Die verschollene Karte (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
160 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3133-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die verschollene Karte - Ruth Saberton
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Kann es für eine zweite Chance jemals zu spät sein?

Fünfundsiebzig Jahre sind vergangen, seit Lily Nancarrow ihr Herz an den gutaussehenden amerikanischen Offizier verloren hat, der während der Vorbereitungen der Alliierten auf den D-Day in Cornwall stationiert war. Lily konnte Casey nie vergessen. Auch wenn sie mittlerweile mit dem Leben in ihrem kleinen Fischerdorf zufrieden ist, lässt eine lange vermisste Weihnachtskarte ihr Herz doch höher schlagen ...

Eine herzerwärmende Novella über Familiengeheimnisse und eine verlorene Liebe vor dem Hintergrund der atemberaubenden Landschaft Cornwalls.



Ruth Saberton wurde in London geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Cornwall. Obwohl sie weit gereist ist, gibt es für sie keinen Ort, der sich mit der rauen Schönheit dieser Küstenlandschaft messen kann. Hier findet sie immer wieder neue Inspiration für ihre Romane. In England gilt sie als absolute Bestsellerautorin.

Im Aufbau Taschenbuch sind von ihr bereits die Romane 'Der Liebesbrief' und 'Das Versprechen' erschienen. 

Macabe Ridge

Larchville, NC

1. Dezember 1946

Geliebte Lily,

Beste Weihnachtsgrüße aus North Carolina, das in dieser Zeit des Jahres unter meterdickem Schnee begraben ist. Ich hoffe sehr, es geht dir gut, wenn diese Karte dich erreicht.

Habt ihr dieses Jahr auch Schnee? Ich werde meinen Winter bei euch in Cornwall nie vergessen – es kommt mir vor, als taute ich erst ganz allmählich wieder auf! Natürlich können sich euer Frost und eure Schneegestöber nicht mit unseren Schneestürmen und Schneeverwehungen messen, doch die Kälte und Feuchtigkeit in Großbritannien gehen einem wirklich durch Mark und Bein! Wir armen, heimwehkranken Amis haben pausenlos gehustet und geniest. Aber ich würde freiwillig tausend Jahre husten, wenn ich noch einmal dein Gesicht sehen dürfte, Lil.

Seit meinem letzten Brief an dich hatte ich alle Hände voll zu tun. Wahrscheinlich wärst du überrascht, wie viel ich schaffe, wenn ich etwas wirklich will! Und das mit einem Bein! Es war viel Arbeit, bis ein richtiges Gehöft aus meinem Grundstück geworden ist, aber jetzt im Winter kann ich den Fuß vom Gas nehmen, bis das Wetter wieder besser wird. Deswegen habe ich auch die Zeit für einen weihnachtlichen Gruß. Dies ist die letzte Karte, die du von mir bekommst, geliebte Lily, und ich nehme an, du weißt, warum. Du fehlst mir so unglaublich, und an dich zu schreiben ist ein Trost, weil ich auf diese Weise zu dir sprechen kann. Allerdings wird es für mich immer schwerer, da du andersherum niemals etwas von dir hast hören lassen. Wobei vielleicht keine Antwort auch eine Antwort ist …

Die Jahreszeiten sind ins Land gegangen, und auch unser Leben bleibt nicht einfach stehen. Verzeih mir diesen letzten, hoffentlich nicht allzu kitschigen Erguss, aber du sollst wissen, dass ich immer wollte, dass du glücklich bist – selbst wenn dein Glück darin bestanden haben sollte, dir ohne mich ein neues Leben aufzubauen. Ich habe dir in meinen ersten Briefen ausführlich von meinen Verletzungen geschrieben. Womöglich hat dir das ja Angst gemacht. Das könnte ich verstehen. Ich bin wirklich nicht mehr ganz der Mann, den du mal kanntest. Aber ich liebe dich noch immer bis zum Mond, darum herum und wieder zurück.

Ich habe diese Weihnachten ein kleines Bäumchen aufgestellt und es mit Popcorn und mit bunten Stoffbändern geschmückt, wie damals diesen Baum, den du bei der Feier für die Kinder im Gemeindehaus so bewundert hast. Deine Augen haben gefunkelt und du hast völlig verzaubert ausgesehen. Ich glaube, dass dir auch mein kleiner Baum gefallen würde, aber wie mir selber könntest du ihm ruhig ein wenig zusätzlichen Glanz verleihen. Erinnerst du dich noch an die Papierengel, die von den Kindern für den Baum bei euch in der Pfarrei gebastelt worden sind? Sie waren so stolz darauf.! Oh, Lil, ich war nie wieder so glücklich wie an diesem einen Weihnachten mit dir. Ich denke öfter daran zurück, als du dir vorstellen kannst.

