Die Phileasson-Saga - König der Meere (eBook)

Roman
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2023 | 1. Auflage
784 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-26701-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Phileasson-Saga - König der Meere -  Bernhard Hennen,  Robert Corvus
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Schon zu ihren Lebzeiten sind die Abenteuer Asleif Phileassons und Beorn des Blenders zur Legende geworden. Die Skalden besingen die Taten der Helden an Lagerfeuern, in den Hallen der Könige und in Tavernen. Treue Freunde haben die beiden Seebären während ihrer Wettfahrt gewonnen, sich aber auch erbitterte Feinde gemacht. Nun da sie Einblick in das tiefere Verständnis Welt erhalten haben, gilt es, dieses Wissen zu nutzen - zum Guten oder zum Bösen. Nach diesem Abenteuer wird Aventurien nie wieder sein wie zuvor, und bei aller Rivalität stimmen Beorn und Phileasson in einer Sache überein: Es kann nur einen König der Meere geben!

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner »Elfen«-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.

1   DAS GESCHICK FLIESST


Drei Meilen östlich von Riva am Ufer des Kvill, sechsundzwanzigster Tag im Faramond


Fenvarien vom-Licht-gestreift stand am Ufer des Kvill und betrachtete den Sonnenuntergang. Drei Stunden stand er nun schon da, völlig in sich versunken und unbeweglich wie ein Standbild.

Der Hochkönig trank die Bilder in sich hinein. Immer noch, obwohl nun schon etliche Tage seit seiner Befreiung vergangen waren. Galayne der-im-Schildwall-steht konnte diese Sehnsucht nachfühlen. Er wusste, wie es war, eine Ewigkeit in der Finsternis verloren zu sein. Manchmal, zum Glück nur noch selten, erwachte er nachts mit dem bedrückenden Gefühl, in Ketten geschlagen zu sein. Die Ewigkeit, die er auf dem Meeresgrund verbracht hatte, bis die schweren Ketten endlich durchgerostet waren, hatte ihn fast in den Wahnsinn getrieben. Als er sich endlich befreit hatte, war er ein stammelnder Irrer gewesen. Ganz so wie Fenvarien jetzt hatte er damals stundenlang in die Weite des Himmels blicken können.

Was wohl in dem Hochkönig vorging? Sie hatten ihn gekämmt und gewaschen und in schlecht sitzende Kleider aus der Ottajasko gehüllt. Fenvarien war einfach zu hager. Alles hing wie ein Sack an ihm herab. Immer noch waren die Wangen des Königs hohl, und ab und zu blitzte der Wahn in seinem Blick.

Galayne legte den Kopf in den Nacken und betrachtete das flammende Spektakel des Himmels. Die Farben reichten von blassem Rosa und zartem Orange bis zu Rottönen, die an Ochsenblut gemahnten und in das Schwarz der Nacht übergingen. Schon funkelten einzelne Sterne hoch über ihnen.

Wieder einmal fühlte sich Galayne versucht, vom Sikaryan des Herrschers zu kosten. Welche Macht musste darin liegen, auch wenn der Verstand des Königs gelitten hatte? Ein paar Tage noch … Fenvarien sollte noch etwas kräftiger werden.

Der Hochkönig wandte den Kopf und sah ihn mit seinen unergründlichen Amethystaugen an. Konnte der Herrscher etwa Gedanken lesen?

Galayne hielt dem Blick stand. Dieses Niederstarren war inzwischen in der gesamten Ottajasko berüchtigt. Selbst die stets so gut gelaunten Gjalsker mieden den Hochkönig. Galayne hingegen fand nichts dabei, sich dem Blick der violetten Augen zu stellen. Er mochte diese stummen Duelle.

»Kommst du, Galayne?«, rief Selime saba Anaram. Die zierliche Novadi kam die flache Uferböschung herauf, und Galayne überließ Fenvarien den Sieg im Duell der Blicke. Dieses Mal.

