Der Mitternachtspakt (eBook)

Roman

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
448 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60354-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Mitternachtspakt -  C. L. Polk
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Beatrice Clayborn wünscht sich nichts mehr, als eine große Magierin zu werden. Doch eigentlich soll sie einen reichen Mann heiraten, um ihre Familie vor dem Ruin zu retten. Das hieße, ihre Magie aufzugeben. Um diesem Schicksal zu entgehen, geht Beatrice einen Pakt mit Nadi, dem Geist des Zufalls, ein, der ihr helfen soll, ein mächtiges Zauberbuch zu erlangen. Dafür darf Nadi einen Abend lang in ihrem Körper auf einem Ball tanzen, Kuchen essen und Beatrices ersten Kuss miterleben. Als der Geist sich den gut aussehenden Ianthe Lavan aussucht, wirbelt das Beatrices Pläne gehörig durcheinander.

C. L. Polk (Pronomen: they/them) hat nach einem vorzeitigen Abgang von der High School schon als Filmstatist:in gearbeitet, Gemüse auf der Straße verkauft und exotische Insektenarten für eine riesige Schmetterlingssammlung identifiziert, bevor das Schreiben von Fantasy-Romanen zur Hauptbeschäftigung wurde. Zu C. L.s vorherigen Werken gehört die »Kingston«-Reihe, die mit dem World-Fantasy-Award-Gewinner »Witchmark« begann.

C. L. Polk (Pronomen: they/them) hat nach einem vorzeitigen Abgang von der High School schon als Filmstatist:in gearbeitet, Gemüse auf der Straße verkauft und exotische Insektenarten für eine riesige Schmetterlingssammlung identifiziert, bevor das Schreiben von Fantasy-Romanen zur Hauptbeschäftigung wurde. Zu C. L.s vorherigen Werken gehört die »Kingston«-Reihe, die mit dem World-Fantasy-Award-Gewinner »Witchmark« begann.

Kapitel I


Die Kutsche näherte sich der Booksellers’ Row, und Beatrice Clayborn atmete voller Hoffnung ein, bevor sie ihren Zauber wob. Während die Equipage über die moosbewachsenen Pflastersteine rumpelte, hielt sie den Kopf erhoben, den Rücken gerade und die Hände in den Taschen, wo sie ihre Finger zu den geheimnisvollen Gesten formte. Sie wohnte nun seit drei Tagen in Bendleton, und obwohl es mit seinen eleganten Bauwerken und den sauberen Straßen sicherlich der hübscheste Käfig war, in den man gesperrt werden konnte, hätte Beatrice alles gegeben, um woanders zu sein – egal wo, Hauptsache nicht hier, in dieser Stadt zu Beginn der Ballsaison, diesem elenden Heiratsmarkt.

Sie atmete die Suchranken ihres Zaubers aus, tastete damit über die vorbeiziehenden Ladenfronten. Wenn ihr doch bloß ein Wunder über die Haut striche und in den Ohren kitzelte …

Aber nein. Kein Flimmern, kein Jucken – und das, obwohl sie bei der Rook-Tower-Buchhandlung vorbeifuhren, bei P. T. Williams und Söhne und am gefeierten Haus von Verdeu, das mit all seinen Bänden ein ganzes Drittel des Häuserblocks einnahm.

Beatrice seufzte. Kein Wunder, keine Freiheit, keine Hoffnung. Doch als sie von der Booksellers’ Row in eine graue namenlose Gasse einbogen, erblühte Beatrice’ Zauber mit einem Mal: da! Ein Grimoire! Noch wusste sie nicht, was dieses Zauberbuch enthielt, doch allein das Gefühl genügte, um ein Lächeln zum Himmel zu senden und die Glocke neben ihrem Sitz zu betätigen.

»Kutscher, anhalten!« Sie glitt aus dem Polstersitz der Equipage und wollte schon auf die Straße springen. »Clara, kannst du die Anprobe für mich erledigen?«

»Miss Beatrice, bitte nicht!« Clara hielt Beatrice’ Handgelenk fest. »Es muss doch Ihnen passen!«

»Du hast genau meine Größe, deshalb wird es überhaupt keinen Unterschied machen«, sagte Beatrice. »Außerdem liegt dir das mit den Farben und Rüschen und all dem sowieso besser als mir. Ich brauche auch nur ein paar Minuten, versprochen.«

Clara schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie die Verabredung im Kapitularhaus nicht. In der Schneiderei mag ich noch Ihren Platz einnehmen können, aber nicht dort! Schließlich sollen Sie dort Danton Maisonette treffen!«

