Feuermeer (eBook)
608 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-30190-3 (ISBN)
Während eines Einsatzes gegen Mexikos gefährlichstes Drogenkartell versagen Juan Cabrillo und sein Team nicht nur dabei, den Kopf des Kartells zu fassen. Sie verlieren auch ein Teammitglied. Cabrillo sinnt auf Rache und ahnt dabei noch nicht, dass er diese Niederlage einer geheimen Verbrecherorganisation verdankt. Doch dann gerät er auch auf die Spur des Syndikats. Deren Wissenschaftler haben eine neuartige Waffe entwickelt, die ganze Städte auslöschen kann. Eine Jagd um die ganze Welt beginnt, damit das Leben von Milliionen gerettet werden kann. Juan Cabrillo muss die Bedrohung ausschalten, ehe die erste Metropole in einem Meer aus Feuer versinkt.
Jeder Band ein Bestseller und einzeln lesbar. Lassen Sie sich die anderen Romane über Juan Cabrillo nicht entgehen, zum Beispiel die packenden Action-Abenteuer »Der Colossus-Code«, »Das Portland-Projekt« oder »Operation Seewespe«!
Seit er 1973 seinen ersten Helden Dirk Pitt erfand, ist jeder Roman von Clive Cussler ein »New York Times«-Bestseller. Auch auf der deutschen SPIEGEL-Bestsellerliste ist jeder seiner Romane vertreten. 1979 gründete er die reale NUMA, um das maritime Erbe durch die Entdeckung, Erforschung und Konservierung von Schiffswracks zu bewahren. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2020 in der Wüste von Arizona und in den Bergen Colorados.
1
Nordatlantik,
180 Meilen vor der Küste von Surinam
»Das ist jetzt seine dritte Kursänderung, Sir«, sagte Santos. »Kein Zweifel, er verfolgt uns.«
Kapitän Calvera hörte die Anspannung in der Stimme seines Ersten Offiziers. Beide Männer beugten sich über eine militärtaugliche elektronische Instrumententafel – über die sein Fischtrawler El Valiente eigentlich nicht hätte verfügen dürfen.
Calvera richtete sich auf und kratzte sein bärtiges Kinn, eine reflexartige Geste, die seine Nervosität verriet. Was er sah, ergab keinen Sinn. Laut dem automatischen ID-Signal wurden sie von der Sungu Barat, einem unter indonesischer Flagge fahrenden, zweihundert Meter langen Stückgutfrachter verfolgt, der planmäßig in zwei Tagen in Caracas einlaufen sollte. Santos hatte seine Meldedaten aufgerufen. Das unauffällige Frachtschiff war 1971 in Dienst gestellt worden und hatte während der Jahrzehnte seitdem mindestens dreizehn Mal den Eigner gewechselt, zum letzten Mal erst vor einem Monat. Dem Foto des Vesseltrackers nach zu urteilen handelte es sich um ein schwimmendes Wrack. Sein Rumpf, die Kommandobrücke und die Bordkräne starrten vor Schmutz und Rost. Sein Zustand erlaubte ihm äußerstenfalls eine letzte Fahrt zum nächsten Schiffsfriedhof, gewiss aber keinen regulären Frachtdienst auf dem offenen Ozean.
Das nur mäßige Fahrt machende Schiff hatte während der letzten Tage keinerlei Aufmerksamkeit erregt, aber Santos hatte ihren Suchradar darauf programmiert, alle ungewöhnlichen Schiffsmanöver und sonstige Auffälligkeiten aufzuzeichnen. Vor drei Stunden hatte die Sungu Barat einen Alarm ausgelöst, woraufhin Calvera eine Kurskorrektur hatte vornehmen lassen, um zu überprüfen, ob sich die Warnsoftware möglicherweise geirrt hatte.
Doch ihr war kein Irrtum unterlaufen.
Noch seltsamer schien, dass das ramponierte Frachtschiff, obwohl zweimal so lang und doppelt so schwer wie die El Valiente, nicht nur mit ihnen Schritt hielt, sondern sogar zu ihnen aufholte. Momentan befand es sich nur noch gut zwei Meilen hinter ihnen und kam stetig näher.
»Was meinen Sie, wer das ist?«, fragte Santos.
