Im Namen des Wolfes (eBook)

Roman

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
528 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60355-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Namen des Wolfes -  Richard Swan
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Im Reich des Wolfes gärt es. Rebellen und mächtige Patrizier gefährden die Macht des kaiserlichen Throns. Nur der Orden der Richter stellt sich dem Chaos entgegen. Sir Konrad Vonvalt ist der gefürchtetste von ihnen, der gemeinsam mit seiner Schreiberin Helena und seinem Vollstrecker Bressinger Recht und Gesetz vertritt. Als die drei den Mord an einer Adeligen untersuchen, kommen sie einer Verschwörung auf die Spur, die bis in die Spitze der kaiserlichen Gesellschaft reicht. Vonvalt muss sich entscheiden: Wird er die Gesetze missachten, die geschworen hat, zu schützen, um das Reich zu retten?

Richard Swan wurde im Norden Englands geboren und verbrachte den größten Teil seiner Jugend auf Stützpunkten der Royal Air Force in Yorkshire und Lincolnshire. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der University of Manchester arbeitete er zehn Jahre lang als Anwalt für Handelsstreitigkeiten, bevor er sich dem Schreiben widmete. Der Autor lebt aktuell in Sydney, Australien, wo man ihn und seine wunderbare Frau Sophie bei dem Versuch antreffen kann, zwei sehr laute Söhne großzuziehen.

Richard Swan wurde in North Yorkshire geboren und verbrachte den größten Teil seiner Jugend auf Stützpunkten der Royal Air Force in Yorkshire und Lincolnshire. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der University of Manchester erlangte Richard Swan 2011 seine Zulassung als Anwalt. Anschließend spezialisierte er sich auf Handelsstreitigkeiten.   Wenn er nicht gerade schreibt oder arbeitet, kann man Richard in Sydney bei seiner wunderbaren Frau Sophie antreffen, wo sie mit gemischtem Erfolg versuchen, zwei sehr laute Söhne großzuziehen.

I


Die Hexe von Rill


»Nimm dich vor den Dummen, den Eiferern und den Tyrannen in Acht; sie alle kleiden sich in den Panzer der Unwissenheit.«

Aus Caterhausers Der Sovanische Strafrechtskodex: Ratgeber für die Anwendung

 

Es ist ein sonderbarer Gedanke, dass die tiefsten Wurzeln des Untergangs des Reichs des Wolfes und all des Todes und der Zerstörung, die er mit sich brachte, in dem winzigen und unbedeutenden Dorf Rill lagen. Und dass wir nicht einfach nur im Regen durch einen kalten Landstrich zwanzig Meilen östlich der Tolsburger Marken stapften, als wir uns diesem Dorf näherten, sondern dass wir uns auf den Großen Niedergang zubewegten, dessen steiler und tückischer Abhang jäh vor uns auftauchte wie eine Klippe aus glasigem Obsidian.

Rill. Wie soll man diesen Ort beschreiben? Der Geburtsort unseres Unglücks war so unscheinbar. In seiner Abgeschiedenheit war er typisch für die Tolsburger Nordmark. Er bestand aus einem großen Dorfplatz aus aufgewühltem Schlamm und Stroh, umstanden von einem Ring aus zwanzig Lehm- und Flechtwerkhütten mit reetgedeckten Dächern. Das Herrenhaus unterschied sich davon lediglich durch seine Größe, denn es war vielleicht doppelt so groß wie die größte Hütte, aber da hörten die Unterschiede auch schon auf. Es sah genauso baufällig aus wie die anderen. Etwas seitlich davon stand ein Gasthof, und auf dem Platz tummelten sich Vieh und Bauernvolk. Die Kälte hatte den Vorteil, dass der Gestank nicht so schlimm war, doch Vonvalt hielt sich trotzdem ein mit Lavendel gefülltes Tuch vor die Nase. Er konnte manchmal ganz schön zimperlich sein.

