Puppenblut (eBook)

Ein Kommissar-Bark-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
496 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-30379-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Puppenblut - Anna Jansson
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Eine Frauenleiche im Eiswasser führt Kommissar Kristoffer Bark in die dunkle Vergangenheit einer geschlossenen Nervenheilanstalt - welche Abgründe erwarten ihn bei seinem 3. Fall?
Januar 1967: Ein lebloser Frauenkörper treibt im eiskalten Fluss Svartån, ganz in der Nähe des Schlosses von Örebro. Der Name der Toten ist Mary Billbro, sie lebte in der Nervenheilanstalt von Västra Mark. Die Todesursache bleibt unbekannt. Mehr als 50 Jahre später ist Marys Enkelin Eva auf den Spuren ihrer Familiengeschichte. Sie möchte unbedingt herausfinden, was ihrer Großmutter damals zugestoßen ist. Doch dann bekommt sie selbst Morddrohungen. Für Kristoffer Bark, Schwedens Experten für Cold Cases, ist klar: Das ist ein Fall für ihn! Seine Ermittlungen führen ihn zu den schrecklichen Taten, die einst in Västra Mark geschahen. Kann er Marys Tod aufklären - und reicht das, um Eva zu retten?

Die »Kommissar Bark«-Reihe:
Band 1: Leichenschilf
Band 2: Witwenwald
Band 3: Puppenblut
Band 4: Mädchenfeuer
Alle Bände können auch unabhängig voneinander gelesen werden.

Anna Jansson wurde 1958 auf Gotland geboren, wo auch all ihre Bücher spielen. Ihre Kriminalromane über die Kommissarin Maria Wern haben sich fast zwei Millionen Mal verkauft. Sie wurden in siebzehn Sprachen übersetzt und sind außerdem als Fernsehserie auch international sehr erfolgreich.
Anna Jansson hat drei erwachsene Kinder. Mit ihrem Lebensgefährten lebt sie in der Nähe der mittelschwedischen Stadt Örebro, wo auch ihre Reihe um den Kriminalkommissar Kristoffer Bark spielt.

1


Polizei Örebro, Montag, den 26. November 2018

»Ich bin mit dem Tod bedroht worden!«, empörte sich Eva Kulitz, als sie sich Kristoffer Bark am Tisch in dem Verhörraum, den er gebucht hatte, gegenübersetzte. Sie hatte rote Flecken auf Gesicht und Hals, und die grün und bernsteinfarben melierten Augen wirkten ganz dunkel in der grauen Umgebung. Ein Kollege hatte die Anzeige aufgenommen, und Bark, der den Fall nun übernehmen sollte, hörte sich ihre Geschichte aufmerksam an.

»Ich weigere mich, zur Arbeit zu gehen. Ich halte das nicht mehr aus!«

Kristoffer Bark versuchte, sich ein Bild von der Frau zu machen, die er vor sich hatte. Sie war ängstlich und empört. Wahrscheinlich war Eva Kulitz wie er um die fünfzig Jahre alt. Sie trug einen gut geschnittenen Blazer, dazu weiße Bluse und Rock, war diskret geschminkt und auf kleidsame Weise mollig. Das braune Haar durchzogen Strähnchen, und die Lesebrille mit Strassperlen saß ihr wie ein Diadem im Haar. Soweit er verstanden hatte, war sie eine erfahrene Beraterin bei der Krankenkasse. Doch jetzt war das Maß offensichtlich voll. Sie war mit dem Tod bedroht worden, und sie nahm die Drohung ernst.

»Ja, ich finde nicht, dass ich das akzeptieren muss, oder? Ich muss meine Arbeit nach den entsprechenden Gesetzen und Direktiven erledigen. Auch wenn das bedeutet, dass kranke Menschen aus dem Krankengeldstatus herausfallen und in Armut und Elend landen. Die Politiker verstecken sich feige hinter Leuten wie mir, und wir müssen dann die Henker spielen, um die Krankenzahlen runterzubringen, die sie selbst erzeugt haben, indem sie die Möglichkeiten zur Rehabilitierung verschlechtert haben. Ich muss Menschen sagen, dass sie arbeitsfähig sind, obwohl ich sehr gut weiß, dass sie einen normalen Job nicht schaffen können. Und die sogenannten Jobs, auf die wir sie hinweisen, die weder physische noch psychische Anstrengung erfordern, existieren natürlich nicht. Aber das ist nicht meine Schuld! Ich versuche, den Versicherten zu helfen, damit sie das Geld bekommen, auf das sie ein Anrecht haben. Und ich verweigere es denen, die aus dem Regelwerk herausfallen. Da geht es um Gerechtigkeit. Und jetzt bin ich an einen richtig Verrückten geraten. Zum ersten Mal in all den Jahren habe ich wirklich Angst. Ich weiß nicht, wer es ist, aber jemand droht, mich zu töten, und ich möchte ihn anzeigen. Was kann die Polizei da machen?«

»Ich muss Sie erst einmal bitten, mir zu erzählen, was passiert ist. So detailliert wie möglich. Und in der Reihenfolge, wie es Ihnen passt. Ich höre zu.«

Eva Kulitz biss die Kiefer aufeinander, fixierte mit dem Blick einen Punkt an der Wand über Bark und starrte diesen an, als könne sie die Szene vor sich sehen.

»Der Teufel hat sich über meine Katze hergemacht«, sagte sie und schluckte schwer. »Hat sie verstümmelt, sodass ich mit ihr zum Tierarzt fahren und sie einschläfern lassen musste. Ich weiß nicht, wer einem Tier etwas so Ekelhaftes antun kann …« Evas Stimme brach, und ihr stiegen Tränen in die Augen.

»Wann ist das passiert?«, fragte Bark vorsichtig und reichte ihr ein Päckchen Taschentücher.

»Am Samstagabend. Ich war im Brunns-Park zum Tanzen, so wie jeden Samstag. Es spielte Jannez, und an der Kasse gab es eine lange Schlange. Weil das schneller ging, habe ich meinen Mantel nicht an der Garderobe abgegeben, sondern ihn ganz hinten aufgehängt, wo es nichts kostet.« Eva Kulitz wischte sich die Tränen ab, die ihr über die Wangen liefen.

»Ich war spät dran, und wie immer waren ziemlich viele Leute dort. Nachdem ich bezahlt hatte, ging ich sofort runter zur Tanzfläche. Es gibt immer einen Überschuss an Damen, und wenn man einen Mann zum Tanzen abbekommen will, dann muss man auf die Tanzfläche gehen und direkt nach einem Lied jemanden auffordern. Ich habe meinen guten Freund Lars aufgefordert, habe den ganzen Abend getanzt und bin bis zum letzten Stück geblieben. Als ich schließlich meinen Mantel geholt habe, war direkt über der einen Tasche ein großer brauner Fleck. Ich hab’ nachgesehen, und da lagen die Pfote meiner Katze und eine Nachricht. Mir war sofort klar, dass es Tessans Pfote war, denn sie hatte einen weißen Fleck auf jeder Tatze. Ich habe angefangen, laut zu schreien, und gedacht, ich würde in Ohnmacht fallen. Lars hat mir geholfen, nach Hause zu kommen. Tessan war eine Draußenkatze, und am nächsten Tag hat Lars mit mir die ganze Umgebung bis hin zum Wasserturm Svampen abgesucht. Wir haben Tessan in einem Busch gefunden … blutig. Ich musste sie zum Tierarzt bringen und einschläfern lassen. Wie kann ein Mensch nur so böse sein?«

Darauf hatte Kristoffer Bark keine Antwort. »Was stand in der Nachricht?«

Eva holte einen fleckigen und zerknitterten Zettel heraus, entfaltete ihn und legte ihn auf den Tisch. Die dunkelbraunen Partien, die zum Teil den Text verfärbten, konnten Blut sein. Er las.

Eine letzte Warnung: Wenn du weiter in Angelegenheiten herumschnüffelst, die dich nichts angehen, dann wirst du sterben.

Der Text war ordentlich und von Hand geschrieben, grammatikalisch korrekt und ohne Fehler. Das Papier sah aus, als wäre es aus einem Spiralblock mit Rändern gerissen worden.

»Ich verstehe, dass die Frage etwas absurd klingt, aber haben Sie die Pfote noch?«

»Nein, ich habe sie zusammen mit Tessan beim Tierarzt gelassen. Dachte, sie könnten sie vielleicht annähen. Eine Katze hat ja neun Leben. Aber sie konnten nichts mehr tun, außer meine geliebte Katze zu töten. Ich bin so traurig, so schrecklich traurig, sie war so eine schöne Katze. So klug und gesellig.«

»Haben Sie schon häufiger Drohungen oder etwas Ähnliches erhalten, was Sie mit diesem Ereignis in Verbindung bringen könnten?«

»Ja. Aber bisher habe ich es nicht sonderlich ernst genommen. Vor einer Woche steckte ein Zettel hinter dem Scheibenwischer meines Autos, aber den habe ich zerrissen und in den nächsten Papierkorb geworfen. Meist sind die Drohungen nicht so anonym wie diese hier. Normalerweise ruft jemand an, stellt sich vor und sagt, dass ich ein Miststück bin und mich verdammt gut vorsehen soll oder so was in der Art. Aber es ist nicht so erschreckend, wenn man ein Gesicht zu dem kennt, der einen bedroht. Und dann kann man ja auch auf die Beschuldigungen antworten und erklären, dass es die Politiker sind, die entschieden haben, die Regelungen zum Krankengeld zu verschärfen. Es war doch nicht meine Idee, die jetzt dazu führt, dass Kranke in die Armut gedrängt werden. Ich kann Ihnen sagen, es gibt Tage, da frage ich mich, was ich da eigentlich mache. Aber ich muss den Anweisungen folgen. Es gibt angestellte Juristen, die uns helfen, Gerichtsentscheidungen umzusetzen, wenn die Versicherten Klage eingereicht haben.«

»Erinnern Sie sich, was auf dem Zettel hinter der Windschutzscheibe stand?«, fragte Bark.

»Ja. Da stand: Ich wahrne dich, du Beraterhure! Warne mit h.«

»Also falsch geschrieben. War der Zettel auch von Hand geschrieben?«

»Nein, er war mit sehr großen Buchstaben auf einem Computer geschrieben. Vierundzwanzig Punkt, Schrift Calibri. Das weiß ich, weil ich die selbst benutze. Geschrieben war es auf ganz gewöhnlichem weißem, gelochtem Papier. Aber den Zettel habe ich wie gesagt nicht mehr.«

»Gab es abgesehen von diesen Zetteln noch mehr Drohungen?«

Eva runzelte die wohlgeformten Augenbrauen und dachte nach. Wieder wechselten ihre Augen die Farbe. »Vor zwei Wochen. Das war auch ein Samstag, und im Brunns-Park war Tanz im Regenbogen, dem Lokal da. Das ist das reinste Fitnessprogramm, es wird einem heiß, und man schwitzt. Ich hatte Durst und ging in die Cafeteria, um mir eine Limonade zu kaufen. Kurz danach wurde ich unerwartet aufgefordert und habe das Glas und die Dose auf dem Tisch stehen lassen. Als ich zurückkam, hatte jemand eine Glasscherbe hineingelegt. Ich nahm einen Schluck und hatte etwas Hartes, Scharfkantiges im Mund. Zum Glück habe ich es nicht verschluckt. Ich habe alle gefragt, die dort waren, aber niemand hatte jemanden bemerkt, der sich meinem Glas genähert hätte. Ich hatte die Dose selbst geöffnet und die Limonade ins Glas gegossen.«

Eva erhob sich. »Nun kann ich nicht länger bleiben, ich muss mein Enkelkind aus der Kita abholen. Meine Tochter und ihre Familie sind kürzlich hierhergezogen. Daga ist ein Jahr und vier Monate alt. Ich finde, es ist viel zu früh, sie in die Kita zu geben, aber meine Tochter sagt, sie könne es sich nicht leisten, länger zu Hause zu bleiben.«

»Nur eine letzte Frage und eine Bitte noch«, sagte Bark. »Haben Sie Ihrem Chef von den Drohungen berichtet? Und ich hätte gern so schnell wie möglich eine Liste Ihrer Fälle – die, mit denen Sie im Moment befasst sind, sowie die, an denen Sie im letzten halben Jahr gearbeitet haben. Wenn es eine oder mehrere Personen gibt, die Sie mehr als andere in Verdacht haben, dann möchte ich, dass Sie dies in der Liste markieren.«

»Ich habe schon darüber nachgegrübelt, wer von den Versicherten krank genug wäre, meine Katze zu verstümmeln. Da gibt es schon einige, die infrage kämen. Meinem Chef habe ich noch nichts gesagt. Er ist gerade auf einer Chorreise in Wien, aber ich habe es mit den anderen in meinem Team besprochen. Die meinten, ich sollte schleunigst zur Polizei gehen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie eine Liste bekommen, wenn ich geprüft habe, ob es erlaubt ist, diese Informationen rauszugeben.«

Eva schnäuzte sich und knüllte das Papiertaschentuch zu einem harten Ball zusammen. »Ich habe mich krankschreiben lassen. Ich kann nicht schlafen, kann nicht aufhören, an diese Sache zu denken.«

Kristoffer Bark reichte...

Erscheint lt. Verlag 19.7.2023
Reihe/Serie Kristoffer Bark
Kristoffer Bark
Übersetzer Susanne Dahmann
Sprache deutsch
Original-Titel Dansa min docka
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2023 • Anne Mette Hancock • Bestseller • Blutnebel • Bluttat • Blutzahl • Cold Case • Dunkelsommer • eBooks • Ermittlerkrimi • Fuchsmädchen • Gefrorenes Herz • Hagebuttenblut • Jørn Lier Horst • Krimi • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimi Neuerscheinungen 2023 • Krimireihe • Krimis • Leichenblume • Leichenschilf • Lina Bengtsdotter • Line Holm • Löwenzahnkind • Maria Wern • Mohnblumentod • Mord • Nele Neuhaus • Neuerscheinung • Örebro • Pageturner • Polizeiarbeit • Schweden • Schwedenkrimi • Skandi-Crime • Skandinavische Krimis • Stina Jackson • Stine Bolther • Thomas Enger • Thriller • ungelöste Fälle • Witwenwald
ISBN-10 3-641-30379-6 / 3641303796
ISBN-13 978-3-641-30379-2 / 9783641303792
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