Der Sohn der Halblinge (Die Halblinge von Athranor 1) -  Alfred Bekker

Der Sohn der Halblinge (Die Halblinge von Athranor 1) (eBook)

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2022 | 1. Auflage
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6750-0 (ISBN)
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Alfred Bekker Der Sohn der Halblinge (Die Halblinge von Athranor 1) Arvan Aradis ist ein Mensch, doch er wächst bei den Halblingen auf und führt ein ruhiges, beschauliches Leben. Bis er den Elb Lirandil kennen lernt und so von der schrecklichen Bedrohung erfährt, die sich im Reich der Orks erhoben hat. Der Verderber des Schicksals ist erwacht! Lirandil will ein Bündnis gegen dessen dunkle Horden schmieden. Arvan und die Halblinge Borro, Neldo und Zalea schließen sich ihm an. Am Anfang suchen sie nur ein Abenteuer. Doch nicht zum ersten Mal ist es das kleine Volk, von dem die Rettung der Welt abhängt. Über die HALBLINGE VON ATHRANOR sind ferner folgende Bücher erschienen: Der Sohn der Halblinge. Das Erbe der Halblinge. Der Befreier der Halblinge Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

Bleib hier, du dummes Baumschaf!

Arvan versuchte, das vielfüßige, von Wolle überwucherte Geschöpf mit einem strengen Gedanken daran zu hindern, sich in das äußere Geäst zu begeben. Selbst bei den Riesenbäumen der Wälder am Langen See war dieses Astwerk oft so dünn, dass es auch Baumschafe nicht tragen konnte. Schon gar nicht Baumschafe, die so fett waren wie dieses Exemplar.

Zudem musste Arvan die Herde zusammenhalten. Das war die Aufgabe, die ihm der Halbling-Stamm, bei dem er lebte, zugewiesen hatte – auch deshalb, weil er für andere Dinge kein richtiges Talent zu haben schien.

Arvan war siebzehn Jahre alt. Er hatte kleine Menschenfüße, ansonsten aber war bei ihm alles größer und kräftiger als bei den Halblingen. Er war kein geschickter Kletterer, sein Menschenkörper war dazu einfach nicht geeignet. Zum Eisenbieger und Schmied taugte er allerdings auch nicht, denn in den niedrigen Höhlen, die zur Verhüttung von Metallen von den Halblingstämmen betrieben wurden und die im Fall der Gefahr schnell verlassen werden mussten, passte er nur dann, wenn er auf Knien herumrutschte.

So hatte sein Ziehvater Gomlo, Baum-Meister des Stammes von Brado dem Flüchter, beschlossen, dass Arvan die Baumschafe hüten sollte. „Diese Kreaturen sind dir ähnlich, Arvan“, hatte er gesagt. „Sie sind schwerfällig im Geiste und in der Bewegung, was bei den meisten Geschöpfen aufs Gleiche herauskommt. Wenn du einigermaßen aufmerksam bist, kannst du die Herde beisammenhalten, ohne allzu viel klettern zu müssen, und das wiederum bedeutet, dass du nicht so häufig abstürzt wie bisher.“

Das war vor drei Jahren gewesen – und wider Erwarten hatte sich Arvan zumindest für diese einfache Aufgabe als talentiert erwiesen. Die vielbeinigen Baumschafe gehorchten ihm. Die Größe dieser Geschöpfe schwankte je nach Ernährung und Zucht zwischen einem großen Halblingsfuß und einem Wildschwein. Mit ihren Klammerkrallen fanden sie an jeder Baumrinde Halt, und sie fraßen Moose, Käfer und Raupen und schlürften manchmal auch das Harz.

Arvan saß Tag für Tag stundenlang auf einem der Riesenbäume, die den Baumschafen vorbehalten waren, denn auf ihren Wohnbäumen wollten die Halblinge aus dem Stamm von Brado dem Flüchter sie nicht haben, weil sie überall ihre Ausscheidungen hinterließen. Diese veränderten über längere Zeit das Harz der Riesenbäume, aus denen die Halblinge seit langer Zeit den Baumsaft gewannen, eine magische Essenz, deren Rezeptur ein Geheimnis ihres Volkes war.

