Das Haus der Perlen - Schimmern der Hoffnung (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60411-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus der Perlen - Schimmern der Hoffnung -  Charlotte Jacobi
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Berauschend, glänzend, unnachahmbar - auf der Suche nach den feinsten Perlen der Stadt München, 1844: Die einundzwanzigjährige Marie Thomass hat von ihrer Mutter ein Paar Perlenohrringe geerbt, die ihre Liebe zu Schmuck und Juwelen begründen. Diese Leidenschaft bringt sie in die Dienste des Münchner Juweliers Neustätter - und zu den Perlenfischern im Vogtland, wo sie den attraktiven Moritz kennenlernt. Er verlässt das väterliche Unternehmen, um als bayerischer Perlenfischer einen Neuanfang zu wagen - nicht zuletzt, weil er hier in Maries Nähe sein kann. Doch dann geschieht ein schreckliches Unglück, das auch die gemeinsame Zukunft der beiden zu gefährden droht. Perlen für den bayerischen Königshof Erzählt nach der Geschichte des Juweliers vom Münchner Marienplatz: Das Geschäft mit der Aufschrift »Carl Thomass - Hofjuwelier und Goldschmiede« im Herzen der Stadt lockt nach wie vor Münchner Bürger:innen und Tourist:innen aus aller Welt an. Sogar Gäste aus Australien, Amerika, Asien oder dem arabischen Raum wollen edelste Tradition mit nach Hause nehmen (weitere Informationen finden Sie unter www.juwelier-carlthomass.de). Wie das Juweliergeschäft zum Lieferanten für den Königshof wurde und dass es in Deutschland Perlenfischer gab, erzählt Erfolgsautorin Charlotte Jacobi in ihrer Perlen-Saga. Nach den Erfolgen »Die Villa am Elbstrand«, »Die Douglas-Schwestern« und »Die Patisserie am Münsterplatz« erzählt die SPIEGEL-Bestsellerautorin Charlotte Jacobi nun die bewegte Geschichte eines Münchner Juweliergeschäfts in drei Generationen und öffnet ein Panorama über zwei Jahrhunderte deutscher Geschichte.   Die Bände der Reihe:  Band 1: Das Haus der Perlen - Schimmern der Hoffnung Band 2: Das Haus der Perlen - Glanz des Glücks Band 3: Das Haus der Perlen - Strahlen der Liebe

Charlotte Jacobi ist das Spiegel-Bestseller-Pseudonym der Autoren Eva-Maria Bast und Jørn Precht. Eva-Maria Bast ist Journalistin, Leiterin der Bast Medien GmbH und Autorin zahlreicher Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Sie erhielt diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Die Autorin lebt am Bodensee. Jørn Precht ist Professor an der Stuttgarter Hochschule der Medien und mehrfach preisgekrönter Drehbuchautor für Kino- und Fernsehproduktionen. Er hat Sachbücher sowie historische Romane verfasst und 2018 den Literaturpreis Bronzener Homer gewonnen.

Prolog


April 1844

Das vertraute, sanfte Schimmern der Perlen – Marie Thomass freute sich stets darauf wie auf einen alten Freund. Die Einundzwanzigjährige berührte die weiche Oberfläche der Schatulle und öffnete den Deckel, der wie immer ein klein wenig klemmte. Und dann lagen sie vor ihr, in ihrem nachtblauen Samtbett: die beiden wertvollen, filigran gearbeiteten Ohrringe. Wenn Marie sie betrachtete, war es ihr stets, als könne sie sich tief, ganz tief in die Perlen hineinträumen. Als gebe es in ihrem Inneren eine fremde, wunderbare, märchenhafte Welt – eine bessere Welt, in der sie noch eine Mutter hatte, die ein Leben lang an ihrer Seite stand. Die Ohrringe waren der einzige Luxus gewesen, der Anna Elisabeth Thomass in ihrem Leben je vergönnt gewesen war. Sie hatte die Schmuckstücke von ihren Eltern zur Hochzeit geschenkt bekommen. Und die Perlenohrringe waren das Einzige, was die Säcklergattin ihrer Tochter hinterlassen hatte, als sie im Februar vor zehn Jahren bei einem Kutschenunfall gestorben war. Wenn Marie dereinst heiratete, würde die Mutter zumindest indirekt bei ihr sein, denn es war immer deren Wunsch gewesen, dass die Tochter bei der Zeremonie ihren Schmuck tragen würde. »Das wird dann mein Hochzeitsgeschenk an dich sein. Und wenn du einmal eine Tochter haben wirst, soll auch sie die Ohrringe bei ihrer Heirat bekommen. Und dann wieder deren Tochter. Bis in alle Ewigkeit.«

