Die Todesbotin (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
432 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60357-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Todesbotin -  Carina Schnell
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die junge Banshee Eerie arbeitet als Auftragskillerin für den Ältestenrat der magischen Wesen in Edinburgh. Sie ist berühmt-berüchtigt, und eine große Karriere steht ihr bevor - wäre da nicht die Tatsache, dass Eerie es ein wenig zu sehr genießt, unter Menschen zu leben. Als sie auf den Doktoranden Adam angesetzt wird, zögert sie zum ersten Mal, einen Auftrag auszuführen, denn sie ist von Anfang an von ihm fasziniert. Adam ist liebenswürdig und mutig und erscheint so gar nicht wie jemand, der es verdient hätte zu sterben ... Als eine grausame Mordserie die Stadt erschüttert, muss Eerie handeln, um zu beschützen, was ihr lieb und teuer geworden ist - und dabei alles hinterfragen, was sie bisher zu wissen glaubte.

Carina Schnell ist gelernte Übersetzerin, spricht mehrere Sprachen und hat in verschiedenen Ländern gelebt. Ihr Herz hat sie allerdings an Kanada verloren. Nach dem Abi lebte und arbeitete sie einige Zeit in Toronto und hat Familie in einem gewissen kleinen Küstenstädtchen namens St. Andrews-by-the-sea. Die unendliche Weite des Landes, die raue Schönheit der Natur und die Freundlichkeit der Einwohner inspirieren sie bei jedem Besuch aufs Neue. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie mit einem Kanadier verlobt ist. Aktuell lebt sie mit ihm und ihrer Katze in Deutschland in einem Häuschen am Waldrand und träumt von einer Blockhütte in der kanadischen Wildnis.

Carina Schnell ist gelernte Übersetzerin, spricht mehrere Sprachen und hat in verschiedenen Ländern gelebt. Ihr Herz hat sie allerdings an Kanada verloren. Nach dem Abi lebte und arbeitete sie einige Zeit in Toronto und hat Familie in einem gewissen kleinen Küstenstädtchen namens St. Andrews-by-the-sea. Die unendliche Weite des Landes, die raue Schönheit der Natur und die Freundlichkeit der Einwohner inspirieren sie bei jedem Besuch aufs Neue. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie mit einem Kanadier verlobt ist. Aktuell lebt sie mit ihm und ihrer Katze in Deutschland in einem Häuschen am Waldrand und träumt von einer Blockhütte in der kanadischen Wildnis.

Kapitel 1


Düstere Wolken zogen über den Himmel, getrieben vom ewigen Wind. Hier, in den Weiten der Highlands, war er allgegenwärtig. Mal peitschte er das spröde Gras, mal streichelte er es sanft. Und er spielte unablässig mit meinem Haar.

Ich kniete am Ufer eines Sees. Die Wolken zogen über die Oberfläche, perfekte Abbilder ihrer Gegenstücke am Himmel. Langsam tauchte ich die Fingerspitzen ins Wasser, erschuf kleine Wellen, die das Spiegelbild verzerrten. Eisige Kälte prickelte auf meiner Haut und verband sich mit dem vorfreudigen Kribbeln in meinem Inneren. All meine Sinne waren auf meine Aufgabe gerichtet, den Grund meines Aufenthalts an diesem seelenverlassenen Ort. Eigentlich hatte ich es rasch hinter mich bringen wollen, um schnellstmöglich wieder in die Zivilisation zurückzukehren, aber es fühlte sich überraschend gut an, wieder in den Highlands zu sein. Obwohl ich die endlose Weite und den tosenden Wind bereits vor Jahren hinter mir gelassen hatte, war alles nach wie vor vertraut. Die Luft schmeckte nach Heimat.

Plötzlich spürte ich noch etwas anderes Vertrautes, ein leichtes Pulsieren, das vom Wasser ausging. Der Geruch von Eisen und Weißdornblüten stieg mir in die Nase. Er vermischte sich mit dem Salzduft des nahen Meeres. Ich beugte mich vor und brachte mein Gesicht dicht an die Oberfläche. Dabei fiel mir das lange Haar über die Schultern. Die dunklen Spitzen waberten im Wasser wie Laichkraut.