Selime trug ihre Brigantina, die auf den Inseln im Nebel veredelt worden war. Der rote Leinenstoff war durch rotes Leder, die wie Schneeflocken gestalteten Nieten durch Kristalle in derselben Form ersetzt. Der Schuppenpanzer, der sich unter dem Leder verbarg, bestand aus magisch verstärktem Mammuton. Seine Schwertschwester liebte es, sich farbenfroh zu kleiden. Ihre gelbe Pluderhose steckte in roten Stiefeln. Die Ärmel einer lindgrünen Seidenbluse ließ die Brigantina frei, und um den Hals hatte sie locker einen dunkelblauen Schal aus hauchzartem Tuch gelegt. Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz hochgesteckt, der bei jedem ihrer Schritte keck wippte. Über ihrer Schulter erhob sich der lange Griff des Khunchomers, den sie auf dem Rücken trug. Der Säbel mit breiter Klinge wirkte auf den ersten Blick zu wuchtig für die zierliche Frau. Ein tödlicher Trugschluss, den so mancher ihrer Feinde mit dem Leben bezahlt hatte.

»Beorn wünscht, dass du an der Versammlung teilnimmst. Ich passe so lange auf den Irren auf. Ist er wieder festgewachsen wie eine Eiche?«

»Er treibt keine Wurzeln«, entgegnete Galayne verärgert. Er mochte nicht, wie respektlos die Mehrheit der Mannschaft den Hochkönig behandelte. Fenvarien war eine legendäre Gestalt, ein Held aus ferner Vergangenheit, und Galayne konnte nur zu gut verstehen, wie der Elf so geworden war, wie er nun vor ihnen stand. Aber er würde diese Schwäche überwinden, da war sich Galayne sicher. Er hatte es schließlich auch geschafft, und wer war er schon im Vergleich zu Fenvarien vom-Licht-gestreift?

Selime versetzte dem Hochkönig einen tüchtigen Stups, doch es war, als hätte sie sich mit einem mächtigen Felsbrocken angelegt. Fenvarien bewegte sich um keine Fingerbreite.

»Lass ihn«, zischte Galayne sie an. Normalerweise zählte Selime zu den Vernünftigsten in der Ottajasko, aber irgendetwas an Fenvarien reizte sie dazu, ihn herablassend zu behandeln. »Achte einfach darauf, dass er nicht fortgeht.« Der Gedanke, dass der Hochkönig plötzlich zu klarem Verstand gelangen könnte, beunruhigte Galayne. Es wäre besser, wenn er in diesem Moment in der Nähe des Herrschers wäre.

Der Feylamia sah aus wie ein Elf, auch wenn er keiner war. Die Menschen hingegen könnte der Hochkönig für Angehörige jener Streitmacht halten, der er in seiner letzten Schlacht gegenübergestanden hatte. Das mochte fatal enden. Auch die gesamte Ottajasko wäre kein ernst zu nehmender Gegner für Fenvarien, wenn er auch nur ein bisschen so war wie der Hochkönig, dem sie einst im lebenden Bild von Tie’Shianna begegnet waren.

»Der läuft mir nicht weg«, entgegnete Selime selbstbewusst.

Fenvarien wandte leicht den Kopf und sah die Novadi an. Er zeigte keinerlei Regung. Nichts deutete darauf hin, dass er ihre Worte verstanden hatte. Dennoch wich Selime einen Schritt vor ihm zurück. »Ich bin froh, wenn wir ihn los sind«, raunte sie. »Er ist unheimlich.«

»Galayne!« Beorn Asgrimmson klang reichlich unleidlich. Er winkte Galayne zu, sich endlich dem großen Kreis anzuschließen, zu dem sich die Ottajasko am Ufer des Kvill versammelt hatte. Der Drachenführer stand unmittelbar vor dem Vordersteven der Seeschlange, die sie aufs Ufer gezogen hatten. Das geschnitzte Schlangenhaupt des Langboots neigte sich zu Beorn hinab, als wollte es ihn jeden Augenblick verschlingen.

Galayne nahm den wie einen Hundekopf aussehenden Helm, den er ins goldgelbe, trockene Gras gelegt hatte, und stieg die Böschung hinab.

