Mit zitternden Händen (eBook)

Ein packender Roman über Kinder- und Bandenkriminalität

***

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
447 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4193-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mit zitternden Händen -  Malin Persson Giolito
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Ein Jugendlicher schießt in einem Stockholmer Vorort seinem besten Freund in den Hinterkopf. Wie konnte es dazu kommen?

Billy und Dogge sind seit Kindesbeinen eng befreundet. Dass sie aus sehr unterschiedlichen Elternhäusern kommen, hat sie nie gestört. Während Dogge meist von seinen wohlhabenden Eltern allein gelassen wurde, ist Billy, aus einer Einwandererfamilie stammend, umgeben von einer Bastion der Liebe aufgewachsen. Als kriminelle Banden Billys Wohnviertel mehr und mehr beherrschen, werden sowohl Dogge als auch Billy rekrutiert. Allzu gerne schließen sich die beiden an - angelockt durch schnelles Geld und leichten Zugang zu Drogen. Doch dann will Billy mit Hilfe seiner Mutter aussteigen ...

Der Nr. 1-Bestseller in Schweden



<p><strong>Malin Persson Giolito</strong>wuchs in Stockholms auf. Sie ist Juristin und arbeitete einige Jahre bei der EU in Brüssel. Dort lebt sie auch heute mit ihrer Familie. Wegen des sensationellen Erfolgs ihres Romans<strong>QUICKSAND- IM TRAUM KANNST DU NICHTLÜGEN</strong>widmet sie sich inzwischen ganz dem Schreiben. Ihr neuer Roman,<strong>MIT ZITTERNDEN HÄNDEN</strong>, stand wochenlang auf Platz 1 der schwedischen Bestsellerliste und ist die Vorlage für eine<i><b>NETFLIX</b></i>-Serie.</p>

Malin Persson Giolito wuchs in Stockholm auf. Nach ihrem Jurastudium arbeitete sie bei der EU in Brüssel. Dort lebt sie heute mit ihrer Familie. Seit dem sensationellen Erfolg des Romans IM TRAUM KANNST DU NICHT LÜGEN (verfilmt von Netflix) widmet sie sich ganz dem Schreiben. Ihr neuer Roman MIT ZITTERNDEN HÄNDEN setzt die Erfolgsgeschichte in jeder Hinsicht fort: Nr-1-Bestseller, begeisterte Kritiken und erneut Vorlage für eine Netflix-Serie.

2.

»Förschlevägen … Sösch… verdammt noch mal … Ich weiß es nicht, ich … ich glaube, die Straße heißt … Ich weiß den Namen nicht, das ist diese komische Stelle, Sie müssen kommen.«

Der Anrufer weinte heftig. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er weitersprechen konnte.

»Sösch… Föschl… Beeilen Sie sich, verdammt noch mal … Er stirbt.«

Salwa hatte Dienst in der Leitstelle, die dem Sendemast am nächsten lag, über den der Notruf eingegangen war. Es war acht Minuten nach elf, und an diesem Abend waren viele Notrufe hereingekommen, gerade wurde es ein wenig ruhiger. Vor einer guten Stunde hatte AIK ein wichtiges Eishockeyspiel gegen einen der Spitzenreiter verloren, der Abend war turbulent gewesen. Ein Bus mit Anhängern der gegnerischen Mannschaft war auseinandergenommen worden, es gab heftige Auseinandersetzungen in zwei nahe gelegenen Sportbars und in der U-Bahn-Station an der Eishockeyarena.

»Sprechen Sie bitte deutlicher.«

»Es ist wahnsinnig viel los«, hatte sie ihrem Mann per SMS mitgeteilt. »Viele Leute rufen an, wir können reden, wenn ich zu Hause bin.« Salwas Mann war nervöser als sonst, er wollte nicht, dass sie zur Arbeit ging.

»Was soll mir denn dort passieren?«, hatte sie ihn gefragt. »Mir könnte ein Kabel auf den Kopf fallen …«

In der Theorie hatte sie bei der Arbeit in der Leitstelle nur mit Telefonen und Knöpfen, Lautsprechern, Karten und Bildschirmen zu tun. In der Theorie war sie weit von den Gerüchen, Körperflüssigkeiten und der Gewalt entfernt. Trotzdem passierte immer dasselbe, wenn sie einen Notruf entgegennahm und die panischen Stimmen hörte. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Der Gestank von Bierfahnen, selbst gedrehten Zigaretten und dem Schweiß einer ganzen Woche, heruntergekommene Treppenhäuser, dreckige Küchen, Schlafzimmer mit Laken, die nie gewechselt wurden, Kinder, die sich versteckten, aber niemals entkamen, die Bilder tauchten ebenso zuverlässig wie unmittelbar in ihrem Kopf auf. Ihr Mann wusste es, denn er lag in den Nächten neben ihr wach.