»Ich habe genauso wenig Ahnung wie Sie. Womöglich haben wir es mit Piraten zu tun.« Aber noch während er seine Vermutung aussprach, schüttelte Calvera ungläubig den Kopf. »Bei einem alten Rosteimer wie diesem? Das wage ich zu bezweifeln.«
»Was wollen Sie tun, Sir?«
Calvera runzelte die Stirn und dachte nach. Für einen Kapitän in seiner Position gab es nur drei Möglichkeiten: flüchten, verstecken oder kämpfen. Die El Valiente war tatsächlich ein kommerzielles Fischerboot, aber sie war nicht auf Anhieb erkennbar in ein Schmuggelschiff umgewandelt worden. Er und seine Mannschaft hatten Jahre darauf verwendet, die Kunst zu perfektionieren, sich vor aller Augen bis zur Unsichtbarkeit zu tarnen, während sie ein halbes Jahrzehnt lang die Fischgründe und Häfen des Atlantiks und des Mittelmeers durchkreuzten. Keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, war ihr vordringliches Bestreben und ihre beste Verteidigungstaktik.
Offensichtlich hatte die Sungu Barat diese Strategie durchschaut. Nun standen nur noch die Optionen offen – zu flüchten oder zu kämpfen. Seine Blicke glitten über den Radarschirm. Nur zwei Schiffe befanden sich im Umkreis von dreihundert Meilen was bedeutete, dass sie in diesem Teil des Ozeans allein waren. Ein Feuergefecht bliebe unbemerkt.
Calvera hätte am liebsten angegriffen, aber sein Großvater hatte ihn gelehrt, dass es immer besser war, einen Gegner zu besiegen, ohne den Kampf aktiv aufzunehmen. Es war eine Lektion, die der alte Mann als junger Guerilla an der Seite von Che Guevara und Fidel Castro in den Bergen der Sierra Maestra vor sechzig Jahren verinnerlicht hatte. Sie mochten sich zwar weit draußen auf See befinden, doch es bestand immer die Gefahr, dass die Polizeiorgane alarmiert würden, wenn Calvera zu hoch pokerte. Er sollte lieber auf Nummer sicher gehen.
Er gab dem Steuermann ein Zeichen. »Rico, volle Kraft voraus.«
»A la orden, mi capitán.«
Der Rudergänger öffnete die Drosselklappe. Der mächtige Dieselmotor des Schiffes erwachte brüllend zum Leben. Während der Trawler gewöhnlich mit elf Knoten unterwegs war, war seine Höchstgeschwindigkeit auf siebzehn Knoten gesteigert worden. Aber mit einer Maschine, die für Gelegenheiten wie diese aufgerüstet worden war, beschleunigte die El Valiente auf unglaubliche dreißig Knoten. Die rasenden Kolben, die nun tief unter Deck loshämmerten, brachten das gesamte Schiff zum Vibrieren.
Die abrupte Temposteigerung zauberte ein Lächeln auf das Gesicht eines jeden, der sich auf der Kommandobrücke aufhielt, inklusive Santos, der sich auch weiterhin über den Radarschirm beugte. Calvera wusste, dass seine Entscheidung, eine solche Geschwindigkeit zu entwickeln, die Illusion zerbrach, dass die El Valiente nicht mehr war als nur ein Fischerboot, aber diese lästige Zecke im Nacken abzuschütteln, war es allemal wert.
»Käpt’n, wir haben sie gründlich überrumpelt«, sagte Santos. »Wir entfernen uns von ihnen.«
»Hervorragend.«
Calvera ging zu Rico hinüber und klopfte ihm auf die Schulter. Der junge Steuermann grinste von Ohr zu Ohr voller Stolz auf sein Schiff und seinen Kapitän. Schon in wenigen Minuten würde der Abstand zwischen ihnen und dem alten Seelenverkäufer um einiges anwachsen.
»Käpt’n, jetzt kommt sie wieder näher – und zwar schnell.«
Calvera kehrte fast im Laufschritt zur Radarstation zurück. Er wollte seinen Augen nicht trauen. Die Sungu Barat machte mehr als sechzig Knoten.
Sechzig Knoten!
»Überprüfen Sie das Radar, Santos. Irgendetwas ist damit nicht in Ordnung.«
»Ich habe vorhin schon mal ein Diagnoseprogramm laufen lassen. Die Anlage funktioniert ordnungsgemäß.«
»Das ist nicht möglich.« Calveras Gesicht verdunkelte sich vor Wut. »Aber offensichtlich doch.«
Die beiden Männer wechselten besorgte Blicke.
»Sie wissen, was auf dem Spiel steht.«
Santos nickte.
