Reporterin für eine bessere Welt (eBook)

Nellie Bly - Mit der Macht ihrer Worte schrieb sie sich auf die Titelseiten. Ihre mutigen Taten berührten das Leben zahlreicher Frauen.

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60399-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Reporterin für eine bessere Welt -  Ulrike Fuchs
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Mit investigativer Recherche und sensationellen Reportagen überzeugte Nellie Bly nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Joseph Pulitzer. Ulrike Fuchs erzählt in dieser bewegenden Romanbiografie 'Reporterin für eine bessere Welt' die Geschichte der mutigen und empathischen Nellie Bly und ihres Durchbruch als investigative Journalistin. 1887: Die junge Reporterin Nellie reist mit großen Zielen nach New York. Sie will für die renommierteste Zeitung arbeiten: Joseph Pulitzers World. Doch in der ganzen Stadt sind Frauen in der Presse unerwünscht. Schließlich bekommt Nellie die lang ersehnte Chance, sich zu beweisen: eine Reportage über die berüchtigte Nervenheilanstalt für Frauen. Dafür soll sie sich unter falschem Namen dort einweisen lassen. Ausgerechnet ihre große Liebe, Jonathan, ist strikt dagegen. Nellie muss für ihre Karriere alles riskieren. Auch ihre Zukunft mit Jonathan? Die berührende Geschichte der ersten investigativen Reporterin Nellie Bly und ihres Erfolgs mit der Reportage über die Nervenheilanstalt für Frauen auf Backwell's Island. In dieser Romanbiografie erzählt Ulrike Fuchs gefühlvoll wie kraftvoll von der historischen Nellie Bly und ihrer Reportage über die erschreckenden Zustände in der Nervenheilanstalt für Frauen, wo sie dafür selbst 10 Tage einweisen ließ. Ihr Bericht schlug hohe Wogen in der Politik und bewegte ein Umdenken in der Gesellschaft. Nellie Bly veränderte damit das Leben vieler Frauen ihrer Zeit. Für alle Leser:innen von historischen Romanen und der Reihe 'Bedeutende Frauen, die die Welt verändern', die das Leben besonderer und inspirierender Persönlichkeiten erzählt. Weitere Bände der Reihe:  - Laura Baldini, Lehrerin einer neuen Zeit (Maria Montessori) - Romy Seidel, Die Tochter meines Vaters (Anna Freud) - Petra Hucke, Die Architektin von New York (Emily Warren Roebling) - Laura Baldini, Ein Traum von Schönheit (Estée Lauder) - Lea Kampe, Der Engel von Warschau (Irena Sendler) - Eva-Maria Bast, Die aufgehende Sonne von Paris (Mata Hari) - Eva-Maria Bast, Die vergessene Prinzessin (Alice von Battenberg) - Yvonne Winkler, Ärztin einer neuen Ära (Hermine Heusler-Edenhuizen) - Agnes Imhof, Die geniale Rebellin (Ada Lovelace) - Lea Kampe, Die Löwin von Kenia (Karen Blixen) - Eva Grübl, Botschafterin des Friedens (Bertha von Suttner) - Laura Baldini, Der strahlendste Stern von Hollywood (Katharine Hepburn) - Eva-Maria Bast, Die Queen (Queen Elizabeth II.) - Agnes Imhof, Die Pionierin im ewigen Eis (Josephine Peary) - Ulrike Fuchs, Reporterin für eine bessere Welt (Nellie Bly) - Anna-Luise Melle, Die Meisterin der Wachsfiguren (Marie Tussaud)

Ulrike Fuchs, geboren 1967 in Schleswig-Holstein, ist Übersetzerin und Autorin. Sie studierte in Berlin und Kiel Altgermanistik sowie Geschichte. Danach absolvierte sie ein Volontariat zur Fernsehredakteurin in Hamburg. Anschließend arbeitete sie als Drehbuchautorin und Texterin. Sie lebt in den USA und Deutschland und veröffentlichte bereits belletristische Werke unter dem Pseudonym Laura Bastian.

Kapitel 1


Pittsburgh, Pennsylvania, Mai 1887

Der Zug setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Nellie konnte das weiße Taschentuch ihrer Mutter durch den dichten Dampf der Lokomotive gerade noch so ausmachen. Sie lehnte sich weit aus dem Fenster und winkte zurück.

»Nun machen Sie doch das Fenster zu!«, beschwerte sich die magere Dame mit dem altmodischen schwarzen Hut und hüstelte demonstrativ in ihr Taschentuch, während der Zug Geschwindigkeit aufnahm und der strahlende, sehr frühe Maimorgen wieder zum Vorschein kam.

