Star Wars™ Bruderschaft (eBook)
496 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-30347-1 (ISBN)
Inmitten der Klonkriege begibt sich der Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi in diplomatischer Mission nach Cato Neimoidia. Nach einem schrecklichen Anschlag, für den die Republik verantwortlich gemacht wird, soll er verhindern, dass der Planet seine Neutralität aufgibt. Zum ersten Mal seit langer Zeit reist er allein, denn sein ehemaliger Schüler Anakin ist nun ebenfalls ein Jedi-Ritter. Doch Anakin beweist wieder einmal seine Sturheit, indem er seinem ehemaligen Meister folgt - entgegen dessen ausdrücklichen Wunsch. Schließlich muss Anakin als Gleichrangiger Obi-Wans Anweisungen nicht mehr befolgen, und die beiden Männer sind gezwungen zusammenzuarbeiten. Nicht als Meister und Schüler, sondern wie Brüder.
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Mike Chen ist ein von der Kritik gefeierter Science-Fiction-Autor aus der San Francisco Bay Area. Neben seinen Buchveröffentlichungen schreibt er Artikel für verschiedene Online-Magazine - sein Fachgebiet sind nerdige Themen, er ist Experte für »Geek«-Kultur. Bevor er sich dem Autorendasein verschrieb, arbeitete er als Sportjournalist, als DJ, Musiker und sogar als Raumfahrtingenieur. Er lebt mit seiner Frau, seiner Tochter und vielen geretteten Tieren zusammen.
1. Kapitel
Ruug Quarnom
Cato Neimoidia war eine Welt des Nebels.
Über diesem Nebel ragten Klippen und verzweigte Felsbögen in allen nur erdenklichen Winkeln aus den turmförmigen Bergen empor. Das massive Gestein der höchsten Felstürme und Gipfel des Planeten warf scheinbar endlos lange Schatten, die sich erst tief unten in dem dichten Dunst verloren. Zwischen, über und auf diesen natürlichen Wunderwerken hingen goldene Städte mit reich verzierten Türmen und reflektierenden Außenverkleidungen – wie Brücken spannten sie sich zwischen den gigantischen Felsnadeln.
Doch auch unter alldem gab es etwas: das Fundament von Cato Neimoidia, das sich am Fuß der dicken Nebelschicht erstreckte. An einem normalen Tag glich die Reise von den Brückenstädten zur Oberfläche des Planeten einem gleichmäßigen Abstieg in eine immer undurchdringlicher werdende, weiße Decke.
Heute war aber kein normaler Tag.
Denn heute war etwas Schreckliches geschehen. Und je tiefer das Shuttle flog, desto dunkler wurde der milchige Dunst, verfinstert von Schwaden schwarzer Asche.
Ruug Quarnom war ihr ganzes Leben schon an Zerstörung gewohnt. Als Elitesoldatin der Neimoidianischen Verteidigungslegion waren Explosionen und Blasterfeuer, Raketen und Schrapnelle für sie alte Bekannte. Und der Tod natürlich auch. So viel Tod … das meiste davon durch ihre eigene Hand verursacht – beziehungsweise durch ihr speziell angefertigtes Scharfschützengewehr, das sich inzwischen wie eine Verlängerung ihrer eigenen Gliedmaßen anfühlte.
Mord und Zerstörung. Das war so lange schon ihr Leben, alles im Namen der Regierung und mit dem Ziel, den Neimoidianern zu einer besseren Zukunft in der Galaxis zu verhelfen. Selbst jetzt, bei ihrer neuen »Aufgabe« als königliche Gardistin in der cato-neimoidianischen Hauptstadt Zarra blieb ihre Mission dieselbe: ihr Volk zu beschützen.
Ruug hatte die Aufgabe bereitwillig akzeptiert, auch, wenn sie insgeheim wusste, dass sie hier war, weil sie die Entscheidungen der Handelsföderation infrage gestellt hatte – und Leute, die weit mehr Einfluss hatten als eine einfache Frontsoldatin, betrachteten so etwas gerne als Dissens. Aber selbst ihr Zweckoptimismus geriet heute ins Wanken, denn die Galaxis schien drauf und dran, sich selbst entzweizureißen.
