Die Windsor-Akte (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4217-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Windsor-Akte -  Dirk Husemann
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Ein junger Schotte, ein König, der um der Liebe willen abdankt, und die letzten Geheimnisse der Windsors

Ein rätselhafter Besucher stellt das Leben des Studenten Ajax Doggerton auf den Kopf. Ein Agent des britischen Geheimdienstes verlangt von ihm, als Bediensteter für den abgedankten König Edward zu arbeiten. Der genießt mit seiner bürgerlichen Frau Wallis das Leben in Paris und an der Côte d'Azur. Doch über dem Glamour liegt ein Schatten, denn Edward steht im Verdacht, sich mit Adolf Hitler verbünden zu wollen. Mit Ajax' Hilfe versuchen die Briten herauszufinden, ob der Ex-König England an die Nazis verraten will. Als Ajax in Paris einen fatalen Fehler begeht, beginnt ein Tauziehen um Edward, das zu einer Zerreißprobe für ganz Europa zu werden droht ...

Hochspannende, temporeiche Geschichte mit einem sympathischen Helden, der über sich hinauswächst



Dirk Husemann gräbt als Wissenschaftsjournalist, Archäologe und Schriftsteller Geschichten aus. Er studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Ethnologie in Münster. Neben historischen Romanen schreibt er Sachbücher und Reportagen, zum Beispiel über die rosaroten Steine von Stonehenge, Fische in der Sahara oder den Sternenhimmel unter den Pyramiden Mexikos. Die Romanfabrik von Paris war Gewinner der Abstimmung zum "Buch des Jahres 2020" bei WDR 2. 2022 bekam er den Kulturpreis der Stadt Lünen verliehen.

Dirk Husemann gräbt als Wissenschaftsjournalist, Archäologe und Schriftsteller Geschichten aus. Er studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Ethnologie in Münster. Neben historischen Romanen schreibt er Sachbücher und Reportagen, zum Beispiel über die rosaroten Steine von Stonehenge, Fische in der Sahara oder den Sternenhimmel unter den Pyramiden Mexikos. Die Romanfabrik von Paris war Gewinner der Abstimmung zum "Buch des Jahres 2020" bei WDR 2. 2022 bekam er den Kulturpreis der Stadt Lünen verliehen.

Prolog


IM HARZ,
APRIL 1945

Wenn du aussprichst, was du dir wünschst, wird es niemals eintreten.

Corporal Lance Ennis erinnerte sich an diese Worte seines Vaters, als er durch den Wald stapfte. Seine Armeestiefel waren schwer vom Schlamm, der bei seinem Marsch quer durch das vom Krieg verwüstete Europa daran kleben geblieben war. Auf dem mit Kiefernnadeln bedeckten Waldboden machten sie nur leise knisternde Geräusche. Ennis hielt das Gewehr mit beiden Händen umklammert und packte noch fester zu, als Colonel Pickett seinen Aberglauben erneut herausforderte.

»Bald sind wir da!«, rief ihm Pickett über die Schulter zu. »Dann ist der Krieg für uns vorbei.«

Nur zu gern hätte Ennis seinem Vorgesetzten gesagt, er solle den Mund halten. Kannte Pickett denn die alte Regel nicht? Oder war sie ihm gleichgültig?

Tief unter den beiden Männern, an den Hängen des Brocken, donnerten die Geschütze im Kampf um die letzten Stellungen der Wehrmacht. Ging dieser Krieg denn nie zu Ende? Wohl nicht für ihn, für Corporal Lance Ennis. Er hatte das Pech, zur verfluchtesten Einheit der britischen Streitkräfte zu gehören: zur Kompanie Wiltshire Yeomanry, die den Auftrag hatte, die Akten der Deutschen zu sichern, bevor der Feind sie vernichten konnte. Leben gegen Papier. Ennis hatte nie verstanden, warum die britische Armee so einen Nonsens zum Missionsziel erklärte. Städte erobern, Konzentrationslager befreien, Frauen und Kinder beschützen – das waren Aufgaben für Soldaten, das war der Sinn und Zweck seines Hierseins. Das Sammeln von Unterlagen war etwas für Bürokraten.

Colonel Pickett war anderer Ansicht. »Da vorn!«, rief er und deutete zwischen den Bäumen hindurch. »Das muss die Stelle sein.« Es war kaum zu glauben, doch obwohl es schon seit einer halben Stunde bergauf ging, lief der Offizier schneller. In der einen Hand hielt er seinen Webley Revolver, in der anderen schwenkte er einen Klappspaten.