»Er stirbt.«

Der Anrufer war immer schlechter zu hören. Der Rest des Satzes war kaum noch zu verstehen. Salwa holte tief Luft und sprach mit fester Stimme. Es klang so, als würde irgendetwas die Übertragung behindern, als hielte der Anrufer die Hand vor das Mikrofon. Manchmal machten Menschen das, wenn sie nicht an der Stimme wiedererkannt werden wollten.

»Von wo rufen Sie an?«

Er keuchte schwer. Salwa wollte ihn zu Atem kommen lassen, aber er sprach einfach weiter.

»Wenn Sie nicht kommen, dann stirbt er. Er stirbt, verstehen Sie mich? Er stirbt.«

»Bleiben Sie ruhig, okay? Wir werden Ihnen helfen. Wo befinden Sie sich?«

»Förshle… Föshsle…«

Sie verstand immer noch nicht, was er zu sagen versuchte. Von ihrem Platz im Kontrollraum sah Salwa, dass es schneite. Es sah nicht nach sehr viel Wind aus, aber es klang, als würde sich der Anrufer draußen befinden.

»Wo blutet er denn?«

Ihre Ruhe schien zu helfen, der Anrufer hörte auf, in das Mikrofon zu keuchen. Jetzt konnte sie die helle Stimme besser hören. Und das Weinen, sie hörte deutlich, dass er nach wie vor weinte. Jetzt begriff sie es. Sie hatte ein Kind am Telefon.

»Ich weiß nicht, wo … Am Kopf, er ist, es ist am Kopf. Er ist angeschossen worden, und er stirbt, Sie müssen kommen. Ich … er … Er hat einen Schuss in den Kopf bekommen.«

Salwa schielte zu dem Kollegen hinüber, der neben ihr saß. Er erwiderte ihren Blick und runzelte die Stirn. Das war kein falscher Alarm. Sie nickte ihm zu, damit er sich in das Gespräch hineinschaltete.

»Hör mir zu«, sagte sie. »Bleib einfach ruhig. Wir werden euch helfen. Aber es ist wichtig, dass du ruhig bleibst. Verstehst du mich? Kannst du mir erzählen, wo du dich befindest?«

»Ich bin …« Er weinte wieder heftiger, war aber deutlicher zu verstehen. »Er ist oben auf dem Spielplatz neben dem Golfplatz von Rönnviken, ich weiß nicht, wie die Straße heißt, da ist auch ein Kindergarten. Vielleicht Förskolevägen? Er liegt bei den Schaukeln unterhalb des Vårstigen. Er saß auf der Schaukel, und dann … Jetzt liegt er auf dem Boden.«

Salwas Kollege hatte die Polizei hinzugezogen. Ohne dass der Anrufer es hörte, informierte er sie über das wenige, was sie wussten. Die regionale Einsatzzentrale der Polizei befand sich im selben Haus, nur zwei Stockwerke weiter unten. Salwa hatte versucht, ihrem Mann zu erklären, welche Maschinerie in Gang gesetzt wurde, wenn sie einen Anruf bekam, der höchste Alarmbereitschaft auslöste.

»Es ist wie in einem Ameisenhaufen. Staatsanwälte, Ermittler, Teams, die zusammengestellt werden, Zentralen, die sich miteinander verbinden. Ich spreche nur mit einer Person, aber währenddessen beginnen sich alle Räder zu drehen, eines nach dem anderen, ohne dass ich etwas dafür tun müsste.«

Er hatte sie aufgezogen.

»Bist du jetzt Teil eines Ameisenhaufens oder ein Zahnrad in einem Uhrwerk? Denn in einem Ameisenhaufen wird es wohl keine Zahnräder geben. Und wissen sie auch, dass du die Königin bist?«

Salwa kannte den Spielplatz von Rönnviken gut. Er lag kaum mehr als einen Kilometer von dem Mietshaus entfernt, in dem sie mit ihrem Mann und ihrer zweijährigen Tochter wohnte. Sie war schon mehrere Male dort gewesen. Salwa räusperte sich, es war wichtig, den Kontakt mit dem Anrufer aufrechtzuerhalten.

»Also. Ich brauche jetzt deine Hilfe. Atme ru…«

»Scheiße, jetzt halt doch die Klappe, ich habe keine Ahnung, ihr müsst dorthin fahren, ihr verdammten …« Jetzt schrie er wieder.

»Bist du weggegangen? Was meinst du, kannst du mir erzählen, was passiert ist?«

»Das kann dir doch scheißegal sein. Sei doch einfach … Halt einfach die Klappe.«

Die Hysterie war wieder zurück. Selbst wenn der Junge immer noch vor Ort war, konnte er keine Herzmassage durchführen, nicht in seinem Zustand. Salwa sprach so einfühlend, wie sie konnte.