Eigentlich hätte ich guter Laune sein sollen. Rill war das erste Dorf, in das wir kamen, seit wir die kaiserliche Wegfeste an der Grenze zu Jägeland verlassen hatten. Und es war die erste einer ganzen Reihe von Siedlungen, die sich im Halbkreis bis zur Haunerfestung in Seewacht, fünfzig Meilen nordöstlich, hinzogen. Dass wir hier angekommen waren, bedeutete, dass wir wahrscheinlich schon in einer Woche nach Süden schwenken würden, um den östlichen Teil unserer Rundreise abzuschließen – und dort erwarteten uns besseres Wetter, größere Städte und eine größere Nähe zu dem, was man gemeinhin mit dem Begriff Zivilisation bezeichnen würde.

Dennoch nagten Sorgen an mir. Mein Augenmerk war ganz auf den riesigen uralten Wald fixiert, der an das Dorf grenzte und sich von uns aus hundert Meilen nach Norden und Westen erstreckte, den ganzen Weg bis zur Küste. Den Gerüchten zufolge, mit denen man uns auf unserer Reise versorgt hatte, sollte dort eine alte draedische Hexe hausen.

»Glaubst du, dass sie da drin ist?«, fragte Patria Bartholomäus Claver neben mir. Claver war einer der vier Reisenden in unserer Karawane, ein Nemapriester, der sich uns an der jägeländischen Grenze geradezu aufgedrängt hatte. Vorgeblich aus Angst vor Räubern, doch die Nordmark war bekanntermaßen menschenleer – und nach seinen eigenen Ausführungen reiste er eigentlich fast überall allein hin.

»Wer?«, fragte ich.

Claver lächelte kalt. »Die Hexe«, sagte er.

»Nein«, erwiderte ich knapp. Claver ging mir auf die Nerven – den anderen auch. Unser Wanderleben war ohnehin schon schwer genug, doch nach ein paar Wochen, während denen Claver Vonvalt permanent mit Fragen zu seinem Vorgehen und seinen Zauberkräften gelöchert hatte, lagen aller Nerven blank.

»Ich schon.«

Ich wandte mich um. Dubine Bressinger – Vonvalts Vollstrecker – kam näher und verspeiste dabei fröhlich eine Zwiebel. Während er auf seinem Pferd an mir vorbeitrabte, blinzelte er mir zu. Hinter ihm folgte unser Auftraggeber, Junker Konrad Vonvalt, und den Schluss machte unser Esel, der einen Wagen mit unserer Ausrüstung zog und respektlos Herzog von Brondsey genannt wurde.

Nach Rill führte uns ebenjener Grund, der uns überall hinführte: das Gesetz des Kaisers durchzusetzen, selbst hier draußen an den äußersten Rändern des Sovanischen Kaiserreichs. Bei all seinen Fehlern glaubte das sovanische Volk doch fest an Gerechtigkeit für alle, und deshalb sandte es kaiserliche Magistrate wie Vonvalt aus, um als fahrende Richter durch die entlegenen Dörfer und Weiler des Reiches zu reisen.

»Ich bin auf der Suche nach Junker Otmar Frost«, hörte ich Vonvalt vom hinteren Ende der Karawane rufen. Bressinger war bereits abgestiegen und winkte einen Jungen aus dem Dorf herbei, der sich um unsere Pferde kümmern sollte.

Einer der Bauern deutete wortlos auf das Herrenhaus. Vonvalt stieg ächzend ab. Patria Claver und ich folgten seinem Beispiel. Der Schlamm unter unseren Füßen war stahlhart.

»Helena«, rief mich Vonvalt zu sich. »Das Protokoll.«

Ich nickte und holte das Protokollbuch aus dem Wagen. Es war ein schweres Buch mit einem dicken, eisenbeschlagenen Ledereinband und einer mit einem Schloss versehenen Schließe. In diesem Folianten wurden alle anfallenden Rechtsangelegenheiten sowie Vonvalts wohlüberlegte Gerichtsurteile verzeichnet. Sobald es voll war, schickte man es in die Bibliothek des Rechts im fernen Sova, wo Beamte die Urteile durchgehen und sich vergewissern würden, dass das Richterrecht überall einheitlich angewendet worden war.

