Moorläufer. Im Reich des letzten Drachen (eBook)

Roman | Boys & Books Top Titel 2023

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46486-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Moorläufer. Im Reich des letzten Drachen -  Boris Koch
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Hüte dich vor der Bestie im Moor - und vor der Nacht in den Herzen der Menschen Düster, geheimnisvoll und hoch atmosphärisch erzählt Boris Koch im Fantasy-Roman »Moorläufer. Im Reich des letzten Drachen« von Irrlichtern, Schuldgefühlen und dem Monster im Moor. Nur in den gewaltigen nebelverhangenen Schwarzmooren am Rand des Königreichs ist jener besondere Torf zu finden, der die magischen Feuer der Alchymisten nährt. Jeden Tag riskieren die Torfstecher aus der abgelegenen Stadt Nebelbruch ihr Leben für das wertvolle Gut, denn im Moor lauert der Tod in mannigfaltiger Gestalt: Ein falscher Schritt, und man versinkt in der schwarzen Tiefe oder wird von fleischfressenden Sumpfkriechern angefallen. Nachts locken Irrlichter die Unvorsichtigen und Einsamen ins Verderben, und im dunklen Herz der Schwarzmoore haust der Letzte der grausamen Drachen: der sagenumwobene Nachtwyrm. Immer wieder tötet die Bestie Menschen, und auch die Schwester des jungen Milan fällt ihr zum Opfer - einen Moordiamanten in der Hand, gestohlenes Eigentum des Königs. Die Wut über den Diebstahl trifft Milans gesamte Familie hart. Seine Eltern sind gebrochen und geben ihm die Schuld, dass seine Schwester zur Diebin wurde. Und er, geplagt von Alpträumen, schafft es nicht, die Vorwürfe abzuschütteln. Gefangen zwischen Schuldgefühlen und Rachegedanken durchstreift Milan auf längst vergessenen Pfaden das Moor - ohne die Wahrheit über sich selbst zu ahnen. Und der Nachtwyrm ist weiterhin hungrig ... Tauche ein in die atmosphärischen Märchenadaptionen von Boris Koch: - Dornenthron - Narrenkrone

Boris Koch, Jahrgang 1973, brach das Studium von Geschichte und Literatur zugunsten des Schreibens ab. Er ist der Verfasser zahlreicher Bücher, u.a. der Drachenflüsterer-Saga und der Ycena-Dilogie um Dornenthron und Narrenkrone. Er war Mitbegründer der Berliner Lesebühne Das StirnhirnhinterZimmer und textet Comics. Heute lebt er zusammen mit der Autorin Kathleen Weise und der gemeinsamen Tochter in Leipzig. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. www.boriskoch.de instagram.com/autorboriskoch

Boris Koch, Jahrgang 1973, brach das Studium von Geschichte und Literatur zugunsten des Schreibens ab. Er ist der Verfasser zahlreicher Bücher, u.a. der Drachenflüsterer-Saga und der Ycena-Dilogie um Dornenthron und Narrenkrone. Er war Mitbegründer der Berliner Lesebühne Das StirnhirnhinterZimmer und textet Comics. Heute lebt er zusammen mit der Autorin Kathleen Weise und der gemeinsamen Tochter in Leipzig. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. www.boriskoch.de instagram.com/autorboriskoch

