Das letzte Einhorn (eBook)
256 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-12153-7 (ISBN)
Peter S. Beagle, geboren 1939 in Manhattan, gehört zu den größten Fantasyautoren unserer Zeit. Sein größter Erfolg war der Roman Das letzte Einhorn, die Grundlage für den Welterfolg des gleichnamigen Zeichentrickfilms. Für seine Werke wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Hugo Award, dem Nebula Award und dem World Fantasy Award für sein Lebenswerk. Er lebt in Kalifornien.
Peter S. Beagle, geboren 1939 in Manhattan, gehört zu den größten Fantasyautoren unserer Zeit. Sein größter Erfolg war der Roman Das letzte Einhorn, die Grundlage für den Welterfolg des gleichnamigen Zeichentrickfilms. Für seine Werke wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Hugo Award, dem Nebula Award und dem World Fantasy Award für sein Lebenswerk. Er lebt in Kalifornien. Patrick Rothfuss, geboren 1973 in Wisconsin, unterrichtet als Englisch-Dozent am Stevens Point College in Wisconsin. Die ersten beiden Bände der Königsmörder-Chronik wurden weltweit bei Kritikern und Fantasylesern begeistert aufgenommen und gehören seit Erscheinen zu den meistgelesenen Werken der Fantasy. 2007 wurde Patrick Rothfuss für seinen Roman Der Name des Windes mit dem Quill Award sowie dem Pulishers Weekly Award für das beste Fantasy-Buch des Jahres ausgezeichnet, 2009 hat das Buch den Deutschen Phantastik Preis als bester internationaler Roman erhalten.
Vorwort
Ich liebe dieses Buch.
Das ist das einzig wirklich Wichtige, was ich hier zu sagen habe. Alles, was ich sonst noch schreibe, ist sekundär. Beiwerk. Ausschmückung. Variation des Themas.
Also: Wenn Sie gerade in einer Buchhandlung stehen, dieses Vorwort lesen und sich fragen, ob Sie das Buch kaufen, ihm eine Chance geben sollen … Die Antwort lautet ja.
Wenn Ihnen jemand dieses Buch geschenkt hat und Sie gerade überlegen, was Sie als nächstes lesen sollen und ob das hier wohl Ihre Zeit wert sein könnte … Auch darauf lautet die Antwort ja.
Wenn Sie dieses Buch in jüngeren Jahren gelesen haben, es mochten und jetzt befürchten, dass es vielleicht nicht so gut ist, wie Sie es in Erinnerung haben, dass es irgendwie an Kraft verloren haben könnte: Keine Bange, das hat es nicht.
Wenn Sie Sorge haben, Sie hätten sich vielleicht zu sehr verändert, seien müde geworden, ihr Herz könnte durch die Welt verhärtet, ihr Geschmack durch weniger subtile Geschichten abgestumpft sein, seien Sie beruhigt. Diese Geschichte ist so vollkommen wie eine Perle. Sie ist so süß wie der Kuss, den sie in einem stillen Winkel ihres Herzens als den schönsten bewahrt haben.
Ich habe dieses Buch Menschen geschenkt, die ich gernhabe, habe es in Buchhandlungen Leuten aufgedrängt und es meinen Kindern vorgelesen. Ich habe immer mehrere Exemplare parat, damit ich jederzeit eins verschenken kann. Es ist ein Buch, das ich allen empfehle, egal, wie alt sie sind, welches Genre sie am liebsten mögen und ob sie sich für Einhörner interessieren oder nicht.
Und hier und jetzt empfehle ich es Ihnen. Tun Sie sich einen Gefallen. Bitte lesen Sie es. Bitte.
Dies ist nicht nur ein Buch, das ich mag. Es ist mein Lieblingsbuch und das nun schon fast dreißig Jahre. Es ist das Buch meines Herzens.
Für diejenigen, die es noch nicht gelesen haben – keine Angst. Ich werde nicht die größte Sünde des Vorwortschreibens begehen und spoilern, indem ich mich über meine Lieblingsstellen auslasse oder all die guten Witze klaue und hier wiedergebe, um geistreich zu wirken, oder indem ich überraschende Wendungen verrate oder auf Details Bezug nehme, die Ihnen nichts sagen, weil Sie das Buch ja noch nicht gelesen haben.
