The Claw -  Anne Sevenstin

The Claw (eBook)

Die Toten vom Lake District
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
240 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-9500-7 (ISBN)
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War hier ein Serienmörder am Werk? Im Lake District wurden zwei Menschen, innerhalb weniger Tage, tot aus einem See gefischt. Beide Leichen weisen eine sich gleichende Verletzung auf. Mary Abbot und ihr Chef, Inspektor Barclay von Scotland Yard, werden um Amtshilfe gebeten. Sie reisen in den Norden Englands. Für Mary wird es eine Reise in die Vergangenheit, in die Vergangenheit ihrer Familie.

Anne Sevenstin ist ein Pseudonym. Ihr erster Roman - Nebel im Haus - erschien 2018 als eBook bei Amazon Kindle. Auch der zweite Roman - The Claw - ist dem Genre Mystery zuzuordnen. Unter dem Pseudonym Mary Anne Sevenstin schreibt sie romantische Geschichten. Die Autorin studierte Archäologie und Völkerkunde in München, sowie Geschichte, Literaturwissenschaften und Kunst in Bielefeld, danach Wirtschaftswissenschaften in Paderborn und Hagen. Im Hauptberuf arbeitet sie in einer Behörde. Die Autorin lebt in Essen und auf dem Darß.

Kapitel 1


Molland Castle 1936

Molland Castle thronte auf einem Felsen am nördlichen Ende des Lake Molland. Es ragte so erhaben aus dem Felsen heraus, dass es von jeder Stelle des Sees und dessen Ufer aus, gesehen werden konnte. Der See erstreckte sich von Nord nach Süd. Er war lang, schmal und auf der einen Seite so tief, dass nur ein Taucher mit einer Spezialausrüstung den Grund hätte erreichen können. Dort erhob sich eine steile Felswand die zum Molland Gebirge gehörte. An dieser Seite des Sees, wirkte er wie ein Fjord. Am anderen Ufer, wo das Dorf Tottingham Dale lag, war das Land flach und im Süden des Gewässers moorig.

Der Fels, auf dem im 13. Jahrhundert zunächst eine Burg errichtet wurde, bevor man das Gebäude später zu einem stattlichen Schloss umbaute, war Teil einer Halbinsel. Vom See aus, wirkte das Bauwerk wie ein Wasserschloss, hier gab es keine Landfläche, nur eine große Terrasse, von deren Brüstung, der Fels steil in den See abfiel. Unterhalb befand sich ein Bootshaus, das auf Pfählen im Wasser stand und über eine schmale Treppe, die in das Gestein geschlagen worden war, erreicht wurde.

Neben der Hütte ragte ein Holzsteg etwa 20 Meter in den See.

Das Eingangsportal des Schlosses war der Landseite zugewandt. Dort bildete das Gelände ein weites Plateau, mit einem halb runden Platz vor dem Eingang, einer langen Zufahrt und einem Park, der im französischen Stil angelegt worden war.

Ellinor lief vor dem Eingang ungeduldig auf und ab. Im Kies des Vorplatzes hatte sie eine deutliche Spur hinterlassen. Ein junger Diener, der diskret im Hintergrund stand und sie beobachtete, wurde an eine Raubkatze erinnert, die er im Londoner Zoo gesehen hatte, als das Personal des Schlosses im letzten Jahr einen Ausflug dorthin unternahm.

„Mylady?“

„Was ist denn?“, schnaubte Ellinor und warf Ruskin, dem Butler des Schlosses, einen wütenden Blick zu.

Er war seit Ewigkeiten in Diensten Lord Tottinghams und kannte Lady Ellinor seit sie ein Kind war. Er ignorierte ihre Launen.

„Seine Lordschaft fragte nach Ihnen.“

„Sagen Sie seiner Lordschaft, dass ich erst hineinkomme, wenn mein Verlobter eingetroffen ist!“

Sie stampfte wütend mit einem Fuß auf und ihr hübsches Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Grimasse.

