Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Weiße Nächte (eBook)

Roman

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2023 | 1. Auflage
608 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-30441-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Weiße Nächte -  Jim Butcher
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Wer ermordet die schwächeren Magier und Magierinnen Chicagos? Der neunte dunkle Fall des Harry Dresden.
Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden, und ich bin der mächtigste Magier Chicagos. Als solcher sehe ich es als meine Pflicht an, schwächere magische Talente zu beschützen. Besonders als irgendjemand - oder etwas - anfing, Jagd auf sie zu machen. Irgendwie war der Weiße Hof der Vampire in diesen Fall verstrickt. Aber warum sollten Gefühlssauger, die sich von Sex ernähren, Menschen ermorden? Wie wenig ich doch wusste ...


Die dunklen Fälle des Harry Dresden: spannend, überraschend, mitreißend. Lassen Sie sich kein Abenteuer des besten Magiers von Chicago entgehen!

Jim Butcher ist der Autor der dunklen Fälle des Harry Dresden, des Codex Alera und der Cinder-Spires-Serie. Sein Lebenslauf enthält eine lange Liste von Fähigkeiten, die vor ein paar Jahrhunderten nützlich waren - wie zum Beispiel Kampfsport -, und er spielt ziemlich schlecht Gitarre. Als begeisterter Gamer beschäftigt er sich mit Tabletop-Spielen in verschiedenen Systemen, einer Vielzahl von Videospielen auf PC und Konsole und LARPs, wann immer er Zeit dafür findet. Zurzeit lebt Jim in den Bergen außerhalb von Denver, Colorado.

1. Kapitel


Viele Dinge sind nicht, wie sie scheinen, und die schlimmsten Dinge im Leben sind es erst recht nicht.

Ich lenkte meinen schlachtenerprobten, bunten alten Käfer in Richtung eines heruntergekommenen Wohngebäudes in Chicago, das keine fünf Blocks von meiner eigenen Kellermietwohnung entfernt war. Normalerweise geht es ganz schön hektisch zu, wenn mich die Cops erst einmal hinzuziehen: Es gibt mindestens eine Leiche, mehrere Autos, eine ganze Menge blinkender blauer Einsatzlichter, gelb-schwarzes Absperrband und Presseheinis – oder zumindest ist klar, dass die in naher Zukunft auf der Bildfläche erscheinen.

Dieser Tatort war völlig ruhig. Ich konnte keine Streifen- und nur einen einzigen Krankenwagen ausmachen, der mit abgeblendeten Lichtern dastand. Eine junge Mutter schlenderte an mir vorbei, einen Sprössling im Kinderwagen, während der andere unsicher an ihrer Hand an mir vorbeizuckelte. Ein älterer Herr führte seinen Labrador an meinem VW vorbei Gassi. Niemand gammelte einfach nur herum, um neugierig zu glotzen oder sonst irgendetwas Ungewöhnliches zu tun.

Verrückt.

Doch auch wenn es mitten an einem sonnigen Nachmittag im Mai war, kroch mir ein Schauer über den Rücken. Normalerweise verliere ich ja erst die Nerven, wenn ich irgendein Ding sehe, das einem Albtraum entsprungen sein mag und sich auf viel zu anschauliche Weise anschickt, etwas Mörderisches zu unternehmen.

Ich schob die Gänsehaut, die ich gerade bekam, auf die Paranoia, die mein fortgeschrittenes Alter mit sich bringt. Zugegeben, ich bin eigentlich nicht besonders alt, vor allem nicht für einen Magier, aber das Alter schreitet nun einmal unaufhaltsam voran, und ich hege den Verdacht, dass es nichts Gutes im Schilde führt.

Ich stieg aus dem Käfer und betrat den Wohnblock. Die Fliesen an den Wänden hätten dringend erneuert oder zumindest einmal ordentlich gewienert werden müssen.

Murphy wartete schon auf mich.

