Im Kopf des Bösen - Der Sandmann (eBook)

Kriminalroman - Authentischer True-Crime-Thriller von den SPIEGEL-Bestsellerautoren Petra Mattfeldt und Axel Petermann
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-30377-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Kopf des Bösen  - Der Sandmann -  Axel Petermann,  Petra Mattfeldt
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Ein authentischer True-Crime-Thriller von SPIEGEL-Bestsellerautorin Petra Mattfeldt und Axel Petermann, dem bekanntesten Profiler Deutschlands!
'Schlaf nun friedlich und vergiss alle deine bösen Träume.'

Einen Teddybären fest an sich gedrückt, liegt der Junge wie schlafend auf einem Feld. Doch er ist tot, erfroren. Bereits sechs Jungen wurden auf diese Weise gefunden, die Körper drapiert und ohne Anzeichen von Gewalteinwirkung. Die gebildete Sonderkommission ist ratlos, der Druck der Medien hoch. Als kurz darauf das siebte Opfer des »Sandmanns«, wie die Presse den Täter nennt, überlebt und im Koma liegt, hat die ambitionierte Fallanalytikerin Sophie Kaiser zum ersten Mal eine heiße Spur. Sophie, die durch ihr Asperger-Syndrom Zusammenhänge anders bewertet als andere, entdeckt eine Ähnlichkeit mit einer Reihe von Fällen, die Jahrzehnte zurückliegt. Damals überlebten einige der entführten und wieder freigelassenen Jungen, konnten sich aber an nichts erinnern. Hängen die Verbrechen zusammen?

Wie würde ein moderner Profiler den Fall aufrollen? Die realen Methoden der Fallanalyse, angewandt auf ein wahres Verbrechen!

Axel Petermann hat als Leiter einer Mordkommission in Bremen und stellvertretender Leiter im Kommissariat für Gewaltverbrechen mehr als 1000 Fälle bearbeitet, in denen Menschen eines unnatürlichen Todes starben. 2000 begann er mit dem Aufbau der Dienststelle »Operative Fallanalyse«, deren Leiter er bis zu seiner Pensionierung 2014 war. Als Dozent für Kriminalistik lehrt er seit vielen Jahren an verschiedenen Hochschulen in Deutschland. Seit 2001 ist er Fachberater für diverse »Tatort«-Formate (u. a. Bremen, Münster, Köln) sowie für zahlreiche Dokumentar- und Nachrichtensendungen von ZDF, RTL und SAT1. Seit 2018 ist er Moderator und Fallanalytiker der erfolgreichen ZDF-Reihe »Aufgeklärt - Spektakuläre Kriminalfälle«. Auch sein Podcast »Das entscheidende Indiz«, den er seit 2023 zusammen mit Teresa Sickert veröffentlicht, erfreut sich große Beliebtheit. Er hat bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht, die zu Spiegel-Bestsellern wurden, u. a. 2015 »Der Profiler« bei Heyne. Axel Petermann hat drei Söhne und lebt mit seiner Frau bei Bremen.

2. KAPITEL
Lübeck


Besser an einem Tatort sein, als Weihnachten allein verbringen zu müssen.

LEONHARD MICHELS

Als er auf das Reihenhaus zutrat, konnte Leonhard trotz der Dunkelheit zu dieser frühen Morgenstunde erkennen, dass der junge Kollege, der ihm entgegenkam, leichenblass war. Auf seinem Hemd waren deutliche Spuren von Erbrochenem zu sehen. Ganz offensichtlich war es ihm peinlich, da er nur rasch den Kopf hob und zur Begrüßung nickte. Ein paar Meter von der Eingangstür entfernt, passierte Leonhard die Stelle, wo sich der junge Polizist dem Anschein nach gerade übergeben hatte.

Noch vor ein paar Jahren hätte ihm dieser Umstand vermutlich ein beklommenes Gefühl beschert, doch inzwischen hatte er so viel Gewalt, Blut und verstümmelte Körper bei Tötungsdelikten gesehen, dass er sich kaum noch Gedanken darum machte, was ihn an einem Tatort erwartete. Einzig der Geruch von Fäulnis und Verwesung machte ihm immer noch zu schaffen. Doch auch das war mit der Zeit weniger geworden, vor allem, seitdem er stets ein kleines Fläschchen Parfüm bei sich trug, an dem er bei Bedarf schnuppern konnte.

»Morgen«, grüßte er, als er das Haus betrat, in dem es von Kollegen der Schutzpolizei und Kriminalbereitschaft nur so wimmelte. Die meisten waren schon auf dem Weg nach draußen.

»Morgen, Leo. Und frohe Weihnachten – mehr oder weniger. Ich wusste gar nicht, dass du Dienst hast«, sagte sein Kollege Jörn Schwiebert.

»Habe ich eigentlich auch nicht«, gab Leonhard zurück. »Aber Klaus hat mich angerufen, weil Thorsten, als er Bescheid bekam und herkommen sollte, sich krankgemeldet hat. Irgendwer muss es ja machen.« Klaus Dietrichs war Erster Kriminalhauptkommissar und damit Leonhards Vorgesetzter.