„Sehr wohl, Mylady.“

Ruskin verbeugte sich und verschwand.

Wo bleibt er nur, fragte sich Ellinor. Nicht einmal heute konnte er pünktlich sein. Warum musste sie sich auch in diesen eigenwilligen Russen verlieben?

Der Vorplatz von Molland Castle erinnerte an diesem Abend an eine Automobil-Ausstellung. Die exklusivsten Modelle der 30er Jahre standen dort. Alle angesagten Luxusmarken waren vertreten, Bentley, Chrysler, Cadillac und Rolls Royce.

Der Park des Schlosses zeigte sich festlich illuminiert und die Zufahrt zum Haus war mit unzähligen Fackeln gesäumt. Aus der großen Halle waren Stimmen und Gelächter zu hören. Eine Band spielte dezent im Hintergrund. Alles war so, wie Ellinor es sich gewünscht hatte. Sie war Daddys Liebling und für ihre Verlobungsfeier hatte er all ihre Wünsche erfüllt.

Nur Igor, ihr Verlobter, war nicht da. Was sollte sie jetzt nur machen? Wie peinlich würde es sein, den Gästen zu sagen, dass er nicht kommen würde. Was für eine Demütigung!

Dass er ihr das antun musste, ihr, die sie immer alles bekam, was sie wollte und nun stand sie draußen im Kies und ruinierte sich die teuren Schuhe, die sie sich extra zu dem kardinalroten Satinkleid hatte anfertigen lassen.

Das Kleid war bodenlang, hatte spagettifeine Träger und die kostbare Seide schimmerte im Licht der Laternen, die zu beiden Seiten des Portals leuchteten. Die Zofe hatte Ellinors schulterlanges Haar elegant hochgesteckt und das kleine Tottingham Diadem eingearbeitet. Es war ein schmaler Gelbgold Reif mit einzeln stehenden tropfenförmigen Rubinen. Das große Brillant-Diadem durfte sie erst bei ihrer Hochzeit tragen, so war es Brauch im Hause Tottingham.

Ellinor lief weiter auf und ab. Plötzlich war da ein Geräusch und sie blieb abrupt stehen. Ein Auto näherte sich und es ertönte das unverkennbare Röhren des 6-Zylinder Motors eines Jaguar Roadsters.

„Igor! Endlich!“, rief Ellinor aus.

Der schwarze Sportwagen schoss in rasantem Tempo auf das Schloss zu und kam nach einer scharfen Kurve vor dem Portal zum Stehen. Staub wirbelte auf und Ellinor wich einige Schritte zurück.

Ein junger Mann, sprang über die Fahrertür aus dem Cabrio und warf dem Diener, der herbeieilte, seinen Autoschlüssel zu.

„Stellen Sie ihn in der Remise ab!“

„Ja, Sir“, sagte der Diener und grinste. Selten durfte er einen schicken Sportwagen parken. Wenn der Earl Gäste empfing, reisten sie meist in großen Limousinen an, die von Chauffeuren gesteuert wurden.

Er freute sich, den Jaguar wenigstens das kleine Stück zu dem Nebengebäude fahren zu dürfen. Wo früher die Kutschen standen, war nun der Wagenpark des Earl untergebracht.

„Igor, wo warst du denn? Alle sind schon da, nur du nicht!“, warf Ellinor ihrem Verlobten entgegen.

Der junge Mann legte mit einer schnellen Bewegung seinen Arm um ihre schmale Taille und zog sie zu sich heran. Er blickte ihr intensiv in die Augen und küsste sie so heftig, dass sie sich nach einigen Sekunden von ihm löste, um Luft zu holen.

„Also Igor! Du bist ein ungezogener Junge! Du hättest vor zwei Stunden hier sein sollen! Vater und ich mussten den Empfang allein durchstehen. Wir haben 80 Gäste da drin und ich habe dich bestimmt 79mal entschuldigen müssen.“

„Wer war es, der nicht nach mir gefragt hat?“

Igor lachte.

