Jesus und die schwarzen Schafe -  Barbara Herrmann

Jesus und die schwarzen Schafe (eBook)

Einsatz auf Erden
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2022 | 1. Auflage
256 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-7718-8 (ISBN)
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Schon seit zweitausend Jahren sieht Jesus dem Treiben der Menschen auf der Erde zu. Doch langsam reißt ihm der Geduldsfaden. Mit großem Aufwand hatte er damals seinen Jüngern gelehrt, was sie predigen und verkünden sollen, aber das Personal wird immer schlechter, und mittlerweile laufen ihm die Schäfchen in Scharen davon. So entschließt er sich, fünf erfahrene Jünger auf die Erde zu schicken, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Doch Markus, Matthäus, Lukas, Paulus und Judas rauschen von einem Abenteuer ins nächste, denn sie haben durch ihre Arbeit im Himmel keinen blassen Schimmer von der Welt von heute. Jesus Sekretärin Tabea kommt schließlich die rettende Idee. Eine turbulente, humorvolle Geschichte, die mit einem Augenzwinkern auf das Leben im Himmel schaut.

Barbara Herrmann ist in Karlsruhe geboren und in Kraichtal-Oberöwisheim aufgewachsen. Ihre Liebe zu Büchern und zum Schreiben begleitete sie während ihres ganzen Berufslebens als Kauffrau. Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand sind mehrere Bücher (Romane, Reiseberichte, humorvolles Mundart-Wörterbuch) von ihr erschienen. Heute lebt die Mutter zweier Söhne mit ihrer Familie in Berlin.

Das Leben im Himmel

Jesus spricht: Es werden nicht alle,
die zu mir sagen: Herr, Herr!
in das Himmelreich kommen,
sondern die den Willen tun
meines Vaters im Himmel.

Matth. 7,21

Alle Fäden des Himmels und der Erde laufen im Büro von Jesus zusammen. Es befindet sich in der obersten Etage der himmlischen Verwaltung, gleich neben dem von Tabea, seiner Sekretärin. Gott, sein Vater, hat sich mittlerweile aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, wacht aber selbstverständlich über das große Ganze und mischt sich gehörig ein, wenn er es für notwendig hält.

Im Moment herrscht eine etwas gereizte Stimmung, denn die schlechte Laune, die Jesus mit sich herumträgt, wird von Tag zu Tag unangenehmer. Alle schweigen und senken die Köpfe, wenn er durch die Flure huscht.

»Weiß der Kuckuck, welche Laus ihm über die Leber gelaufen ist«, bemerkt Karsten, der Hausmeister, der gerade die Heizung in der Kantine repariert.

Maria, die die Tische für das Frühstück deckt, nickt. »Da hast du völlig Recht. Unser Chef ist so was von unruhig. Er bekommt bald ’ne Krise.«

»Ja, und damit vergrault er uns hier die Mitarbeiter, die sich nicht mehr in die Kantine trauen.«

Maria hält inne. »Er benimmt sich wie ein Mensch, nämlich völlig daneben!«

»Nein, das darfst du nicht so eng sehen, Maria. Es sind die Menschen auf der Erde, die ihn so auf die Palme bringen. Da unten ist das doch schon noch einen Zacken schlimmer als hier. Eigentlich ist es eine Katastrophe, wie sich die Menschheit benimmt, und er regt sich eben auf, wenn alles aus dem Ruder läuft.«

»Trotzdem kein Grund, sich hier so aufzuspielen«, beendet Maria das Gespräch.

Das graue, schmucklose und extrem bescheidene Gebäude der himmlischen Verwaltung steht ganz oben auf einem großen Plateau. Nur eine kleine Steintreppe führt zu dem schmalen, unscheinbaren Eingang. Innen erinnert es mit seinen langen steinernen Fluren und den vielen Zimmern an ein altes Rathaus aus dem neunzehnten Jahrhundert. Eigentlich fehlen nur noch die Zimmernummern und ein Automat, der die Wartenummern ausspuckt, dann könnte man das Gefühl haben, auf einen neuen Reisepass zu warten.

