Im Schutz der Nacht (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
608 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-30224-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Schutz der Nacht -  Nora Roberts
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Ein Gentleman-Gauner trifft auf die Liebe seines Lebens - doch ein gefährlicher Auftraggeber droht ihm alles zu nehmen ... Der neue große Roman von Nora Roberts!
Harry Booth ist ein Kind, gerade einmal neun, da erkrankt seine Mutter schwer an Krebs. Um die hohen Arztrechnungen begleichen zu können, greift er zu ungewöhnlichen Mitteln: Er bricht im Schutze der Nacht in die leerstehenden Häuser der Reichen ein. Harry erweist sich als ebenso klug wie talentiert, und er schätzt den Adrenalinrausch bei seinen Abenteuern. Jahre später erliegt seine geliebte Mutter dem Krebs, und Harry verlässt seine Heimat. Schon längst versteht er sich als Dieb mit festen Regeln: niemals Aufsehen erregen, niemals lange bleiben, nur von denen nehmen, die es sich leisten können.

Bis er auf Miranda Emerson trifft und über die Liebe zu ihr alle Vorsicht vergisst. Ausgerechnet jetzt spürt ihn Carter LaPorte auf, ein früherer Auftraggeber. Er sieht in Harry nur ein äußerst nützliches Werkzeug, das er mit allen Mitteln gefügig machen darf. Harry weiß, wie wenig Zeit ihm und Miranda bleibt, bevor LaPorte skrupellos Jagd auf sie machen wird. Er trifft eine einsame Entscheidung ...

Jeder Roman ein Bestseller! Lesen Sie auch »Nach dem Sturm« und »Am dunkelsten Tag«.

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

1


Mit neun Jahren, als seine Mutter zum ersten Mal mit dem tödlichen Krebs rang, wurde er zum Dieb. Damals sah er es nicht als Wahl, als Abenteuer oder als Kick – obwohl er all dies später genau so empfand. Als Junge war Stehlen für Harry Booth gleichbedeutend mit Überleben.

Sie mussten essen, die Hypothek und die Arztrechnungen bezahlen und Medikamente kaufen, obwohl seine Mutter zu krank war, um zu arbeiten. Sie tat ihr Bestes, das tat sie immer, und zwang sich aufzustehen, auch wenn ihr die Haare büschelweise ausfielen und sie so viel abnahm, dass sie nur noch ein dünnes Klappergestell war.

Das kleine Unternehmen, das sie mit ihrer Schwester aufgebaut hatte, seiner verrückten Tante Mags, konnte die unvorstellbar hohen Kosten für die Krebsbehandlung und die Medikamente, die in den Körper seiner Mutter gepumpt wurden, nicht tragen. Seine Mutter war die Seele vom Funkelschwestern-Reinigungsdienst, und obwohl Harry an den Wochenenden einsprang, gingen Kunden verloren.

Keine Kunden, kein Einkommen. Kein Einkommen, da musste man das Geld für die Hypothek des gemütlichen kleinen Hauses in Chicagos West Side anderswo herholen.

Ihr Haus war nicht besonders groß, aber es gehörte ihnen – und der Bank. Seine Mutter hatte immer pünktlich ihre Raten gezahlt, bis sie krank wurde. Doch das war den Banken egal, sobald man nur ein einziges Mal im Rückstand war.

Alle wollten Geld von ihnen, und wenn man es nicht rechtzeitig bezahlte, kam immer noch mehr dazu. Wenn man eine Kreditkarte hatte, konnte man Dinge wie Medikamente und Schuhe kaufen – seine Füße wurden immer größer –, aber daraus entstanden immer noch mehr Rechnungen und Zinsen und so was. Nachts, wenn sie glaubte, er schliefe, hörte er seine Mutter weinen.

Er wusste, dass Mags half, so gut sie konnte. Sie arbeitete hart, um die Kundschaft zu halten, und sie bezahlte einige Rechnungen oder Verzugszinsen aus ihrer eigenen Tasche. Aber es reichte einfach nicht.

Mit neun lernte er, das Wort Zwangsvollstreckung hieß, dass man auf der Straße saß. Und das Wort Pfänden bedeutete, dass Leute einem das Auto einfach so wegnehmen konnten.

Und so lernte er mit neun Jahren, dass es den Männern in Anzug und Krawatte mit den Aktentaschen völlig egal war, dass seine Mutter sich immer an alle Regeln gehalten hatte.

Er war geschickt im Taschendiebstahl. Seine verrückte Tante Mags hatte ein paar Jahre in einem Wanderzirkus verbracht und ein paar Tricks gelernt. Sie hatte sie ihm wie ein Spiel beigebracht.