1


Es würde noch knapp fünf Jahre dauern, bis Milan einem Irrlicht folgen durfte, um ein königlicher Torfstecher zu werden. Fünf lange Jahre, bis er endlich alt genug wäre, um im Moor nach Nachttorf zu graben. Doch noch blieb er zurück, wenn seine Eltern und seine Schwester Elyn im Morgengrauen aufbrachen, und sah ihnen und den anderen Torfstechern aus der Nachbarschaft nach. Sie hatten die Spaten geschultert, und ihr Schritt war schleppend, weil es niemand eilig hatte, zur Arbeit zu kommen. Durch die verwinkelten Gassen des alten Pfahlviertels verließen sie die Stadt, um auf den nur anfangs befestigten Wegen hinaus ins Moor zu ziehen, wo Sumpfkriecher, Giftschlangen, Mücken und tückische Moorlöcher warteten und immer wieder auch der dichte, lichtverschlingende Nebel, der vielen eine Gänsehaut verursachte, selbst an heißen Sommertagen. Anderen, wie Milans Mutter, kroch er tief in die Knochen und ließ die Gelenke an Fingern und Füßen rot anschwellen, sodass jede Bewegung schmerzte. Trotzdem gruben sie wie alle, denn der Nachttorf musste ohne Unterlass abgebaut werden. Der König duldete keine Verzögerungen, und die Freifrau Jade von Nebelbruch achtete darauf, dass es keine gab.

Kurz nach den anderen verließ auch Milan das schmale Holzhaus mit den Schindeln aus gehärteter Sumpfzypressenrinde und holte nebenan seinen besten Freund Pjer ab, der drei Monate älter, einen halben Kopf größer und um einiges kräftiger war. Gemeinsam gingen sie zur Arbeit in den königlichen Torfwerken am nordwestlichen Rand Nebelbruchs, ein gutes Stück vom Pfahlviertel entfernt. Dort schufteten sie zusammen mit weiteren Torfstecherkindern, die noch nicht ins Moor durften, und Alten und Versehrten, die ihre Zeit in den Abbaugebieten hinter sich hatten und hier nun nützlicher waren.

Weil die beiden Sorten Torf bei Licht nicht recht zu unterscheiden waren, teilten sie ihn im Dunkel einer fensterlosen Außenhalle auf. Der gute Nachttorf, der von einem kaum erkennbaren silbernen Schimmer durchzogen war, wanderte in die glockenförmigen Öfen im Herzen der Torfwerke. Dort wurde er erhitzt und zu nachtschwarzer Torfkohle gepresst, die von den Alchymisten für ihre Kunst verwendet wurde. Silbern schimmerte sie nur noch im Schein des Vollmonds oder eines Irrlichts. Sternenstaub wurde der Schimmer in der Alchymie genannt, obwohl jeder Torfstecher wusste, dass er nichts mit den Sternen zu tun hatte.

Der minderwertige Torf, der sich kaum von dem aus anderen Mooren unterschied, wurde aussortiert, auf lange Pferdewagen verladen und an die drei Brennereien der Stadt verkauft, deren rauchiger Branntwein namens Nachtbrannt stark und im ganzen Land beliebt war. Doch zahlreiche Fässer verließen Nebelbruch gar nicht erst, denn hier, am Rand von Königreich und Schwarzmooren, wurde viel gesoffen, insbesondere in den Nächten, wenn der Nebel sich schwer und dicht auf die Stadt legte.

Abends war Milan regelmäßig erschöpft von der harten Arbeit, wie alle, und er stank nach Feuer, Rauch und Schweiß.

Auf dem Heimweg wurden die Torfstecherkinder immer wieder von den älteren Kindern ehrbarer Familien gehänselt, von den Handwerkersöhnen und Bauerntöchtern und allen anderen, die sich für etwas Besseres hielten. Trotz Erschöpfung und Unterzahl blieben Milan und seine Freunde keine Beleidigung schuldig, sondern stürzten sich mit geballten Fäusten in jeden Kampf. So hatte sein Vater es ihm von klein auf eingebläut: »Auch wenn die anderen uns Torfstecher für Dreck halten, haben wir mehr Mut und Ehre im Leib, als sie sich vorstellen können. Diese selbstgefälligen Feiglinge, die noch nie einen Fuß ins Moor gesetzt haben und zitternd ins Bett pissen, wenn sich ein Irrlicht mal in die Stadt verirrt.«

Und wie viel Mut und Ehre sie im Leib hatten, bewiesen Milan und seine Freunde in jedem Kampf aufs Neue. Kam Milan mit Schrammen oder blutend nach Hause, fragten seine Eltern nicht: »Was ist passiert?«, sondern immer nur: »Habt ihr gewonnen?«

Bestätigte Milan das, waren sie zufrieden.