Marie hatte am heutigen 27. April 1844 wie so oft, wenn sie die Schatulle öffnete, das Gefühl, ihre Mutter würde neben ihr stehen und ihr über die Schulter blicken, sie vielleicht sogar im Arm halten, wie seinerzeit, als sie die Ohrringe zum ersten Mal gemeinsam betrachtet hatten, und sie rief sich die Worte ins Gedächtnis: »Der Glanz der Perlen wird Lüster genannt.«

Dann hatte Elisabeth ihrer Tochter eine der braunen Locken hinter das Ohr gestrichen und erklärt: »Das Geheimnis dieser Perlmuttkugeln liegt darin, dass sie die Haut jeder Frau zum Strahlen bringen.«

Marie erinnerte sich noch genau, dass sie ihre Mutter damals von der Seite angesehen und gedacht hatte, dass deren Haut ohnehin stets strahlte – so wie Anna Thomass selbst. So gut wie nie hatte sie ihre Mutter missmutig gesehen und selten ohne ein Lächeln auf den Lippen. Nach ihrem Tod war im Hause Thomass alle Freude verflogen. Der Vater, ein ohnehin schon eher stiller und zurückhaltender Mann, hatte sein seltenes Schmunzeln verloren und verschwand nach dem Tagesgeschäft oft spurlos. Die einst fröhlichen gemeinsamen Mahlzeiten, auf die Marie sich sonst immer so gefreut hatte, waren seither schweigend abgelaufen und zur reinsten Qual geworden.

Marie war damals elf Jahre alt gewesen, ihre Brüder Carl und Wolfgang acht und sechs, ihre jüngere Schwester Anna erst ein Jahr alt. Das Nesthäkchen war fortan bei einer Tante aufgewachsen, die schwere Zeit hatte die drei übrigen Geschwister eng zusammengeschweißt. Obwohl die beiden keine Ohrringe tragen konnten, hatte die Mutter auch ihre Söhne mit ihrer Perlen-Liebe angesteckt. Beispielsweise hatte sie ihren drei älteren Kindern die Legende von der schönen Kleopatra und ihrer großen Schwäche für Perlen erzählt. Das tragische Ende jener ägyptischen Königin durch Schlangengift hatte Marie und ihre Brüder sehr fasziniert.

Gift war dann acht Monate nach dem Tod ihrer Mutter bei ihnen in Memmingen das wichtigste Stadtgespräch überhaupt geworden: Kurz vor Weihnachten 1834 war nämlich die damals fünfundzwanzigjährige Magd Ursula Brandmüller auf dem Schleiferplatz vor einer riesigen Menschenmenge mit einem Schwert geköpft worden. Sie hatte ihren Ehemann, einen Pflasterer, nachweislich mit Rattengift ermordet. Dazu war sie wohl von einem liebestollen Bauern angestiftet worden, dem sie hörig gewesen war und der sich nach dem fast zeitgleich durchgeführten Giftmord an dessen Ehefrau erhängt hatte.

»Wie kann man seinen eigenen Gatten umbringen – für einen anderen Mann?«, hatte sich Marie damals bei ihrem Vater echauffiert.

Doch dieser hatte gar nicht richtig zugehört. Das traurige Ende seiner Ehe hatte einen anderen Menschen aus Mathias Thomass gemacht.

Die Schatulle hatten die drei Geschwister nach dem Tod der Mutter häufig gemeinsam geöffnet, um sich ihr nahe zu fühlen, und irgendwann hatte Carl dabei verkündet: »Ich will Goldschmied werden. Für sie.«

»Das will ich auch«, hatte Nesthäkchen Wolfgang sogleich hinzugefügt.