Nellie schloss das Fenster, setzte sich und strich die Falten ihres Reisekleides glatt. Dann nahm sie vorsichtig ihren schicken neuen Filzhut mit den drei kecken Straußenfedern ab und legte ihn auf die Ablage über der Sitzbank. Die Dame neben ihr blickte missbilligend. Nicht nur war Nellie nun ohne Hut unterwegs, sondern auch ohne Begleitung. Beides gehörte sich eigentlich nicht. Aber die Dame mit dem spitzen Gesicht und dem spitzeren Tonfall lebte eindeutig noch in der Steinzeit. Und vermutlich fuhr sie auch nicht die ganze Strecke bis New York, sondern höchsten bis Altoona. Da konnte man den Hut auch schon mal aufbehalten.

»Verzeihung, ich glaube, dies ist mein Platz.«

Ein Mann in einem adretten grauen Anzug stand in der Tür zum Gang, er trug seinen Mantel über dem Arm und in der Hand eine Aktentasche. Die Dame sah von ihrem verschlissenen Psalter auf und vermeldete in einem fordernden Jammern:

»Ich vertrage das Rückwärtsfahren nicht.«

Na und? Wer fuhr schon gerne rückwärts? Als ob das eine Begründung wäre, jemandem einfach den besseren Platz wegzunehmen, dachte Nellie.

Aber der Mann lächelte nur verständnisvoll, legte ohne ein Widerwort Mantel und Aktentasche auf die hölzerne Ablage und setzte sich auf den gegenüberliegenden Platz. Sie hätte nicht so einfach klein beigegeben!

»Guten Tag!«, grüßte er höflich.

Er sah nett aus, recht jung, vielleicht Ende zwanzig, mit unauffälligem braunem Haar, aber schönen blauen Augen. Seine Schuhe waren neu, und seine Garderobe war sehr gepflegt, aber nicht eitel. Er sah aus wie ein Büroangestellter. Vielleicht war er auf einer Geschäftsreise. Verheiratet war er nicht, zumindest trug er keinen Ring. Nellie bemerkte, wie sich die Andeutung eines Grübchens auf seine Wange schlich. Ihre Blicke trafen sich. Herrje, sie hatte schon wieder gestarrt, wie peinlich.

»Verzeihung.«

»Ach was. Das ist das Privileg Ihres Geschlechts.«

»Was ist das Privileg meines Geschlechts?«, fragte Nellie überrascht.

»Sie dürfen Menschen ausgiebig betrachten. Wenn ich das gemacht hätte, hätten Sie den Schaffner gerufen oder mich gar geohrfeigt.«

Nellie schüttelte den Kopf. »Den Schaffner brauche ich nicht. Ich bin durchaus fähig, auf mich selbst aufzupassen.«

Die fromme Dame neben ihr machte ein missbilligendes Geräusch.

»Ich hätte selbst geohrfeigt«, legte Nellie nach, und ihr Gegenüber lachte. Er hatte erstaunlich gerade weiße Zähne, ein weiterer Pluspunkt.

»Es freut mich, die Bekanntschaft einer so resoluten Dame zu machen. Darf ich mich vorstellen, Jonathan Card, zukünftiger Assessor der Chase National Bank.«

»Nellie Bly, Journalistin.«

Miss Elizabeth Jane Cochrane, von ihrer Familie nur Pinkey genannt, war nämlich in Pittsburgh geblieben, um der aufstrebenden Reporterin Nellie Bly in New York nicht im Wege zu sein. Immerhin hatte Nellie Bly schon eine Stelle beim Pittsburgh Dispatch innegehabt, für ein 23-jähriges Fräulein ohne formelle Ausbildung eine ganz beachtliche Leistung. Das mit der Ausbildung sollte sie allerdings noch einmal überdenken, befand Nellie. Vielleicht konnte sie ihr mageres Semester auf dem Lehrerinnenseminar der Indiana State Normal School doch ein bisschen »verlängern«.

Jonathan Card schien nachzudenken, es war eine kleine Falte zwischen seinen Brauen entstanden.

»Ich glaube, ich habe tatsächlich schon einmal etwas von Ihnen gelesen.«

Sie ärgerte sich über das Erstaunen in seiner Stimme. Was wäre daran bitte so überraschend? Sie schrieb regelmäßig für den Dispatch, und ihre Serie über ihre Erlebnisse in Mexiko war sogar noch von anderen Zeitungen gedruckt worden. Dachte er, dass sie nur für Kochrezepte oder Mode taugte? Natürlich dachte er das, wie alle anderen auch. Es war schwer, sich gegen diese Themen zu wehren. »Fraueninteressen« hieß das, als ob sich Frauen nicht auch für andere Dinge interessierten. Aber das konnten sich Männer nicht vorstellen. Die konnten sich so manches nicht vorstellen.

»Sie scheinen nicht viel Zeitung zu lesen.«

Das hatte jetzt etwas schnippisch geklungen, bemerkte Nellie und ärgerte sich nun auch noch über sich selbst.