Sie ist knapp über eins fünfzig, bringt kaum fünfzig Kilo auf der Waage und wirkt nicht gerade wie ein zäher Cop aus Chicago, der mit Nerven aus Stahl Monster und Durchgeknallte in Grund und Boden starren kann. Knallharte Bräute wie sie sollten einfach keine Blondinen mit süßem Näschen sein. Manchmal beschleicht mich der Verdacht, Murphy ist einfach nur ein knallharter Cop geworden, um die Inkonsequenz des Universums zu beweisen – egal, wie himmelblau ihre Augen blitzen oder wie harmlos sie auf den ersten Blick erscheint, nichts kann den Stahl in ihrem Wesen verbergen. Sie bedachte mich mit einem Wir-arbeiten-hier-Nicken und einem knappen Gruß. »Dresden.«

»Lieutenant Murphy«, murmelte ich gedehnt und verbeugte mich mit ausgestrecktem Arm, völlig im Gegensatz zu ihrem schroffen Empfang. Ich tat das nicht im Mindesten, um die Inkonsequenz des Universums zu beweisen. So war ich nicht. »Ein weiteres Mal bin ich von Eurer Anwesenheit nahezu geblendet.«

Eigentlich hatte ich ein verächtliches Schnauben erwartet. Stattdessen warf sie mir ein gezwungenes, höfliches Lächeln zu und verbesserte mich sanft: »Sergeant Murphy.«

Fettnäpfchen auf, Fuß rein. Großartig, Harry! Die Anfangsmelodie dieses Falls war noch nicht einmal verklungen, und schon hatte ich Murphy daran erinnert, was es bedeutet, meine Freundin und Verbündete zu sein.

Murphy ist einst Detective Lieutenant der Sondereinheit der Polizei von Chicago gewesen. Die Sondereinheit ist die Antwort der Polizei auf alle Probleme, die man nicht mit ruhigem Gewissen in die Kategorie »normal« einreihen kann. Falls ein Vampir einen Durchreisenden abschlachtet, ein Ghul einen Nachtwächter auf dem Friedhof abmurkst oder eine Fee jemanden verflucht, worauf sein Haar nach innen statt außen zu wachsen beginnt, muss irgendjemand diesen Umtrieben auf den Grund gehen. Jemand muss sich der Sache annehmen und der Regierung und all den braven Bürgern da draußen versichern, die Welt gehe ihren geordneten, normalen Gang. Es ist ein undankbarer Job, aber die Sondereinheit verrichtet ihn durch Mut, Hartnäckigkeit, Gerissenheit und indem sie hin und wieder bei einem Magier namens Harry Dresden anklingelt, der ihr aus der Patsche helfen soll.

Murphys Vorgesetzte warfen ihr vor, sie hätte in einer Krisensituation ihre Pflicht vernachlässigt, dabei hatte sie mich in Wirklichkeit bei der Lösung des Falls tatkräftig unterstützt. Man hatte sie schon mit der Versetzung zur Sondereinheit ins berufliche Sibirien abgeschoben. Indem sie ihr auch noch Rang und Status genommen hatten, für die sie sich den Arsch abgearbeitet hatte, hatten sie Murphy erniedrigt und ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Stolz einen brutalen Tritt verpasst.

»Sergeant«, seufzte ich. »Tut mir leid, Murph. Ich hab’s vergessen.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Sorge. Ich vergesse es auch manchmal. Meist, wenn ich einen Anruf beantworte.«

»Dennoch. Ich sollte nicht so dumm sein.«

»Das finden wir alle, Harry«, sagte Murphy und boxte mich spielerisch mit einer Faust gegen den Bizeps. »Niemand gibt dir die Schuld.«

»Das ist ein Zeichen wahrer Größe, Minnie Maus«, erwiderte ich.

Sie schnaubte und drückte den Knopf, um den Aufzug zu rufen. Auf dem Weg nach oben fragte ich: »Hier ist es um einiges ruhiger als an den meisten anderen Tatorten, oder irre ich mich?«

Sie schnitt eine Grimasse. »Das ist keiner.«

»Nicht?«

»Nicht wirklich«, sagte sie. »Nicht offiziell.«

»Aha«, antwortete ich. »Dann tippe ich mal darauf, dass ich genau genommen auch nicht in beratender Funktion hier bin?«

»Nicht offiziell«, sagte sie. »Sie haben Stallings Etat ganz schön fies gekürzt. Er schafft es gerade, unsere Ausrüstung einsatzbereit zu halten und uns pünktlich unsere Gehaltsschecks zu schicken. Na ja, gerade mal so, aber …«

Ich hob eine Braue.

»Ich brauche deine Meinung«, sagte sie.

»Worüber?«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich will dich nicht beeinflussen. Sieh es dir an, und dann erzähl mir, was du siehst.«

»Das bringe ich gerade noch fertig«, versicherte ich ihr.

»Ich werde dich privat bezahlen.«

»Murph, du musst mich nicht …«

Sie warf mir einen sehr ernsten Blick zu.