Ellinor puffte ihn wütend in die Seite, worauf er sie wieder an sich zog und erneut küsste.

Er stöhnte leise auf und flüstere ihr ins Ohr: „Oh, Liebling, ich muss dich sofort haben. Komm, lass uns in den Keller gehen. Ich lege dich auf die Streckbank.“

Ellinor kicherte.

Igor spielte auf die Folterkammer in den Gewölben des Schlosses an. Ein Relikt aus dem Mittelalter. Jeder Earl hatte in früheren Zeiten die Gerichtsbarkeit der Grafschaft inne und so gab es im Keller des Gebäudes Verliese und eine umfangreich ausgestattete Folterkammer. Sie war der Höhepunkt jeder Schlossführung, die der Earl, ein Mal im Monat, am ersten Mittwoch gegen Eintrittsgeld gestattete.

„Für sowas haben wir jetzt keine Zeit - vielleicht später“, antwortete Ellinor, kicherte und küsste ihren Verlobten flüchtig.

„Komm, lass uns hinein gehen“, sagte sie, „unsere Gäste sind schon seit einer Stunde bei den Cocktails, wir sollten mit dem Dinner beginnen, bevor alle betrunken sind.“

Plötzlich war da ein Krachen. Ein Ast schien gebrochen worden zu sein. Das Geräusch kam aus den großen Rhododendren-Büschen, die nahe des Eingangsportals wuchsen.

Beide fuhren vor Schreck zusammen.

„Was war das? Ihr habt doch wohl keine wilden Tiere hier?“, frotzelte Igor.

Ellinor verzog angewidert das Gesicht und sagte: „Ach, das ist nur Brandon!“

Sie bückte sich, nahm zwei große Kieselsteine vom Boden auf und schleuderte sie in das Gebüsch.

„Hau ab, Brandon!“, schrie sie.

Ein paar Äste knackten und der oder das, was sich dort aufgehalten hatte, schien sich zu entfernen.

„Blöder Kerl! Immer spioniert er mir nach! Ich hasse ihn!“

„Wer ist das denn?“

„Brandon Leech! Papa lässt ihn hier wohnen. Er arbeitet im Garten. Er ist völlig irre.“

„Was meinst Du?“

„Bekloppt! Ich kann solche Leute nicht ertragen, die gehören alle weggesperrt.“

„Wieso? Wenn sie harmlos sind?“

Ellinor wurde wütend.

„Du findest es also richtig, dass so etwas frei herumläuft? Wer weiß denn, was in seinem kranken Hirn vorgeht? Ich fürchte mich vor ihm, er schleicht mir überallhin nach. Ich kann den Kerl nicht leiden!“

„Aber, warum lässt dein Vater ihn hier wohnen, wenn du solche Angst vor ihm hast?“

„Das erzähle ich Dir später.“

Igor blickte noch einmal zum Gebüsch hinüber.

„Komm, es wird Zeit“, sagte Ellinor und zog ihn ins Haus.

Im Vestibül nahm Igor seinen Schal ab, zog den Staubmantel aus und warf beides einem Diener zu, der damit hinter einer versteckten Tür verschwand.

Dann strich er seinen Anzug glatt, sah seine Verlobte an und fragte: „Nun? Wie sehe ich aus?“

Er trat einen Schritt zurück und spreizte die Arme ab.

Für den heutigen Abend hatte er einen eleganten schwarzen Abendanzug mit weißem Hemd und Fliege ausgewählt.

„Du siehst sehr gut aus.“

Ellinor fasste ihren Verlobten bei der Hand und als die Beiden durch die geöffnete Glastür schritten, die das Vestibül von der großen Halle trennte, wurden sie sofort bemerkt.

Lord Tottingham ging auf das Paar zu und begrüßte Igor.

„Mein...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7568-9500-9 / 3756895009
ISBN-13 978-3-7568-9500-7 / 9783756895007
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