»Sieh dir das an«, sagte ihr junger Partner neben ihr. Ketar Nors Mund klappte auf, aber der Gedanke verharrte auf seiner Zungenspitze, während ihr Shuttle in ein dumpfes Grau eintauchte und die Sicht aus dem Cockpit des Patrouillenschiffes mal mehr, mal weniger zusammenschrumpfte. »Es ist schlimmer, als ich dachte.«
Mit ruhiger Hand und offenen Augen – so musste man Situationen wie diese angehen. Und das bezog sich nicht nur auf den Flug zur Oberfläche, sondern auch auf die Frage, was gerade geschehen war … und warum. Der Befehl an alle verfügbaren Sicherheitskräfte, unter die Nebeldecke hinabzufliegen, war ganz plötzlich durchgegeben worden. Ruug hatte den Raumhafen der benachbarten Stadt unverzüglich verlassen und ihre Mission – einen geplanten Gefangenentransport – aufgegeben, um in den Nebel hinabzurasen. Noch hatte ihnen niemand gesagt, was sie dort tun sollten, nur, dass es einen Notfall von absolut katastrophalem Ausmaß gegeben hatte. Jeder in einem Umkreis von zweihundert Kilometern war aufgefordert – nein, angewiesen – worden, alle gegenwärtigen Aufgaben abzubrechen und sofort loszufliegen.
Nun sickerten die ersten Details aus dem Komm. Eine Bombe. Nein, mehrere Bomben. Ein Gebäude war eingestürzt … nein, ein ganzer Platz.
Obwohl vieles davon nur Spekulation war, wurde die Realität der Situation mit jeder Sekunde klarer.
Und es war schlimmer, als irgendeiner von ihnen sich je hätte vorstellen können.
Eine ganze Sektion der Brückenstadt war getroffen worden, ein Viertel namens Cadesura. Die Streben und Stützen, die den Bezirk mit dem Rest von Zarra verbunden hatten, hatten sich innerhalb eines Herzschlags aufgelöst, und etliche Häuserblöcke und Straßen neimoidianischer Zivilisation waren in die Tiefe gestürzt.
So viele Leute. So viele Leben, die senkrecht durch den Nebel von Cato Neimoidia gerast waren, einem abrupten, grausamen Ende entgegen, als Metall und Fleisch auf Fels und Staub stießen.
Doch warum?
Cato Neimoidia ist neutral, dachte Ruug. Trotz der jüngsten, chaotischen Geschehnisse auf Geonosis, trotz des Einsatzes von Kampfdroiden aus den Fabriken der Handelsföderation, war der Krieg bislang doch stets eine Armeslänge entfernt geblieben. Vizekanzler Nute Gunray und seine Splitterfraktion mochten den Schulterschluss mit der Konföderation Unabhängiger Systeme suchen, aber die Handelsföderation an sich war frei vom Einfluss eines Count Dooku und seiner separatistischen Ideale. Warum hätten sie sonst wohl mit Senator Lott Dod einen Vertreter im Herzen der republikanischen Politik?
Doch hier, auf der Oberfläche, verrieten Ruugs Augen ihr alles, was sie wissen musste. Die eingestürzten Überreste einst eleganter Bauwerke, in tausend Teile geborsten, von denen außer rissigen, zerbröckelten Trümmern nichts übriggeblieben war. Während ihr Shuttle näher heranflog, wurde die Zerstörung mit jeder Sekunde größer. Was zunächst wie Schutthaufen aussah, entpuppte sich als die gezackten Ruinen von Häusern und Brücken. Und ein paar weitere Augenblicke später, als Ruug über einem flachen Stück Boden zur Landung ansetzte, wurden noch grausigere Details sichtbar.
Jetzt sah sie nicht mehr nur die zerstörten Gebäude, sondern auch die Leichen zwischen den herabgestürzten Trümmern. So viele Leichen, manche jung, manche alt, manche arm, manche reich, ihre Körper auf unmögliche Weise verkrümmt und an Stellen geschleudert, wie sie eigentlich nicht sein sollten. Chaos. So sah es aus, wenn die Schwerkraft einen gesamten Bezirk auf die Oberfläche hinabriss.
Und darüber: Rauch, so viel Rauch. Was weiter oben eine gewaltige, graue Wolke gewesen war, war hier unten in einzelne Rauchsäulen gespalten – wie Bäche, die einen Fluss des Todes nährten. Ascheflocken landeten auf Ruugs dunkelgrüner Haut, als sie von Bord stieg. Selbst in der kühlen Luft an der Oberfläche strahlte ihr von allen Seiten Hitze entgegen, denn zwischen und über den Überresten einstmals mächtiger Bauwerke züngelten zahllose Feuer.