»Vorsicht, Colonel!«, rief Ennis und blieb stehen. Pickett wusste doch genau, dass die Wehrmacht den Wald vermint hatte, um Verfolger aufzuhalten. Ungeachtet dessen stürmte der Colonel weiter. Sollte er doch! Ennis hatte genug. Er streifte sein Marschgepäck von den Schultern und ließ es zu Boden fallen. Kurz überlegte er, ob er sich einfach an einen Baum setzen, die schmerzenden Beine ausstrecken und warten sollte, bis Pickett zurückkehrte. Aber dieser Verrückte brachte es fertig und hängte ihm noch einen Prozess wegen Befehlsverweigerung an – nachdem sie so viel gemeinsam durchgemacht hatten.

Ennis versetzte seinem Rucksack einen wütenden Tritt, hängte ihn sich wieder um und ging weiter. Dabei bemühte er sich, genau in den Fußspuren Picketts zu bleiben, den feinen Abdrücken im Waldboden, weil sie garantierten, dass dort keine Mine auf ihn wartete. Nach etwa hundert Metern fand er den Colonel vor einer Gruppe seltsam geformter Felsen wieder. Er grinste Ennis entgegen und stellte einen Fuß auf einen Stein wie ein Großwildjäger, der über einem Elefantenkadaver posiert.

»Die Hexensteine«, rief der Colonel. »Das müssen sie sein.«

Die Felsen sahen auf geradezu unheimliche Weise aus wie drei aufrecht stehende Gestalten, die sich aneinanderschmiegen. In ihrer Mitte klaffte ein Hohlraum, eine Art Höhle. Danach hatte der Trupp gesucht, denn in Goslar hatten sie den Hinweis erhalten, dass unter den Steinen etwas vergraben worden sei. Diesen Hinweis hatten zwei von Ennis’ Kameraden mit dem Leben bezahlt: Millner und Shaftsbury waren auf dem Weg hier hinauf von einem Heckenschützen getötet worden. Nun waren nur noch der Colonel und er übrig.

Pickett warf Ennis den Spaten vor die Füße. »Graben Sie!«, befahl er. »Dafür bekommen wir einen Orden.«

Mit »wir« meinte der Colonel nur sich selbst, aber das war ohnehin egal, denn auch in diesem Fall galt: Was man aussprach, ging niemals in Erfüllung.

Ennis legte das Lee-Enfield-Gewehr beiseite und klappte den Spaten auseinander. Er sicherte die Scharniere. Bevor er sich an die Arbeit machte, schaute er sich noch einmal nach Verfolgern um, dann rammte er das Blatt der Schaufel in den Boden.

Es war sofort klar, dass erst vor Kurzem jemand unter den Hexensteinen etwas vergraben hatte. Eigentlich hätte der Boden von Baumwurzeln durchzogen sein müssen, aber der Spaten in Ennis’ Hand drang tief ein und ließ sich mühelos wieder herausziehen, mit einem Pfund lockerer Erde beladen. An dieser Stelle hatte zuvor schon jemand die Wurzeln weggehackt, ihre hellen Stümpfe waren in dem größer werdenden Loch zu sehen.

Pickett begleitete die Arbeit, indem er sich gegen einen Felsen lehnte und seine Pfeife stopfte. Als er sie anzündete und paffte, stieß er eine Wolke Rauch aus, die von der Zugluft zu Fähnchen zerteilt wurde. Deutlicher kann man einen Scharfschützen wohl nicht auf sich aufmerksam machen, dachte Ennis. Wahrscheinlich wurde dem Colonel gleich die Pfeife aus dem Mund geschossen.

Vielleicht lag es daran, dass er den Spaten immer wieder voller Wut ins Erdreich gerammt hatte, vielleicht war die Kiste nur oberflächlich verscharrt worden. Schon nach wenigen Minuten stieß er auf etwas Hartes. Das Geräusch der Schaufel auf einer metallischen Oberfläche kannte er gut von anderen Aktionen, die ihn und seine Truppe durch deutsche Städte wie Frankfurt, Hannover, Göttingen geführt hatten.

Gemeinsam holten die beiden Männer etwas hervor, das in den dunkelgrünen Regenmantel eines Wehrmachtsoffiziers eingewickelt war. Pickett schlug den Mantel zurück und legte eine Blechkiste mit Vorhängeschlössern an den beiden Klappen frei. Ennis brauchte lange, um die Schlösser mit dem Gewehrkolben aufzubrechen, aber ein Schuss wäre verräterisch gewesen.

»Treten Sie zurück, Corporal«, befahl Pickett und paffte Ennis dabei Wolken aus der mit seinem Mundwinkel verwachsenen Pfeife ins Gesicht.