»Krank? Hat wahrscheinlich einen netten Heiligabend verbracht«, mutmaßte Jörn und verzog abschätzig die Lippen.

Leonhard wusste, dass Thorsten in der Abteilung nicht gerade den besten Ruf besaß, wenn es darum ging, Einsatz zu zeigen. Auch Leonhard gefiel das nicht, doch er nahm es dem Kollegen nicht so übel wie manch anderer. Denn im Gegensatz zu ihm hatte Thorsten jemanden zu Hause, der auf ihn wartete.

»Erspart mir das Weihnachtsessen bei meiner Schwester mit ihrer ach so perfekten Familie. Ich hätte es also schlimmer treffen können.« Er deutete über den Flur.

»Da vorn?«

»Ja, genau. Zweite Tür rechts. Das Esszimmer. Dort ist die größte Schweinerei. Und eine Leiche haben wir noch oben im Schlafzimmer.«

»Alles klar.« Leonhard ging in die Richtung, aus der Stimmen und leise Weihnachtsmusik kamen, und blieb im Türrahmen stehen. Zwei Kollegen der Spurensicherung knieten am Boden, ein weiterer bestäubte gerade den Tisch mit Rußpulver, ein vierter war mit Fotografieren beschäftigt.

»Tag zusammen«, grüßte Leonhard in die Runde. Die Anwesenden nickten ihm zu.

Ohne sich von der Stelle zu rühren, ließ er die Szenerie auf sich wirken. Das Herzstück des Raumes bildete ein langer Holztisch, an dem acht Stühle standen. Auf sechs davon befanden sich leblose Menschen, zum Teil nach vorne gebeugt oder seitlich zusammengesackt. Ihre Kleidung und alles um sie herum war voll Blut. An der gegenüberliegenden Seite stand ein Büfett aus massivem, dunklem Holz mit darin ausgestelltem, verziertem Porzellan. Seine Großeltern hatten ein ähnliches Büfett im Wohnzimmer stehen gehabt. Dieses hier mochte aus den Zwanziger- oder Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts stammen, während der Tisch, die Stühle, die Tapeten und auch der Fußboden überaus modern waren. »Stilbruch« nannte man das wohl. Leonhard nahm es zur Kenntnis und versuchte, anhand der Einrichtung ein Gefühl dafür zu entwickeln, was für Menschen hier gelebt hatten. Das rechte Glasfenster des Büfetts war eingeschlagen, der Porzellanteller, der dahinter aufgestellt gewesen war und offenbar das Pendant zu dem im linken Glasfenster bildete, zerbrochen.

Auf der rechten Seite des Raumes stand etwas gedrängt ein reich geschmückter Weihnachtsbaum, dessen Kerzen bis auf einen letzten Rest heruntergebrannt waren. Die Lichterketten waren immer noch eingeschaltet. Hätte man Kerzen verwendet, die nicht von allein ausgingen, hätte es hier vermutlich einen Großbrand gegeben und sich damit ein ganz anderes Bild dargestellt.

»Kann ich reinkommen?«, fragte er, an seine Kollegen von der Spurensicherung gewandt.

»Ja«, antwortete Andreas Schmieder, der Leiter des Teams. »Du kannst bis dort vorn gehen.« Schmieder deutete mit der Hand am Tisch vorbei etwa drei Meter nach rechts. »Den Bereich bis zum Weihnachtsbaum haben wir bereits. Nur auf dieser Seite sind wir noch nicht fertig.«

»Was ist mit dem Rechtsmediziner?«, fragte Leonhard.

»Müsste auch gleich kommen«, lautete die knappe Antwort.

Leonhard machte einen Schritt in den Raum hinein, blieb kurz stehen und trat dann unmittelbar vor den Weihnachtsbaum. Darunter lagen Geschenke, einige davon waren bereits ausgepackt. Buntes Papier, mit dem vermutlich die schon geöffneten Geschenke umhüllt gewesen waren, lag fein säuberlich in einen Karton geschichtet daneben. Leonhard drehte sich um. Aus diesem Winkel konnte er erkennen, was offenbar den Bruch der Glasscheibe am Büfett verursacht hatte: Eine goldene Spieluhr mit einer Balletttänzerin obendrauf lag ein Stück entfernt auf dem Teppich. Sie schien beim Aufprall leicht beschädigt worden zu sein. Sonst war nichts auf dem Boden. Alles wirkte sehr aufgeräumt, geradezu pedantisch ordentlich, was sich auch auf das bereits benutzte Geschenkpapier bezog. Leonhard musste daran denken, dass es damals bei seinen Großeltern auch so gewesen war, dass diese das bunte Geschenkpapier ebenfalls ordentlich zusammengelegt und geschichtet hatten. Wenn ihn seine Erinnerung nicht täuschte, hatte seine Großmutter, die noch der Kriegsgeneration angehörte und stets hatte sparen und Dinge wiederverwerten müssen, das Papier sogar gebügelt, um es noch einmal benutzen zu können. Hier dagegen sah es eher so aus, dass das Papier in dem Karton lag, damit es gleich nach der Bescherung weggebracht werden konnte und keine Unordnung entstand.

