Broken Blade - Die Klinge des Königs (eBook)

Die TikTok-Sensation, jetzt auf Deutsch - Roman
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2023 | 1. Auflage
496 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-30321-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Broken Blade - Die Klinge des Königs -  Melissa Blair
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Als Klinge des Königs hat Keera alles erreicht. Sie ist die wichtigste Assassine des Königs, und sie ist auch die beste. Niemand, der von Magie gezeichnet ist, kann ihr entkommen. Bis jetzt. Als Gerüchte über einen Rebellen aufkommen, der sich nur der Schatten nennt, muss Keera zeigen, was sie kann. Doch auch sie verbirgt ein dunkles Geheimnis - und eine noch heimlichere Liebe. Und plötzlich steht alles auf dem Spiel ...

Melissa Blair gehört zum indigenen Volk der Anishinaabe in Kanada. Sie hat Angewandte Linguistik studiert und wurde auf ihrem Booktok-Kanal mit Buchempfehlungen zu feministischer, queerer und indigener Literatur berühmt. Mit »Broken Blade - Die Klinge des Königs«, ihrem Romandebüt, hat sie weltweit auf TikTok für Furore gesorgt. Melissa Blair lebt in Northern Ontario und in Ottawa.

Eins


Von den siebzehn Klingen, die ich bei mir hatte, wäre jede einzelne dazu geeignet gewesen, den Mann vor mir zu töten. Mit den schmalen Stahldornen, die in meiner Lederkleidung steckten, hätte ich ihm einen tödlichen Stich beigebracht, bevor er überhaupt meine Armbewegung wahrnahm. Mit den Zwillingsklingen, die ich über Kreuz auf meinem Rücken trug, würde ich nicht ganz so schnell zuschlagen, aber er war ein Sterblicher. Ein Mensch. Er konnte mir nicht entkommen.

Jede meiner Waffen hätte für diesen Zweck genügt, aber ich wusste, ich würde ihn mit dem blutroten Dolch ins Jenseits befördern, der an meinen Schenkel geschnallt war. Ich musste nur die Finger um den beinernen Griff schließen und den Hieb ausführen.

Aber ich konnte ihn nicht töten, bevor ich nicht das hatte, was ich brauchte.

»Bitte«, flüsterte er und sah mich flehentlich an. Sein Auge war blau und ebenso geschwollen wie seine Lippen, nachdem ich ihm in der letzten Stunde schwer zugesetzt hatte. »Ich habe Euch alles gesagt, was ich weiß!«

»Ihr wart tatsächlich entgegenkommender als die meisten anderen Menschen, die ich gewöhnlich befrage«, sagte ich wahrheitsgemäß. Viele hielten aus, bis ich schon die Hälfte ihres Blutes vergossen hatte, bevor sie sich ein Geheimnis entlocken ließen. Dieser Mann hatte nach dem dritten Schlag aufgegeben und sich kaum gewehrt, als ich ihn an den Stuhl gefesselt hatte.

»Ich würde alles für den König tun! Alles! Aber lasst mich bitte gehen. Bitte.« Das letzte Wort kam ihm mit einem erbärmlichen Wimmern über die Lippen. Es hätte mir gleich klar sein sollen, dass er einer von der weinerlichen Sorte war.

»Der König braucht von Euch nur noch eins, bevor er Gnade walten lässt«, gab ich zurück. Meine rechte Hand lag bereits am weißen Griff meines Dolchs.

»Alles.« Ihm brach die Stimme. Heiße Tränen rannen ihm über die Wangen, während er sich vor und zurück wiegte.

»Einen Namen.« Ich trat einen Schritt auf ihn zu, und er fuhr zusammen. Seine weit aufgerissenen Augen glitten von meinem Gesicht zu meiner Hand und wieder zurück.

»Ich habe es Euch doch schon gesagt. Er nannte sich der Schatten. Er verbarg sein Gesicht unter der Kapuze seines Mantels. Mehr weiß ich nicht!« Jetzt beugte er sich vor und stemmte sich gegen die Stricke, die um seinen Oberkörper geschlungen waren. Die Venen am Hals traten dick hervor, und sein Blut pulsierte darin fast im gleichen schnellen Rhythmus, in dem sein Atem ging. Er wusste, was geschehen würde, wenn die Klinge mit ihren Fragen fertig war.