Eine pulsierende Ader trat auf Calveras Stirn hervor. Er hatte eine junge Frau und sieben Kinder. Auch Santos und die anderen Schiffsoffiziere hatten Kinder. Das war auch einer der Gründe gewesen, weshalb sie in die Organisation aufgenommen worden waren. Falls das Schiff geentert und seine Ladung beschlagnahmt werden sollte, würden sie nicht nur getötet, sondern ihre gesamten Familien würden ausgelöscht werden.
Ein Misserfolg war also keine Option.
Santos sah, wie die Kontrolllampe des Funkgeräts blinkte. Er setzte seine Kopfhörer auf und drückte auf die Antworttaste. Sekunden später schaute er zu Calvera hoch.
»Käpt’n, die Sungu Barat sendet eine Nachricht. Ihr Kapitän möchte mit Ihnen sprechen.«
Calvera nickte. »Legen Sie ihn auf den Lautsprecher.«
Santos betätigte einen Schalter.
»Hier spricht Kapitän Calvera von der El Valiente. Wir fahren unter der Flagge der souveränen Nation Argentinien und bewegen uns vollkommen gesetzeskonform in internationalen Gewässern. Wer sind Sie – und weshalb verfolgen Sie uns mit offensichtlich feindseligen Absichten?«
»Hier spricht Kapitän Jorge Soto von der Sungu Barat. Wir haben keinerlei Absicht, Sie in irgendeiner Form zu behindern oder Ihnen Schaden zuzufügen. Sie haben jedoch den Befehl, Ihre Maschinen auszuschalten und den Zugang an Bord zu gestatten, um das Schiff nach Schmuggelgut zu durchsuchen.«
»Mit welcher Befugnis?«
»Wir berufen uns auf das internationale Schifffahrtsrecht.«
»Mit anderen Worten, Käpt’n Soto, Sie haben keine gesetzliche Befugnis. Daraus folgt, dass Sie Piraten sind, und Piraterie ist nach internationalem Recht ein Gesetzesverstoß. Wir werden Ihnen das Betreten unseres Schiffes nicht gestatten.«
»Wenn Sie uns unterstellen, dass wir Piraten sind, sollten Sie sich an die Küstenwache von Surinam wenden und uns melden, Kapitän Calvera. Nur zu. Ich warte.«
Dieser pendejo Kapitän hatte seinen Bluff durchschaut, dachte Calvera. Sie wussten beide, dass er die Küstenwache nicht benachrichtigen konnte. Das wäre noch schlimmer, als diesen Piraten Soto an Bord kommen zu lassen. Er gab Santos mit einem Finger, den er quer über seinen Hals führte, das Zeichen, das Gespräch abzubrechen.
Was nun?
»Fluchtmanöver, Käpt’n?«
Calvera zupfte nachdenklich an seinem Bart. »Nein. Halten Sie weiterhin Kurs.«
»Sir?«
»Tun Sie, was ich sage.«
»Bei diesem Tempo überholen sie uns in weniger als zwei Minuten.«
Calveras Augen verengten sich und konzentrierten sich auf einen Schweißtropfen, der auf der Stirn seines Ersten Offiziers glänzte. »Meine rechnerischen Fähigkeiten sind mindestens so gut wie Ihre, Santos.«
»Mis disculpas, mi capitán.«
Calvera sah auf seine Uhr, eine altmodische Rolex Submariner, die er von seinem Vater geerbt hatte. An seinen Waffenoffizier gerichtet, rief er über die Schulter: »Valentin, Nummer eins feuerbereit machen.«
Valentin nickte mit grimmig entschlossener Miene. »A la orden, mi capitán.«
Der Zeiger von Calveras Uhr nährte sich der Dreißig-Sekunden-Marke. »Entfernung und Position?«
»Fünfhundert Meter, direkt voraus.«
Calveras Augen blieben auf seine Armbanduhr gerichtet. Er führte die notwendigen Berechnungen im Kopf durch,...
Erscheint lt. Verlag | 20.9.2023 |
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Reihe/Serie | Die Juan-Cabrillo-Abenteuer | Die Juan-Cabrillo-Abenteuer |
Übersetzer | Michael Kubiak |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Clive Cussler's Hellburner (Juan Cabrillo 16) |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 2023 • Abenteuerroman • action • Actionthriller • amerikanischer Bestseller-Autor • eBooks • Griechenland • Juan Cabrillo • Krimi für Männer • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Neue Thriller 2023 • New-York-Times-Bestseller • Oregon • Pipeline • Spannung für Männer • SPIEGEL-Bestsellerautor • Technothriller • Thriller • Thriller Neuerscheinung 2023 |
ISBN-10 | 3-641-30190-4 / 3641301904 |
ISBN-13 | 978-3-641-30190-3 / 9783641301903 |
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