Wie dem auch sei, jetzt ist das Grundstück endlich eingezäunt, das Feuerholz gehackt, und auch die Hütte würde dir gefallen. Sie sieht genau wie auf den Skizzen aus, die ich für dich gezeichnet habe. Ich habe auch die Details nicht vergessen, die ein richtiges Zuhause deiner Meinung nach auf alle Fälle braucht. Ich habe sogar Vorhangstoff gekauft und in einem Trödelladen eine Patchworkdecke aufgetrieben, denn du hattest dir so sehr einen Quilt gewünscht, und leider kann ich ja nicht nähen. Aber die Veranda, die habe ich selbst gebaut, und nach der Arbeit sitze ich dort oft mit einem Glas Eistee und beobachte die Sonne, wie sie wie ein Feuerball hinter dem Berg versinkt. Das ist die Zeit, in der du mir am meisten fehlst, denn diesen Anblick hättest du geliebt. Dann taste ich nach deiner Hand und zucke jedes Mal zusammen, wenn sie ins Leere greift. Ich habe dieses Heim für dich geschaffen, Lil. Ich habe sogar die zwei Schaukelstühle aufgetrieben, die wir erst als alte Leute hätten haben wollen. Und wenn ich einmal alt bin, werde ich mit einem Lächeln daran denken, dass wir zwei hier hätten sitzen können. Vielleicht ist ja die Freude über diese glückliche Erinnerung dann stärker als der Schmerz, der mir das Herz zerreißt, weil du mir fehlst.

Ach, Liebes, manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich schon hundert Leben hinter mir. Ich musste Dinge sehen, die ich nicht ungesehen machen kann, und Sachen tun, die vorher unvorstellbar für mich waren. Der Krieg hat mich zu jemand anderem gemacht. Den Casey Macabe, der sich voller Ideale hat rekrutieren lassen, gibt es nicht mehr. Und trotzdem bereue ich die Entscheidung nicht, denn sie hat mich zu dir geführt, und dafür werde ich bis an mein Lebensende dankbar sein. Meine Gedanken fliegen über den Atlantik zu dir, und es macht mich von Herzen froh mir vorzustellen, dass derselbe Mond, der über meiner Hütte aufgeht, auch auf Cornwall scheint und dich von oben anlächelt. Wenn du ihn siehst, denkst du dann auch manchmal, dass er auf mich herunterlächelt, Lil? Falls du mich nicht vergessen hast und überhaupt noch an mich denkst.

Von dem Blick auf die Blue Mountains, hinter denen man die violetten Rauchschwaden der Abenddämmerung und morgens rosafarbene Sonnenstrahlen am Himmel sieht, habe ich dir erzählt. Ich habe dieses Heim für dich gebaut, mein Herz, so, wie ich es versprochen habe, damit du den Sonnenuntergang betrachten kannst. Jeder eingeschlagene Nagel, jedes zersägte Brett und jeder auf das Dach gehievte Balken waren ausschließlich für dich. Ich hätte nicht gedacht, dass die Arbeit so anstrengend für mich sein würde. Seit meiner Kriegsverletzung werde ich viel schneller müde, aber trotzdem habe ich dies Haus errichtet, damit du hier bei mir einziehen kannst. Ich sehne mich so sehr danach, dich bei der Hand zu nehmen und hineinzuführen. Dann sitzen wir zusammen vor dem Feuer, Lil, ich halte dich im Arm und wir sehen zusammen dem Tanz der Schnellflocken durchs Fenster zu. Dann wird mein Glück vollkommen sein.

Wie sehr hast du mir dieses Jahr gefehlt, mein Herz. Sogar noch mehr als letztes Jahr, auch wenn ich niemals gedacht hätte, dass das überhaupt möglich ist. Wie kann es sein, dass seit der letzten Weihnachtskarte, die ich dir geschrieben habe, wieder zwölf Monate vergangen sind? Es kommt mir einerseits wie gestern vor, dass ich die Karte in den Briefkasten geworfen habe und anderseits wie ein ganzes Leben. Denn jeder Tag, an dem es keine Nachricht von dir gibt, erscheint mir wie ein Jahr. Die Zeit meint es nicht gut mit mir. Die Monate mit dir sind wie im Flug vergangen, und selbst, wenn uns zusammen eine Ewigkeit vergönnt gewesen wäre, hätte die mir nicht gereicht.