»Wir werden dir und deinem Freund helfen. Er ist doch dein Freund?«

»Was? Was erzählst du denn da für einen Mist? Das geht dich doch gar nichts an. Ich bin nicht mehr dort. Er liegt da, mehr sage ich nicht. Kommt ihr jetzt, oder nicht?«

»Meinst du, dass du zu deinem Freund zurückgehen und nachsehen könntest, ob er noch atmet? Der Rettungswagen ist auf dem Weg, versprochen, aber bis dahin brauche ich noch deine Hilfe. Glaubst du, dass du …«

Der Junge legte auf. Das Gespräch war unterbrochen.

Salwa holte so tief Luft, wie sie konnte. Sie schloss die Augen, zählte leise bis vier und legte ihre Hand auf den Bauch. In einem Ohr hörte sie, wie die Leitstelle ihre Anweisungen weiterbeförderte. Sie zählte weiter. Fünf. Sechs. Sieben. Acht.

Der Bauch wuchs dieses Mal schneller. Sie trug die Jeans ihres Mannes, und wenn sie sich setzte, ließ sie sie unter dem Pullover aufgeknöpft. Aber wenn sie sich nicht zurücklehnte, drückte der Bauch gegen den Bügel des BHs. Sie hätte sich gewünscht, im Schlafanzug zur Arbeit gehen zu können. Neun. Zehn.

Sie massierte sich das Brustbein mit der einen Hand, damit der Druck etwas nachließ. Mit der anderen drückte sie auf die Tastatur, um sich anzeigen zu lassen, von welcher Nummer sie angerufen worden war. Sie war unterdrückt.

Notrufe aus Rönnviken waren ungewöhnlich, und wenn sie kamen, ging es meistens um Herzinfarkte, Jugendliche mit Alkoholvergiftung oder unter Drogeneinfluss, vielleicht noch Panikattacken, die für Herzinfarkte gehalten wurden. Sie konnte sich nicht erinnern, dass von dort jemals ein Notruf wegen einer Schussverletzung eingegangen war.

Wenn ein Junge aus Rönnviken erschossen wird, dachte sie, dann kommt bestimmt der Ministerpräsident und zündet eine Kerze an und hält eine Rede.

»Jetzt sind wir beim Lilla Gränsgärdet. Der Rettungswagen ist in einer Minute da.«

Salwa hörte der Leitstelle zu, bis sie ihr mitteilten, dass sie das Gespräch verlassen konnte. Als es still im Kopfhörer wurde, zog sie ihn vom Kopf und legte ihn vor sich auf die Schalttafel. Ihr Kollege beugte sich zu ihr hinüber und legte eine Hand auf ihren Arm.

»Hol dir eine Tasse Tee.«

Salwa schloss die Augen und nickte dankbar. Sie würde in die Toilette gehen und sich den BH ausziehen. Dann würde ihr das Atmen leichter fallen.

Draußen in der Personalküche stand eine halbe Kanne mit kaltem Kaffee. Sie füllte den Wasserkocher, schüttete das Wasser wieder aus, um die Kalkablagerungen loszuwerden, hatte aber keine Energie, ihn auszuwischen. Sie holte ihren Becher heraus, hängte einen Teebeutel hinein und lehnte sich an die Spüle, bis das Wasser kochte. Auf dem Tisch standen die Reste einer Marzipantorte, jemand hatte Geburtstag. Sie schluckte, um eine Welle der Übelkeit zu unterdrücken.

Als das Wasser kochte, füllte Salwa ihren Becher. Sie nahm ihn in die Hand und blieb stehen, pustete auf die Flüssigkeit, trank aber nichts.

Ihr Kollege kam in die Küche. Er sah besorgt aus.

»Sie haben ihn gefunden, er lag bei der Schaukel auf dem Bauch.«

Erschossen, als er schaukelte?

»Wie alt?«

»Ein jüngerer Teenager.«

»Tot?«

»Noch keine Mitteilung darüber.«

Ihr Kollege legte erneut seine Hand auf ihren Arm. Er blickte sie aus traurigen Augen an, als bräuchte sie sein Mitgefühl.

»Es muss sich schrecklich...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2023
Übersetzer Thorsten Alms
Sprache deutsch
Original-Titel I dina händer
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bandenkriminalität • Bandenkriminalität in Schweden • Biskopsgarden • Deliver me • Gesellschaftskritik • Gesellschaftsstudie • Gewaltspirale • Hammarkullen • Hjällbo • Jugendkriminalität • Kinder • kriminelle Banden • Krimipreis • Lapidus • Lövgärdet • Netflix • Nordic Crime • Nordic Noir • Problemviertel • Quicksand • Rechtsanwältin • Schießerei • schwedischer Bestseller • Serie • skandinavische Spannung • Snabba Cash • Sozialer Brennpunkt • Stockholm • Verfilmung • Vorort • Vorstädte • Waffenbesitz • Waffengesetz
ISBN-10 3-7517-4193-3 / 3751741933
ISBN-13 978-3-7517-4193-4 / 9783751741934
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