Ich brachte Vonvalt das Register, doch der hieß mich mit einem übel gelaunten Wink, es selbst zu tragen, und so gingen wir vier in Richtung des Herrenhauses. Nun erkannte ich auch, dass über der Tür ein Wappen hing, ein einfacher blauer Schild mit einem auf eine zerbrochene Lanze gespießten Eberkopf. Ansonsten war das Herrenhaus nicht weiter bemerkenswert und vermochte nicht im Mindesten an die riesigen Stadtpaläste und befestigten Landhäuser des Reichsadels in Sova heranzureichen.

Vonvalt hämmerte mit behandschuhter Faust gegen die Tür. Gleich darauf ging sie auf. Eine Magd, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als ich, stand in der Tür. Sie wirkte ängstlich.

»Ich bin Richter Junker Konrad Vonvalt vom kaiserlichen Magistratum«, erklärte Vonvalt, und ich wusste, dass er den sovanischen Akzent lediglich imitierte, denn eigentlich hatte er einen jägeländischen Einschlag; dieser hätte ihn jedoch als Emporkömmling verraten, ungeachtet seines Standes, und das wäre ihm peinlich gewesen.

Die Magd machte einen unbeholfenen Knicks. »Ich …«

»Wer ist da?«, rief Junker Otmar Frost von drinnen. Hinter der Türschwelle war es dunkel, und es roch nach Holzfeuer und Vieh. Ich beobachtete, wie Vonvalt geistesabwesend zu seinem Lavendeltuch griff.

»Richter Junker Konrad Vonvalt vom kaiserlichen Magistratum«, wiederholte er ungeduldig.

»Meiner Treu«, grummelte Otmar und erschien kurze Zeit darauf im Türrahmen. Er stieß die Magd umstandslos zur Seite. »Exzellenz, komm herein, komm herein, komm aus der Nässe und wärm dich am Feuer.«

Wir gingen hinein. Drinnen war es schmutzig. In einer Ecke des Zimmers stand ein Bett mit Fellen und Wolldecken und persönlichen Gegenständen, die auf eine Ehefrau hinwiesen, welche aber nicht anwesend war. In der Mitte brannte ein offenes Feuer, umrahmt von verkohlten und dreckverklumpten Teppichen, die aufgrund des Regens, der durch den offenen Rauchabzug tropfte, schimmelten. Eine Tischplatte auf Böcken am anderen Ende des Zimmers bot Platz für zehn Stühle, und daneben führte eine Tür in eine Küche. An den Wänden hingen schimmlige, verblichene, vom Ruß teilweise fast schwarze Tapeten, und auf dem Boden stapelten sich Teppiche und Felle. Am Feuer wärmten sich zwei große wolfsartige Hunde.

»Man hat mir mitgeteilt, dass ein Richter durch die Tolsburger Marken nach Norden reist«, sagte Junker Otmar, während er hektisch herumhantierte. Als tollischer Ritter und Edelmann war er in den Reichsadel erhoben worden – »die Hochmark nehmen«, wie man es nannte wegen der Vergünstigungen, die denjenigen zuteilgeworden waren, die sich den Legionen unterworfen hatten –, aber er hatte wenig gemein mit den gepuderten und verhätschelten Herrschaften in Sova. Er war alt, trug ein schmutziges Gewand...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2023
Reihe/Serie Die Chroniken von Sova
Übersetzer Simon Weinert
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Andrzej Sapkowski • Anthony Ryan • Bücher wie The Witcher • Dark Fantasy • Fantasy Abenteuer • Fantasy Krimi • George R. R. Martin • grim & gritty • High Fantasy Bücher • high fantasy reihe • high Fantasy Roman • High Fantasy Saga • Konrad Vonvalt • Richter
ISBN-10 3-492-60355-6 / 3492603556
ISBN-13 978-3-492-60355-3 / 9783492603553
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