»Deine Schwester hat sich damals auch nie was gefallen lassen.«

»Das tu ich auch heute nicht«, sagte Elyn darauf jedes Mal und grinste.

Milan war stolz auf sie und seine Eltern und darauf, dass er irgendwann selbst einer der Torfstecher von Nebelbruch sein würde. Nur die wagten sich freiwillig in die gewaltigen menschenfeindlichen Schwarzmoore. Hungrige Sumpfkriecher, Giftschlangen und andere wilde Tiere lauerten dort im Morast, im Wasser oder zwischen den verschlungenen Wurzeln nachtgrauer Sumpfzypressen, hochgewachsener Knotenahorne und anderer Bäume. Nachts lockten Irrlichter die Menschen auf falsche Pfade und tief in die Moore hinein, wo die eine Kreatur hauste, die auch die Torfstecher fürchteten: der Nachtwyrm.

»Der letzte der alten Drachen«, hatte der Vater ihn mit Ehrfurcht in der Stimme gewarnt, noch bevor Milan zwei Jahre alt geworden war und auch nur die Hälfte der Worte kannte. »Der einzige, der dem Drachentöter damals entgangen ist, gnadenlos und schrecklich. Und heutzutage gibt es niemanden mehr, der sich einer solchen Kreatur entgegenstellen könnte.«

Trotz des Nachwyrms und aller Gefahren wagten sich die Torfstecher in die Schwarzmoore hinaus, denn nur dort gab es den Nachttorf, der – erhitzt und gepresst – die dunkelherzigen Flammen mit den silbernen Funken hervorbrachte, die die Alchymisten für ihre gefeierten Werke benötigten. Fluchmedaillons und Heiltränke für alle einfachen Leute, die sich das leisten konnten, auch Feuerwerk, Liebestränke, gewaltige Waffen und anderes mehr. Die Alchymie machte den König von Juwaren zum mächtigsten König des Kontinents, machte sein Königreich zum mächtigsten Land des Kontinents, vielleicht der Welt, doch auf die Torfstecher, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre, sahen alle herab.

»Warum ist das so?«, fragte Milan wieder einmal, nachdem einer der Ihren im Moor geblieben war.

»Wir sind einfach ersetzbar«, meinte seine Schwester verbittert. »Und noch haben wir mehr Kinder fürs Moor als Tote.«

Obwohl das sicherlich der Wahrheit entsprach, war es Milan als Antwort nicht genug. Auch Bauern und Handwerker hatten Kinder, die in ihre Fußstapfen traten.

Also fragte er eines Tages in der Mittagspause auch die einarmige Fajenna, die mit ihnen in den Torfwerken arbeitete. Sie hatte viel erlebt und gesehen, ihr einfach geknotetes Haar leuchtete silbern in der Sonne.

»Sie fürchten den Nachtwyrm und das Moor, und weil wir uns, anders als sie, hinauswagen, machen sie uns und unsere Arbeit klein, um uns nicht bewundern zu müssen«, erklärte sie kauend.

Milan, der dem Gedankengang nur halb folgen konnte, schnaubte. »Wenn sie das Moor fürchten, sollten sie lieber dankbar sein, dass wir unsere Arbeit machen! Sonst müssten sie selbst hinaus, denn der König wird auf den Torf für seine Alchymisten nicht verzichten.« Wie jedes Torfstecherkind sprach er in der Wir-Form von den Torfstechern, auch wenn er noch keiner war. Schließlich würde er einer werden so wie jedes Torfstecherkind.