Ennis blinzelte gegen den Rauch an. »Warum?«, fragte er. »Wird schon kein Sprengstoff in der Kiste sein.«

»Vielleicht doch«, sagte Pickett und lächelte vielsagend. »Aber ein anderer, als Sie vermuten. Los jetzt! Sichern Sie das Gelände.«

Ennis wich einige Schritte zurück. Dass sich der Colonel in die vorderste Linie stellte, sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Hier war etwas faul, Ennis konnte es riechen, trotz des Duftes von Kiefernnadeln, Moos und Erde.

»Mehr Abstand, Corporal!«, bellte Pickett. »Gehen Sie auf die andere Seite der Felsen und observieren Sie den Bereich unter uns. Ich brauche hier ein wenig Zeit. Sobald ich fertig bin, rufe ich Sie.«

Was führte Pickett im Schilde? Ennis warf misstrauische Blicke über die Schulter, als er die Hexensteine umrundete. Schließlich konnte er den Offizier nicht mehr sehen. Die Granitformation zwischen den Männern sorgte überdies dafür, dass er auch nicht hören konnte, was Pickett trieb.

Ennis bezog seinen Posten, stützte sich auf sein Gewehr und schaute über das Land. Tiefgrüne Wälder und Schlüfte – die Ausläufer des Harzes lagen zu seinen Füßen. An einigen Stellen stieg Rauch zwischen den Wipfeln empor. Fast hätte man meinen können, die Wälder dampften vor Feuchtigkeit. Doch Ennis wusste es besser: Diese Rauchfahnen waren Spuren der Zerstörung. Die Kämpfe gegen die Deutschen dauerten an. Er konnte sogar den Qualm der Geschütze riechen.

Ennis schnupperte. Der Geruch war zu intensiv, um von dort unten zu kommen. Er fuhr zusammen. Es brannte auf der anderen Seite der Hexensteine. Pickett!

Vor Schreck hätte er beinahe das Gewehr fallen lassen. Er lief um die Felsen herum und kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Colonel vor der geöffneten Kiste kniete, die Hände schützend um ein kleines Feuer gelegt, das darin loderte, und hineinpustete.

Ennis überlegte nicht lange. Er versetzte Pickett einen Tritt. Der Colonel fiel zur Seite, und Ennis rammte den Stiefel, der gerade noch Picketts Schulter getroffen hatte, in die Kiste. Unter seiner genagelten Sohle erlosch das Feuer. Schlammbrocken fielen von ihr ab und bröselten auf die Dokumente, die jetzt in der Kiste zu erkennen waren. In das Deckblatt der oberen Akte war ein schwarz umrandetes Loch hineingebrannt.

»Was haben Sie getan?«, schrie Ennis.

»Corporal …«, hob Pickett an, aber Ennis ließ ihn nicht zu Wort kommen. Er baute sich breitbeinig über dem Offizier auf und legte das Gewehr auf ihn an.

»Für die Dokumente in dieser Kiste sind Millner und Shaftsbury gestorben. Und Sie stecken den Preis für den Tod meiner Kameraden einfach in Brand?« Ennis sah den Colonel wie durch einen roten Nebel. »Sie sind ein Verräter. Sie arbeiten für die Nazis. Ich sollte gleich hier kurzen Prozess mit Ihnen machen.« Er ballte die Fäuste um den Lauf und den Schaft seines Gewehrs.

In Picketts Gesicht mischte sich Zorn mit Verzweiflung. »Ich befehle Ihnen beiseitezutreten, Corporal. Weg mit Ihnen, Sie dummer Idiot. Sie verstehen überhaupt nichts. Und ich dürfte es Ihnen selbst dann nicht erklären, wenn ich wollte.«

»Versuchen Sie es, bevor ich Ihnen eins auf den Pelz brenne«, verlangte Ennis.

Pickett leckte sich die Lippen, seine Zunge war spitz und beinahe farblos. »Die Dokumente in dieser Kiste werden, wenn Sie in die falschen Hände geraten, das Vereinigte Königreich in den Grundfesten erschüttern, vielleicht sogar zerstören. Diese Papiere müssen vernichtet werden. Je früher, desto besser.« Er schluckte, wechselte den Tonfall. »Helfen Sie mir, Corporal! Helfen Sie mir, diese Beweise zu vernichten.« Damit streckte er Ennis eine Hand entgegen.

Ennis schaute auf Picketts Finger. Irgendwie hatte der Offizier mitten...

Erscheint lt. Verlag 25.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abdankung • Agententhriller • Bahamas • Churchill • Edward • Edward VIII • Geheimdienst • Historische Romane • Hitler • Nazideutschland • Nizza • Oxford • Paris • rasant • Rom • Royals • Schottland • spannend • Wahre Begebenheit • Wallis Simpson
ISBN-10 3-7517-4217-4 / 3751742174
ISBN-13 978-3-7517-4217-7 / 9783751742177
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