Ein ehrenwertes Opfer (eBook)

Von der Heyden und die tote Gräfin
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
624 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4296-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein ehrenwertes Opfer -  Ralph Knobelsdorf
Systemvoraussetzungen
11,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Ein Attentat, eine tote Gräfin, ein ungewöhnlicher Ermittler - und die Entwicklung der Kriminalpolizei in Berlin

Berlin, 1855: Wilhelm von der Heyden steht kurz vor dem Abschluss seines Studiums, als er Zeuge einer Explosion wird. Die Fenster der gegenüberliegenden Wohnung sind zerstört, eine Frau hängt leblos im Zaun. Um ihr zu helfen, eilt er an den Unglücksort - und gerät selbst in Verdacht. Der Wachtmeister hat sein Urteil schon gefällt, der Chef der Kriminalpolizei ist jedoch von Wilhelms Beobachtungsgabe begeistert und stellt ihn ein. Talentierte neue Mitarbeiter werden in der noch jungen preußischen Ermittlungsbehörde dringend benötigt. Doch Fingerspitzengefühl ist gefragt, denn das Opfer ist eine junge Gräfin, und so führen die Ermittlungen Wilhelm und seine Kollegen in die höchsten Kreise ...

Ein spannender Krimi aus den Anfängen der modernen Kriminalistik!


Vollständige Neuausgabe der unter dem Titel DES KUMMERS NACHT erschienenen Paperbackausgabe



<p><strong>Ralph Knobelsdorf</strong> wurde in Löbau/Sachsen geboren und studierte in Halle an der Saale Philosophie, Jura und Geschichte mit dem Schwerpunkt Deutschland im 19. Jahrhundert. Nach Tätigkeiten in Werbe- und Internetagenturen arbeitet er gegenwärtig in einem Unternehmen der IT-Branche. Mit seinen Kriminalromanen um Wilhelm von der Heyden führt er die Leser zurück zu den Anfängen der Kriminalistik. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Erfurt.</p>

Ralph Knobelsdorf, Jahrgang 1967, wurde in Löbau/Sachsen geboren. Der Informatikkaufmann studierte in Halle an der Saale Philosophie, Jura und Geschichte mit dem Schwerpunkt Deutschland im 19. Jahrhundert und lebt heute mit seiner Familie in Erfurt. Nach Tätigkeiten in Werbe- und Internetagenturen arbeitet er gegenwärtig in der IT-Branche. Mit Des Kummers Nacht legt er sein Debüt als Autor historischer Kriminalromane vor.

3


»Das wird sich alles aufklären«, sagte eine ruhige Stimme an der Tür. Die Schutzmänner fuhren herum und nahmen augenblicklich Haltung an. Im Rahmen stand ein schlanker Mann mit kurzen dunklen Haaren und sorgfältig gekämmtem Schnurrbart. Ausgeprägte Geheimratsecken wiesen auf ein mittleres Alter hin. Ruhig blickte er umher und ließ seinen forschenden Blick schließlich auf dem Sekretär ruhen. Es machte den Eindruck, als würde seiner Aufmerksamkeit nur wenig entgehen.

Eben noch unten Anweisungen erteilt, jetzt bereits hier oben, dachte Wilhelm beeindruckt.

»Kriminalsekretär Vorweg«, stellte sich der Mann mit einem kurzen Nicken vor. »Und die Herren sind …«

»Ein Herr von der Heyden, nach eigener Aussage wohnhaft im Haus gegenüber«, beeilte sich der dicke Polizist mitzuteilen.

»Und ein gewisser Johann Schmidt, Adresse noch nicht festgestellt«, fügte der größere hinzu.

»Danke, Kwiatkowski. Danke, Grothe.« Vorweg sah sich um. »Schauen Sie nach, ob sich noch andere Personen im Haus befinden, und sorgen Sie dafür, dass niemand diese Wohnung betritt.«

Die Schutzmänner salutierten und stürmten eilig hinaus. Vorweg fuhr mit seiner Musterung des Raumes fort.

»Und Sie befinden sich an einem mutmaßlichen Tatort, weil …« Vorweg ließ den Satz als Frage ausklingen, ohne Wilhelm und Johann besonders zu beachten. Er schritt durch das Zimmer, hob ein Stück Papier auf, blieb kurz vor dem Porträt stehen und strich mit der Hand über den schwarzen Fleck auf dem Sekretär. Kurz roch er an den Fingern, dann entnahm er der Tasche seines Dreiteilers ein Tuch, säuberte sich die Hand und sah fragend auf.

»Wie wir bereits den Schutzmännern mitgeteilt haben, haben wir nach dem Gas und weiteren Personen gesehen, die möglicherweise noch im Haus waren«, sagte Wilhelm.