Er war gut, verdammt gut darin und wusste dieses Talent zu nutzen. Seine Mutter hatte ihm zwar sorgfältig vermittelt, was richtig und was falsch war, aber ihm sagte das nicht viel, wenn sie sich nach der Chemo im Badezimmer erbrach oder sich einen Schal um den kahlen Kopf schlang und in irgendein vornehmes Haus an der Küste zum Putzen ging.

Er machte den Leuten in den schicken Häusern, den eleganten Penthouse-Wohnungen oder den glänzenden Bürogebäuden keinen Vorwurf. Sie hatten einfach mehr Glück im Leben als seine Mom.

Er fuhr mit dem Zug, wanderte durch die Straßen, suchte sich seine Opfer aus. Er hatte ein gutes Auge dafür. Die sorglosen Touristen, der Typ, der bei der Happy Hour ein Glas zu viel getrunken hatte, die Frau, die zu sehr mit ihren Textnachrichten beschäftigt war, um auf ihre Handtasche zu achten.

Er sah nicht aus wie ein Dieb, der dünne, kleine Junge, der noch wachsen musste, mit seinem lockigen braunen Haarschopf und den großen blauen Augen, die so unschuldig dreinblicken konnten.

Er konnte sein Lächeln strahlend aufblitzen lassen oder schüchtern unter gesenkten Lidern blinzeln. Manchmal verbarg er seine Haare unter einer Baseballkappe (dann sah er aus wie ein kleiner Depp), oder er bändigte sie so, als ginge er auf eine Privatschule.

In einer Zeit, in der seine Mutter zu krank war, um mitzubekommen, was los war, wurde die Hypothekenrate bezahlt – Mags fragte nicht; er sagte nichts –, und das Licht blieb an. Und er hatte trotzdem noch genug Geld, um durch die Secondhandläden zu streifen und sich seine »Garderobe« zusammenzustellen.

Ein alter Schulblazer, eine Stoffhose, ein verwaschenes Bears-Sweatshirt. Er nähte Beutel und Taschen in einen Wintermantel aus zweiter, vielleicht sogar aus dritter Hand.

Und er kaufte sich sein erstes Set Dietriche.

Er sorgte dafür, dass seine Noten gut blieben. Er war intelligent und wissbegierig, lernte, machte seine Hausaufgaben und hielt sich von Problemen fern. Er dachte über ein eigenes Geschäft nach – bezahlte Aufträge für andere übernehmen. Doch Harry wusste, dass die meisten Kinder Plappermäuler waren.

Also trainierte er mit seinen Dietrichen und benutzte den Computer in der Bibliothek, um alles über Sicherheits- und Alarmsysteme zu lernen.

Dann ging es seiner Mutter besser. Sie war zwar immer noch blass und dünn, aber sie wurde zunehmend kräftiger. Die Ärzte nannten es Remission.

Das wurde sein Lieblingswort.

In den nächsten drei Jahren war das Leben wieder fast normal. Er beging immer noch Taschendiebstähle. Er klaute in Geschäften, war aber stets sehr vorsichtig – nichts, was zu teuer war oder man wiedererkennen würde. Er hatte eine nette Vereinbarung mit einem Pfandleihhaus auf der South Side getroffen.

Sie mussten sich durch einen Berg von Rechnungen wühlen – und das Geld, das er mit Nachhilfeunterricht verdiente, reichte bei Weitem nicht aus.

Außerdem hatte er Geschmack daran gefunden.

Seine Mutter und Mags bauten ihr Geschäft wieder auf, und drei Sommer lang putzte und schrubbte Harry in Häusern und Ladenlokalen.

Ein junger Mann mit einem Auge für die Zukunft.

Und als der Schuldenberg zu einem Hügel zusammengeschmolzen war, als die Sorge aus den Augen seiner Mutter gewichen war, kam der Krebs erneut zurück.

Zwei Tage nach seinem zwölften Geburtstag brach Harry in sein erstes Haus ein. In dem Moment, als er in der stillen Dunkelheit stand, lösten sich die Angst, erwischt und ins Gefängnis geworfen zu werden, und der Gedanke, dass dieses Trauma zusammen mit dem Krebs die Mutter umbringen würde, in Wohlgefallen auf.

Als er Jahre später auf diesen Moment zurückblickte, verstand er, dass dies der Moment gewesen war, in dem er seine Bestimmung gefunden hatte. Vielleicht keine gute Bestimmung, keine, die gesellschaftlich akzeptabel war, aber es war seine.

