Das Kaufhaus - Zeit des Wandels (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3183-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Kaufhaus - Zeit des Wandels -  Susanne von Berg
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Der Palast der Träume. 

Berlin, 1909: Die junge Lehrerin Margarete hat gerade ihre erste Stelle angetreten, als sie Alfred begegnet, dem Sohn von Flora und Leonhard Tietz. Die beiden verlieben sich und wollen ein neues Leben in Köln beginnen. Doch Alfreds Familie steckt in Schwierigkeiten: Mehr und mehr Warenhausgegner haben sich gegen sie verschworen, und die Anfeindungen schlagen bald auch in Gewalt um ... 

Das große Finale der Familiensaga rund um die Kaufhaus-Dynastie »Hertie«.



Susanne von Berg ist das Pseudonym des Schriftstellers Andreas Schmidt, der durch seine zahlreichen veröffentlichten Kriminalromane deutschlandweit seit vielen Jahren eine große Stammleserschaft erreicht. Andreas Schmidt lebt und arbeitet als freier Autor und Journalist in seiner Heimatstadt Wuppertal. Die ersten Bände seiner spannenden Kaufhaussaga »Das Kaufhaus - Zeit der Sehnsucht« und »Das Kaufhaus - Zeit der Wünsche« liegen im Aufbau Taschenbuch vor.

Kapitel 1


Versonnen stand Flora mit ihrer Skizze am offenen Fenster der Villa Tietz. Sie ließ ihre Gedanken schweifen, während ihr Blick über den parkähnlichen Garten glitt. Zwei Gärtner, offensichtlich ein Meister und sein Lehrling, beschnitten die Büsche, die die mit Kies belegte Einfahrt säumten. Das Zwitschern einer Amsel ertönte aus einem der großen Bäume. Der Spätsommer ging mit milden Temperaturen in den Herbst über, und schon bald würde sich die Dunkelheit wie ein Samttuch auf das Villenviertel des Kölner Vorortes senken. 

An manchen Tagen fühlte Flora sich wie in einem Traum, der nach jahrelangem Warten endlich in Erfüllung gegangen war. Einen Moment lang schloss sie die Augen und sog tief die Abendluft ein. Sie vergaß das Blatt Papier in ihrer Hand und dachte an ihre Anfänge in Stralsund zurück. An damals, vor vielen Jahren, als sie mit ihrem Verlobten Leonhard das kleine Weiß- und Posamentierwarengeschäft von Albert Holst übernommen hatten. Mit ihren Ideen hatten sie den Einzelhandel revolutioniert. Bei ihnen konnte die Kundschaft den Laden ohne Kaufzwang betreten, es gab erstmals ein volles Umtauschrecht und feste Preise. Dafür hatten sie das Anschreiben und den Kauf auf Rechnung abgeschafft und auf Barzahlung bestanden, um so beste Preise beim Wareneinkauf zu erhalten. Das Konzept hatte sich schnell bewährt, und schon nach kurzer Zeit mussten sie sich einen größeren Laden suchen. Nach ein paar Jahren konnten sie zudem einen weiteren Laden in Schweinfurt eröffnen. Die Filiale leitete Floras Bruder Sally gemeinsam mit seiner Frau Anna. Auch hier konnten sie schnelles Wachstum verzeichnen und suchten bald nach weiteren Standorten. Leonhard war in Elberfeld und Barmen fündig geworden, zwei rasant wachsenden Städten mit hoher Kaufkraft. Hinzu kam, dass an der Wupper zahlreiche Hersteller und Lieferanten ihren Sitz hatten.

Über die Jahre hinweg hatten Flora und Leonhard stets ein glückliches Händchen bewiesen. Nachdem sie einige Zeit im Tal der Wupper gelebt hatten, entschieden sie sich für einen Umzug nach Köln am Rhein.