Marie war ganz gerührt gewesen. »Wie wunderbar. Das würde Mutter gefallen.«

Heute vermisste sie ihren Bruder Carl schmerzlich, denn ihr Vater war auch zehn Jahre nach dem Unglück noch recht eigenbrötlerisch. Abends verließ er das Haus stundenlang, ohne zu erzählen, wo es ihn hintrieb. Carl war seit drei Jahren bei einem jüdischen Goldschmiedemeister in München in Ausbildung. Und Wolfgang, der bisher dem Vater in der Arbeitsstube geholfen hatte, durfte im kommenden Monat nach Offenburg gehen, um bei einem dortigen Uhrmacher und Goldschmied denselben Beruf zu erlernen wie sein älterer Bruder. Dann würde es noch stiller in dem Haus werden, das Marie mittlerweile führte wie einst ihre Mutter. Sie hoffte, dass Anna Thomass ihr vom Himmel aus zusehen konnte und ein wenig stolz auf sie war. Oft holte sie deren Perlen heraus und erzählte ihnen flüsternd von ihren Sorgen, Wünschen und Träumen. Zuvor vergewisserte sie sich allerdings stets, dass der Vater nicht in der Nähe war. Am Ende würde er sie noch für verrückt erklären, denn wer sprach denn schon mit Schmuckstücken! Andererseits hatte sie auf dem Friedhof schon mehrfach Leute gesehen, die mit dem Grabstein ihrer Liebsten sprachen. Die arme Witwe Gudrun Irslinger aus der Nachbarschaft ging jeden Tag hin, um ihrem verstorbenen Mann zu berichten, was sich am Tag ereignet hatte. Wieso sollte Marie dann nicht mit Mutters Perlen sprechen, die ihr so viel bedeutet hatten?

 

»Ja Heilandzack!«, riss sie schließlich das Fluchen ihres jüngeren Bruders aus ihren Gedanken. Sie nahm ihren Staubwedel und ging zu ihm in das Arbeitszimmer des Vaters. Dort saß der fünfzehnjährige Wolfgang Thomass über den Geschäftsbüchern und raufte sich die roten Haare. »Ich krieg jedes Mal was anderes raus. Diese vermaledeiten Abrechnungen! Was muss Vater auch ständig verschwinden!«

»Warte!« Marie legte den Lumpen in einem Regal ab und ging zu ihrem Bruder, um die Rechnungen zu überprüfen.

»Hier, du hast diese zwei Posten vergessen«, stellte sie nach einer Weile fest. »Mit denen stimmt es.«

»Kannst du das nicht für mich machen?«, bettelte Wolfgang.

Seufzend nahm sie seinen Platz am Schreibtisch ein und reichte ihm den Staublappen, aufs Regal zeigend.

»Na hör mal!«, rief ihr jüngerer Bruder empört. »Wenn mich jemand mit ’nem Putzlappen sieht!«

Sie verdrehte die Augen und korrigierte mit der Schreibfeder die Zahlen.

»Ihr Frauen habt es einfach gut«, fühlte Wolfgang sich bemüßigt zu sagen, »müsst euch nicht mit Geschäftsbüchern herumschlagen.«

»Dafür dürft ihr Goldschmied werden – oder sogar Kunsthistorik studieren. Davon kann ich nur träumen.«

»Was willst du denn mit einem Studium?«, meinte Wolfgang abfällig. »Nutzt dir doch eh nichts für Haushaltsführung und Kinderaufzucht.«

Marie erhob sich vom Schreibtisch, wobei sie erneut seufzte. Ihr Bruder verstand sie einfach nicht. Sie deutete auf das Geschäftsbuch: »So, jetzt ist alles ordentlich.«

»Danke«, sagte er knapp, »ich muss dann auch los. Meine Freunde warten.«

Als er die Haustür aufriss, wäre er um ein Haar mit dem Postboten zusammengeprallt. Zum Erstaunen der Geschwister überreichte dieser Marie einen an sie adressierten Brief.

»Er ist von Carl!«, freute sie sich, nachdem sie den Briefträger verabschiedet hatten. Der ältere ihrer beiden Brüder war äußerst schreibfaul, obwohl Marie ihm ständig Briefe nach München schickte, griff er nur äußerst selten und unwillig zum Federkiel. Sie befreite sein Schreiben aus dem Umschlag, überflog die Zeilen und konnte nur mit Mühe einen Freudenschrei unterdrücken.

»Was schreibt er?«, drängelte Wolfgang.

»Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«, flüsterte Marie.

Er schien vor Neugier schier zu platzen und wisperte: »Na klar.«

»Ich auch.«

...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2023
Reihe/Serie Perlen-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 19. Jahrhundert • Carl Thomass • Die Douglas-Schwestern • Die Villa am Elbstrand • Familiendynastie • Familiensaga • historischer Frauenroman • Juwelier • Marienplatz • München • Perlenfischer • Perlenhändler • Perlen-Schmuck • Spiegel-Bestsellerautorin
ISBN-10 3-492-60411-0 / 3492604110
ISBN-13 978-3-492-60411-6 / 9783492604116
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