Geliebte Lily, ich weiß nicht, ob du diese Karte jemals lesen wirst, doch der Gedanke, dass ich sie ins Pfarrhaus schicke, tröstet mich. Ich bin sogar ein wenig eifersüchtig auf den Umschlag, weil du ihn vielleicht statt meiner berühren wirst. Ich weiß, das klingt total verrückt, aber du fehlst mir entsetzlich, seit ich an dem Vormittag im Juni Richtung Kontinent gesegelt bin. Ich habe alles ernst gemeint, was ich gesagt habe, und das tue ich immer noch. Die Monate mit dir sind lebendiger als alles, was seither geschehen ist. Es kommt mir unwirklich vor, dass ich in Carolina bin, denn mein Herz ist noch immer Tausende von Meilen entfernt bei dir in Cornwall. Ich sehe immer noch die Möwen, die am sturmumtosten Himmel segeln, und ich rieche immer noch den Moder, das Salz und den Tang der Luft. Ich lebe nur ein halbes Leben, wenn du nicht an meiner Seite bist.

Mitunter frage ich mich, ob wir die gewünschten Kinder irgendwann bekommen hätten, Lil. Wir hätten sie auf jeden Fall geliebt. Kleine Mädchen mit grünen Augen und rotem, wild gelockten Haar wie deines, und weizenblonde Jungen, die genauso schlaksig und sommersprossig wären wie ich. Was für ein munterer Haufen sie gewesen wären! Ich stelle sie mir manchmal vor, wie sie über die Felder rennen oder Äpfel aus den Nachbarsgärten klauen, wie dein Harry, als er klein war. Und auch wenn ich weiß, dass das verrückt klingt, fehlen sie mir sehr. Genau wie mir unsere anderen Träume fehlen. Hast du inzwischen neue Träume? Hoffentlich sind sie dann glücklich, und vor allem hoffe ich, du wirst geliebt. Das wünsche ich dir mehr als alles andere.

Es ist immer noch ein seltsamer Gedanke, dass die Zeit, die wir zusammen hatten, jetzt vorüber ist. Wobei es noch seltsamer ist, dass wir inzwischen vor mehr als zwei Jahren in der Normandie gelandet sind. Die meisten Dinge waren so schrecklich, dass ich sie noch immer nicht in Worte fassen kann, auch wenn wir gleichzeitig erleichtert waren, weil endlich was geschah. Wir haben die Zeit in Cornwall hauptsächlich mit Warten zugebracht. Wir wussten, dass was Dunkles, Grauenhaftes vor uns liegt, und waren fast froh, als es dann endlich so weit war. Ich war zu allem bereit, denn schließlich hatten wir ein Ziel und würden das Richtige tun. Es ging darum, dass dieser Krieg zum Ende kommt.

Ich habe damals oft an dich gedacht, Lily. Vor allem habe ich gebetet, dass ich überleben würde, damit ich dich glücklich machen könnte. Ich werde nie verstehen, warum so viele andere starben und ich selbst überlebte, auch wenn ich danach nicht mehr derselbe war und bin. In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir so ein Grauen wie dort an den Stränden niemals vorstellen können. Aber ich wollte überleben, Liebes, und zurückkommen zu dir. Es waren die Versprechen unserer Zukunft, die mich haben überleben lassen. Dafür stehe ich für alle Zeit in deiner Schuld.

Ich werde niemals aufhören, dich zu...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2022
Reihe/Serie Die Pencallyn Geheimnisse
Übersetzer Uta Hege
Sprache deutsch
Original-Titel The last Card
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anna Romer • Cornwall • Downton Abbey • England • Erster Weltkrieg • Familiengeheimnis • geheimes Tagebuch • Geheimnis • Herrenhaus • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Jojo Moyes • Künstlerin • Küste • Liebe • Liebesbrief • Liebesgeschichte • Lucinda Riley • Schicksalsschlag • tragische Liebe • zwei Zeitebenen
ISBN-10 3-8412-3133-0 / 3841231330
ISBN-13 978-3-8412-3133-8 / 9783841231338
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