Die Herrscherin von Rom (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2023
704 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-29408-3 (ISBN)

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Die Herrscherin von Rom - Santiago Posteguillo
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Ein riesiges Imperium. Ein blutiger Machtkampf. Und eine Frau, die über alle triumphiert.
192 n. C.: Das Römische Reich leidet unter der Herrschaft von Kaiser Commodus, der als grausam und wahnsinnig gilt. Als er einer tödlichen Intrige zum Opfer fällt, kämpfen die mächtigsten Männer Roms um die Herrschaft. Unterdessen schmiedet Julia Domna, Gattin des Statthalters Septimius Severus, eigene ehrgeizige Pläne: Sie will eine neue Dynastie begründen. Kaum jemand ahnt, dass die bildschöne Julia die Mechanismen der Macht besser durchschaut als all ihre Rivalen. Und so kämpft Julia, bis sie über ihre Feinde triumphiert und an der Seite ihres Gatten auf dem Thron sitzt ...

Santiago Posteguillo, geboren 1967 in Valencia, hat in den USA und Großbritannien studiert. Er ist Professor für englische Literatur an der Universität Castellón (Region Valencia) und Autor von zahlreichen historischen Romanen, für die er mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde.

II
Die impulsive Julia


Sechs Jahre zuvor
Residenz der Severer, Rom
Ende des Jahres 191 n. Chr.

Julia wandte ihre großen, dunklen Augen von dem Pergament mit Ovids Gedichten ab und sah sich um. Ihre Schwester Maesa leistete ihr im Atrium Gesellschaft. Still saß sie da, ebenfalls in die Lektüre eines Codex vertieft. Julia stand auf und schnupperte.

»Riechst du das?«, fragte sie.

Maesa ließ das Pergament sinken und sah sie fragend an. »Was?«

Julia schien ihr gar nicht zuzuhören. Sie lief im Atrium auf und ab und sog tief die Luft ein, während sie zum Himmel aufschaute. »Die Sterne sind nicht zu sehen.«

»Es wird bewölkt sein«, suchte Maesa eine Erklärung.

Ihre Schwester schüttelte den Kopf. Ihr schönes Gesicht mit den orientalischen Zügen war angespannt. Ein Gesicht, in das sich der Legat aus Rom und spätere Statthalter auf der Stelle verliebt hatte.

»Riechst du das wirklich nicht?«, fragte Julia noch einmal. Als sie sah, dass ihre Schwester nur mit den Schultern zuckte, hob sie die Stimme und rief nach dem Atriense, dem altgedienten Obersklaven der Familie. »Calidius! Calidius!«

Ein großer, muskulöser, etwa dreißigjähriger Sklave erschien im Atrium.

»Ja, Herrin?«

»Lauf und sieh dich in der Stadt um.« Julia sah prüfend in den Himmel. »Geh zum Forum des göttlichen Trajan und zum Kaiserpalast. Dann komm rasch zurück und berichte mir, ob du etwas Auffälliges bemerkt hast.«

Calidius nickte und machte widerspruchslos kehrt. Er rief einige weitere Sklaven herbei und wies sie an, Stöcke, Messer und Fackeln zu holen. Dann ging er los und tat, wie die Hausherrin ihn geheißen, ohne nach dem Grund ihres Auftrags zu fragen. Mit blindem Gehorsam hatte er es auf seinem Posten weit gebracht.

»Ist die römische Nacht so gefährlich, dass sie diese ganzen Dinge brauchen?«, fragte Maesa.

Aber Julia sorgte sich in diesem Moment nicht um die nächtliche Gewalt in der Hauptstadt des Imperiums.

»Es riecht nach Rauch, Schwester«, sagte sie. »Ich glaube, es brennt irgendwo. Aber ich weiß nicht, wie groß die Gefahr ist.«

Kaiserlicher Palast, Rom

Die Flammen breiteten sich unaufhaltsam in den Räumen des Palastes aus. Quintus Aemilius, der Kommandant der Prätorianergarde von Kaiser Commodus, gab der Wache Befehle.

»Bringt den Augustus zum Vorplatz des Circus! Schnell, schnell!«

Das Leben des Kaisers zu retten hatte oberste Priorität. Alles andere konnte warten.

In diesem Moment erdreistete sich jemand, Quintus Aemilius an der Schulter zu fassen. Er fuhr wütend herum und packte den Knauf seines Schwerts. Dann erkannte er den alten Arzt, der ihn aus schreckgeweiteten Augen ansah.

