Mission Space Army Corps 36 ?Verloren im Nirgendwo der Galaxis: Chronik der Sternenkrieger -  Luc Bahl

Mission Space Army Corps 36 ?Verloren im Nirgendwo der Galaxis: Chronik der Sternenkrieger (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
130 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6745-6 (ISBN)
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Mission Space Army Corps 36 ​Verloren im Nirgendwo der Galaxis: Chronik der Sternenkrieger


von Luc Bahl



»Ja!«, stöhnte sie.
Und noch zweimal: »Ja, ja …«
Im Grunde schrie Umhala Losch, aber das Kissen, in das sie ihren Kopf grub, dämpfte ihre Laute. Mallow Turgowskij genoss ihre Schreie. Sie steigerten seine eigene Erregung noch mehr – auch weil er genau wusste, dass die mal mehr, mal minder abgedämpften Laute ihrer eindeutigen Beschäftigung auch durch die dünne Seitenwand der Station drangen.
Ein Lächeln voller Häme huschte über sein Gesicht. Jeder Laut, den Winston nebenan zu hören bekam, musste auf ihn wie ein wohl gezielter Schlag wirken …
***
Seit einer Zeit, die selbst für das über Äonen planende Gebilde bereits sehr lange zurücklag, hatte sie derartige Überlegungen nicht mehr in Betracht gezogen. Damals nämlich, als sie ihre feinen Alkanenfäden von der primitiven, atmosphäregekoppelten Photosynthese auf die höherentwickelte Form des unmittelbaren Licht-Energie-Umsatzes umstellte, hatte Innere Ordnung oder IO, wie sich das Gebilde nannte, zum letzten Mal über die Möglichkeit nachgedacht, eine spontane Strukturveränderung herbeizuführen. Dass es irgendwann einmal wieder notwendig sein würde, gehörte zu den Unwägbarkeiten einer chaotisch-komplexen Umgebung, die sich – so weit IO wusste – in allen erkennbaren Dimensionen nahe Unendlich ausdehnte.
Im Grunde war die Arbeit am Katapult der Ewigkeit IOs eigentliche, selbst gewählte Aufgabe. Abstrahlen, Einsammeln und Verarbeiten der eingegangenen Erkenntniskapseln gehörten zum Erfüllendsten, was sich IO im Verlauf ihrer Evolution an Beschäftigung aufgebaut hatte. Nie war sie untätig gewesen, nie hatte sie sich mit dem Status quo ihrer gerade erreichten Form zufrieden gegeben. Auf die Phasen einfacher, physischer Ausdehnung und der Vervollkommnung des IO unmittelbar umgebenden Environments, waren auch Phasen der Kontemplation gefolgt. Notwendig, um das Erkannte einzuordnen, zu bewerten und aufzubereiten, um von dieser Ebene ausgehend die nächsten Schritte unternehmen zu können.
Dazu gehörten neben der Weiterentwicklung und Verfeinerung bestehender Erkenntnis- und Überlebenswerkzeuge auch das Vordringen neu geschaffener Sensoren in jene Räume, die weit entfernt und zuvor unerreichbar waren. Etwa über die Grenzen hinaus, die die Lichtgeschwindigkeit wie urtümliche Pflöcke in die Schwärze des Universums getrieben hatte. Das Gebilde begriff sich irgendwann als kleiner Teil, als eine Art miniaturisiertes Abbild, eines größeren, aber ähnlich strukturierten Zusammenhangs, der über das Raum-Zeit-Kontinuum hinaus die zahllosen Blasen der verschiedenen Universen miteinander verband.
Seit diesem Erkenntnisschritt, dem wohl Bedeutendsten ihrer bisherigen Existenz, gelang es ihr, sich unabhängig zu machen. Die nachfolgende Entwicklung des zuvor für das Überleben so wichtigen Zentralgestirns war von nun an nur noch eine Angelegenheit wachsamer Beobachtung, die man einem lange vertrauten Nachbarn nicht vorenthält, aber für das eigene Weiterleben nicht mehr von Bedeutung. Es war klar, irgendwann würde dieses Leben spendende Licht für immer erlöschen. Doch für diesen Zeitpunkt war IO bestens gewappnet. Längst hatte sie sich empfänglich für jenes Urrauschen gemacht, das seit Anbeginn dieses Universums durch ihr Kontinuum flutete. Ein beständiger, fast gleichmäßiger Fluss, der sie mit der Energie versorgte, die sie brauchte.
Über ihre kosmischen Ganglien verschoss IO mit dem Wellen-Katapult jene kleinen Energiesamen, die als Botenstoffe gebraucht wurden, um weitere Erkenntnisse quer über die Abgründe von Raum und Zeit hinweg einzusammeln. Es gehörte zu den frühesten Erkenntnissen der Inneren Ordnung – lange bevor sie den Weg in die Hyperwirklichkeit entdeckt hatte –, dass sie nicht alleine in der Welt war. Sie hatte sich noch zu Zeiten als ihr Zentralgestirn mit der Fusion seiner Wasserstoffatome beschäftigt war, ihren Lebensraum mit unendlich vielen anderen Lebensformen geteilt, die meist in rapider, explosiver Geschwindigkeit entstanden und wieder vergangen waren. Von benachbarten Planeten kamen fremde Organismen, siedelten eine Zeit lang in IOs Nachbarschaft, aber auch sie verschwanden meist ebenso plötzlich, wie sie gekommen waren. Niemals war es zu einer wie auch immer gearteten Form von näherem Kontakt zwischen der Inneren Ordnung und anderen Lebensformen gekommen, außer der nebeneinanderher zu existieren. Und IO bezweifelte mit Fug und Recht, dass die so fragilen und schnell vergänglichen organischen Wesen jemals auch nur eine Ahnung von ihrer Existenz, vom bloßen physischen Vorhandensein der Inneren Ordnung entwickelt hatten.
