Die Weltenseglerin (eBook)

Roman

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
520 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46510-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Weltenseglerin -  Nadja Raiser
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Eine wagemutige Frau - ein unerhörtes Abenteuer - und eine große Liebe: Im historischen Roman »Die Weltenseglerin« begleiten Sie die junge Portugiesin Mariella Alvaro und ihren berühmten Onkel Fernando Magellan auf einer der spektakulärsten Entdeckungsreisen der Seefahrt. Portugal, 1519: Um der Ehe mit einem gewalttätigen Trinker zu entgehen, flüchtet sich die junge Mariella Alvaro als Mann verkleidet auf die Concepción - eines der fünf Schiffe, mit denen ihr Onkel Fernando Magellan den westlichen Seeweg von Spanien zu den Gewürzinseln Indonesiens erkunden will. Als Mariellas Tarnung schließlich auffliegt, muss sie sich nicht nur gegen zermürbende Flauten und lebensbedrohliche Stürme behaupten: Die Matrosen begegnen ihr entweder mit offener Feindseligkeit, weil sie überzeugt sind, eine Frau an Bord würde Unglück bringen; oder sie werfen ihr Blicke zu, die Mariella als mindestens ebenso gefährlich empfindet. In die größte Gefahr bringt Mariella jedoch ihr eigenes Herz, das sie ausgerechnet an den ehemaligen Kapitän Juan Sebastián de Elcano verliert ... An der Seite der wagemutigen Mariella lässt uns Nadja Raisers historischer Roman die Entdeckung der Südpassage an Feuerland vorbei miterleben: mitreißend, dramatisch und gewürzt mit einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte. 

TEIL 1


Aufbruch und Mut

1.


28.August 1519
Serpa, Portugal

»Ai-jesus! Meine Güte! Wie konnten wir nur so die Zeit vergessen?« Trotz der Entfernung zwischen dem Flussufer und dem Hauptplatz in Serpa hörte Mariella, wie die Turmuhr die siebte Stunde schlug, und fuhr erschrocken auf. Sie griff nach dem Krug, dann nach den Äpfeln und legte beides eilig zurück in ihren Korb.

Chiara faltete zeitgleich die mitgebrachte Decke zusammen und streckte anschließend die Arme aus. »Das müssen wir unbedingt wiederholen! Es war ein herrlicher Nachmittag, nicht wahr?«

Mariella nickte zustimmend und betrachtete das dunkle Blau des Wassers. Sie hörte das Zwitschern der Vögel und das leise Rauschen des Flusses Guadiana, der mitten durch den Olivenhain verlief. Sie liebte diesen Ort, die Stille und vor allem das Wasser. Heute hatte sie Chiara zum ersten Mal die für sie so besondere Stelle gezeigt, an der sie früher immer mit ihrer Mutter auf einer Decke gesessen und eine kleine Mahlzeit, bestehend aus Äpfeln, Trauben, Brot und etwas Portwein, zu sich genommen hatte, die den Nachmittag erst perfekt machte. Doch die Sonne versank bereits hinter dem hügeligen Hinterland, und es würde nicht mehr lange dauern, bis es dunkel wurde. Mariella musste sich sputen, wenn sie keinen Ärger mit ihrem Vater bekommen wollte. Außerdem musste sie noch Luco, ihren Kutscher, aus der Schenke abholen, damit dieser sie wohlbehütet nach Hause begleitete. Wie so oft hatte sie ihm auch diesmal ein paar Münzen gezahlt, um ein paar Stunden allein mit Chiara verbringen zu können. Meist begleitete der alte Kutscher sie zum gewünschten Ort und verschwand dann in der Schenke, in der er sich die Wartezeit mit einem oder zwei Krügen Portwein versüßte. Doch an diesem Tag hatte Mariella die Zeit vergessen. Ob er überhaupt noch dort war?

Eilig nahm sie ihrer Freundin die Decke ab und stopfte sie in den Korb. Dann schlüpfte sie in die korkbesohlten Lederstiefel, setzte sich ihre Französische Haube auf den Kopf und stopfte ihre Locken kurzerhand unter deren samtigen Stoff. Auf dem kurzen Weg nach Hause würde hoffentlich niemand ihren zerzausten, nicht gescheitelten Haaransatz bemerken, schließlich dämmerte es bereits. Dann raffte sie ihre schweren Röcke mit der Linken und reichte Chiara anschließend die andere Hand. Gemeinsam rannten sie kichernd durch den Hain alter Olivenbäume zurück auf die Hauptstraße.

»Sollen wir uns gleich morgen noch mal an der Kirche treffen? Das wäre wunderbar!«

Mariella steckte eine letzte dunkle Haarsträhne, die sich wieder gelöst hatte, unter die Kopfbedeckung zurück und lächelte ihre kleinere Freundin an. »Sehr gerne. Doch morgen ist Markttag, und da benötigt Emi, unsere Haushälterin, meist Luco und die Kutsche für den Transport der Lebensmittel. Außerdem wollte sie morgen mit mir gemeinsam nach Stoffen für ein neues Kleid sehen. Aber du kannst uns gerne begleiten.«

Chiaras Augen strahlten. »Liebend gern! Vielleicht hat der alte Sanchez morgen die neue Ware aus Sizilien dabei. Oh, wie gern hätte ich einen seiner edlen Seidenstoffe. Oder ein Tuch aus Flandern? Ach, ich beneide dich so, Mariella!«

Mariella verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Was ihre Kleidung betraf, unterschieden sich die Geschmäcker der beiden Mädchen gravierend. Mariella beneidete ihre Freundin um das einfache Leinenkleid, das diese wie alle Frauen, die der niederen Gesellschaft angehörten, trug. Wenn Chiara, die die Tochter des Bäckermeisters war, nur wüsste, wie unangenehm die Brokatstoffe mit all den Unterkleidern waren, die Mariella als Angehörige des Landadels zu tragen hatte, hätte sie vermutlich auch eine andere Meinung davon. Doch diese Erfahrung würde Chiara vermutlich niemals machen. Schon allein die Tatsache, dass sich Mariella mit einem Mädchen aus der niederen Mittelschicht traf und sogar noch eine Freundschaft mit ihm pflegte, sorgte unter den Höhergestellten meist für Empörung. Sie zuckte mit den Schultern. »Dann treffen wir uns morgen Vormittag auf dem Marktplatz. Allerdings werde ich diesmal keinen Portwein mitnehmen können«, fügte sie mit einem spitzbübischen Grinsen hinzu, und Chiara kicherte.

»Ich möchte gar nicht wissen, wie eure Haushälterin reagieren würde, wüsste sie, dass wir heute einen ganzen Krug davon getrunken haben.«

Allein die Vorstellung von Emis Strafpredigt ließ einen unangenehmen Schauer über Mariellas Rücken laufen. Eigentlich liebte sie die Haushälterin ihres Vaters, die ihr seit dem Tod ihrer Mutter eine Ersatzmutter gewesen war, Mariella quasi großgezogen und sich immer für sie verantwortlich gefühlt hatte. Emi war auch die einzige Angehörige des Hausstandes, die sie entgegen aller Etikette liebevoll mit ihrem Vornamen ansprach. Und im Gegensatz zur sonstigen Dienerschaft scheute sich Emi nicht davor, ihr ab und an die Leviten zu lesen. »Ach, das wird sie schon nicht herausbekommen. Ich schwenke den Krug einfach kräftig mit Wasser aus, dann sind alle Beweise vernichtet. Oh, sieh mal, wer da kommt!« Mariella deutete an das Ende der Schotterstraße. Trotz der Dämmerung erkannte man dort eine dunkle, schlanke Gestalt, die ihnen mit schnellen Schritten entgegeneilte. Erschrocken schlug sich Chiara die Hand vor den Mund.

»Pedro! Lieber Gott! Wie sehe ich aus? Meine Haare sind völlig zerzaust! Außerdem habe ich Flecken vom Wein auf meinem Kleid.« Chiara blieb abrupt stehen und versuchte, mit den Fingern ihre schwarzen, glatten Haare zu kämmen und anschließend zu flechten, doch Mariella hielt ihre Freundin davon ab.

»Du siehst wunderschön aus mit deinem gelösten offenen Haar«, erklärte sie und zupfte einzelne Blätter von Chiaras Leinenrock. » Und jetzt geh ihm schon entgegen!«

»Aber du …«

»Ich finde Luco auch allein. Und Pedro will sicherlich nicht zu mir.«

Chiara umarmte sie stürmisch und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Danke schön.« Dann rannte sie ihrem Verlobten entgegen.

»Ich möchte morgen aber alles erfahren, ja?«, rief Mariella ihr lachend hinterher und beobachtete im Anschluss, wie sich das verliebte Pärchen begrüßte. Chiara beugte sich schüchtern vor und streckte Pedro ihre Hand entgegen, der sie zögerlich an seine Lippen führte. Trotz der Entfernung nahm Mariella die Nervosität und die Verliebtheit der beiden wahr und seufzte lächelnd. Nicht mehr lange, dann würde ihre beste Freundin eine verheiratete Frau sein. Eine Ehefrau mit einem wunderbaren Mann an ihrer Seite. Denn auch wenn Pedro nur ein Bauer war, wusste Mariella, dass er Chiara aufrichtig liebte. Er würde für sie sorgen, dessen war sie sich gewiss.

Mariella schlenderte bis zur Stadtmauer einen Trampelpfad entlang und schlüpfte dann durch eines der unbewachten Tore nach Serpa hinein. Vergnügt hüpfte sie dort über die Kieselsteine, die am Rande des Weges lagen. Dabei dachte sie an ihre beste Freundin und den freudigen Glanz in deren Augen. Bislang hatte sie sich nicht vorstellen können, dass solche Gefühle tatsächlich existierten, doch nun war Chiara bis über beide Ohren verliebt. Mariella kicherte leise, während sie sich vorstellte, wie die Kinder der beiden wohl aussehen würden. Ob Chiara Mädchen gebären würde, die wie sie glattes, glänzend schwarzes Haar hatten? Oder einen Jungen mit dunkelbraunen krausen Locken, wie Pedro sie hatte? Möglicherweise würde sie Chiara in ein paar Jahren umringt von einer ganzen Kinderschar besuchen? Der Gedanke daran ließ sie schmunzeln.

Ob sie selbst auch irgendwann einen Mann finden würde, den sie mögen, achten oder sogar lieben konnte?

An der Schenke direkt neben der Kirche Santa Maria hielt sie kurz inne. Ihre Kutsche war nirgends zu sehen, Luco musste ohne sie zurückgefahren sein. Mariella seufzte und sah zu dem dunklen Himmel hinauf. Sie erinnerte sich an Lucos warnende Worte, dass er diesen Abend noch einen Auftrag zu erfüllen hätte. Nun musste sie wohl oder übel alleine und zu Fuß nach Hause zurückkehren.

Ihr Vater würde mit Sicherheit verärgert sein, sollte er erfahren, dass sie verbotenerweise allein das Haus verlassen hatte und sich nun auch noch allein in der Stadt aufhielt. Schnell bog sie in eine Seitengasse hinter der Kirche ein und überlegte sich fieberhaft eine mögliche Ausrede für ihr viel zu langes Ausbleiben.

Plötzlich trat ihr eine dunkle, bullige Gestalt in den Weg und ergriff ihren Arm. »Wen haben wir denn da? Wenn das nicht die hübsche Señorita Alvaro ist.«

Allein die Stimme löste Ekel in ihr aus, und Mariella versuchte, sich von Alberto Ciano loszureißen. Sie kannte ihn. Viel zu gut sogar, denn er umwarb sie bereits seit Jahren. Allerdings weder mit Charme noch mit Feingefühl, und sie hatte den Eindruck, dass er umso aggressiver wurde, je mehr sie sich ihm verwehrte. »Fasst mich nicht an!«, fauchte sie, doch er packte ihren Arm nur umso fester und presste sie mit seinem Körper an die kalte Wand eines Hauses, sodass ihr Korb zu Boden fiel. »Ihr habt kein Recht dazu! Lasst mich sofort los!«

Alberto lachte kehlig und kam mit seinem Gesicht dem ihren ganz nah. »Doch, Mariella. Ich habe jegliches Recht dazu.« Sein...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 16. Jahrhundert • Abenteuerromane für Erwachsene • blinde Passagierin • Entdecker • Entdeckungsreisen • Expedition • Fernando Magellan • Feuerland • Frau auf Schiff • Frau in Männerkleidern • Gewürzinseln • historische Abenteuerromane • historische Frauenromane • Historische Liebesromane • Historischer Abenteuerroman • historischer Frauenroman • historische romane seefahrt • Historischer Roman • Iny Seefahrt • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesgeschichten Bücher • Liebesroman • Magellan Passage • Magellan Route • Mariella Alvaro • Mutige Frau • Portugal • Portugiesin • Roman Seefahrt • Schiffsreise • Seefahrer • Seefahrerin • Seefahrer-Roman • Seereise • Starke Frau • Südpassage • Verwicklungen
ISBN-10 3-426-46510-8 / 3426465108
ISBN-13 978-3-426-46510-3 / 9783426465103
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