Moronthor und ?Halias Höllenreiter: Der Dämonenjäger von Aranaque 348 -  James Melvoin

Moronthor und ?Halias Höllenreiter: Der Dämonenjäger von Aranaque 348 (eBook)

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2022 | 1. Auflage
140 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6736-4 (ISBN)
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Halia warf sich auf die Knie. Der Boden, auf dem sie hockte, bestand aus hunderttausend giftigen Schlangen. Deren Zähne senkten sich in Halias Knie. Doch das machte ihr nichts aus. Denn sie war eine Dämonin. Tödliches Natterngift konnte sie nicht besiegen. Und trotzdem fürchtete sich Halia. Sie hatte den Unwillen von Kali, der Zerstörerin, erregt. Kali, die mächtige Todesgöttin Indiens...

Moronthor und ​Halias Höllenreiter: Der Dämonenjäger von Aranaque 348


James Melvoin



Halia warf sich auf die Knie.
Der Boden, auf dem sie hockte, bestand aus hunderttausend giftigen Schlangen. Deren Zähne senkten sich in Halias Knie. Doch das machte ihr nichts aus.
Denn sie war eine Dämonin. Tödliches Natterngift konnte sie nicht besiegen.
Und trotzdem fürchtete sich Halia.
Sie hatte den Unwillen von Kali, der Zerstörerin, erregt.
Kali, die mächtige Todesgöttin Indiens…
***
Kalis Blutpalast
Die Todesgöttin residierte in einer furchtbaren Welt.
Der Boden bestand aus riesigen Giftschlangen, die sich ständig gegenseitig fraßen und wieder aufs Neue entstanden.
Die Wände ihres Palastes waren aus den Totenschädeln von Menschen und menschenähnlichen Wesen aus längst vergangenen Epochen aufeinander geschichtet.
Denn Kali war so alt wie die Welt. Vielleicht sogar noch älter…
Die Todesgöttin erschien in ihrer geläufigen Form, als wunderschöne nackte Frau mit schwarzer Haut, üppigen Brüsten, langen Beinen und runden Hüften.
Wie üblich tanzte sie auf dem Leichnam ihres Gatten Shiva, dessen Kopf sie abgeschlagen hatte.
Aus ihren funkelnden, vor Hass sprühenden Augen tropfte Menschenblut. Eine lange Zunge hing zwischen ihren sinnlichen Lippen herunter. Totenschädel waren mit Bändern um ihren Körper drapiert. Die Schlangen, ihre treuen Begleiter, wanden sich auch um ihren Hals.
Und in jeder ihrer zehn Hände hielt Kali eine tödliche Waffe!
Halia sah nicht ganz so beeindruckend aus. Die Dämonin manifestierte sich für die Augen der lebenden Menschen als verführerische Tempeltänzerin in durchsichtigen Seidengewändern und mit blauschwarzem Haar, das bis zum Po reichte. In ihrem bildschönen Gesicht erregte der sinnliche Mund sofort Aufmerksamkeit. Er war so leuchtend rot wie der Sand am Ufer des Geisterflusses Dhaibya.
Doch ihre Ausstrahlung war ebenfalls absolut böse. Da stand sie Kali in nichts nach.
»Halia, du bist eine Närrin!«
Wie das Donnern eines Vulkanausbruchs hallte Kalis Stimme durch ihren Blutpalast. Halia beugte sich vor. Unterwürfig berührte sie nun auch noch mit ihrer Stirn die zuckenden Schlangenleiber unter ihr.
Nur Katzbuckelei konnte die Dämonin jetzt noch retten. Wenn überhaupt. Die Grausamkeit der Todesgöttin war sprichwörtlich. Im ewigen kosmischen Zyklus von Entstehen und Vergehen war Kali für die Zerstörung zuständig.
Und diese Aufgabe nahm sie sehr ernst…
»Was habe ich getan, großmächtige Kali?«
»Das weißt du genau! Du nichtswürdige Kreatur hast einen Sendboten von Hanuman getötet. Mit dem Erfolg, dass der Affengott nun gewarnt ist. Aber du musstest ja seinen Vasallen unbedingt niedermetzeln. Das musstest du doch, nicht wahr?«
Kalis Stimme triefte vor Hohn.
Halia dachte kurz über die Worte der Todesgöttin nach. Zitternd wurde ihr klar, dass Kali Recht hatte.
Sie, Halia, hatte wirklich einem Affenkrieger das Lebenslicht ausgelöscht. Allerdings hatte die Dämonin nicht gewusst, das ihr Opfer ein Sendbote des riesigen und einflussreichen Affengottes Hanuman war.
Aus purem Spaß an der Grausamkeit war Hanumans Vasall von Halias Dämonenschwert enthauptet worden.
Niemals hätte sich die Dämonin träumen lassen, dass sie durch ihre ruchlose Tat den Zorn Kalis auf sich ziehen würde.
Ganz im Gegenteil. Jede Bluttat fand üblicherweise die Zustimmung der Todesgöttin. Je brutaler und rücksichtsloser, desto besser.
Kali stieß nun einen ihrer Arme vor, der eine Eisenkeule hielt. Damit versetzte sie der demütig vor ihr hockenden Dämonin einen schmerzhaften Schlag.
»Antworte, wenn ich dich etwas frage!«
Halia hatte nicht geglaubt, dass Kali wirklich hören wollte, was sie dachte. Abgesehen davon, dass die Todesgöttin gewiss ihre Gedanken lesen konnte.
Doch jetzt musste sie etwas erwidern, wenn sie ihre Lage nicht noch verschlimmern wollte.
»Ich - ich wusste nicht, dass ich dich damit verärgere, großmächtige Kali…«