»Du musst mir Männer geben«, sagte Galen.

Quintus Aemilius spuckte aus. »Du hast vergessen, mich als Vir eminentissimus anzusprechen«, lautete seine einzige Antwort. Ihn ärgerte das Auftreten dieses Quacksalbers, in den zuerst Kaiser Mark Aurel und nun auch sein Sohn Commodus solches Vertrauen setzten. »Ich kann dir jetzt keine Männer geben. Ich habe Wichtigeres zu tun. Das Leben des Kaisers, seiner Geliebten, seiner Sklaven ist zu schützen …«

»Aber die Palastbibliothek brennt!«, rief der Arzt.

»Der gesamte Palast brennt. Und das Forum!«, gab Quintus Aemilius zurück, nun nicht mehr verärgert, sondern verächtlich. »Ich habe keine Männer für solche Launen übrig! Bitte die Vigiles um Hilfe. Feuer zu löschen ist ihre Aufgabe, nicht meine!«

»Die Vigiles sind vollauf damit beschäftigt, den Vestatempel und den Friedenstempel zu retten. Die Bibliothek gehört zum Palast, und der Palast fällt in deine Zuständigkeit!«

Aber Quintus Aemilius schüttelte den Kopf und machte dann kehrt, um den Prätorianern zu folgen, die sich vom Feuer entfernten, in ihrer Mitte der in eine purpurrote Toga gewandete Kaiser. Sie hatten ihn nach dem letzten seiner unzähligen Gelage aus seinem Rausch wecken müssen.

Galen eilte in die entgegengesetzte Richtung davon.

Als Quintus Aemilius kurz zurückblickte, stellte er fest, dass der Arzt in seinem Wahnsinn direkt ins Feuer lief, anstatt zu fliehen.

»Du und du!«, wandte er sich an zwei seiner Prätorianer. »Folgt ihm, nehmt ihn in Gewahrsam und bringt ihn zum Circus!«

Der Alte ging ihm auf die Nerven, aber er war der Leibarzt des Kaisers, und dem Präfekten der Prätorianer war klar, dass es keine gute Idee war, diesen Dummkopf in den Flammen umkommen zu lassen. Commodus würde ihn dafür verantwortlich machen, und Quintus Aemilius wollte nicht den bitteren Geschmack seines Zorns zu spüren bekommen. Er hatte gesehen, wie es war, wenn der Kaiser tobte. Wen die kaiserliche Wut traf, der lebte nicht mehr lange.

Die beiden Männer nickten, salutierten vor Quintus Aemilius und rannten hinter dem Alten her, der eine erstaunliche Geschwindigkeit an den Tag legte.

»Er läuft zur Bibliothek«, rief einer der beiden.

»Dort wütet das Feuer noch stärker«, ergänzte der andere.

Galen hatte keinen Blick für die Wache, während er sich dem Eingang der Palastbibliothek näherte. Er musste hinein und retten, was zu retten war. Die Tür war verriegelt, dunkler Rauch quoll durch die Ritzen der beiden Türflügel aus Bronze. Er trat dagegen, bewirkte aber nichts. In diesem Moment wurde er von hinten gepackt.

»Lasst mich los, ihr verdammten Kerle! Lasst mich!«, schrie Galen wütend, während er versuchte, sich aus der Umklammerung der kaiserlichen Wachen zu befreien. Aber er war ein hochbetagter Greis und sie kräftige Männer aus der Rheinprovinz, die Mark Aurel für die kaiserliche Garde rekrutiert hatte.

Die Prätorianer schleiften ihn weg.

»Lasst mich los!«, zeterte Galen weiter und begann zu weinen, während sie ihn zu dem Geheimgang führten, der den Kaiserpalast mit dem Circus Maximus verband. »Ihr versteht das nicht. Dort drinnen befinden sich meine gesamten Schriften der letzten dreißig Jahre. Alles, was ich weiß, alles, was ich gelernt habe, geht gerade in Flammen auf … Möge Asklepios euch mit Krankheit schlagen, einen wie den anderen!«

Eine Einheit von Vigiles, deren Aufgabe es war, die Brände in Rom zu löschen, kam dem Arzt und seinen Häschern entgegen. Galen sah, dass sie mit Teer abgedichtete Eimer aus Espartogras benutzten, um rascher Wasser zu den Bränden zu bringen, denn diese Eimer wogen viel weniger als solche aus Holz. Doch trotz aller Bemühungen schlugen die Flammen immer höher und spuckten glühende Kohle und brennende Papyrusfetzen aus, die in die Dunkelheit eines gleichgültigen Himmels aufstiegen.