Die Tatsache, dass manche, etwas weiter fortgeschrittene Spezies gelegentlich damit begonnen hatten, abgestoßene, nutzlos gewordene Teile von IOs Geflecht abzubauen, hatte sie zu keiner Zeit sonderlich tangiert. Sie wäre selbst in der Lage gewesen, sich dieser Absonderungen, die zwangsläufig immer wieder entstanden, zu entledigen. Wenn fremde Wesen dies für IO taten, umso besser. In Zeiten, als das Zentralgestirn noch in der Weise schien, dass es das Leben zahlloser organischer Arten ermöglichte, war dergleichen gang und gäbe gewesen. Sie erinnerte sich an jene kleinen, geflügelten, kurzlebigen Wesen, die in die weit aufgerissenen Mäuler der damals gefährlichsten Raubtiere der Organiker flogen, um Fleischreste zwischen deren Zähnen herauszupicken. Geduldig sperrten die Räuber ihre Rachen weit auf und ließen die kleinen Putzer unbehelligt darin herumhüpfen und ihre Arbeit verrichten, obwohl sie für diese schnellen und starken Raubtiere ohne Frage auch eine willkommene Zwischenmahlzeit gewesen wären.
Ähnlich empfand IO die Anwesenheit jener Wesen, die gegenwärtig mit walzenförmigen Raumschiffen aus einem viele Lichtjahre entfernten Sonnensystem zu ihrer Welt kamen, um bestimmte Ablagerungen abzubauen. Die Innere Ordnung wusste, dass sie, verglichen mit den Raubtieren, an die sie sich aus ihrer Frühgeschichte erinnerte, vergleichsweise höher entwickelt und intelligenter waren. Was sie unter anderem auch an den n-dimensionalen Spuren ablesen konnte, die ihre Transportmittel beim An- und Abflug erzeugten. Allerdings wäre es ihr nie eingefallen, von sich aus zu versuchen, mit ihnen in einen kommunikativen Austausch zu treten. Nicht dass das unmöglich gewesen wäre. Doch es war offensichtlich, dass es weder für IO noch für die wuseligen Organiker mit ihren Individualgedächtniszentren irgendeinen Nutzen gehabt hätte.
*
Mallow Turgowskij spürte deutlich, dass seine frisch eroberte Geliebte einem wahrhaft kosmischen Höhepunkt entgegenstrebte. Der richtige Moment, um als perfekter Liebhaber selber die Zügel fallen und sich vollkommen gehen zu lassen.
Hatte ihn anfangs noch die Vorstellung äußerst erregt, nebenan in Winston einen verbittert lauschenden Zeugen zu wissen, so war dieser Gedanke jetzt völlig aus seinem Gedächtnis verschwunden. Bewusstsein und Wahrnehmung verengten sich auf die gemeinsam erlebte Lust, die sich auf eine kataklysmische Auflösung zubewegte.
Irgendwo in den untersten Schichten seines ansonsten weitgehend abgeschalteten Bewusstseins sprudelte eine winzige Quelle der Erkenntnis, voller Entzücken über sich selbst. Eine Erkenntnis, die Mallow sagte, dass er trotz reichhaltiger Erfahrung etwas Vergleichbares noch nie erlebt hatte. Und er war egozentrisch genug, dies allein sich selbst zuzuschreiben.
Wohl auch aus diesem Grund hörte er die leisen, vorbereitenden Geräusche nicht, die seinen vermeintlich so verbitterten Stationsnachbarn in dem Moment alarmierten, als dieser sie von dem lästigen Gestöhne, das von der anderen Seite der Wand zu ihm herüberdrang, unterscheiden konnte. Mit einem Satz war Winston auf den Beinen, lauschte noch ungläubig ein, zwei Sekunden, bevor er von zunehmender Panik erfüllt, aus seinem Zimmer stürzte. Auf dem nüchternen Flur der Station fühlte er, dass das knapp über der Hörschwelle vernehmbare Geräusch durch ein ebenfalls kaum spürbares Vibrieren ergänzt wurde.
Auf der Erde wäre es unmöglich gewesen, derartige Anzeichen überhaupt wahrzunehmen. Das Geräusch wäre selbst in der einsamsten Wüste von den dort noch vorhandenen Alltagsgeräuschen übertönt worden. Das kaum erahnbare Vibrieren wäre selbst in der Nähe kleiner Vorortstraßen von den Prallfeldern darüber hinwegschwebender Gleiter überlagert worden. Von schweren Bodenfahrzeugen mit Bereifung ganz zu schweigen. Aber hier auf dem namenlosen, informell Ekatat getauften Planeten, war das Vorhandensein solcher Geräusche und Vibrationen ein Ding der Unmöglichkeit.
Keiner der Schürffüchse war im Verlauf der sogenannten Nachtphase im Einsatz. Alle Geräte waren wie jeden Tag ordnungsgemäß heruntergefahren und abgeschaltet worden. Nachts war es selbst für Hochleistungsroboter wie die Schürffüchse auf einer gottverlassenen Welt wie Ekatat zu kalt.
Kein Mensch verweilte freiwillig länger als unbedingt notwendig auf diesem hässlichen atmosphärelosen Gesteinsbrocken, der als innerster Planet ein Gestirn namens Scriba-D-5 umkreiste. Offiziell gehörte der Komplex der Scriba-Sonnen zum ontidischen Imperium, eine Tatsache, die den drei Personen in...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-6745-1 / 3738967451
ISBN-13 978-3-7389-6745-6 / 9783738967456
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