Da stand er, ein großer Junge, jetzt, wo er endlich den ersehnten Wachstumsschub hinter sich gebracht hatte, und blickte aus dem großen Fenster auf den See, der im Mondlicht schimmerte. Es roch nach Rosen, Zitronen und nach Freiheit.

Nur er wusste, dass er hier war. Er konnte alles anfassen, nehmen, was er wollte.

Er kannte den Markt für elektronische Geräte, für Silber, für Schmuck – aber der teure Schmuck würde im Tresor liegen, und wie man einen Safe knackte, hatte er bisher noch nicht herausgefunden. Doch das würde er noch, gelobte er sich.

Er hatte weder die Zeit noch die Fähigkeit, all die glänzenden Dinge wegzuschaffen.

Am liebsten wollte er nur dastehen und darin schwelgen, aber schließlich zwang er sich zum Arbeiten.

Die meisten Leute, so hatte er gelernt, dachten sich überhaupt nichts dabei, wenn sie in Anwesenheit der Putzfrau tratschten. Vor allem dann nicht, wenn diese Putzfrau ein zwölfjähriger Junge war, der den Küchenboden schrubbte, während die Hausbesitzerin und ihre Nachbarin im Esszimmer bei einem Kaffee ihr nächstes wohltätiges Ereignis planten.

Und so hatte Harry, der mit gesenktem Kopf und gespitzten Ohren fleißig weitergearbeitet hatte, von der Briefmarkensammlung erfahren, die der Mann der Nachbarin jener Kundin besaß.

Sie hatte darüber gelacht.

»Er ist völlig besessen davon, seit er letztes Jahr die Sammlung seines Onkels geerbt hat. Kannst du dir vorstellen, dass er gerade fünftausend für ein einziges von diesen Dingern ausgegeben hat?«

»Für eine Briefmarke?«

»Das ist noch gar nichts. Im Arbeitszimmer, wo er sie aufbewahrt, hat er Temperatur- und Feuchtigkeitsmesser installieren lassen. Über seinen Onkel hat er damals immer Witze gemacht, und jetzt ist er selber so. Ständig ist er auf Auktionen und Websites unterwegs, um seine eigenen Alben aufzufüllen. Na ja, es ist eine Investition, und das ist ja auch in Ordnung so. Ich meine, was kümmert es mich, wenn er seine blöden Briefmarken im Schreibtisch aufbewahrt? Im Moment sucht er nach Auktionen und Händlern in Rom, damit er sich dort umschauen kann, wenn wir nächsten Monat dorthin fahren.«

»Lass ihn nur nach Briefmarken schauen«, riet die Kundin ihr. »Du kannst in der Zwischenzeit Schuhe kaufen.«

Harry nahm das alles auf, hielt es für ein freundliches Zeichen des Universums, als die Freundin davon sprach, dass sie die Kisten für die Veranstaltung noch ins Auto laden müsse.

Unschuldig näherte er sich dem Esszimmer. »Entschuldigung, Ms. Kelper, ich bin in der Küche fertig. Äh, brauchen Sie noch Hilfe, beim Tragen oder so?«

»Eigentlich … Alva, das ist Harry. Harry, Ms. Finkle könnte jemanden mit starken Armen gebrauchen.«

Er grinste und spannte seinen Bizeps an. »Ich kann Ihnen gerne helfen, bevor ich zu meiner Tante ins obere Stockwerk gehe.«

Also ging er mit Ms. Finkle zu dem großen, schönen Haus nebenan, mit der wunderschönen Aussicht auf den See.

Als sie es betraten, konnte er aus nächster Nähe die Alarmanlage begutachten. Kein Hund, stellte er fest. Das war immer von Vorteil.

Ȁh, ziehen Sie um, Ms....

Erscheint lt. Verlag 1.3.2023
Übersetzer Margarethe Pée
Sprache deutsch
Original-Titel Nightwork
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2023 • Alleinerziehende Mutter • Bestseller • Bestsellerliste • Dieb • eBooks • eve dallas • Geschenke für Frauen • Große Gefühle • Himmelsblüte • J.D. Robb • Ladythriller • Liebesromane • Mardi Gras • Mondblüte • Nach dem Sturm Nora Roberts • Neuerscheinung • New Orleans • New-York-Times-Bestseller • Nora Roberts neue Bücher • Nora Roberts Neuerscheinungen 2023 • Roadtrip • Romantic Suspense • Sonnenblüte • spiegel bestseller • Spiegelbestseller • SPIEGEL-Bestseller • Spiegel Bestseller Autorin • Texas • Thriller • Thriller für Frauen
ISBN-10 3-641-30224-2 / 3641302242
ISBN-13 978-3-641-30224-5 / 9783641302245
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