Hier im Himmel ist natürlich reichlich zu tun. Alle Räume sind vollbesetzt mit Mitarbeitern, die sich bereits in ihrem Leben auf der Erde für diese Arbeit qualifiziert haben. Ihre Schreibtische sind beladen mit Akten, die darauf warten, bearbeitet zu werden. So eine Akte ist manchmal ziemlich dick und umfangreich, denn im Himmel wird für jeden Bewohner das vergangene Leben auf der Erde und das neue Leben im Himmel ausführlich aufgezeichnet.

In der sechsten Etage hat Jesus in den letzten Tagen ein neues Projekt gestartet und die einzelnen Büros mit Computern ausgestattet., denn er findet es angemessen, dass alles von Grund auf modernisiert wird. Man muss schließlich mit der Zeit gehen und allem gerecht werden, auch wenn er selbst allergrößte Zweifel hat und nicht unbedingt von den modernen »Monstern« überzeugt ist. Im Moment steckt alles aber noch in der Testphase, und es wird auch mit moderner Technik nicht leicht, die Verwaltung des Himmels und dazu auch noch die der Erde gut zu organisieren.

Jesus ist der Meinung, dass die ausgesuchten Mitarbeiter die Fähigkeiten, die sie auf der Erde erworben haben, passgenau im Himmel einsetzen können. Wobei er die, die sich auf Erden nicht gerade mit Ruhm bekleckert oder mit sozialen Werten geglänzt haben, mit ganz besonderen Aufgaben betraut.

So sagt Jesus zu Johannes dem Täufer: »Die haben es auf der Erde krachen lassen, wie verrückt Geld gescheffelt und sich einen feuchten Kehricht um die Armen gekümmert. Jetzt haben sie alle Zeit des Himmels und können sich um unsere Senioren bemühen. Denen zeige ich, wo der Bartel den Most holt. Dann haben sie endlich mal was Vernünftiges zu tun, anstatt nur das Champagnerglas in der Hand zu halten.«

»Ah, jetzt verstehe ich. Deshalb hat jeder seine spezielle Aufgabe. Du bist ganz schön hinterlistig, mein Freund«, antwortet Johannes mit einem Augenzwinkern.

»Recht muss Recht bleiben. Wo kommen wir denn hin, wenn die noch nicht mal im Himmel bemerken, dass das, was sie getan haben, völlig daneben war. Ein steter Wink mit dem Zaunpfahl ist schon mal nicht verkehrt.«

Jesus schaut aus dem Fenster, das ist etwas, was er in letzter Zeit öfter mal tut – ein eindeutiges Zeichen seiner Hilflosigkeit. Jesus und hilflos? Der Schreck fährt ihm in die Glieder. Der Gedanke ist ja völlig absurd. Niemals kann Jesus hilflos sein.

»Vater, ich weiß nicht mehr weiter. Sag mir, was soll ich tun?«, ruft er ganz spontan. Er hofft, dass er ihm mit seiner Erfahrung beisteht.

Schon nach wenigen Sekunden setzt sich Gott neben ihn und sieht seinen Sohn lange Zeit einfach nur an.

Aufgebracht läuft Jesus auf und ab und rudert mit den Armen. »Mein Vater, es gibt Millionen von Christen auf der Welt. Wir haben Kirchen über Kirchen, Gemeinden und noch mehr Gemeinden, und trotzdem kehren immer mehr Menschen der Kirche den Rücken. Außerdem gibt es viele Gottlose und unendlich viele Menschen, die unsere Botschaft nicht verstehen und falsch leben. Ich frage dich: Wie soll so die Welt gerechter werden? Was soll aus den Schwachen werden? Es wird immer schlimmer!«

