Ein Traum in Weiß (eBook)
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46440-3 (ISBN)
Dani Atkins, 1958 in London geboren und aufgewachsen, lebt heute mit ihrem Mann in einem Dorf im ländlichen Hertfordshire. Sie hat zwei erwachsene Kinder. Mit ihren gefühlvollen und dramatischen Liebesgeschichten erobert sie nicht nur die SPIEGEL-Bestsellerliste, sondern auch stets die Herzen der Leserinnen. Bislang sind folgende Romane der Autorin erschienen: »Die Achse meiner Welt«, »Die Nacht schreibt uns neu«, »Der Klang deines Lächelns«, »Sieben Tage voller Wunder«, »Das Leuchten unserer Träume«, »Sag ihr, ich war bei den Sternen«, »Wohin der Himmel uns führt«, »Bis zum Mond und zurück« und »Sechs Tage zwischen dir und mir«.
Dani Atkins, 1958 in London geboren und aufgewachsen, lebt heute mit ihrem Mann in einem Dorf im ländlichen Hertfordshire. Sie hat zwei erwachsene Kinder. Mit ihren gefühlvollen und dramatischen Liebesgeschichten erobert sie nicht nur die SPIEGEL-Bestsellerliste, sondern auch stets die Herzen der Leserinnen. Bislang sind folgende Romane der Autorin erschienen: »Die Achse meiner Welt«, »Die Nacht schreibt uns neu«, »Der Klang deines Lächelns«, »Sieben Tage voller Wunder«, »Das Leuchten unserer Träume«, »Sag ihr, ich war bei den Sternen«, »Wohin der Himmel uns führt«, »Bis zum Mond und zurück« und »Sechs Tage zwischen dir und mir«.
Teil eins
Suzanne
Kapitel 1
Der Teppich war dick. Und teuer. So einer, bei dem Fußabdrücke im Flor zurückbleiben, wenn man drüberläuft. Seine Farbe war ein hauchzartes Grau, wie die Flügel einer Taube oder einer irisierenden Perle in einer Auster. Eine ziemlich unpraktische Farbe für ein Ladengeschäft. Ich hob den Blick zu den vielen Reihen mit Kleidern ringsum an den Wänden: weiß, champagnerfarben, elfenbein, cremeweiß. Es war ein wenig wie im Himmel, alles um mich herum war weiß oder hatte einen sehr hellen Pastellton. Und alles war makellos. Hier war kein Platz für Schmutz, Sand oder Straßenstaub. Nur für alle Fälle streifte ich meine Schuhe deutlich länger als sonst an der Kokosfußmatte ab.
Aus dem schwächer beleuchteten hinteren Teil des Ladens kam mir eine Frau entgegen. Sie war groß und dünn wie eine Häkelnadel und von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Selbst ihr Haar hatte die Farbe von Ebenholz, was bei ihrer hellen Haut kaum der Natur zu verdanken sein konnte. Sie trug es zu einem Dutt zurückgekämmt, der seinem Aussehen nach schmerzhaft sein musste und so akkurat frisiert war, als wäre er nicht mit Haarnadeln, sondern mit Sekundenkleber befestigt.
»Guten Tag, Suzanne«, begrüßte sie mich und streckte mir ihre Hand mit den langen, schlanken Fingern entgegen. »Schön, Sie wiederzusehen.«
Ich lächelte, vermutlich deutlich entspannter als vor einem halben Jahr bei meinem ersten Besuch hier bei Fleurs. Natürlich, denn damals hatte ich unter dem Druck gestanden, eine der wichtigsten Kaufentscheidungen meines Lebens zu treffen, und zudem noch ganz allein. Doch im Grunde war ich nicht wirklich allein gewesen, und wahrscheinlich hatte auch gar nicht ich die Entscheidung getroffen, denn Gwendoline Flowers, die etwas herrische Inhaberin von Fleurs Wedding Gowns, hatte quasi schon in dem Augenblick, als ich das Geschäft betrat, entschieden, welches Kleid ich erstehen sollte.
»Haben Sie heute Begleitung mitgebracht?«, fragte Gwendoline und schaute hinter mich, wo es eindeutig nichts zu sehen gab.
»Meine Mutter kommt noch, und Karen, meine beste Freundin«, sagte ich und sah auf meine Armbanduhr. »Ich bin wohl ein bisschen früh dran«, fügte ich entschuldigend hinzu, denn ich war eine gute Viertelstunde vor dem Termin hier. Das war nichts Besonderes. Meine Angst, mich – bei jedem denkbaren Anlass – zu verspäten, war eine Phobie, die sich jetzt, wo ich fast zweiunddreißig war, wohl nicht mehr von allein auswachsen würde.
»Besser zu früh als zu spät«, sagte Gwendoline mit einem schelmischen Augenzwinkern, und es fröstelte mich leicht beim Gedanken an eine törichte Braut, die es nicht schaffte, hier zu ihrem Termin pünktlich zu erscheinen. »Hauptsache, nicht bei der Hochzeit selbst – da sollten Sie ganz sicher nicht zu früh dran sein. Und treffen Sie auf keinen Fall vor dem Bräutigam ein«, schob sie mit einem unheimlichen Hexengekicher hinterher. Hexen hatten in den prägenden Jahren meiner Kindheit eine wichtige Rolle gespielt. Genauso wie Drachen.
»Setzen Sie sich doch bitte, meine Liebe, während wir auf Ihre Entourage warten«, forderte Gwendoline mich auf, wobei sie wie die Dirigentin eines unsichtbaren Orchesters mit einer Armbewegung auf denselben Sessel mit Samtbezug deutete, auf dem ich hier bei meinem ersten Besuch vor einem halben Jahr Platz genommen hatte.
Wie damals setzte sich Gwendoline hinter den antiken Schreibtisch, und die Erinnerung an unsere erste Begegnung, bei der ich mich exakt wie in einem Bewerbungsgespräch gefühlt hatte, wurde wieder wach. Ich wusste, dass sie mir keinerlei Erfrischungen anbieten würde. In manchen Geschäften bekamen die Kundinnen ein Glas Champagner, während sie sich die Kleider zeigen ließen, doch im Fleurs waren Essen, Getränke, kleine Kinder und alles, was auf vier Beinen herumspazierte, tabu.
»Also nur noch drei Wochen bis zum großen Tag«, bemerkte Gwendoline mit einem Lächeln, das praktisch alle ihre Zähne zum Vorschein brachte.
Mein Magen zog sich nervös zusammen, ich spürte den Knoten, der mir schlaflose Nächte bereitete und sich verhärtete, je näher mein Hochzeitstag rückte. »Ja. Es ist alles so schnell gegangen! Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Sie hatten vollkommen recht, als Sie sagten, ein halbes Jahr würde eigentlich nicht ausreichen, um eine Hochzeit zu planen.«
»Was Sie wirklich brauchen, sind lediglich zwei Dinge«, erklärte sie. »Ein umwerfendes Kleid …«– sie neigte den Kopf zu einem mit einem Vorhang abgetrennten Ankleidezimmer, wo meines vermutlich auf die Anprobe wartete – »und einen ganz wunderbaren Bräutigam.«
Ich seufzte erleichtert auf und erlaubte mir ein Lächeln. Eines davon hatte ich auf jeden Fall. Auch wenn ich wusste, dass die Jury in der Sache noch nicht zu einem Urteil gekommen war, zumindest was einige Mitglieder unserer Hochzeitsgesellschaft anging. Darunter auch meine Mutter. Dass sie nur so wenige Gelegenheiten gehabt hatte, ihren zukünftigen Schwiegersohn kennenzulernen, bevor er offiziell Teil der Familie werden sollte, war vermutlich nicht gerade förderlich gewesen. Oder würde ich Teil seiner Familie werden? Ich war mir nicht ganz sicher, was das Protokoll zu dieser Frage sagte.
Das Problem war, dass meine Mutter in Cornwall lebte, und außerdem konnte sie Männer nicht ausstehen … Wobei das so nicht ganz stimmte – bloß meinen Vater konnte sie nicht ausstehen. Was wahrscheinlich mit ein Grund dafür war, dass sie auch Hochzeiten nicht leiden konnte, sowohl das Konzept an sich als auch die Erfahrung, die sie selbst einmal gemacht hatte und lieber nicht wiederholen wollte.
Darrell beschrieb seine zukünftige Schwiegermutter gern als herrlich exzentrisch, eine Formulierung, von der ich um seinetwillen hoffte, er würde sie nie in ihrer Gegenwart verwenden. Auch ihr Promistatus war ganz nach seinem Geschmack, auf jeden Fall weit mehr als nach meinem. Meine Mutter ist Schriftstellerin, eine sehr erfolgreiche sogar. Wenn ich den Namen preisgeben würde, der auf meiner Geburtsurkunde steht, wüsste jeder sofort, wer sie ist. Wahrscheinlich gibt es kein Kind im ganzen Land, das nicht ein Buch ihrer Reihe über Magie, Hexen und unheimliche Drachen, die glühend heiße Lava speien, gelesen hat.
In meiner Schulzeit war ich ungemein beliebt, was aber rein gar nichts mit mir zu tun hatte. Ich war ein stilles, introvertiertes kleines Mädchen, das am Rand des Spielplatzes herumstand, sich nie traute, am Klettergerüst kopfüber runterzuhängen, und das in der Sportstunde immer als Letzte die Ziellinie erreichte. Aber alle rissen sich so darum, mit mir befreundet zu sein, dass es beinahe peinlich war. Jeder wollte nach der Schule bei uns zum Tee eingeladen werden oder – der heilige Gral, das Höchste, was man erreichen konnte – bei uns übernachten. Ich wusste nicht, ob meine Klassenkameradinnen enttäuscht waren, als sie feststellen mussten, dass wir in einem sehr gemütlichen, aber ansonsten ganz langweiligen, gewöhnlichen Haus wohnten und nicht in einer Burg, wie sie es offenbar erwartet hatten.
Mein Vater hatte fröhlich so ungefähr jedes mögliche Geschäftsmodell ausprobiert und sein Bestes getan, das Einkommen meiner Mutter schneller zu verpulvern, als sie es verdiente. Es war eine ziemliche Überraschung, als sie nach vielen Jahren, die sie zusammengelebt hatten, kurz vor meinem fünften Geburtstag beschlossen, zu heiraten. Ihre Scheidung, kurz nachdem ich acht geworden war, kam dann weniger überraschend. Bald darauf verschwand mein Vater mitsamt einem Großteil vom letzten Vorschuss meiner Mutter nach Spanien, um mit dem Geld in Malaga eine Bar zu eröffnen, die unerwarteterweise sehr gut lief. Er hinterließ meiner Mutter nichts außer bösen Erinnerungen und seinem Nachnamen, den ich angenommen hatte; das ersparte es mir wenigstens, jedes Mal, wenn ich jemandem vorgestellt wurde, auf die unvermeidlich folgende Frage »Sie sind doch nicht etwa verwandt mit …?« antworten zu müssen.
Es war schwer zu sagen, ob ein Teil der Abneigung meiner Mutter gegen Darrell daher rührte, dass ich meinen Vater gebeten hatte, mich bei der Hochzeit zum Altar zu führen, auch wenn sie das bestritt. Immerhin zwang ich dadurch meine Eltern, die in über zwanzig Jahren weniger als ein Dutzend Worte gewechselt hatten, einen Tag zusammen zu verbringen, ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen.
»Sieht das Kleid gut aus?«, fragte ich Gwendoline, als mir plötzlich bewusst wurde, dass wir schon einige Minuten lang nicht mehr gesprochen hatten. Normalerweise machte mir Schweigen nichts aus, doch heute wollte ich Geräusche und Ablenkung um mich haben.
»Befürchten Sie, es könnte Ihnen nicht mehr gefallen?«, fragte Gwendoline und hob eine perfekt gezupfte Augenbraue. »Keine Sorge. Es wird Ihnen gefallen. Es ist wunderschön und wird Ihnen wie angegossen passen.«
Woher sie das wissen konnte, war mir schleierhaft, doch ich nahm es einfach hin. Sie wusste das wahrscheinlich genau so, wie ich ein Hauptbuch verstand oder die Erfassung von Mehrwertsteuerposten oder Steuerrückzahlungen. Als ich ihr vor einem halben Jahr an ebendiesem Tisch gegenübergesessen und zugegeben hatte, dass ich nicht die geringste Vorstellung hatte, was für eine Art von Hochzeitskleid ich mir wünschte oder was mir stehen würde, hatte sie auf ihrem Stuhl Haltung angenommen und für einen kurzen Augenblick die Nasenlöcher gebläht, was mich an die Feuer speienden Drachen erinnerte, die die...
Erscheint lt. Verlag | 1.8.2023 |
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Übersetzer | Anne-Marie Wachs |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Bestseller • Braut • Bräutigam • Brautkleid • Dani Atkins • Dani Atkins Bücher • Dani Atkins Bücher deutsch • Dani Atkins deutsch • der schönste Tag im Leben • Die Achse meiner Welt • Dramatische Liebesromane • erzählungen für erwachsene • Familie • Frauenromane • Geschichten • Hochzeit • Hochzeitskleid • ich war bei den Sternen • Kurzgeschichten für Frauen • Kurzgeschichten Liebe • Kurzgeschichten Sammlung • Kurzromane • Kurzromane Liebe • Kurzroman für Frauen • Liebe • Liebesgeschichten Bücher • Romane für Frauen • Romane Liebe • Romantische Kurzgeschichten • Sag ihr • Sechs Tage zwischen dir und mir • Storys • Verlobung |
ISBN-10 | 3-426-46440-3 / 3426464403 |
ISBN-13 | 978-3-426-46440-3 / 9783426464403 |
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