Vorweg nickte. »Und dazu mussten Sie die Tür eintreten, wie?« Er ging weiter umher. »Ich werde mich jetzt noch etwas umsehen. Wie wäre es, wenn Sie mir in der Zwischenzeit die Geschichte von Anfang an erzählen? Ich rechne in den nächsten Minuten mit dem Eintreffen meines vorgesetzten Kriminalinspektors und wäre dankbar, wenn ich ihm dann bereits einige Informationen zukommen lassen könnte. Das verstehen Sie doch sicher, meine Herren?«

Während Vorweg weiter umherging, hier etwas aufhob, dort etwas betrachtete, berichteten Wilhelm und Johann, was seit der Explosion geschehen war. Vorweg sah sie nicht an, unterbrach sie nicht, stellte keine Zwischenfragen, sondern fuhr unbeirrt mit der Inspektion des Tatorts fort. Eine unangenehme Stille breitete sich aus, als die beiden Freunde mit ihrer Erzählung zum Abschluss kamen und noch immer keine Reaktion des Kriminalbeamten folgte.

Schließlich räusperte sich Vorweg und fragte: »Der Gashahn war also bereits abgestellt, wie?«

Wilhelm nickte. Bevor Vorweg weitersprechen konnte, kam der dicke Polizist eilig ins Zimmer. »Kriminalinspektor Lüdenscheid ist eingetroffen. Er befindet sich in Begleitung des Herrn Kriminaldirektors. Sie kommen soeben die Treppe hoch«, verkündete er außer Atem, wandte sich in Richtung Tür und nahm Haltung an.

»Von Herford?«, murmelte Vorweg und richtete sich auf.

Zwei Männer betraten den Raum und quittierten das Salutieren des Schutzmannes mit einem kurzen Nicken. Der erste Mann trug einen Dreiteiler, hatte schütteres Haar und finstere Augen, die das bartlose Gesicht beherrschten. Der andere Mann mochte um die fünfzig Jahre alt sein. Halbglatze und grauer Schnurrbart vermochten nicht, den Eindruck von Stärke und Dynamik zu zerstreuen. Hellwache Augen nahmen das Chaos im Zimmer zur Kenntnis, registrierten die beiden Freunde und blieben auf Vorweg ruhen. Leutselig trat der Mann auf ihn zu und reichte ihm die Hand. »Vorweg, ich grüße Sie«, sagte er mit dröhnender Stimme. »Eine schöne Bescherung haben wir hier, was? Bin zufällig auf Lüdenscheid getroffen und gleich mitgekommen. Basisarbeit hautnah erleben, Sie wissen schon. Was gibt es zu berichten?«

Vorweg setzte zu einer Antwort an, doch Lüdenscheid kam ihm zuvor. »Herr Direktor«, schnarrte er mit einem tiefen Grollen, »ich denke nicht, dass wir diese Angelegenheit vor Zivilisten besprechen sollten.«

Der Kriminaldirektor lachte und zog seine Uniform glatt. »Keine Bange, Inspektor. Vor diesen Männern können wir offen reden. Wie geht es uns denn so, junger Mann?« Von Herford trat auf Wilhelm zu und schlug ihm auf die Schulter. »Bin eigentlich auf dem Weg ins Ministerium, daher das Lametta«, fuhr er fort und erwiderte den Gruß Wilhelms mit einem Nicken. Dann registrierte er die verwunderten Blicke seiner Untergebenen. »Lüdenscheid, nun schauen Sie nicht so! Das ist Wilhelm von der Heyden, der Sohn eines meiner ältesten Freunde. Habe ihn etwas unter meine Fittiche genommen, nicht dass es nötig gewesen wäre. Hat bei mir Kriminalwissenschaften belegt, und das zusätzlich zum Strafrecht. Könnte ein brillanter Kopf werden. Was hat Sie eigentlich hierher verschlagen?«

Während Lüdenscheid missgelaunt brummte, verfolgte Vorweg den Auftritt seines höchsten Vorgesetzten stumm und aufmerksam.

Wilhelm berichtete noch einmal, was geschehen war. Vorweg rührte sich ebenso wenig wie sein vorgesetzter Inspektor, während Herford nachdenklich an seinem Schnauzbart zog.

»Eine Bombe also?«, fasste er zusammen.

»Ganz recht, Herr Direktor«, sagte Vorweg ruhig. »Die Bombe stand vermutlich auf dem Sekretär, die Reste eines Uhrwerks könnten ein Zeitzünder gewesen sein. Und ich nehme an, dass der Täter selbst das Gas abgedreht hat, damit nicht das ganze Haus in die Luft fliegt.«

»Der Kamin dort drüben wird mit Gas betrieben«, ergänzte Wilhelm.