»Verärgern? Du hast meine sorgfältig geschmiedeten Pläne gegen Hanuman durch deine idiotische Tat zerstört! Auf unabsehbare Zeit wird der Affengott gewarnt sein!«
Halia seufzte innerlich. Die Dämonin war, ohne es zu wollen, eine Figur auf dem Spielbrett der guten und bösen Götter des indischen Pantheons geworden.
Seit anfangsloser Zeit bekämpften sich Götter, Halbgötter, Dämonen, Riesen und andere überirdische Wesen Indiens gegenseitig. Sie schlossen Bündnisse, nahmen einander gefangen oder tricksten sich gegenseitig aus.
Momentan hatte Kali es offenbar auf Hanuman abgesehen, den riesenhaften Gott der Affenkrieger.
Halia, die als Dämonin der Todesgöttin Tribut schuldete, hatte die Pläne ihrer Herrin durchkreuzt. Zwar war das unwissentlich geschehen - doch Kali würde sie trotzdem grausam bestrafen…
Halia flehte um Gnade.
»Bitte vernichte mich nicht, Herrin des Todes! Gib deiner treuesten Dienerin eine Chance, die Scharte wieder auszuwetzen!«
»Ich soll dich also nicht töten?«
Genüsslich hob die Todesgöttin einen ihrer Arme, der ein breites Richtschwert hielt. Diese Dämonenwaffe konnte Halia mit einem einzigen Streich erledigen.
Die Dämonin würde in die unterste der 136 Höllen des Chakravala[1] geworfen werden. Dort konnte sie bis zur Vernichtung des Universums schmoren.
Kali hatte bereits zum Schlag ausgeholt, da hielt sie inne.
Ihr fiel eine Strafe ein, die noch grässlicher war als der Tod.
Die Todesgöttin ließ das Richtschwert los. Es fiel in die Masse der zuckenden Schlangenleiber und zerteilte einige von ihnen.
»Ich schenke dir dein nichtswürdiges Leben, Halia.«
Die Dämonin faltete die Hände vor der Brust. »Ich danke dir, großmütige Vernichterin des Guten!«
Kali erwiderte vorerst nichts. Stattdessen machte sie eine Bewegung mit derjenigen Hand, die gerade keine Waffe hielt.
Die Luft zwischen Kali und Halia vibrierte und flimmerte. Ein rötliches Licht entstand. Aus diesem Leuchten heraus manifestierte sich eine winzige Statue aus Metall.
Sie schwebte zwischen der Todesgöttin und der Dämonin im leeren Raum.
Halia staunte. Die Statue glich ihr selbst aufs Haar. Das Kunstwerk war eine Miniaturdarstellung der Dämonin.
Allerdings wirkte die Statue keineswegs bedrohlich oder Furcht einflößend. Ein normaler menschlicher Betrachter würde in ihr nur die Darstellung einer wunderschönen Tempeltänzerin sehen.
Halia war verwirrt. Warum hatte Kali diese Statue entstehen lassen?
Die Todesgöttin bewegte ihre lange, bluttriefende Zunge, die ihr bis auf die üppigen Brüste hing.
»Ich hoffe, dieses Kunstwerk gefällt dir, Halia. Denn es wird für lange Zeit dein Gefängnis sein!«
»Mein Gefängnis, große Kali?«
»Dein Kerker, dein Verließ - nenne es, wie du willst. Oder hast du etwa geglaubt, ich würde dich ohne Strafe davonkommen lassen?«
Nein, das hatte Halia eigentlich nicht angenommen. Dafür kannte sie Kali zu gut. Noch während sie über die Worte der Todesgöttin nachdachte, wurde sie plötzlich von einer unüberwindlichen Kraft gepackt!
Halia glaubte plötzlich, hoch über sich selbst und Kali zu schweben. Ihr Dämonenkörper fiel in sich zusammen.
Gleich darauf hatten sich die Schlangen darüber hergemacht. Halias Gestalt existierte nicht mehr.
Stattdessen spürte sie, wie ihr Bewusstsein in die winzige Skulptur gesogen wurde. Die metallene Figur war nicht größer als die Faust eines Menschen.
Verzweifelt versuchte die Dämonin, sich zu wehren. Aber das ging nicht. Sie hatte ja keinen Körper mehr. Auch ihre magischen Kräfte konnte sie nicht einsetzen.
Und dann war Halia im Inneren der Statue eingesperrt!
Sie nahm die Umgebung nach wie vor wahr. Sie konnte Kali deutlich erkennen, die erregende und gleichzeitig unendlich grausame Gestalt der Todesgöttin. Auch Gerüche und Temperaturen empfand Halia auf eine seltsame, körperlose Art.
Aber sie konnte nicht darauf reagieren. Denn sie steckte im Inneren des Standbildes. Noch nicht einmal mehr sprechen konnte sie.
Aber die Todesgöttin las ihre Gedanken.
Kali weidete sich an Halias Verzweiflung. Die Herrin des Todes beglückwünschte sich selbst zu ihrem Entschluss. Diese Strafe war wirklich noch grausamer als die Vernichtung Halias!
»Du fragst dich jetzt, wie lange du in dieser Statue gefangen bleiben sollst.«
Halia hätte gerne geantwortet. Aber das war natürlich nicht möglich. Das wusste auch Kali, und daher fuhr sie mit ihrer Rede fort.
»Zuerst dachte ich, bis zum Ende des Universums. Aber ich habe jetzt gute Laune. Daher bestimme ich, dass du deinen Dämonenkörper mit allen Kräften zurückgewinnst, sobald dich jemand in die Stadt des Eisenturms...

Erscheint lt. Verlag 14.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7389-6736-2 / 3738967362
ISBN-13 978-3-7389-6736-4 / 9783738967364
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