Murphys angeschlagener Stolz würde es nicht zulassen, Almosen anzunehmen. Ich gab nach und hob die Arme, um ihr zu zeigen, dass ich mich geschlagen gab. »Was immer Sie sagen, Boss.«

»So gehört sich das auch.«

Sie führte mich zu einer Wohnung im siebten Stock. Einige der Türen auf diesem Flur standen leicht offen, und aus den Augenwinkeln sah ich, wie die Bewohner uns verstohlene Blicke nachwarfen, als wir an ihnen vorbeigingen. Am Ende des Flurs standen zwei Typen in der Aufmachung von Rettungssanitätern – teilnahmslose, miesepetrige Rettungssanitäter. Murphy und die beiden ignorierten einander, als Murph die Wohnungstür öffnete.

Sie bedeutete mir einzutreten und nahm dann eine lässige Position ein, die mir klarmachte, dass sie zu warten gedachte.

Ich betrat die Wohnung. Sie war klein, abgewohnt und ein wenig schäbig, aber sie war sauber. Ein Miniaturdschungel aus extrem gesunden Topfpflanzen nahm einen Großteil der gegenüberliegenden Wand ein und umrahmte die beiden Fenster. Von der Tür aus konnte ich einen winzigen Fernseher auf einem kleinen Tischchen, eine alte Stereoanlage und ein Sofa erblicken.

Die tote Frau lag auf dem Futon, die Hände über dem Bauch gefaltet. Die Leiche war schon völlig fahl und der Bauch leicht gebläht. Ich tippte darauf, dass sie spätestens am Vortag gestorben war. Es war schwer, ihr Alter zu schätzen, doch sie konnte nicht viel älter als dreißig gewesen sein. Sie trug einen pinken Frotteebademantel, eine Brille, und ihr Haar war zu einem Dutt zusammengefasst.

Auf dem Couchtischchen vor dem Futon lag das Fläschchen eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels, dessen Verschluss abgeschraubt war. Das Fläschchen war leer. Eine Karaffe mit einer goldbraunen Flüssigkeit, die man bereits auf Fingerabdrücke untersucht hatte, stand in einem verschlossenen Plastikbeutel daneben, ebenso ein Wasserglas mit einem letzten Rest Wasser in der Höhe von vielleicht einem halben Zentimeter, genug für ein oder zwei geschmolzene Eiswürfel.

Neben dem Wasserglas lag eine handgeschriebene Nachricht, die man zusammen mit einem Kugelschreiber ebenfalls eingetütet hatte.

Ich sah zu der Frau hinüber. Dann ging ich zum Futon und las die Nachricht:

Ich habe es satt, mich zu fürchten. Mir bleibt nichts mehr.
Verzeiht mir.

Janine.

Ich schauderte.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich hatte schon früher die eine oder andere Leiche gesehen. Wenn man es genau nimmt, habe ich Tatorte zu Gesicht bekommen, die genauso gut Fotos aus dem Schlachthof der Hölle hätten sein können. Ich habe auch schon wahrlich Schlimmeres gerochen – ein ausgeweideter Körper gibt einen Gestank ab, der so ekelerregend ist, dass er fast greifbar erscheint. Wenn ich diesen Tatort mit einigen meiner früheren Fälle verglich, war er sogar verhältnismäßig friedlich. Gut organisiert. Ich würde so weit gehen, ihn säuberlich aufgeräumt zu nennen.

Das hier sah ganz und gar nicht aus wie das Zuhause einer toten Frau. Vielleicht war es gerade das, was es so unheimlich machte. Mit Ausnahme von Janines Leiche machte die Wohnung den Eindruck, als wäre ihre Eigentümerin nur schnell irgendwo hin geflitzt, um sich etwas zu essen zu besorgen.

Ich ging umher und gab mir alle Mühe, nur ja nichts zu berühren. Das Bad und das Gästezimmer...

Erscheint lt. Verlag 19.7.2023
Reihe/Serie Die Harry-Dresden-Serie
Übersetzer Dominik Heinrici
Sprache deutsch
Original-Titel White Night (The Dresden Files 9)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Ben Aaronovitch • benedict jacka • Bestsellersserie • Chicago • Dresden Files • eBooks • Fantasy • Fantasy Bestseller • Harry Blackstone Copperfield Dresden • Incubus • Kevin Hearne • Krimi • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Magier • Neuerscheinung • New York Times Bestseller • Paul Blackthorne • Privatdetektiv • Serie • Serienkiller • Serienmörder • Succubus • Urban Fantasy • Vampir
ISBN-10 3-641-30441-5 / 3641304415
ISBN-13 978-3-641-30441-6 / 9783641304416
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