Während Lüdenscheid erneut brummte, sah Vorweg ihn finster an. »Das Opfer muss hier am Fenster gestanden haben, als die Bombe explodierte. Die Sprengwirkung war ziemlich stark, aber eine große Hitzeentwicklung ist nicht zu verzeichnen. Mir ist noch nicht ganz klar, wie so etwas geschehen kann.«

»Die Bombe war in einem Päckchen.« Wilhelm sah auf einige Fetzen Packpapier, die angekohlt auf dem Fußboden lagen. »Ich nehme an, dass die Dame hereinkam und das Fenster öffnete –«

»Sie nehmen an?« Lüdenscheid schob sich vor und hatte offensichtlich vor, den vorlauten jungen Mann in seine Schranken zu weisen. Vorweg beobachtete interessiert, wie Herford nur knapp den Arm hob und Lüdenscheid stehen blieb.

»Fahren Sie fort, Wilhelm«, sagte der Direktor.

»Als die Bombe explodierte, wurde das Opfer nach rechts geschleudert und stieß wohl mit dem Kopf gegen den Fensterrahmen.« Wilhelm wies auf den Blutfleck. »Der Explosionsdruck muss sie so weit angehoben haben, dass sie nach dem Aufprall zurück in Richtung Fensterbank und anschließend aus dem Fenster hinausfiel. Viel Sprengstoff kann aber nicht vorhanden gewesen sein. Es gibt hier viel brennbares Material, und das hätte bestimmt Feuer gefangen.«

»Knallzucker?«, ließ sich Johann vernehmen.

»Wie bitte?«, fragte Lüdenscheid, zunehmend ungehalten über die Anwesenheit der beiden Zivilisten.

»Es könnte Knallzucker gewesen sein«, fuhr Johann fort. »Das ist ein Gemisch aus sechzehn Teilen konzentrierter Schwefelsäure, acht Teilen Salpetersäure und einem Teil Rohrzucker. Der Teig wird geknetet und anschließend gekühlt. Irgendwann wird das Gemisch hart und explodiert bei harten Schlägen schnell und rückstandslos.«

»Auszulösen etwa mittels eines Ambosses«, schloss sich Wilhelm den Ausführungen an.

Sichtlich beeindruckt nickte Herford. »Ihr Freund scheint ebenso brillant wie Sie zu sein, mein lieber Wilhelm. Vielleicht sollten wir auch für ihn eine passende Verwendung suchen. Apropos, Wilhelm – haben Sie sich mein Angebot überlegt?«

Unsicher sah Wilhelm in die Runde. »Ich habe mit meinem Vater noch nicht im Detail über meine Zukunft gesprochen. Vom Polizeidienst ist er jedenfalls nicht begeistert.« Ihm entging nicht, wie Vorweg aufmerkte und ihn aufmerksam musterte.

»Darüber reden wir später. Nehmen Sie sich ein Beispiel an der Beobachtungsgabe der jungen Männer, meine Herren«, wandte Herford sich an seine Kollegen. »Was wissen wir über das Opfer?«

»Laut Pass eine Österreicherin. Beatrice Gräfin Wassilko von Kerecki«, sagte Vorweg und reichte Herford ein Dokument. »Sie wohnt hier mit einem Josef Baron Holly auf Mersdorf aus Schlesien. Er ist ebenfalls Österreicher.« Ein weiteres Dokument wurde Herford in die Hand gedrückt.

Lüdenscheid zog tief die Luft ein.

Herford starrte ungläubig auf die Pässe. »Meine Güte«, sagte er schließlich. »Das ändert die Sachlage natürlich.« Er reichte die Papiere an Lüdenscheid weiter.

»Unterzeichnet sind beide Pässe übrigens ebenfalls von einem Kerecki«, fügte Vorweg hinzu. »Die Namen sind mir unbekannt, dennoch muss ich von einer Verwandtschaft ausgehen.«

»Das stimmt. Die Kereckis sind ein uraltes Geschlecht mit Verbindung in die höchsten Kreise des Hofes in Wien.« Herford schüttelte unwirsch den Kopf. »Diesen Leuten gehört faktisch die Bukowina, und einer von ihnen ist Staatssekretär im Wiener Außenministerium.«

»Dann wird der wohl die Pässe unterschrieben haben«, meinte Vorweg.

»Davon ist auszugehen.« Herford nickte, überlegte lange und straffte sich schließlich. »Vorweg, durchsuchen Sie mit den Schutzmännern die Wohnung. Alles, was geschrieben ist, will ich auf meinem Schreibtisch haben. Notizbücher, Kalender und so weiter. Gedruckte Bücher fallen, wie ich ausdrücklich betonen möchte, nicht in diese Kategorie.«...

Erscheint lt. Verlag 25.8.2023
Reihe/Serie Ein Fall für Wilhelm von der Heyden
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 19. Jahrhundert • 19.JH • Anschlag • Attentat • Berlin • Bukowina • Burg • historisch • Intrige • Kaiser • Kriminalgeschichte • Kriminalpolizei • Kriminalroman • Kriminaltechnik • Krimis • Kutscher • politisch • Preußen • Spannung • Spannung made in Germany • Verschwörung
ISBN-10 3-7517-4296-4 / 3751742964
ISBN-13 978-3-7517-4296-2 / 9783751742962
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,0 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99