Die Bäume der Baumschafherden befanden sich deshalb in sicherer Entfernung zu den Wohnbäumen der Halblinge.

Arvan saß zumeist einfach nur da, hing seinen Gedanken nach und träumte davon, eines Tages in die große weite Welt zu ziehen und all die Dinge zu sehen, die er bisher nur aus Erzählungen kannte. Die Wunder von Carabor, der größten Stadt der Welt mit ihren zehntausend Schiffen zum Beispiel. Oder Aladar, die Hauptstadt des mächtigen Königreichs Beiderland, in der es angeblich riesige Gebäude mit goldenen Kuppeln gab, deren Pracht und Glanz die Augen blendete. Oder die Gestade des Fernen Elbenreichs, einem Land voller Magie, aber auch Weisheit, das so abgeschieden lag, dass kaum ein Halbling oder Mensch jemals dorthin gelangt war.

Eines Tages, dachte Arvan, werde ich das alles mit eigenen Augen sehen.

Letztendlich war er sich jedoch nicht sicher, ob es nicht besser war, einfach etwas mehr vom magischen Baumsaft der Halblinge zu nehmen, auf einem Herdenbaum zu sitzen und von diesen Dingen nur zu träumen. Das war bestimmt ungefährlicher, als solche Reisen selbst zu unternehmen - vor allem, wenn man so ungeschickt war wie Arvan.

Manchmal, wenn sein Kopf vom vielen Nachdenken ganz leer war, vertrieb er sich die Zeit damit, Rankpflanzen sich mehr oder weniger kunstvoll zusammenknoten zu lassen. Auch diese gehorchten seinen Gedanken, wenn er sich auf sie einstellte. Die Gefahr dabei war nur, dass er dann mitunter nicht genug auf die Baumschafe achtete.

Aber im letzten Moment hatte er ein paar Ausbrecher noch immer durch einen beherzten Gedanken daran hindern können, sich zu weit von der Herde zu entfernen.

Eine auseinandergesprengte Herde von mehr als tausend Baumschafen wieder einzusammeln war eine Geduldsprobe. Arvan hatte das schon erlebt – wenn er morgens zu spät aufgestanden war und die Baumschafe, die die Nacht über in den höheren Bereichen des jeweiligen Herdenbaums schliefen, schon vor Eintreffen des Hirten erwacht waren. Halblinghirten lösten das Problem dann meistens dadurch, dass sie in einer für Menschen schier unglaublichen Geschwindigkeit den Tieren hinterherkletterten, um sie dann wieder zusammenzutreiben. Die Baumschafe gehorchten zwar jedem intensiveren Gedanken, aber die meisten Hirten mussten dafür näher als zwanzig Schritte an die Tiere heran, und viele waren außerdem darauf angewiesen, ihre Befehle gleichzeitig auch zu rufen, da sie sonst nicht stark genug waren. Abgesehen davon gab es hin und wieder auch sehr störrische Baumschafe. Gedanken-Taublinge wurden sie genannt, und jeder Baumschafzüchter schlachtete sie als Erste.

In den Herden, die Arvan hütete, schien es allerdings nicht einen einzigen Gedanken-Taubling zu geben. Die zotteligen Geschöpfe hörten selbst dann noch auf ihn, wenn er auf der Hauptastgabel blieb, während sich einige von ihnen bis in die Baumkrone verzogen.

Allerdings war das auch Arvans Glück. Denn schnell genug hinter ihnen herzuklettern wäre ihm unmöglich gewesen.

Arvan war darauf konzentriert gewesen, einen kunstvollen Knoten aus drei Rankpflanzen zu binden, die von einem der höheren Äste herabbaumelten. Er hatte schon durch seine geduldige Beeinflussung bewirkt, dass sie überhaupt in dieser widernatürlichen Gleichmäßigkeit von dem Ast hingen.