»Doch, doch. Ich lese die Chicago Tribune, die Chicago Times, die Chicago Daily News …«

»Ach, ich dachte, Sie kämen aus Pittsburgh. Verzeihung, ich wollte nicht unhöflich sein«, unterbrach Nellie die Aufzählung, erleichtert, dass Mr Card offenbar doch kein einfältiger Tropf war, der nie Zeitung las.

»Nein, ich komme aus Chicago. Jetzt bin ich auf dem Weg nach New York, in Pittsburgh hatte ich nur geschäftlich noch etwas zu erledigen.«

»Sie haben sicher meine Berichte über Mexiko gelesen.«

Er nickte zustimmend. »Ja, richtig! Ich habe leider nicht alle gelesen, finde es aber ein sehr spannendes Thema. Und ein spannendes Land.«

»Alle Artikel kommen demnächst in einem Buch heraus«, informierte Nellie ihn nicht ohne Stolz.

»Gut zu wissen.« Er lächelte freundlich. »Wenn ich eines kaufe, werden Sie es für mich signieren?«

»Selbstverständlich.«

»Erzählen Sie doch mal über diese Reise durch Mexiko.«

Als sie Altoona erreichten, wusste Nellie, dass sie einen neuen Freund gewonnen hatte. Jonathan Card war einfach reizend. Nicht nur hörte er aufmerksam zu, er stellte auch verständige Fragen und hatte sich bisher nicht ein einziges Mal darüber gewundert, dass sich eine »empfindsame junge Dame« dem harten Geschäft des Journalismus verschrieben hatte oder überhaupt ihr eigenes Geld verdienen wollte. Stattdessen interessierten Jonathan, wie Nellie ihn schon im Stillen nannte, andere Dinge. Wie sie sich in bestimmten Situationen gefühlt hatte, wie es ihr gelang, auch widerwilligen Quellen Informationen zu entlocken, oder was sie von den Reaktionen ihrer Leserschaft hielt. Und da es die Höflichkeit gebot, ihn auch mal zu Wort kommen zu lassen, hatte sie von ihm erfahren, dass er in der Nähe von Detroit aufgewachsen, bei der örtlichen Bank in die Lehre gegangen und dann nach Chicago gewechselt war. Und nun hatte er eine tolle Stelle bei einer Bank in New York bekommen. Obwohl Nellie Jonathans bisheriges Leben eher langweilig fand, war er selbst es überhaupt nicht. Im Gegensatz zu ihr war er ausgesprochen belesen und schien über alle Themen zumindest grundlegend informiert zu sein. Um dieses breite Allgemeinwissen beneidete Nellie ihn. Was ihr ganz besonders gut an ihm gefiel, war sein Sinn für Humor. Auch schien er ein durch und durch ehrlicher Mensch zu sein, obendrein auch noch langmütig mit seinen Mitmenschen. Letzteres war eine Sache, um die Nellie ihn ehrlich beneidete. Sie mochte es auch, wie seine blauen Augen blitzten, wenn er lachte. Also eigentlich gefiel ihr alles an Jonathan Card.

»Und werden Sie dann bald zum Bankdirektor aufsteigen?«

»Wohl eher nicht. Das sind Positionen, die vererbt und nicht erarbeitet werden.«

»Schade.«

»Warum?«

»Dann hätten Sie mir viele Türen aufstoßen können.«

»Das Gleiche hatte ich mir eigentlich von Ihrer Bekanntschaft erhofft«, erwiderte er. »Wenn Sie demnächst bei Joseph Pulitzer zum Bankett eingeladen werden, legen Sie doch ein gutes Wort für mich ein. Der kennt bestimmt eine Menge wichtiger Leute.«

Nellie lachte. Wie nett, was er ihr alles zutraute, selbst wenn es nur im Spaß war.

»Woher wissen Sie, dass ich zur New York World möchte?«

»Na, das ist doch genau die richtige Zeitung für Sie. Keine langatmigen Exposés, sondern Berichte direkt aus dem Leben.«

Nellie sah aus dem Fenster, die Landschaft flog vorbei. Es war erstaunlich, wie schnell der moderne Mensch von einem Ort zum anderen...

Erscheint lt. Verlag 26.1.2023
Reihe/Serie Bedeutende Frauen, die die Welt verändern
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Bedeutende Frauen • Feminismus • historisch • Historischer Roman • Investigativer Journalismus • Joseph Pulitzer • Journalistin • mutige Frauen • Nellie Bly • Nervenheilanstalt • Reportage • Reporterin • Romanbiografie • Starke Frauen • Zeitung
ISBN-10 3-492-60399-8 / 3492603998
ISBN-13 978-3-492-60399-7 / 9783492603997
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