»Diesen Namen meine ich nicht«, flüsterte ich. Ich brauchte keine weiteren Informationen mehr für den König. Was ich nun noch hören wollte, war allein für mich.

»Welchen dann? Ich nenne Euch jeden, den Ihr wollt«, stieß er hervor, während sich Schweiß in den spärlichen Barthaaren auf seiner Lippe sammelte.

Ich musste dem ein Ende machen. Das war grausam.

»Euren Namen«, antwortete ich.

Er starrte mich noch immer an, aber sein Blick verschwamm, als er sich gegen die Stuhllehne sinken ließ. Dann schluckte er. »Warum?«

Diese Augenblicke hasste ich am meisten. Wenn der Widerstand der Befragten dahinschmolz und sie sich in ihr Schicksal fügten. Es hinnahmen, dass ich sie töten würde. Es war so viel leichter, jemanden ohne Ankündigung umzubringen.

Sanft legte ich ihm die Hand unter das Kinn und lenkte seinen Blick wieder auf mich. Mein brauner Zopf fiel mir über die Schulter und streifte kitzelnd seine Wange.

»Wie wäre es mit einem Namen gegen den anderen? Ihr gebt mir Euren, und ich sage Euch meinen.« Mehr konnte ich ihm nicht anbieten. Ein Gefühl von Kontrolle in seinem letzten Augenblick.

Verblüfft sah er mich wieder an und blinzelte. Dann nickte er einmal langsam.

»Mathias«, flüsterte er. »Mein Name ist Mathias.« Seine Augen huschten suchend über mein Gesicht und warteten auf meinen. Kurz verdrängte die Neugier sein Entsetzen.

»Mathias …«, sagte ich und zog mit schneller Bewegung den Dolch aus der Scheide.

»Ich heiße Keera.« Seine Kehle war durchtrennt, bevor das letzte Wort gesprochen war.

Der Schatten. Ich weiß nicht mehr, wann es anfing, dass überall in Elverath flüsternd von ihm gesprochen wurde, aber inzwischen hatte er sich unübersehbar einen gewissen Ruf erworben. Und das nicht nur bei den Kaufleuten, die in Königsufer mit Fisch handelten. Ich hörte seinen Namen hinter vorgehaltener Hand überall im ganzen Königreich. Egal, wohin es mich auf der Jagd nach den Feinden der Krone verschlug und wo auch immer ich in Tavernen oder dunklen Gassen Gespräche belauschte – irgendwann war unausweichlich von ihm die Rede. Und zwar stets mit einer bangen Ehrfurcht, die mich nervös machte. Es war lange her, seit es jemand gewagt hatte, dem König die Stirn zu bieten – falls der Schatten das denn überhaupt tat.

Mit den Zähnen zog ich den Korken aus einer Weinflasche, die noch vom vorigen Abend übrig geblieben war, und spuckte ihn auf den Boden der Kutsche, die mich nach Koratha brachte, der Hauptstadt von Elverath. Dann stürzte ich den bitteren Nektar hinunter, während wir auf die äußere Mauer der kreisrunden Stadt zuhielten. Vor den Fenstern der Kutsche hing ein weicher Musselin, aber trotzdem sah ich verschwommen die Gehenkten, die von der Steinwand herabhingen. Sterbliche, die Mord oder Verrat begangen hatten. Halblinge, die die Dreistigkeit besessen hatten, einen Befehl zu ignorieren. Jeder, der irgendeinem Erlass zuwidergehandelt hatte. Die Toten ließ man absichtlich hängen und verfaulen. So sprach der König am liebsten zu seinem Volk. Es war eine deutliche Botschaft an all jene, die es verlockte, sich seiner Herrschaft zu widersetzen.

Kein Sterblicher stand über der Krone, und Halblinge gab es ohnehin mehr als genug.

Das wusste ich alles nur zu gut. Schließlich war es meine Aufgabe, Verbrecher und Staatsfeinde aufzuspüren. Einige waren Sterbliche, aber bei den meisten handelte es sich um Halblinge, die versuchten, sich dem Dienst des Königs zu entziehen, indem sie ihr Elfenblut verbargen. Jene, die recht menschlich aussahen, konnten ihre Tarnung oft jahrelang aufrechterhalten, aber irgendwann verrieten sie sich dann doch. Vielleicht wurde ein neugieriger Nachbar misstrauisch. Oder jemandem fielen die schmal zulaufenden Ohren und die schnelleren Reflexe auf. Oder, schlimmer noch, sie verletzten sich, und man sah ihr bernsteinfarbenes Blut. Es war das Zeichen der Abartigkeit. Dass man halb Sterblicher, halb Elf war.

