen um ihn herum würde garantiert kein einziger wissen, was der 17. Juni zu bedeuten hatte.
Er irrte sich. Zum letzten Mal in seinem Leben.
Der junge Latino stand plötzlich vor ihm. Wie aus dem Boden gewachsen.
Automatisch wollte der Deutsche einen Schritt nach links gehen.
Der Bengel folgte seiner Bewegung. Vertrat ihm den Weg.
Er war mit einer weiten Jeans, einem ärmellosen Dodgers-Shirt und einer umgedrehten Baseballkappe bekleidet. Gerhard Mohr fand, daß er aussah wie eine Schießbudenfigur.
Nun versuchte es der Rentner auf der anderen Seite, wich nach rechts aus.
Wieder baute sich der Latino als lebende Barriere vor ihm auf. In seinen Augen glitzerte es verräterisch.
Keiner der Passanten machte Anstalten, einzugreifen. In New York kümmert sich jeder um seine eigenen Angelegenheiten. Das ist besser für die Gesundheit. Außerdem waren alle vollauf damit beschäftigt, sich gegenseitig übers Ohr zu hauen.
»Laß mich durch, du Arschloch!« knurrte Gerhard Mohr auf deutsch. Er konnte kein Englisch. Auf der Schule hatte er als Fremdsprache nur Russisch gelernt.
Der magere Teenager antwortete nicht. Jedenfalls nicht mit Worten. Aber er zog unter seinem Dodgers-Shirt eine Waffe hervor, einen Smith & Wesson . 3 5 7er Magnum. Auf diese kurze Distanz absolut tödlich.
Der Latino zog den Stecher durch.
Das Geschoß schlug knapp unterhalb des Herzens in den Körper des Deutschen.
Durch die Wucht des Aufpralls wurde er ein Stück in die Luft gehoben, nach hinten geschleudert.
Schreiend gingen die Umstehenden in Deckung.
Die meisten von ihnen waren nicht zum ersten Mal im Leben Zeugen einer Ballerei. Die 14th Street ist nicht gerade Disneyland.
Gerhard Mohr war schon tot, als sein Körper den Boden berührte.
Der Latino krallte sich die teure Kamera des Rentners und sprang in einen Chevy, der in der zweiten Reihe geparkt hatte.
Niemand versuchte ihn aufzuhalten…
***
Ost-Berlin, Anklamer Straße, 4. Dezember 1961, 23.55 Uhr
Das Haus war eine typische Berliner Mietskaserne aus dem 19. Jahrhundert. In der Fassade hatte der 2. Weltkrieg seine Spuren hinterlassen. MG-Garben von der Schlacht um Berlin hatten den Putz ruiniert. Den Rest hatte der Zahn der Zeit besorgt.
Doch den beiden Menschen in der kleinen Wohnung im dritten Stock war das egal. Der Kachelofen spendete wohlige Wärme. Und ansonsten heizten sich die sinnliche Frau und der kräftige Mann munter gegenseitig auf.
Ellen Maschler hatte sich rittlings auf ihren Liebhaber gesetzt. So konnte er ihren perfekten Körper in allen Einzelheiten bewundern. Die wohlgeformten Oberschenkel, den flachen Bauch, die üppigen, nach vorne stehenden Brüste. Ihr auf die Schultern fallendes blondes Haar, und natürlich ihr schönes Gesicht, das in diesem Moment vor Lust verzerrt und gerötet war.
Ellen krallte sich in die Oberarmmuskeln des unter ihr liegenden Mannes. Sie bewegte sich rhythmisch, mit kreisenden Bewegungen auf ihm. Sie verstand es, ihn in bisher nie gekannte Höhen der Lugt zu katapultieren.
Das Herz des von der schönen Frau Verwöhnten raste, die Federn des betagten Bettes quietschten. Ellen begann, kleine Schreie der Wonne auszustoßen. Der Mann war im Paradies.
D och bis zur Hölle war der Weg nicht weit.