»Unser Gefährte Galayne hat die besondere Begabung, sich Worte, die niedergeschrieben wurden, so genau zu merken, als seien sie in seinem Kopf abgelegt wie ein Pergament in einem Archiv. Einige von uns haben die Prophezeiung zur zwölften Aufgabe gesehen, die Shaya auf einen Felsen in jenem letzten Nachtlager, das wir mit Phileasson teilten, niedergeschrieben hat. Wir haben oft in den letzten Wochen über dieses letzte Stück der Reise gesprochen …« Der Blender bedachte Olav Stirson mit einem eisigen Blick, denn der alte Steuermann war zum Sprecher der Unzufriedenen in der Ottajasko geworden. Und davon gab es einige.

»Bevor wir gemeinsam über den weiteren Verlauf der Reise entscheiden, wollen wir noch einmal ganz genau hören, was die Götter von uns verlangen.« Der Drachenführer deutete mit großer Geste auf Galayne. »Sprich.«

Beorn war gut darin, seine Mannschaft letztlich nur das entscheiden zu lassen, was er wollte. Galayne war sich gewiss, dass es auch dieses Mal so sein würde, als er zu sprechen begann:

»Welch eine Freude liegt in einem Lied!

Es vermag Trübsinn zu heilen,

wo Worte allein nutzlos sind.

Es vermag die Wogen

des krausen Verstandes zu glätten

und schenkt Vergessen,

wo Erinnerung Qual bedeutet.

Dort, wo die Nivesen in einer Nacht eine Woche gewinnen,

mag der Bann gebrochen werden.

Bringt die Herrin des Waldes

zum leidenden Freund,

und ihm wird geholfen sein!«

»Sind wir uns alle einig, dass diese Worte bedeuten, dass wir in den Silvanden Fae’den Karen müssen, um dort nach der Lichtelfe Niamh zu suchen, die dann den Verstand des Hochkönigs heilen wird?«

Im weiten Rund der Ottajasko herrschte Schweigen. Auch die Gjalsker, die sonst gerne zu unpassenden Späßen aufgelegt waren, blieben still.

»Dolorita, magst du berichten, was du durch die Augen Pepitos erspäht hast?«, fuhr Beorn fort.

Die Hexe räusperte sich. »Der Kvill wird nicht mehr lange schiffbar sein. Ich schätze, dass wir vielleicht noch zwanzig Meilen schaffen, dann wird er zu seicht. Und auch auf diesem Stück erwarten uns schon etliche Sandbänke. An einer Stelle, wo sich einige Uferfelsen bis ins Flussbett erstrecken, ist Schluss. Nicht weit von dort entfernt gibt es einen Weiler und im Hügelland Gehöfte mit Pferdekoppeln. Ich bin zuversichtlich, dass wir dort Reittiere erwerben können.«

»Wer von euch kann reiten?«, fragte Beorn in die Runde. Neben den letzten Überlebenden, mit denen er vor langer Zeit in den Himmelsturm aufgebrochen war, gab es noch jene, die sich, wie die Hexe oder Leif Katlasson, während der Reise angeschlossen hatten. Sie waren nur eine kleine Schar. Den weitaus größeren Teil machten die Recken und Schildmaiden aus, die in Thorwal die Seeschlange neu besetzt hatten, und natürlich die Gjalsker, die nahe dem Tal der Träume zu ihnen gestoßen waren.

Galayne war überrascht, dass sich alle Gjalsker meldeten. Bislang hatte er sie eher als erfahrene Wanderer eingeschätzt. Unter den Thorwalern meldeten sich nur wenige, und die Gesichter wurden länger. Jeder wusste, worauf das hinauslief.

»Wir werden uns Pferde beschaffen, um schneller voranzukommen. Wir werden das Waldland am Kvill passieren und dann die Grüne Ebene durchqueren. Wir halten uns südlich von Norburg und suchen dort irgendwelche Nivesen, die uns den Weg zum Silvanden Fae’den Karen weisen. Ich schätze, dass wir vier bis fünf Wochen für die Strecke brauchen werden.«

Marrwen...

Erscheint lt. Verlag 13.9.2023
Reihe/Serie Die Phileasson-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Abenteuer • Aventurien • Das Schwarze Auge • eBooks • epische Fantasy • epische Schlachten • Fantasy • High Fantasy • Magie • Neuerscheinung • SPIEGEL-Bestsellerautoren • Wettfahrt
ISBN-10 3-641-26701-3 / 3641267013
ISBN-13 978-3-641-26701-8 / 9783641267018
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