Der Loch war so tief, dass er tintenschwarz wirkte. Trotzdem machte ich Bewegungen in der Dunkelheit tief unter mir aus. Ein leuchtendes Auge, ein langer Schweif, geschlitzte Kiemen. Meine Anwesenheit hatte die Bewohner des Sees angelockt. Wahrscheinlich hofften sie, etwas von meiner Beute abzubekommen.

»Nicht heute«, murmelte ich entschuldigend.

Dann hob ich den Kopf und strich mir das Haar hinter die Ohren, um zu lauschen. Noch war nichts zu hören als das Seufzen des Windes und der Schrei eines Falken. Nebelschwaden zogen zwischen den Bäumen hindurch, griffen mit eisigen Fingern nach meinen nackten Armen. Die Luft lag wie ein schweres Tuch über allem. Bald würden sich die Wolken ihrer Regenlast entledigen. Ich plante, bis dahin längst fort zu sein.

Mit den Augen suchte ich das nahe Birkenwäldchen nach einer Bewegung ab. Die moosüberzogenen Stämme drängten sich dicht an dicht, halb verkümmert an diesem windgepeitschten Ufer.

Da raschelte es im Unterholz.

Mein Kopf ruckte herum, meine Nasenflügel blähten sich. Ein grimmiges Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als sich das vorfreudige Kribbeln in mir verstärkte. Ich begab mich in Position, halb dem Loch und halb dem Birkenwäldchen zugewandt. Das schwarze Kleid breitete ich wie einen Fächer um mich aus. Mit den Fingern ertastete ich den Stoff des Hemdes, das neben mir im Gras lag.

Der Mensch näherte sich mir, wie Sterbliche es immer taten: Viel zu laut stampfte er durchs Unterholz, ohne Rücksicht auf die Tiere und Pflanzen in seiner Umgebung. Ein Specht flatterte auf, ein Hase huschte davon, eine Hochlandmaus zog sich in ihr Loch zurück.

Der Mensch hielt nicht einmal inne.

Jetzt konnte ich seinen rasselnden Atem hören. Sein Geruch nach Schweiß und feuchter Baumwolle drang mir in die Nase. Ich krallte die Finger in das Hemd, an dem noch ein wenig Körperwärme haftete. Nach einem letzten Blick über die Schulter tauchte ich den Stoff ins eisige Wasser des Sees. Abermals fuhr mir die Kälte wie ein Schock in die Glieder, und eine Gänsehaut breitete sich auf meinen nackten Armen aus. Doch mein Grinsen wurde nur noch breiter. Tief tauchte ich das Hemd des Sterblichen ins Wasser, rieb damit über die Steine am Ufer. Dabei summte ich eine verheißungsvolle Melodie vor mich hin.

Das Lied hatte ich bereits als Kind gekannt – eins der ersten Dinge, die ich an der Akademie gelernt hatte. Es erzählte von Schmerz und Verderben, von Todesqualen und dem letzten Aufbegehren gegen das Unausweichliche. Es handelte von der ablaufenden Lebenszeit des Sterblichen, der nun hinter mir durch die Bäume ans Ufer trat. Das Geräusch seiner Schritte brach abrupt ab.

Ohne hinzusehen, wusste ich, dass sein Blick auf das einst zinnoberrote Hemd in meinen Händen fiel. Nun, da es vollständig durchnässt war, hatte es die Farbe von getrocknetem Blut angenommen. Es war sein Hemd. Sein Geruch haftete daran, selbst jetzt noch, als der feuchte Stoff in meinen Händen schwer wurde.

Ich genoss, wie der Sterbliche schockiert den Atem anhielt, wie sein Herz schneller schlug. Sein Blick musste zwischen mir und dem Hemd hin- und herschießen.

Mein Lächeln wurde bedrohlicher, während ich mich zu ihm umdrehte. Als er mein Gesicht sah, entwich dem Mann ein spitzer Schrei. Er taumelte einige Schritte rückwärts und riss die Hände in die Höhe, als könnte er sich so vor mir schützen.

»Ich verkünde deinen Tod«, sagte ich mit schnarrender Stimme und funkelnden Augen. »In drei Tagen schlägt deine Stunde.« Bereits jetzt freute ich mich darauf, den Worten Taten folgen zu lassen, wenn ich ihn in drei Tagen aufspürte und tötete.