Aber im übernächsten Absatz werde ich mich – für diejenigen, die das Buch bereits gelesen haben – auf ein paar Charaktere beziehen. Wenn Sie schon das umgehen möchten, springen Sie gleich zu dem Absatz nach der nächsten Leerzeile.
Als Junge habe ich Der König von Narnia gelesen. Und darum wollte ich in meiner Kindheit nichts sehnlicher, als in Narnia zu landen. Ich war groß genug, um zu wissen, dass es so etwas nicht wirklich gab, aber noch klein genug, um zu hoffen. Also hielt ich Ausschau nach verborgenen Türen und Geheimgängen. Jahrelang.
Jetzt sehe ich den Fünfzig ins Auge. Manche Leute werden sagen, das sei doch nicht alt, ist es aber. Zumindest ist es so alt, wie ich noch nie war. Ich brauche jetzt eine Brille. Ich lache nicht mehr so viel wie früher. Jeden Tag fühle ich, wie ich weniger Schmendrick und mehr Haggard werde. Ich bin alt genug, um zu wissen, dass es Einhörner nicht wirklich gibt, aber immer noch jung genug, um zu hoffen, ich könnte einem begegnen. Und wenn ich doch noch einem begegne, dann werde ich mich dessen hoffentlich würdig erweisen und besser sein, als ich bin, was heißt, weniger König Haggard und mehr Molly Grue.
Ich hasse Vorworte.
Ja, mir ist klar, dass das ein seltsamer Ort für eine solche Aussage ist. Damit sie verständlich wird, sollte ich wohl etwas Hintergrund liefern.
Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Es war dort nicht sonderlich dörflich, und ich will damit nicht sagen, dass die Umstände hart waren, es war nur so, dass ich nicht in einem vorstädtischen Wohngebiet aufwuchs, mit lauter anderen Kindern zum Spielen und Freizeitangeboten. Stattdessen bin ich mit Büchern aufgewachsen.
Im Rückblick lässt sich kaum genau sagen, wie viel ich damals gelesen habe, aber es war eine Menge. Ich weiß noch, wie ich das Exemplar meiner Mutter von Der Herr der Ringe – die große rote Hardcover-Ausgabe – jeden Sommer, auf meinem Bett liegend, wiederlas.
Ich erinnere mich, wie ich meine Schulsachen packte, bevor ich mich in der Fünften auf die lange Busfahrt machte. Ich sorgte immer dafür, dass ich zwei Taschenbücher im Rucksack hatte. Keins davon war das Buch, das ich gerade las. Dieses Buch hatte ich immer in der Hand oder in der Jackentasche. Die Bücher im Rucksack waren für danach, wenn ich dieses ausgelesen hätte. So hatte ich immer ein Reservebuch … und dann sicherheitshalber noch eins. Ich vergaß vielleicht, meinen Lunch in die Schule mitzunehmen, aber Bücher mitzunehmen, vergaß ich nie.
Interessanterweise habe ich Das letzte Einhorn in jener ganzen Zeit nie gelesen. Das weiß ich, weil mir, als ich mit meiner Mutter und meiner Großmutter den Zeichentrickfilm ansah, die Geschichte völlig neu war.
So ging es im Grunde meine gesamte Highschool-Zeit hindurch. Ich las in der Mittagspause. Ich las, wenn meine Mom mit uns an den Strand fuhr. Wussten Sie, dass die Anzahl der Bücher, die man in der Bibliothek ausleihen kann, begrenzt ist? Ist sie. Mein Taschengeld ging hauptsächlich für Bücher drauf, und für den Familienurlaub packte ich eine Reisetasche mit Taschenbüchern voll.
Die meisten dieser Bücher waren Fantasyromane, und die meisten waren das, was meine Mutter »Popcorn-Bücher« genannt hätte, was hieß, nett zu konsumieren, aber nicht wirklich nahrhaft. Wunderbare, köstliche »Schundbücher« voller Elfen und Zauberschwerter. Grob geschätzt, dürfte ich mindestens zwei- bis dreitausend Romane gelesen haben, bevor ich aufs College ging.
(Ich erwähne das hier, damit Sie wissen, worauf ich hinauswill: Ich kann mich nicht erinnern, dass je eins dieser Bücher ein Vorwort gehabt hätte.)