Gott hebt den Zeigefinger. »Sei still, mein Sohn, so wird das nichts. Und es wird auch nicht schlimmer, das bildest du dir nur ein. Die gleichen Erfahrungen habe ich vor unendlich langer Zeit auch schon gemacht. Weil die Menschen gewalttätig waren, sollten sie nach meinem Willen sterben. Ich wollte alles Leben auslöschen und mit einer kleinen Zahl von guten Menschen neu beginnen. Dazu hatte ich den braven Noah mit seiner Familie ausgewählt. Sie sollten überleben und mein Neuanfang sein. Er musste eine Arche bauen und von jedem Getier ein Pärchen mitnehmen. Dann kam die Flut, und alle starben. Noah aber freute sich nach vierzig Tagen, überlebt zu haben. Und dann wusste ich, dass das nicht die Lösung sein kann. Mit einem Regenbogen symbolisierte ich damals, dass ich das nicht wieder tun würde. Die Menschen würden sich künftig bessern – und ich sie am Leben lassen.«

»Aber sie haben sich nicht gebessert!«

Gott streicht sich über das Haar. »Nein, natürlich haben sie das nicht. Das ist nicht das Naturell der Menschen. Jeder ist einzigartig in seinem Charakter, jeder verfolgt seine eigenen Ziele im Leben, und jeder hat seine eigenen Vorstellungen von Werten. Und dann noch etwas, mein Sohn. Du darfst nicht nur nach Kirchen und Priestern schauen. Es gibt mittlerweile so viele verschiedene Glaubens- und Kirchengemeinschaften, die ihre Gebetshäuser haben. Alle haben mich als ihren Mittelpunkt auserwählt. Auch wenn sie mir die verschiedensten Namen geben, glauben sie am Ende doch alle nur an mich, den einzig wahren Gott. Merke dir deshalb, es geht zuerst um den einzelnen Menschen und erst dann um das große Ganze. Jedes Schäfchen, das auf dem rechten Weg geht, ist ein Erfolg. Daher erwarte ich von dir also viele kleine Erfolge, mein Sohn.«

Und Gott verlässt das Büro.

Jesus braucht anschließend ein paar Minuten, um das Gehörte einzuordnen.

Darüber, wie es wohl ist im Himmel, und über das ewige Leben überhaupt gibt es viele Erzählungen, Vorstellungen und Fantasien. So lesen wir vom Paradies, vom Thron Gottes, von Jesus zu seiner Rechten, von Engeln, von bunten Wiesen und vielem mehr. In allen Fällen ist es jedenfalls schön und lässt hoffen, nach dem Tod ein schönes Leben zu haben. Aber wissen, richtig wissen tun wir es nicht. Auch ich kann in diesem Buch nur beschreiben, wie ich mir den Himmel vorstelle und zwar so:

Es sieht tatsächlich so aus, wie man sich das immer erträumt, wenn man an das Leben danach, an das Leben im Himmel denkt. Freundliche, helle Wege, weiße Häuser, die sich an Felswände schmiegen und von Weitem im ewigen Sonnenschein wie funkelnde Edelsteine strahlen. Schmale Gassen schlängeln sich zwischen den Häusern hindurch, und zahlreiche Aufgänge überbrücken den Höhenunterschied zwischen den Felsen. Lässt man den Blick schweifen, dann glitzern die weißen Häuser bis zum Horizont und, wenn man so will, noch weit darüber hinaus.

Ein phantastisches Bild bieten sie im Kontrast zu den granitfarbenen Felsen, nur unterbrochen von gelegentlichen grünen Flächen, die sich wie gut gepflegte Wiesen im Sonnenlicht präsentieren. Auf den Klippen wachsen dunkelgrüne Kletterpflanzen mit tiefroten Glockenblumen, die einen süßen, unglaublich betörenden Duft verströmen.

Und über dem allem wölbt sich ein besonders blauer Himmel, genau so, wie wir ihn vom Sommer kennen.

Sieht man nach unten, dann wäre da wahrscheinlich das azurblaue Meer – wenn, ja wenn wir nicht zu Gast im Himmel wären. So aber sind es hier weiße Kumuluswolken, die an vielen Stellen den Blick nach unten verwehren.

Wie viele Menschen wohl hier wohnen? Es scheint mühselig, sich darüber Gedanken zu machen, aber...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7568-7718-3 / 3756877183
ISBN-13 978-3-7568-7718-8 / 9783756877188
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