»Wer …«, begann Ketar, während er sich langsam im Kreis drehte und blinzelnd, mit offen hängendem Mund die schrecklichen Möglichkeiten durchspielte. »Wie …«
Es war nicht das erste Mal, dass Ketar sich bei der Arbeit von Emotionen lenken ließ; manchmal war es Zorn, manchmal war es Angst. Jetzt gerade gab er sich alle Mühe, seine Furcht zu verbergen, aber Ruug konnte er nicht täuschen. Solche Emotionen kündeten von einer Unschuld, die man erst verlor, nachdem man jemanden getötet hatte. Sie wusste nicht, ob es gut oder schlecht war, aber derartige Taten ließen im Lauf der Zeit Schwielen auf der Seele entstehen, und mit jedem Mord wurden diese Schwielen dicker. Doch der erstarrte Ausdruck auf Ketars Gesicht machte seine Emotionen nur allzu deutlich; er war zu tieferer Trauer fähig, als er zeigen wollte.
»Reiß dich zusammen«, sagte sie, während sie neben ihn trat. Auf einem Trümmerberg über ihnen wedelten Arme, begleitet von Rufen, dass die Rettungskräfte einen Überlebenden gefunden hatten. »Sie brauchen unsere Hilfe.«
»Die Republik«, grollte Ketar, wobei sich seine langen Finger zu einer zitternden Faust zusammenrollten. »Das war die Republik. Sie machen uns alle für Nute Gunray verantwortlich.«
»Das wissen wir nicht. Und im Moment ist es auch nicht wichtig.« Natürlich war das gelogen. Es war wichtig, die Schuldigen zu finden – wer immer sie waren, sie mussten ihre gerechte Strafe erhalten –, aber es gab für alles einen Ort und eine Zeit, auch für Vergeltung. »Konzentrier dich. Sie haben uns hergerufen, um Leben zu retten. Also werden wir genau das tun.«
Ketar wandte sich zwar dem Team zu, das auf der Spitze des Trümmerhügels nach Hilfe rief, aber ihre Worte schienen nicht zu ihm durchzudringen. Seine Augen waren starr geradeaus gerichtet, als wäre die Szenerie nur ein fehlerhaft flackerndes Hologramm.
Aber es war kein Hologramm. Es war Realität, und der bittere Gestank, der die Geruchsdrüsen unter Ruugs Augen malträtierte, ließ keinen Zweifel daran. »Ketar«, sagte sie leise.
»Du hast recht.« Er nickte abrupt, und seine Haltung veränderte sich, als katatonische Reglosigkeit schneller, zielgerichteter Bewegung Platz machte. Der junge Gardist nahm sein Erste-Hilfe-Pack und rannte los, als könnte eine einzelne Person mit einer Tasche voller Bacta und Synthfleisch einen Unterschied machen.
Seine Naivität war eine typische Nebenerscheinung seiner Jugend; er hatte den aufrichtigen Wunsch, Gutes zu tun. Ruug war schon einen Schritt weiter. Sie wusste, dass jede Person ihre Grenzen hatte, ganz gleich, mit welchem Feuereifer sie handelte. Sie zog einen kleinen, metallenen Reif hervor und drückte einen Knopf, um eine holografische Karte der Region aufzurufen. Rings um sie herum landeten derweil weitere Schiffe – Ärzte, Sicherheitsoffiziere, Regierungsbeamte und Leute, die einfach nur helfen wollten. Schon bald eilten Dutzende Neimoidianer hierhin und dorthin; manche schoben Trümmer zur Seite, andere forderten mit ihren Komms Hilfe an, und wieder andere gingen hilflos auf oder ab oder vergruben das Gesicht in den Händen. Droiden aller Größen flogen über ihnen dahin – eine Mischung kleiner Überwachungseinheiten...
Erscheint lt. Verlag | 21.6.2023 |
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Übersetzer | Andreas Kasprzak |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Star Wars™ Brotherhood |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | 2023 • Ahsoka Tano • Andor • Angriff der Klonkrieger • das erwachen der macht • Das Imperium schlägt zurück • Der Aufstieg Skywalkers • Der Mandalorianer • Die letzten Jedi • Die Rache der Sith • Die Rückkehr der Jedi-Ritter • Disney • Disney+ • Disney plus • eBooks • Eine dunkle Bedrohung • Eine neue Hoffnung • George Lucas • Jedi • Jedi-Ritter • Krieg der Sterne • Neuerscheinung • Obi-Wan Kenobi • Science Fiction • Space Opera • Star Wars für Erwachsene • Star Wars Jahr 2023 • Star Wars Kanon • Star Wars Neuerscheinung 2023 • star wars roman • Star Wars Roman 2023 • The Mandalorian • Weltraum Saga |
ISBN-10 | 3-641-30347-8 / 3641303478 |
ISBN-13 | 978-3-641-30347-1 / 9783641303471 |
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