Auf dem College entdeckte ich das Küssen und die Geisteswissenschaften. Das Ergebnis war, dass ich am Ende meines ersten Collegejahrs mein Studienziel, Chemieingenieur zu werden, ebenso aufgegeben hatte wie die Gewohnheit, täglich ein bis zwei Bücher zu lesen. Zu dieser Zeit stolperte ich zufällig über eine Ausgabe von Der Herr der Ringe, die ein Vorwort von einem gewissen Peter S. Beagle enthielt. Es ist in meiner Erinnerung das erste Vorwort, dem ich je begegnet bin, und erst recht das erste, das ich je gelesen habe.
Ich war empört. »Was glaubt dieser Typ, wer er ist?«, fragte ich mich mit der ganzen Arroganz eines Zwanzigjährigen. »Wie kann man auf die Idee kommen, ein Vorwort für das beste Fantasy-Buch aller Zeiten zu schreiben?«
Trotzdem las ich das Vorwort, und es erwies sich als überraschend tröstlich. Man hatte mir beigebracht, dass Fantasy minderwertig sei, Zeitverschwendung. Aber Peter sprach in glühenden Worten über Tolkien und Mittelerde und sagte: »Wir sind dazu erzogen worden, all die falschen Forscher und Entdecker zu ehren – Diebe, die Fahnen aufpflanzten, Mörder, die das Kreuz trugen. Lasst uns endlich die Kolonisatoren der Träume preisen.«
(Verzeihen Sie, wenn ich hier so leichthin über das Wort »Kolonisatoren« hinweggehe, das damals nicht wie heute die ganz und gar berechtigten negativen Konnotationen hatte.) Ich erinnere mich daran so klar, weil es so ziemlich das erste Mal war, dass ich jemanden Fantasy als etwas Schönes und Wertvolles verteidigen sah. Dadurch setzte bei mir die Erkenntnis ein, dass ich vielleicht kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte, weil ich Fantasy mochte. Dass das vielleicht keine peinliche Vorliebe war.
Ich stöberte das Einhorn-Buch von diesem Beagle auf und war beeindruckt von der Sprache und der Andersartigkeit gegenüber all den vielen Büchern, die ich zuvor gelesen hatte. Es ging darin nicht die ganze Zeit um kämpfende Heere und magische Schwerter und Heldenreisen. Wie seltsam. Wie erstaunlich und wunderbar.
Obwohl ich nicht mehr ein Buch pro Tag las, las ich immer noch kontinuierlich. Es gab kaum ein Semester, in dem ich nicht mindestens eine Lehrveranstaltung hatte, wo der Schwerpunkt darauf lag, etwas zu lesen, irgendwas. (Romane, Theaterstücke, Gedichte, philosophische und religiöse Texte). Hinterher diskutierte ich mit Lehrenden, Mitstudierenden und Freundinnen über das, was ich gelesen hatte. So ging es etwa zehn Jahre. Es war ein großartiger Bildungsprozess und eine sehr glückliche Zeit meines Lebens.
Dann beging ich einen schrecklichen Fehler: Ich hatte meinen ersten Studienabschluss und wollte den Master in Englischer Literatur machen. Im Graduiertenstudium verlagerte sich der Schwerpunkt: Wir besprachen Bücher, bevor wir sie gelesen hatten. Oder statt sie zu lesen.
Es dauerte quälend lange, bis ich erkannte, warum ich mich so unwohl fühlte, so unglücklich, so unbefriedigt. Doch irgendwann ging es mir schließlich auf. Die Struktur dieser Lehrveranstaltungen, die Art von Sekundärtexten, die ich lesen musste, machten eins mehr als klar: Was andere über ein Buch denken und fühlen, ist wichtiger, als was man selbst denkt und fühlt.
Ich persönlich glaube das nicht.
Das hat wahrscheinlich einfach damit zu tun, dass ich stur und eigensinnig bin. Unsere ersten Lieben sind die stärksten, und ich bin damit aufgewachsen, Bücher selbst zu lesen und meine eigenen Gedanken zu denken. Später auf dem College habe ich gelernt, wie toll es ist zu lesen, zu denken und dann diese Gedanken anderen mitzuteilen und zur Diskussion zu...
Erscheint lt. Verlag | 22.4.2023 |
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Übersetzer | Jürgen Schweier |
Vorwort | Patrick Rothfuss |
Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Einhörner • Fantastische Literatur • Fantasy • Fantasyklassiker • Fantasy Klassiker • Film • Kindheit • The Last Unicorn |
ISBN-10 | 3-608-12153-6 / 3608121536 |
ISBN-13 | 978-3-608-12153-7 / 9783608121537 |
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