Vielleicht lag es an den lautstarken Geräuschen der Ekstase. Oder daran, daß der Eindringling Gummisohlen unter seinen Stiefeln hatte.
Als die Tür links neben dem Kachelofen auf schwang, waren weder die Frau noch der Mann vorbereitet. Der Killer hatte sie kalt erwischt.
Ein Profi.
Mit einem Blick erfaßte Ellens Liebhaber die drahtige Gestalt im Türstock. Halbstiefel, Anzughose mit ausgestellten Beinen, ein sogenannter Autofahrermantel, der nur bis zur Hälfte der Oberschenkel reichte, und auf dem Kopf eine Pelzmütze.
Und in der f echten Hand eine schwere Pistole, eine russische Nagant. Mit einem aufgesetzten Schalldämpfer Marke Eigenbau.
Der Mann wollte aus dem Bett aufspringen, zu seiner eigenen Dienstwaffe greifen. Aber dazu ließ es der ungebetene Besucher nicht kommen.
Ellen stieß einen Angstschrei aus.
In der nächsten Sekunde feuerte der Killer.
Er schoß sein ganzes Magazin leer.
Systematisch.
Drei oder vier Kugeln schlugen in den nackten Körper der Frau, bevor das erste Geschoß in die Brust des Mannes eindrang.
Die blonde Schönheit kippte zur Seite, und ihr Blut spritzte auf ihren Liebhaber hinab.
Der versuchte immer noch verzweifelt, hochzukommen.
Aber der Eindringling schoß unerbittlich weiter.
Die Schüsse waren nicht viel lauter als das Knallen von Sektkorken.
Schwerverletzt kollabierte der Mann auf dem blutigen Bettlaken schließlich. Eine gnädige Ohnmacht erlöste ihn aus dem Meer der Schmerzen.
Zuvor sah er noch einmal in das Gesicht des Mannes, der seine Freundin brutal ermordet hatte. Diese zynisch grinsende Visage. Er kannte ihn. Das Gesicht würde sich ihm für immer einprägen.
Das Gesicht von Gerhard Mohr…
***
New York, FBI-Gebäude an der Federal Plaza, 15. Juni 1999, 9.15 Uhr
»Ein Touristenmord?«
Mein Freund und Partner Milo Tucker schüttelte ungläubig den Kopf. Und auch meine Kollegin Annie Franceso und ich schauten uns verblüfft an.
Wir drei saßen unserem Chef Jonathan D. McKee in der Besprechungsecke seines Dienstzimmers gegenüber. Vor jedem von uns stand ein Becher des legendären Kaffees, den Mr. McKees Sekretärin Mandy zu kochen versteht.
Annie schlug ihre langen Beine übereinander und beugte sich erwartungsvoll vor.
»Wälzt das Police Department jetzt seine simpelsten Fälle auf uns ab, Sir?«
Der Special Agent in Charge legte nachdenklich die Fingerkuppen seiner schmalen Künstlerhände gegeneinander. »Sie wollen damit fragen, was wir als FBI mit einem scheinbar eindeutigen Raubmord zu tun haben, richtig?«
»Genau.« Milo nickte bestätigend. »Sie haben uns die Fakten genannt, Sir, und die Fakten sprechen für sich. Ein Tourist aus Germany, ein gewisser Gerhard Mahr…«
»Mohr«, korrigierte Mr. McKee.
»Gerhard Mohr spaziert also über die 14th Street, mit einer teuren Kameraausrüstung behängt, so daß sie jeder sehen kann. Plötzlich knallt er mit einem jungen Strolch zusammen. Laut Zeugenaussagenein blutjunger Latino. Möglicherweise mit Drogen vollgepumpt bis zur Hutschnur. Und dem sitzt der Ballermann locker. Er...

Erscheint lt. Verlag 18.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-6755-9 / 3738967559
ISBN-13 978-3-7389-6755-5 / 9783738967555
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