Auch hier hatten sie klein angefangen, um das Risiko so gering wie möglich zu halten. Schon nach drei Jahren war das Geschäft in der Innenstadt aus allen Nähten geplatzt, und Leonhard hatte ein neues, viel größeres Kaufhaus an der Stelle errichten lassen, wo die Hohe Straße und die Schildergasse aufeinandertrafen. Fast zeitgleich eröffneten sie allein in Köln vier weitere Filialen. Vor vier Jahren war auch das Kaufhaus an der Hohen Straße zu klein geworden, und angesichts ihres Erfolges hatten Leonhard und Flora nicht gezögert, angrenzende Grundstücke zu erwerben, um das Kaufhaus vergrößern zu können. Inzwischen war aus ihrem kleinen Laden in Stralsund ein großer Konzern geworden. Und in Köln hatte Leonhard Flora endlich ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen können: Eine eigene Villa, von der sie schon als junge Frau geträumt hatte. Im Kölner Stadtteil Marienburg waren in den letzten Jahren inmitten einer parkähnlichen Umgebung unzählige neue, prachtvolle Häuser für wohlhabende Unternehmer entstanden.

Zunächst hatten Flora und Leonhard mit ihren Kindern in gutbürgerlichen Verhältnissen an der Hardefußstraße zur Miete gewohnt. Irgendwann war Leonhard von einem befreundeten Architekten auf das neue Villenviertel angesprochen worden. Er hatte nicht gezögert, ein Grundstück in Marienburg zu erwerben und den Architekten mit der Planung der Villa Tietz zu beauftragen. Nun lebten sie also seit einigen Monaten in ihrem eigenen Haus am Rande der Kölner Innenstadt. Am liebsten hätte Flora die ganze Welt umarmt, so glücklich war sie, als sie in diesem Augenblick daran dachte, was sie gemeinsam geschafft hatten. Aus dem jungen Kaufmannspaar waren erfolgreiche Großunternehmer geworden.

Ein tragisches Ereignis hatte ihre Ehe allerdings überschattet: Floras und Leonhards erstgeborener Sohn Heinrich war im Alter von zehn Jahren an einer unheilbaren Krankheit gestorben und hatte ein tiefes Loch in ihren Herzen hinterlassen. Immer, wenn Flora an Heinrichs Tod dachte, spürte sie einen schweren Bleigürtel, der sich um ihre Brust legte. Erst gestern war sie auf dem jüdischen Friedhof in Bocklemünd gewesen, um frische Blumen auf sein Grab zu legen.

Nun war es ihr jüngerer Sohn Alfred, der eines Tages das Unternehmen seiner Eltern übernehmen würde. Erst vor Kurzem hatte Leonhard ihn in den Vorstand berufen, wo er mit seinen sechsundzwanzig Jahren das jüngste Mitglied war.

Luise, seine vier Jahre jüngere Schwester, hatte sich im letzten Jahr mit Oskar Eliel, einem ehrgeizigen Juristen, verlobt. Sie war nur noch selten zu Hause. Gerhard absolvierte gerade seine Lehre im Unternehmen, er war jetzt fünfzehn Jahre alt und konnte es kaum erwarten, auf der Vorstandsetage mitzuwirken. Änne, ihre jüngere Tochter, wusste schon jetzt, dass sie mit den Kaufhäusern ihrer Eltern nichts zu tun haben wollte. Ihr schwebte anderes vor. Flora musste lächeln, als sie an die Siebzehnjährige dachte, die langsam flügge wurde und sich bereits für Männer interessierte. Alle waren wohlgeratene Kinder, fleißig, strebsam und vor allem ehrlich. Flora und Leonhard konnten stolz auf ihren Nachwuchs sein.

»Hier steckst du also.« Unbemerkt hatte Leonhard den Raum im ersten Stockwerk der Villa betreten. Flora fuhr zu ihm herum. »Oje«, sagte er zerknirscht, »habe ich dich erschreckt?« Vorsichtig schloss er die Tür des Arbeitszimmers hinter sich und trat zu ihr.