Ich fuhr über die Schneide meines Dolchs, wohl wissend, dass dasselbe Blut auch durch meine Adern floss. Alle Halblinge gehörten dem König und waren gezwungen, ihm zu dienen. Ich diente ihm am besten, indem ich tötete.

Zwar hielt ich mich äußerst ungern in der Hauptstadt auf, aber jetzt ließ es sich nicht länger vermeiden. Ich musste um eine erneute Audienz beim König nachsuchen und ihm mitteilen, dass ein weiterer Staatsfeind bestraft worden war und verraten hatte, dass der Gesuchte der Schatten hieß. Der Fischer, den ich getötet hatte, war innerhalb von drei Monaten bereits der dritte gewesen, der dem getarnten Finsterling Geheimnisse verraten hatte. Keiner von ihnen hatte seinen richtigen Namen gekannt. Keiner sein Gesicht gesehen. Beinahe hätte ich geglaubt, dass der Schatten nur eine Legende war, hätte ich nicht selbst schon einmal seinen Weg gekreuzt. Es gab ihn wirklich, auch wenn er unter seinem schwarzen Mantel stets unerkannt blieb und seine wahre Identität vor jenen verbarg, die ihn töten wollten.

Vor Leuten wie mir.

Der Schatten brachte mich um den Schlaf. Ich konnte abends nicht einmal mehr meinen Wein genießen, weil ich dauernd über den Mann unter der Kapuze nachgrübelte. Als Klinge des Königs war ich die beste Assassine und Spionin, die durch die Lande zog. Es hätten mein Name und mein Mantel sein sollen, die Angst in die Augen der Bauern und niederer Adliger zauberten, aber jetzt flüsterten sie von diesem Unbekannten.

Selbst der König nahm allmählich von dem Gerede Notiz. Überall im Palast sprachen Herren wie Diener wispernd vom Schatten. Kurtisanen und Dienstmädchen redeten sich die Köpfe darüber heiß, wer sich unter der Kapuze verbergen mochte. Wächter diskutierten über seine Motive. Alle fragten sich, ob der Mann, der sich in Schatten hüllte, überhaupt ein Sterblicher war. Vielleicht war er verräterischer, als er auf den ersten Blick erschien. Vielleicht war er ein verirrter Elf, der sich für die Auslöschung seines Volks am König rächen wollte. Vielleicht hatten die Dunkelfaen im Westen endlich beschlossen, ihren Zauber gegen die Krone ins Feld zu führen. Oder vielleicht war er auch ein Halbling, der sich gezwungen sah, sein Angesicht zu verbergen, um nicht für den Widerstand gegen die königlichen Erlasse zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Aber in Wirklichkeit wusste niemand, wer dahintersteckte. Nicht einmal das Heer von Spitzeln, für dessen gute Ausbildung und Ausstattung der König sorgte. An der Spitze dieses Heeres stand ich, und daher würde es dem König übel aufstoßen, dass ich wieder einmal mit leeren Händen zurückgekehrt war. Ich zuckte unwillkürlich mit den Schultern. Am liebsten blieb ich bei meiner Arbeit so gut es ging außerhalb seines Blickfelds. Es war gefährlich, wenn der eigene Kopf die Aufmerksamkeit der Krone erregte – wie ich nur zu gut wusste, denn schließlich war ich es, die dann ausgesandt wurde, diese Köpfe zu holen.

Die Kutsche fuhr durch die Stadt und näherte sich dem innersten Befestigungsring, dessen Mauern den...

Erscheint lt. Verlag 12.7.2023
Reihe/Serie Broken Blade-Reihe
Übersetzer Kirsten Borchardt
Sprache deutsch
Original-Titel A Broken Blade – The Hafling Saga
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Abenteuer-Fantasy • Anna Todd • Assassine • Booktok • eBooks • Elfen • enemies to lovers • enemiestolovers • Fantasy • Magie • Neuerscheinung • new adult fantasy romance • Romantasy • Scott Lynch • TikTok • tiktok made me buy it • Tracy Deonn • Verbotene Liebe
ISBN-10 3-641-30321-4 / 3641303214
ISBN-13 978-3-641-30321-1 / 9783641303211
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