»Das wird der König nicht«, bestätigte Fajenna. »Aber statt uns würden sie Verbrecher hinausschicken, Verschuldete und Verurteilte. Das sind die, die uns ersetzen oder ergänzen, und weil sie die fürchten, sehen die Leute auch auf uns herab.«

»Das ergibt doch keinen Sinn!«

»Wie vieles im Leben.« Schmunzelnd deutete sie auf ihren vernarbten Armstumpf. »Weißt du, wie ich den verloren habe?«

Milan schüttelte den Kopf, und Pjer, der ihnen zugehört hatte, rückte neugierig näher.

»Nun, es ist über zehn Jahre her. Nur wenige Wochen zuvor hatten wir die Arbeit in einem neuen Abbaugebiet aufgenommen, tief drinnen im Moor, und der Nachttorf war dunkel und schwer, sein Silberschimmer so klar, wie ich es noch nie gesehen hatte. Wir waren stolz darauf, dass wir die Stelle entdeckt hatten, auch wenn uns auf dem Heimweg des Öfteren die Dämmerung überraschte und wir so weit draußen manchmal das Fauchen des Nachtwyrms im Nebel hörten. Also achteten wir auf jedes Geräusch in der Ferne, damit er uns nicht überraschte, aber ich hätte besser mal mehr auf die Nähe achten sollen. Durstig und erschöpft vom Graben, ging ich zum Flussarm hinüber, der ganz in der Nähe vorbeifloss, um zu trinken. Dabei habe ich den jungen Sumpfkriecher übersehen, der wie ein Baumstamm im Wasser trieb. Er war zwei, höchstens drei Schritt lang, aber sein Maul war groß genug, meinen Arm im Ganzen zu verschlingen. Plötzlich schnellte er aus dem Wasser und schnappte zu. Und mit einem einzigen Happs biss er mir den Arm ab.« Schnaubend schüttelte sie den Kopf, als könne sie es noch immer nicht fassen. »Ich schrie und fiel, der Schwanz der Bestie traf mich wuchtig an der Schläfe, und dann waren auch schon meine Kumpane da, allen voran mein Cousin Yiv. Schreiend prügelten sie mit den Spaten auf das Biest ein, vertrieben es, verbanden meine Wunde und schleppten mich sofort zurück in die Stadt – gerade noch rechtzeitig. Tagelang lag ich mit Wundfieber im Bett und schon halb im Grab, aber ich habe überlebt; sie haben mir das Leben gerettet. Yiv grub nun auch da den Torf aus dem Boden, wo ich vor der Verwundung gegraben hatte, und ratet, was passiert ist?«

Milan zuckte mit den Schultern, aber Pjer schien etwas zu ahnen. Er stöhnte auf: »Nein!«

»Doch.« Sie lächelte schief.

»Was denn?«, rief Milan.

»Er hat einen Moordiamanten gefunden.«

»Ich wusste es!« Fluchend schlug sich Pjer die Hand gegen die Stirn.

»Deinen...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Alchemie • Altersklasse 14+ • Andere Welten • Boris Koch • boys & books Top Titel • boys and books Titel • Dark Fantasy Bücher • Drachen • Drachenflüsterer • Drachenflüsterer-Saga • Düstere Fantasy • düstere Fantasy Bücher • epische Fantasy • Erlösung • Fantasy Abenteuer Buch • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy drachen • Fantasy Magie • Fantasy Monster Buch • Fantasy Neuerscheinungen 2023 • Fantasy Romane • fantasy romane für erwachsene • Flucht • Geheimnis • High Fantasy • High Fantasy Bücher • Irrlicht • Magie • magischer Torf • Moor • Outcast • Outlaw • Preisgekrönt • Schwarzmoore • Torfstecher • unheimliche und phantastische Geschichten
ISBN-10 3-426-46486-1 / 3426464861
ISBN-13 978-3-426-46486-1 / 9783426464861
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich