Böses Licht (eBook)
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46433-5 (ISBN)
Ursula Poznanski lebt mit ihrer Familie in Wien. Die ehemalige Medizinjournalistin ist eine der erfolgreichsten Autorinnen deutscher Sprache: Mit ihren Jugendbüchern und Thrillern für Erwachsene ist sie Jahr für Jahr ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden, ihre begeisterte Leserschaft hat ihr zu einer deutschen Gesamtauflage von bereits viereinhalb Millionen Exemplaren verholfen.
Ursula Poznanski lebt mit ihrer Familie in Wien. Die ehemalige Medizinjournalistin ist eine der erfolgreichsten Autorinnen deutscher Sprache: Mit ihren Jugendbüchern und Thrillern für Erwachsene ist sie Jahr für Jahr ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden, ihre begeisterte Leserschaft hat ihr zu einer deutschen Gesamtauflage von bereits viereinhalb Millionen Exemplaren verholfen.
1.
Das aus dem Theater strömende Publikum hatte sich zum großen Teil schon zerstreut, als Fina keuchend vor dem Haupteingang zum Stehen kam. Sie hatte die Strecke von ihrer Wohnung bis zum Universitätsring in einer Rekordzeit von unter zehn Minuten geschafft und fühlte, wie ein Tropfen Schweiß ihr vom Nacken aus über den Rücken lief.
Der Anruf ihres Chefs war gerade mal zwanzig Minuten her. »Ein Toter im Burgtheater«, hatte Sieghart erklärt. »Auf der Bühne, angeblich lag er da schon während der Vorstellung. Ahmed weiß Bescheid, er holt dich ab.«
»Muss er nicht, zu Fuß bin ich schneller.«
Das hatte sich als richtig erwiesen. Wie es aussah, war sie als Erste des Teams vor Ort. Allerdings parkten drei Polizeiautos an der Seitenfront des Theaters, und zwei uniformierte Polizistinnen standen am linken Eingang; eine hielt ein Funkgerät in der Hand.
»Seltsame Inszenierung, aber Freysam war großartig«, hörte Fina eine Frau mit grauer Aufsteckfrisur sagen, die am Arm eines ebenfalls Grauhaarigen an ihr vorbeistöckelte.
»Begriffen habe ich das Ende nicht«, antwortete der, dann waren sie außer Hörweite. Fina ging auf die beiden Polizistinnen zu und zog ihren Ausweis hervor. »Fina Plank, Mordgruppe zwei. Ist die Spurensicherung schon drin?«
Die Polizistin mit dem Funkgerät musterte erst den Ausweis, dann Finas Gestalt. »Ja, seit fünf Minuten. Die meinen aber, sie werden wahrscheinlich länger brauchen, und so lange sollen alle anderen von der Bühne wegbleiben.« Sie ging einen Schritt zur Seite und öffnete damit Fina den Blick ins Foyer, wo drei weitere Kollegen darauf achteten, dass das verbliebene Publikum zügig das Haus verließ. Was kaum jemandem aufzufallen schien, wenn man von einer rothaarigen Frau absah, die, in bunte Wallegewänder gehüllt, lautstark mit einem Polizisten diskutierte.
»… weiß genau, dass da etwas nicht stimmt. Ich muss zu ihm, lassen Sie mich, bitte.«
Fina, immer noch ihren Ausweis in der Hand, wandte sich an den ihr am nächsten stehenden Kollegen. »Wie komme ich am besten zur Bühne?«
Sie hatte nicht leise genug gesprochen, die Frau wandte sich zu ihr um. »Das kann ich Ihnen zeigen, ich muss auch dahin. Aber die«, sie vollführte eine verächtliche Kopfbewegung in Richtung des Uniformierten, »wollen mich nicht durchlassen. Typisch Polizei, alles stumpfsinnige Beamte.«
Den letzten Satz hatte sie vertraulich leise in Finas Richtung gesprochen. Mit grimmigem Lächeln hielt die ihr den Ausweis unter die Nase. »Diese stumpfsinnige Beamtin hier würde gerne wissen, wieso Sie so dringend auf die Bühne wollen. Sie waren im Publikum, richtig?«
Wenn der Frau ihr Sprung ins Fettnäpfchen peinlich war, ließ sie es sich nicht anmerken. »War ich. Ich bin bisher in jeder der Vorstellungen gewesen. Deshalb weiß ich auch, dass heute etwas passiert sein muss. Wenn am Ende der Thron hochfährt, sitzt sonst nie jemand darauf. Außerdem ist der Vorhang zu früh gefallen. Jaspers Todesszene war noch nicht zu Ende, und Samuel hatte noch seinen Schlussmonolog vor sich.« Sie bedachte Fina mit einem so verachtungsvollen Blick, als wäre sie schuld an all dem.
Die Frau gab eine anstrengende Zeugin ab, aber möglicherweise auch eine nützliche. »Sie sind in jeder Vorstellung?«
»Ja. Wenn Jasper spielt.«
Fina gab einem der Polizisten einen Wink. »Nehmen Sie bitte die Daten der Dame auf, vielleicht wollen wir später mit ihr sprechen.«
»Was heißt hier vielleicht?«, empörte sich die Frau, aber Fina hatte ihr bereits den Rücken zugewandt. »Und achten Sie darauf, dass sie dann geht.«
Drei Minuten später traf Ahmed ein. »Tut mir leid«, sagte er, »ich wäre schneller hier gewesen, aber ich war seit Wochen zum ersten Mal wieder bei meinen Eltern.« Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, war der Besuch kein Honiglecken gewesen. »Da kann man nicht einfach gehen«, fuhr er mit schief gezogenem Mund fort. »Weil: Respekt. So wichtig, weißt du? Wichtiger als irgendein Mord an irgendeinem Fremden.«
Fina tätschelte ihm die Schulter, wofür sie ziemlich hoch greifen musste. Das musste sie mit ihren knapp ein Meter sechzig oft. »Bin froh, dass du da bist. Lass uns Georg und seine Leute suchen, bevor …« Sie brach ab und seufzte hörbar, denn eben hielt draußen ein vertrauter Wagen, die Scheinwerfer strahlten bis ins Foyer, bevor sie erloschen. Eine Autotür wurde zugeknallt. Oliver war eingetroffen, hoffentlich mit Manfred an seiner Seite.
»Komm, beeilen wir uns, vielleicht ist die Spurensicherung schon fertig«, sagte sie, doch da marschierte Oliver bereits auf sie zu. Schwarze Lederjacke und wie immer die Sonnenbrille ins Haar geschoben. Auch nachts.
»Was macht ihr denn noch hier? Warum seid ihr nicht bei der Arbeit? Zigarettenpause? Kaffeekränzchen?« Er drückte sich an ihnen vorbei und ließ sich von einem Uniformierten den Weg zur Bühne erklären.
Fina stieß einen tiefen Seufzer aus. »Dann wollen wir mal«, sagte sie laut genug, dass auch Manfred es hören konnte, der eilig angehumpelt kam. Er hatte sich vor zwei Wochen ein Band im Knöchel gezerrt, und die Schmerzen wurden eher schlimmer als besser, wie er dem Team jeden Tag versicherte.
Deshalb war er wohl auch nicht schnell genug, um der Frau von vorhin zu entgehen, die ihm bunt in den Weg wallte und sofort auf ihn einzureden begann. Ihr Anblick ließ Fina an eine Wahrsagerin denken. Sie wäre nicht erstaunt gewesen, wenn sie aus ihren Gewändern eine Glaskugel hervorgeholt hätte.
Stattdessen hielt sie einen dünnen Stapel Papier in den Händen, den sie aus ihrer Umhängetasche gezogen haben musste. Hatte sie Dokumente mit ins Theater gebracht?
Nein, es waren Fotos, stellte Fina mit einem letzten Blick fest. In Hochglanz und Größe A4. Das oberste zeigte bildfüllend ein Gesicht, das sogar Fina erkannte, obwohl sie mit Theater nichts am Hut hatte. Aber Jasper Freysams Berühmtheit ging dank seiner Filme nicht nur über die Bühne, sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus.
Fina schloss zu Ahmed auf. Bei der Rothaarigen brauchte Manfred ihre Hilfe nicht, als alter Hase war er geübt darin, Schaulustige abzuwimmeln.
Der Tote saß noch an Ort und Stelle, eine schmächtige Gestalt in einem hellgrauen Arbeitsmantel, dessen Brustbereich von Blut getränkt war. Ahmed und Fina hatten sich an den Rand der Seitenbühne gestellt, in die Gasse, über die die Auftritte stattfanden.
Bis auf das Opfer, das auf dem Thron mehr hing als saß, und die weiß verhüllten Spurensicherer, die ihrer Arbeit nachgingen, befand sich niemand auf der Spielfläche. Von den Seitenbühnen hingegen war aufgeregtes Stimmengewirr zu hören.
Eine Frau schluchzte, etwas fiel polternd zu Boden, ein Handy klingelte. Eine tiefe Männerstimme schien immer die gleichen Worte zu wiederholen, von denen Fina aber nur eines, nämlich »niemand« verstehen konnte.