Der Mann schüttelte heftig den Kopf, griff sich an die Kehle. Hässliche rote Flecken hatten sich auf seinem Gesicht ausgebreitet, sein Atem ging stoßweise.

Mein Blick bohrte sich in seinen, ich brannte meine Botschaft in seine Seele. Er musste verstehen. Seine Tage waren von diesem Augenblick an gezählt. Es gab kein Entrinnen. Dieser Mann war das Zielobjekt des Rats, und er würde sterben, wie so viele Menschen vor ihm – durch meine Hand.

Der Mann starrte mich mit aufgerissenen Augen an. »Bean nighe«, entfuhr es ihm. Es war kaum mehr als ein ersticktes Keuchen. Ich nickte knapp und zeigte ihm meine spitzen Eckzähne. Er zitterte am ganzen Körper, der beißende Gestank von Urin drang mir in die Nase. Einen kurzen Moment starrte er mich noch mit geweiteten Pupillen an, dann warf sich der Sterbliche herum und rannte davon, als könnte er seinem Schicksal entfliehen. Ich sah ihm nach, bis er zwischen den Bäumen verschwand. Kaum vorstellbar, dass dieser verängstigte Mann mir und den meinen in Zukunft gefährlich werden könnte, wenn ich ihn nicht ausschaltete.

Erneut wandte ich mich dem Loch zu und ließ das Hemd los. Es wurde vom finsteren Wasser verschlungen. Etwas schoss heran und schnappte nach dem Stoff. Kurz darauf wurde das Hemd in die Tiefe gerissen. Sollten sich die Kelpies darum streiten.

Zufrieden stand ich auf und klopfte mir feuchte Erdbrocken vom Rock. Mit einem erleichterten Seufzen zog ich mir dann das Kleid über den Kopf. Immer wenn ich das rüschenbesetzte Monstrum aus dem vorletzten Jahrhundert abstreifte, fühlte ich mich zehn Kilo leichter. In den geschmeidigen Lederleggings und dem schwarzen Top, die ich darunter trug, konnte ich mich viel freier bewegen, aber das Kleid war Teil der Show für die Sterblichen.

Ich rückte den sgian dubh, meinen schwarzen Dolch, an dem Waffengurt um meine Hüfte zurecht und vergewisserte mich, dass sich meine sieben Wurfmesser weiterhin an ihren Plätzen befanden – vier in und an meinen Stiefeln, zwei an den Außenseiten meiner Oberschenkel, eins in meinem Ausschnitt. Das Haar flocht ich mit geübten Handgriffen zu einem Zopf und pustete mir den Pony aus der Stirn.

Dann sah ich mich um und versuchte mich zu erinnern, in welcher Richtung die nächste Menschensiedlung lag. Sie war zwar mehrere Meilen entfernt, aber ein Glas Whisky im Pub war genau das, was ich jetzt brauchte. Vielleicht auch mehr als eins, schließlich hatte ich nun drei Tage totzuschlagen, bevor ich den Auftrag beenden, den Sterblichen jagen und töten konnte. Drei Tage mitten im Nirgendwo.

Ich wandte mich in die Richtung, in der ich das Dorf vermutete. Allein bei dem Gedanken daran, wie sich der rauchige Geschmack des Whiskys auf meiner Zunge ausbreitete, brach das Belohnungssystem meines Gehirns in Jubel aus. Für Menschen hatte ich zwar nicht viel übrig, dafür aber für ihre Spirituosen.

Als ich mich vom Loch entfernen wollte, hörte ich ein Summen in der Luft und blieb abrupt stehen. Zuerst war es nicht mehr als ein fernes Vibrieren. Ein Mensch hätte es überhört.

»Scheiß mich ein Goblin an«, fluchte ich. Warum ausgerechnet jetzt?

Das Geräusch schwoll zu einem Brausen an, sodass ich mir am liebsten die...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Assassinin • Auftragskillerin • Banshee • Edinburgh • Fantasy für Frauen • Hexen • Jennifer Estep • Keltische Mythologie • Kim Harrison • New Adult Fantasy • Romantische Fantasy • Romantische Fantasy mit Action • Schottische Highlands • Schottische Mythologie • Schottland • Starke Frau • Urban Fantasy
ISBN-10 3-492-60357-2 / 3492603572
ISBN-13 978-3-492-60357-7 / 9783492603577
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 6,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich