Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Verrat (eBook)

Roman

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2023 | 1. Auflage
672 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-30443-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Verrat -  Jim Butcher
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Einen verurteilten Verräter zu schützen ist seine einzige Chance, für Gerechtigkeit zu sorgen. Der elfte dunkle Fall des Harry Dresden.
Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden, und heute bin ich ein Hüter des Weißen Rats der Magier. Doch früher hat mir dieser Rat immer misstraut, und einige seiner Mitglieder tun es noch heute. Besonders Hüter Donald Morgan hat mich schikaniert und stets einen Vorwand gesucht, um mich als Schwarzmagier hinzurichten. Es zeigt, wie verrückt dieser Fall war, dass Morgan des Hochverrats angeklagt wurde - und dass er ausgerechnet mich um Hilfe bat ...


Die dunklen Fälle des Harry Dresden: spannend, überraschend, mitreißend. Lassen Sie sich kein Abenteuer des besten Magiers von Chicago entgehen!

Jim Butcher ist der Autor der dunklen Fälle des Harry Dresden, des Codex Alera und der Cinder-Spires-Serie. Sein Lebenslauf enthält eine lange Liste von Fähigkeiten, die vor ein paar Jahrhunderten nützlich waren - wie zum Beispiel Kampfsport -, und er spielt ziemlich schlecht Gitarre. Als begeisterter Gamer beschäftigt er sich mit Tabletop-Spielen in verschiedenen Systemen, einer Vielzahl von Videospielen auf PC und Konsole und LARPs, wann immer er Zeit dafür findet. Zurzeit lebt Jim in den Bergen außerhalb von Denver, Colorado.

1. Kapitel


Draußen brannte die Sommersonne emsig den Asphalt von Chicagos Straßen. Mich ließen brutale Kopfschmerzen schon den halben Tag lang in der Horizontale dahinvegetieren, und dann hämmerte auch noch irgendein Idiot mit voller Wucht an meine Wohnungstür.

Ich ging aufmachen. Vor mir stand Morgan, die eine Gesichtshälfte blutüberströmt. »Die Hüter sind hinter mir her«, keuchte er. »Verstecken Sie mich. Bitte.«

Sprach’s, verdrehte die Augen, bis sie im Schädel zu verschwinden drohten, und brach zusammen.

Oha.

Na wunderbar!

Eigentlich hatte ich gedacht, Schlimmeres als die Schmerzen in meinem Kopf könnte mir an diesem Tag nicht widerfahren.

»Von allen verdammten …« Hilflos starrte ich Morgans reglose Gestalt an. »Das kann doch wohl nicht wahr sein!« Ich war echt, echt schwer versucht, die Tür zuzuschlagen und das Häufchen Elend davor liegen zu lassen. Verdient hätte der Typ das allemal.

Einfach nur dastehen und gar nichts tun ging natürlich auch nicht.

»Harry, du bist nicht ganz dicht im Kopf!«, knurrte ich vor mich hin, während ich meine Schutzzauber – das magische Sicherungssystem, mit dem ich meine Wohnung ausgestattet habe – deaktivierte, Morgan unter den Achseln packte und in meine Bude zerrte. Der Mann war groß, gut ein Meter neunzig, und reichlich mit Muskeln bepackt, die gerade sämtlich den Dienst quittiert hatten. Obwohl ich selbst kein zartes Püppchen bin, hatte ich Mühe, die schlaffe Gestalt über meine Schwelle zu bugsieren.

Sobald das geschafft war, knallte ich die Tür hinter ihm zu und richtete die Schutzzauber wieder ein. Ein Dutzend im Zimmer verteilter Kerzen erwachte flackernd zum Leben, nachdem ich mit der Hand vage auf meine Wohnung gedeutet, meinen Willen gebündelt und »Flickum bicus« gemurmelt hatte. Dann kniete ich mich neben den bewusstlosen Morgan, um mir seine Verletzungen anzusehen.

Die bestanden hauptsächlich in einem guten Dutzend übler Schnittwunden, aus denen Blut sickerte, und waren hässlich, wohl auch recht schmerzhaft, aber nicht lebensbedrohlich. Unter dem linken Arm zierte ein großes Brandloch das weiße Hemd, und darunter hatte die Haut über den Rippen Blasen geworfen und sah versengt aus. Und oben am Bein hatte jemand mit etwas, das wie ein Küchenhandtuch aussah, ungeschickt eine sehr tiefe Wunde bandagiert, an die ich mich nicht näher herantraute. Ich mochte noch nicht einmal den Verband abnehmen, musste ich doch befürchten, dass die Wunde gleich wieder zu bluten anfing. Meine Medizinkenntnisse sind nicht gerade so fundiert, dass ich ihnen das Leben eines Menschen anvertrauen möchte.

Selbst Morgans Leben nicht.

Hier war ein Arzt gefragt.

Aber wenn die Hüter des Weißen Rates tatsächlich hinter Morgan her waren, dann wussten sie höchstwahrscheinlich auch von seinen Verletzungen und hatten besonders Krankenhäuser unter Beobachtung. Von einem Besuch in einer der Notaufnahmen unserer Gegend bekam der Rat innerhalb weniger Stunden Wind.

Also rief ich einen Freund an.

Waldo Butters besah sich Morgans Wunden eine Zeit lang schweigend, während ich ihm nervös über die Schulter blickte. Waldo ist ein zierliches, drahtiges kleines Männchen, die schwarzen Haare standen ihm wie immer wirr vom Kopf ab wie das Fell eines verschreckten Kätzchens. Er trug grüne OP-Kleidung und Turnschuhe, und seine Hände arbeiteten flink und geschickt. Hinter der runden Brille mit schwarzem Stahlrand blitzten dunkle, sehr intelligente Augen. Insgesamt allerdings wirkte der Mann, als hätte er seit mindestens zwei Wochen nicht mehr geschlafen.

»Ich bin kein Arzt«, sagte Butters schließlich.

Diese Arie sangen wir nicht zum ersten Mal. »Du bist der mächtige Butters«, sagte ich, »für den nichts unmöglich ist.«

»Ich bin Gerichtsmediziner. Ich schneide Leichen auf.«

»Nenn es eine Präventivautopsie, wenn dir dann wohler ist.«

Butters warf mir einen schwer zu deutenden Blick zu. »Kannst ihn nicht ins Krankenhaus schaffen, was?«

»Du hast es kapiert, Mann.«

Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ist das nicht der Typ, der mal an Halloween versucht hat, dich umzubringen?«

»Nicht nur damals an Halloween. Auch davor schon mehr als ein Mal.«

Butters klappte sein Arztköfferchen auf und fahndete nach irgendetwas. »Wobei ich nie ganz verstanden habe, warum.«

Ich zuckte die Achseln. »Als ich noch jung war, hab ich jemanden umgebracht. Mit Magie. Ich wurde von den Hütern geschnappt, und es kam zu einem Prozess vor dem Weißen Rat.«

»Bei dem du ja offenbar freigesprochen wurdest.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Aber sie waren der Meinung, ich hätte noch eine zweite Chance verdient. Der Mann, den ich umgebracht habe, wollte nämlich eigentlich mich mit Magie umbringen, und ich habe mich nur verteidigt, um mein Leben zu retten. Die Strafe wurde sozusagen zur Bewährung ausgesetzt. Morgan war mein Bewährungshelfer.«

»Bewährung?«, fragte Butters verwundert.

»Beim nächsten Regelverstoß sollte er mir den Kopf abschlagen. Das hätte er auch zu gern getan, weswegen er praktisch ständig hinter mir herschlich, um einen guten Grund dafür zu finden.«

Butters warf mir einen fragenden Blick zu.

»Der Typ hat mir in den ersten Jahren meines Lebens als Erwachsener ziemliche Kopfschmerzen bereitet. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, ich müsste mich stets umschauen, nachsehen, ob er gerade da ist. Er hat mich verfolgt und belästigt. Eine Weile hatte ich schlimme Albträume, in denen er die Hauptrolle spielte.« Wenn man es genau nahm, plagten mich diese Albträume immer noch, in denen ich von einem erbarmungslosen Killer im grauen Umhang und mit einem fiesen Schwert in der Hand verfolgt wurde.

Butters schickte sich an, die Beinwunde von ihrem durchnässten Verband zu befreien. »Und jetzt hilfst du ihm?«

Ich zuckte erneut mit den Schultern. »Er hielt mich für ein gefährliches Tier, das eingeschläfert gehört. Das war seine ehrliche Meinung, und er hat sich einfach entsprechend verhalten.«

Butters bedachte mich mit einem raschen Seitenblick. »Und jetzt hilfst du ihm?«

»Er hatte unrecht, was mich betrifft«, erklärte ich. »Ein Bösewicht ist er deswegen nicht. Ein Arschloch schon, aber kein Bösewicht. Und nur weil jemand ein Arschloch ist, bringt man ihn nicht gleich um.«

»Ihr habt euch versöhnt, was?«

»So kann man das nun auch wieder nicht sehen.«

Butters lüpfte die Brauen. »Und was ist mit ihm? Warum wendet er sich ausgerechnet an dich, wenn er Hilfe braucht?«

»Da müsste ich jetzt raten. Ich würde drauf tippen, dass er hier ist, weil meine Wohnung der letzte Ort sein dürfte, wo man ihn vermutet.«

»Himmel, hilf!«, murmelte Butters, der inzwischen den improvisierten Verband gelöst hatte und nun eine Wunde von vielleicht sechs Zentimetern Länge vor sich sah, nicht groß also, dafür aber tief. Die Wundränder kräuselten sich wie die Lippen eines kleinen Mundes, und zwischen ihnen sickerte sofort wieder Blut hervor. »Wie eine Messerwunde, nur größer!«

»Stammt wahrscheinlich auch von so was wie einem Messer«, sagte ich, »nur größer.«

»Ein Schwert?«, fragte Butters. »Das kann nicht dein Ernst sein.«

»Die vom Rat sind noch von der alten Garde und altmodisch«, erklärte ich. »Und damit meine ich echt altmodisch.«

Butters schüttelte den Kopf. »Du hast ja gesehen, wie ich mir eben die Hände gewaschen habe. Wasch sie dir genauso gründlich. Zwei bis drei Minuten sollte das schon dauern. Dann zieh dir OP-Handschuhe an und komm wieder her. Ich brauche Hilfe.«

»Mensch, Butters …« Ich musste schlucken. »Ob ich da der Richtige …«

»Leck mich am Arsch, Zauberlehrling!« Butters klang angesäuert. »Komm mir hier nicht mit faulen Ausreden. Wenn es okay ist, dass ich kein Arzt bin, ist es auch okay, dass du keine OP-Schwester bist. Wasch deine verdammten Hände und hilf mir, ehe uns der Typ hier wegstirbt.«

Hilflos starrte ich meinen Freund eine Sekunde lang an, dann ging ich mir die verdammten Hände waschen.

Eins kann ich Ihnen verraten: Hübsch ist so eine OP nicht. Irgendwie schwebt da ständig ein ganz lächerliches Gefühl in der Luft, als würde einem Intimeres von einem anderen Menschen präsentiert, als eigentlich schicklich sein kann. Was sich ungefähr so anfühlt, als würde man unverhofft und unbeabsichtigt Vater oder Mutter im Adamskostüm antreffen. Nur ist bei einer OP mehr Blut im Spiel. Bestandteile des Körpers liegen frei, die deutlich nicht ins Freie gehören, und diese Körperteile sind voller Blut. Das Ganze ist vage peinlich, ekelerregend und gleichzeitig ganz schön aufwühlend.

»Das hätten wir«, verkündete Butters eine halbe Ewigkeit später. »Du kannst loslassen. Nimm deine Hände da weg! Die sind mir im Weg!«

»War die Arterie verletzt?«, wollte ich wissen.

»Grundgütiger, nein! Wer immer da zugestochen hat, die Arterie hat er kaum angekratzt. Sonst wäre der Mann nicht mehr am Leben.«

»Aber jetzt ist alles geregelt, oder?«

»Kommt drauf an, wie du ›geregelt‹ definierst. Das hier eben war eine Küchentisch-OP der denkbar primitivsten Sorte, aber die Wunde dürfte geschlossen bleiben, wenn unser Mann damit nicht groß rumläuft. Dennoch sollte er sich so schnell wie möglich von einem richtigen Arzt untersuchen lassen.« Butters runzelte konzentriert die Stirn....

Erscheint lt. Verlag 20.9.2023
Reihe/Serie Die Harry-Dresden-Serie
Übersetzer Dorothee Danzmann
Sprache deutsch
Original-Titel Turn Coat (The Dresden Files 11)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Ben Aaronovitch • benedict jacka • Bestsellersserie • Chicago • Dresden Files • eBooks • Fantasy • Fantasy Bestseller • Harry Blackstone Copperfield Dresden • Kevin Hearne • Krimi • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Magier • Neuerscheinung • New York Times Bestseller • Paul Blackthorne • Privatdetektiv • Schwarzmagier • Serie • Urban Fantasy • Weißmagier
ISBN-10 3-641-30443-1 / 3641304431
ISBN-13 978-3-641-30443-0 / 9783641304430
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