Es würde eine lange Nacht werden, das stand jetzt bereits fest, und sie sollten im Interesse aller so schnell wie möglich mit den Befragungen beginnen. Nur hätte Fina zuvor gerne noch eine erste Einschätzung von Georg Matejka bekommen, dem Spurensicherer, der ihre Anwesenheit bisher leider noch nicht bemerkt hatte.
Sie war froh, dass er hier war, sonst wäre Ahmed der einzige Lichtblick gewesen. Während Oliver auch in solchen Situationen keine Gelegenheit ausließ, den Alphawolf zu mimen, und Manfred hauptsächlich darauf bedacht war, sich nicht zu überarbeiten, war Georg das verlässlich ruhige Auge des Sturms. Respektvoll und kompetent. Zu schade, dass sie nicht zur gleichen Gruppe gehörten und nie ein Büro teilen würden.
Er hatte sie noch nicht bemerkt, er war völlig auf das konzentriert, was auf dem Display seiner Kamera zu sehen war. Auch die anderen aus dem Team waren beschäftigt: Eine Kollegin zupfte eben mit einer Pinzette etwas vom linken Hosenbein des Toten und ließ es in ein Plastikröhrchen fallen.
Ahmed nahm Fina am Ellenbogen. »Die Schauspieler stehen dort hinten. Oliver hat schon losgelegt, wir sollten auch.«
Sie warf einen letzten, intensiven Blick auf das Szenario. Die Fotos würden ihr zwar später alles im Detail zeigen, aber eine zweite Gelegenheit für einen ersten Eindruck bekam sie dadurch nicht.
Wie fremd diese Welt ihr war, sie hatte noch nie eine so große Theaterbühne betreten. Konnte sich auch nicht erinnern, wann sie das letzte Mal eine Vorstellung besucht hatte. Vor zehn Jahren, mit der Schule? Ja, wahrscheinlich.
Aus der Nähe betrachtet, wirkte nichts hier magisch, sondern eher schmutzig. Davon, dass dieser Eindruck nicht täuschte, zeugten die ehemals weißen Overalls der Spurensicherer. Die waren jetzt grau vom Bühnenstaub. Rot vom Theaterblut.
Gerade, als Fina sich abwenden wollte, blickte Georg doch noch zu ihnen herüber, entdeckte sie und winkte einmal nachlässig in ihre Richtung. »Zehn Minuten«, rief er. »Weigel ist schon fertig.«
Von der hochgewachsenen Gestalt des Gerichtsmediziners war zwar weit und breit nichts zu sehen, aber er würde sich schon noch bei ihnen melden. Priorität hatten jetzt die Augenzeugen, und Ahmed war bereits auf dem Weg zu ihnen, er steuerte auf einen Mann zu, der auf einem der Requisitenstühle saß. Sein Gesicht war dreck- und blutverkrustet, Hose und Stiefel ebenfalls. Der Rest war erstaunlich sauber, was wohl daran lag, dass er Teile seines Kostüms bereits abgelegt hatte. Neben ihm auf dem Boden lag eine Brustplatte, die aus der Nähe eher aus Plastik als aus Metall zu sein schien.
»Jasper Freysam«, murmelte Ahmed, während sie sich dem Schauspieler näherten. »Wow. Hätte ich auch nie gedacht, dass ich dem einmal...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2023 |
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Reihe/Serie | Mordgruppe | Mordgruppe |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Body Positivity • Bodyshaming • Böses Licht • Deutsche Krimis • dicke Polizistin • Erebos • Fina Plank • junge Polizistin • Kaspary Wenninger • Kommissarin Fina Plank • Krimi Kommissarin • Kriminalromane Serien • Krimi Neuerscheinung • Krimi Österreich • krimi reihen • Krimi Salzburg • krimi serie • Krimis mit Kommissarin • Krimis und Thriller • Krimis von Frauen • Krimi Theater • Krimi Wien • morddrohung • Mordgruppe • Mordgruppe Band 2 • Mord im Burgtheater • Mord Salzburg • Mord Wien • österreichische Krimi-Autorin • Polizei Krimis/Thriller • psychologische Krimis • Salzburger Festspiele • Salzburg Krimi • Spannender Krimi • spannende Thriller • Stille blutet • Theater Krimi • theaterwelt • Thriller Autorinnen • thriller österreich • thriller reihe • thriller serien • Thriller und Psychothriller • thriller wien • Ursula Poznanski • Ursula Poznanski Bücher • Ursula Poznanski Thriller • Vanitas • Wien Krimi |
ISBN-10 | 3-426-46433-0 / 3426464330 |
ISBN-13 | 978-3-426-46433-5 / 9783426464335 |
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