Residenz der Severer, Rom

Schwitzend kehrte Calidius mit den übrigen Sklaven ins Atrium des Septimius Severus zurück, sehnsüchtig erwartet von Julia und von Maesa, die beunruhigt neben ihr stand. Inzwischen roch auch sie den Rauch, den ihre Schwester bemerkt hatte.

»Es gibt eine große Feuersbrunst, Herrin«, rief der Atriense und rang nach Luft.

»Beim Elagabal!«, rief Maesa den Sonnengott ihrer Heimatstadt um seinen Schutz an.

Julia hatte in diesem Moment keine Zeit für Religion. Sie kam direkt zur Sache. »Wo? Breitet sie sich aus?«

»Ich bin nicht sicher, Herrin. Ich bin nur bis zur Trajanssäule gekommen. Ab dort herrscht heilloses Chaos. Man sieht Flammen in der Nähe des Flaviustheaters. Der Himmel ist orange …«

Julia und Maesa blickten nach oben. Der Widerschein der Flammen tauchte alles in einen beängstigenden schwefelgelben Widerschein. Julia konzentrierte sich darauf, einen Plan zu schmieden.

»Weckt die Kinder«, befahl sie.

»Alexianus!«, rief Maesa plötzlich, als ihr einfiel, dass ihr Mann nicht im Haus war.

»Er ist zum Hafen gegangen, und der liegt in entgegengesetzter Richtung des Feuers«, beruhigte Julia sie. Sie sorgte sich nicht um ihren Schwager und auch nicht um ihren Mann. Septimius war weit weg, in der fernen Provinz Oberpannonien, deren Statthalter er war. Sie hätte ihn gerne begleitet, aber …

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als es am Tor klopfte.

»Macht auf! So öffnet doch endlich!«

»Das ist Alexianus!«, rief Maesa.

Das Tor wurde geöffnet. Der Mann stürzte herein, und seine Frau fiel ihm in die Arme.

»Es gibt eine gewaltige Feuersbrunst!«, sagte Alexianus und legte beruhigend die Arme um Maesa.

»Wir sollten fliehen«, schlug Julia vor. Ihre Stimme war ganz leise, nur ein Hauch.

»Wohin?«

Julia sah ihn fest an. Alexianus war ein guter Mensch. Er war ihrer Schwester ein liebevoller Ehemann und der kleinen Sohaemias ein guter Vater. Während Septimius’ Abwesenheit fungierte er gemeinsam mit dem allgegenwärtigen Plautian, einem langjährigen Freund ihres Mannes, als Pater familias.

»Lass uns auf Plautian warten«, entschied Alexianus. »Er war mit mir am Hafen und wollte in Erfahrung bringen, ob wir in diesem Teil der Stadt gefährdet sind. Du weiß ja, Rom zu verlassen ist …«

Julia fiel ihm ins Wort. »Er ist kein Familienmitglied«, sagte sie, immer noch leise. Sie wusste, dass sie sich auf gefährlichem Terrain bewegte, und wollte Alexianus nicht gegen sich aufbringen.

»Aber Septimius vertraut ihm. Und ich auch«, stellte ihr Schwager klar.

Julia schwieg.

Es war ausgeschlossen, die Autorität infrage zu stellen, die ihr abwesender Gatte Plautian verliehen hatte.

Fürs Erste jedenfalls.

Circus Maximus, Rom

In der großen Arena des Circus, dort, wo an Wettkampftagen die Wagenrennen stattfanden, lief Kaiser Commodus zwischen den leeren Rängen auf und ab. Er trug die...

Erscheint lt. Verlag 19.7.2023
Übersetzer Lisa Grüneisen
Sprache deutsch
Original-Titel Yo, Julia
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 2023 • Abenteuerroman • Altes Rom • Antike • Commodus • eBooks • Historische Romane • Historischer Roman • Julia Domna • Kampf um den Thron • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Römer • Römische Geschichte • Römisches Reich • Starke Frauen • Wahre Begebenheit • Wahre Ereignisse • Yo, Julia
ISBN-10 3-641-29408-8 / 3641294088
ISBN-13 978-3-641-29408-3 / 9783641294083
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