Er bückte sich hinunter zu den bereits geöffneten Geschenken. Ganz vorne lag ein Buch mit dem Titel Would You Miss Me? Dem Cover nach zu urteilen eine Geschichte für Teenager. Direkt daneben entdeckte er eine Heroes-of-Goo-Jit-Zu-Figur. Leonhard kannte diese Dinger, hatte er doch seinem achtjährigen Neffen zu dessen Geburtstag auch so eine Figur gekauft, weil es laut Aussage seiner Schwester das Einzige war, womit Jonas spielte. Ansonsten waren noch alle Geschenke verpackt. Ein einzelner leerer Karton stand neben dem mit dem Altpapier. Leonhard betrachtete dessen Größe und sah dann zu der Spieluhr hinüber, die am Boden lag. Vermutlich war diese darin verpackt gewesen. Der Kriminaloberkommissar versuchte zu verstehen, was sich abgespielt hatte, und richtete sich wieder auf. Fast konnte er vor sich sehen, dass den Kindern erlaubt worden war, jeweils ein Geschenk vor dem Essen zu öffnen. Zum Essen selbst war die Familie dann nicht mehr gekommen.

Er fuhr sich über seinen braunen Bart, wie immer, wenn er nachdachte. Erst jetzt erlaubte er sich, einen Blick auf die Menschen zu werfen, die in diesem Raum ihr Leben gelassen hatten. Ein älteres Paar, er schätzte es auf um die siebzig, vermutlich die Großeltern. Eine Frau, vierzig bis fünfundvierzig Jahre alt, ein Mädchen, ungefähr vierzehn oder fünfzehn, ein Junge, sieben oder acht, und ein kleines Mädchen, nicht älter als fünf. Alle waren durch Schüsse direkt in den Kopf getötet worden. Der Großvater, die Großmutter und die Mutter von vorne, die drei Kinder, die an der Längsseite des Tisches mit dem Rücken zu der Tür saßen, durch die er das Zimmer betreten hatte, von hinten.

Er trat einen Schritt vom Weihnachtsbaum zurück und ging näher an den Tisch heran. Das Blut der Großeltern war hinter ihnen an der Wand verteilt, die Projektile, die in die Köpfe der Kinder eingedrungen waren, hatten deren Blut, zusammen mit Körpergewebe, auf den Tisch spritzen lassen. Der Tod musste für alle überraschend gekommen sein. Niemand hatte versucht zu fliehen.

Um sich von dem Anblick zu erholen, konzentrierte sich Leonhard wieder auf die Geschenke. Das Buch würde er der älteren Tochter zuordnen, die Action-Figur dem Jungen. Vermutlich hatte also die kleine Tochter die Spieluhr mit der Ballerina geschenkt bekommen.

»Kannst du schon was sagen?«, fragte er an den Leiter der Spurensicherung gewandt, der sich vom Boden erhoben hatte und nun an Leonhards Seite trat.

»Könnten wir wohl die Musik ausschalten, jetzt, wo du das Ganze auf dich wirken lassen hast?«, bat Andreas Schmieder. »Wir müssen dieses Weihnachtsgedudel schon seit Stunden in Endlosschleife ertragen.«

»Sicher«, stimmte Leonhard zu, worauf Schmieder seinem Kollegen mit einem Kopfnicken bedeutete, die Musik abzudrehen.

»Danke«, entfuhr es Andreas erleichtert. »Also, dem ersten Anschein nach zu urteilen, hat der oder haben die Täter zunächst die Erwachsenen und dann die Kinder erschossen. Wären die Kinder zuerst getötet worden, hätte das Blut geradeaus auf die Kleidung der gegenübersitzenden Personen spritzen müssen. Doch so, wie es aussieht, waren die Großeltern bereits tot und ihre Körper nach vorne gefallen beziehungsweise zusammengesackt, wie der der Großmutter. Aber das ist nur meine allererste Einschätzung. Zu der Mutter kann ich noch gar nichts sagen, es ist durchaus möglich, dass sie die Erste gewesen ist. Dafür müssen wir hier erst mal alles...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2023
Reihe/Serie Im Kopf des Bösen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2023 • Adolf Seefeld • Der Sandmann • Deutscher Thriller • eBooks • Fallanalyse • Fallanalytikerin • Heimatkrimi • Krimi • Kriminalromane • Krimis • mattfeldt petermann • Michael Tsokos • Mindhunter • Mordserie • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Onkel Tick Tack • Profiler • Serienkiller • Serienmörder • Spannungsroman • Thriller • True Crime • True-Crime-Podcast • True-Crime-Reihe • Wahre Verbrechen
ISBN-10 3-641-30377-X / 364130377X
ISBN-13 978-3-641-30377-8 / 9783641303778
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