Flora nickte, doch sie war ihm nicht böse. Immerhin war sie es gewesen, die sich ihrem Tagtraum hingegeben und dabei ihre Umgebung vergessen hatte.

»Das tut mir leid, Bella.« Nach all den Jahren nannte er sie noch immer so – Bella, Schöne.

»Nicht schlimm, Liebster.« Sie lächelte ihn an.

Er trat zu ihr ans offene Fenster und folgte ihrem Blick in den Garten. »Schön haben wir es, nicht wahr?«, sagte sie.

Die Gärtner hatten ihr Tagewerk beendet und waren von der Bildfläche verschwunden. Nun lag der Garten verlassen da, und die Schatten der alten Bäume wurden langsam länger.

»Ja«, stimmte Leonhard ihr zu. »Wir haben das unfassbare Glück, hier unseren Traum leben zu können.«

»Unsere Villa Tietz«, schwärmte Flora leise, »wir haben es geschafft, Leo.«

»Wir haben eine Menge geschafft, und darauf dürfen wir stolz sein, Bella.« Erst jetzt schien er das Blatt Papier zu bemerken, das sie in Händen hielt. »Was ist das?«, erkundigte er sich.

»Ach, das«, meinte Flora leichthin, »nur eine Skizze für unsere Reklame im Winter, bis dahin ist noch viel Zeit.«

»Darf ich sie sehen?«

»Natürlich.«

Er nahm ihr die Skizze ab und warf einen Blick darauf. Seit sie ihren ersten gemeinsamen Laden eröffnet hatten, war die Reklame und die Dekoration der Schaufenster Floras Herzensangelegenheit gewesen. Doch inzwischen hatte eine ganze Armada von professionellen Schaufensterdekorateuren ihre Arbeit übernommen, denn zu groß war die Anzahl der Schauflächen, die wöchentlich neu zu bestücken waren.

»Weiße Woche bei Tietz«, las Leonhard halblaut die Überschrift. »Preiswerte Unterwäsche und Bademode, großer Sonderverkauf.« Er lächelte Flora an. »Das ist gut«, lobte er sie. »Damit erreichen wir sicher viele Käufer.«

»Ich denke, wir sollten die weiße Woche Anfang nächsten Jahres einplanen«, schlug Flora vor.

»Dann ließe sich das Sortiment sogar erweitern«, stimmte Leonhard ihr zu. Sie sah mit gerunzelter Stirn zu ihm auf. »Nun«, sagte er feixend, »nach den Feiertagen wird so manches Tischtuch nicht mehr weiß gewaschen werden können, so manches Geschirr wird bei Familienfeiern zu Bruch gegangen sein. Das könnten wir doch auch mit aufnehmen.«

Flora musste nicht lange nachdenken, um Gefallen an seiner Idee zu finden. »Recht hast du«, stimmte sie ihm zu, »vielleicht sollte ich noch praktischer denken.«

»Oh, das tust du bereits, liebste Bella.« Mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen legte er ihren Reklameentwurf auf die breite Fensterbank aus Marmor und schloss Flora in seine Arme. »Du bist großartig in dem, was du tust«, sagte er und sah ihr dabei so tief in die Augen, dass ihr trotz der vielen gemeinsamen Jahre noch ein wenig schwindelig wurde. Sie liebte ihn wie am ersten Tag,...

Erscheint lt. Verlag 15.8.2023
Reihe/Serie Die Kaufhaus-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anne Stern • Elberfeld • Familiengeschichte • Familienschicksal • Familienunternehmen • Hermann Tietz • Hertie • KaDeWe • Kaufhaus • Kaufhaus des Westens • Kaufhaus-Saga • Köln • Lena Johannson • Leonhard Tietz • Linda Winterberg • Marie Lacrosse • Stralsund • Ulrike Renk • Unternehmensgeschichte • Warenhaus Tietz
ISBN-10 3-8412-3183-7 / 3841231837
ISBN-13 978-3-8412-3183-3 / 9783841231833
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