Da hatte er bemerkt, dass eines der Baumschafe, die sich vorhin bereits gefährlich weit in das äußere Geäst gewagt hatten, einen erneuten Versuch in diese Richtung unternahm.

Komm zurück, du dumme Moosfussel!, sandte er einen weiteren Gedankenbefehl, und normalerweise hätte das Baumschaf auf diesen sehr energischen Gedanken sofort reagiert.

Aber genau in diesem Augenblick zischte etwas durch die Luft, und ein Pfeil bohrte sich durch das Baumschaf. Es stieß einen durchdringenden Schrei aus, der fast an die Stimme eines Halblingkinds erinnerte, und fiel in die Tiefe, wo es auf dem weichen Waldboden dumpf aufschlug.

Ein wahrer Hagel aus Pfeilen folgte. Die Schützen mussten aus dem Unterholz am Boden herausschießen. Vier, fünf Baumschafe, die auf niedrig gelegenen Nebenästen die Rinde nach Käfern und Moosflechten abgesucht hatten, wurden innerhalb von wenigen Augenblicken getroffen. Sie schrien erbarmungswürdig auf und stürzten ebenfalls in die Tiefe. Triumphgeheul war aus dem dichten Unterholz zu hören.

„Hinauf“, rief Arvan, der sofort aufsprang. Normalerweise brauchte er einen Gedanken nicht auszusprechen oder gar zu schreien, damit die Baumschafe ihn befolgten. Aber in so einer Notlage konnte man nicht deutlich genug sein.

Die Baumschafe stoben schreiend die Äste entlang. Nach oben!, wiederholte Arvan in Gedanken. Man musste Baumschafen eine Richtung vorgeben, sonst waren sie völlig orientierungslos und stürzten in ihrer Panik sogar vom Ast, weil sie vergaßen, sich gut genug mit ihren Krallen festzuhalten.

Es war immer ein gewisses Risiko, die Baumschafe die Rinde in den unteren Bereichen des Herdenbaums absuchen zu lassen. Doch dort gab es oft die besten Leckerbissen, und der Verzehr der Moose, die dort in den feinen Rindenspalten wuchsen, verbesserte die Qualität der Wolle. Es war ja auch nicht unbedingt damit zu rechnen, dass sich wildernde Soldaten in der Gegend aufhielten.

Normalerweise wären alle Hirten vorher gewarnt worden. Diesmal war das jedoch nicht geschehen.

Weitere Pfeile wurden vom Boden aus abgeschossen. Die Schreie der Tiere schallten durch den Wald und wurden von Baumschafen auf anderen, weiter entfernten Herdenbäumen beantwortet, wo die Tiere ebenfalls in Panik gerieten.

Arvan blickte in die Tiefe und sah Soldaten aus dem Unterholz hervorbrechen, unter ihnen viele Bogenschützen. Sie trugen Helme und Harnische. Der Hauptmann jedoch trug keinen Harnisch, sondern ein Kettenhemd und darüber ein weißes Obergewand, auf den Baum, Krone und Schwert gestickt waren – das Wappen des Waldkönigs Haraban.

Haut ab, ihr Dummschafe!, dachte Arvan – und schon verfehlten die ersten Schüsse ihre Ziele, weil die Baumschafe hoch ins Geäst flüchteten. Für die Tiere war es keine Schwierigkeit, senkrecht am Hauptstamm emporzulaufen, und sie taten dies mit einer Geschwindigkeit, die selbst ein guter menschlicher Läufer kaum auf ebener Strecke zu erreichen vermochte.

Einer der Pfeile schnellte so dicht an Arvans Kopf vorbei, dass er instinktiv zur Seite wich. Es hatte in letzter Zeit viel geregnet. Auf den Bäumen war es darum glitschig. Arvan war daher besonders vorsichtig und beim Klettern noch zurückhaltender gewesen. Wie oft war er früher schon gestürzt, weil...

Erscheint lt. Verlag 17.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7389-6750-8 / 3738967508
ISBN-13 978-3-7389-6750-0 / 9783738967500
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