Beatrice würde sich dieses Buch auf gar keinen Fall entgehen lassen. Deshalb tätschelte sie bloß Claras Hand und versuchte, sich aus ihrem Griff zu winden. »Ich bin pünktlich da und verspreche, nicht zu trödeln. Aber erst muss ich ein Buch kaufen.«

Clara legte den Kopf schief. »Ausgerechnet hier?«

»Dieser Buchhandlung habe ich schon vor einiger Zeit geschrieben«, log Beatrice. »Was für ein Glück, dass sie auf unserem Weg liegt. Es wird keine zehn Minuten dauern.«

Mit einem Seufzer löste Clara ihren Griff um Beatrice’ Handgelenk. »Na gut.«

Der Kutscher eilte heran, um Beatrice aus dem Wagen zu helfen, doch sie sprang trotz des recht engen Schnürmieders auf die Straße und bedeutete ihm, weiterzufahren. »Danke vielmals! Fahren Sie ruhig weiter!«

Sie wirbelte auf den hohen, grazilen Absätzen herum und betrachtete die Ladenfront. Harriman’s war genau die Buchhandlung, nach der Beatrice in einer neuen Stadt suchte: Sie wurde von Leuten betrieben, die es nicht ertragen konnten, irgendein Buch wegzuwerfen, solange es noch intakt genug war, um es zu stapeln oder in ein Regal zu stellen. Beatrice spähte durch das Schaufenster und genoss den leichten Schmerz und das Kribbeln in ihren Ohren, all diese Begleiterscheinungen ihres Zaubers, die ihr signalisierten, dass in den Büchertürmen ein neues Grimoire auf sie wartete. Monate waren vergangen, ohne dass sie ein neues gefunden hatte.

Die Türklingel schellte, als Beatrice in den Herrschaftsbereich derer trat, die kein Buch wegwarfen. Harriman’s! O Staub und Tinte und Lederbindung, o Landkarten, Sternenbilder und Balladenbüchlein! Und irgendwo mittendrin das Grimoire! Dem Angestellten in Hemd und Weste, der an der Kasse stand, schenkte sie ein entwaffnendes Lächeln.

»Ich sehe mich nur mal um!« Sie stapfte schnurstracks an dem Mann vorbei. Mit kribbelndem Daumen strich sie über Bücherstapel und vollgestopfte Regale. Sie atmete den Geruch von altem Papier und jenen zarten Regen-auf-moosbewachsenen-Steinen-Duft ein, den ihre Magie mit sich brachte. Sie suchte weder nach seriösen Romanen noch nach sittsamer Lyrik, sondern nach jenen Werken, von denen junge Frauen in ihren Boudoirs oder Salons kaum zu flüstern wagten: nach Grimoires.

Das begehrte Buch befand sich hier irgendwo! Doch sie durfte die Suche nicht überstürzen, durfte sich von ihren Sinnen nicht zu jenem Stapel ziehen lassen, in dem sich der Band eines John Estlin Churchman, J. C. Everworth oder vielleicht auch eines E. James Curtfield befand. Diese Initialen, J. E. C., zierten alle Titel ihrer bescheidenen und gut versteckten Sammlung. Hielte sie geradenwegs auf ihr Ziel zu, würde sich der Angestellte womöglich wundern, dass sie in dem Chaos so rasch fündig geworden war. Deshalb stöberte sie in der Abteilung für schöngeistige Literatur, für Geschichte und sogar für Okkultismus. Letzteres hatte ihr schon oft missbilligende Blicke eingetragen, da es sich für eine junge Damen nicht schickte, sich ins Reich der Magie vorzuwagen.

Wenn sie nur daran dachte, wie unverschämt man sie ausschloss, platzte ihr der Kragen. Frauen durften der Magie nur als einsame Witwen und Greisinnen nachgehen, nicht aber, wenn sie ihren nobelsten Daseinszweck noch zu erfüllen imstande waren. Das Kapitularhaus war ihr letzten Endes versperrt, wohingegen sich ein Mann mit den richtigen Verbindungen und der nötigen Bildung mühelos Zutritt zum Kreis Gleichgesinnter verschaffen konnte. Alle Menschen mit der entsprechenden Gabe sahen die magische Aura, die um Beatrice’ Haupt strahlte – und die sie zu einer ganz hervorragenden Kandidatin machte, die Magier der nächsten Generation auszutragen.

Oh, wie sie das hasste! An eine derart profane Aufgabe geknebelt zu sein und ihre Magie verkümmern zu lassen, bis sie dann endlich an ihrem Lebensabend den Weg verfolgen durfte, den sie schon jetzt beschreiten wollte! O nein, nicht mit ihr! Beharrlich suchte sie nach einem Werk mit den Initialen J. E. C., im Übrigen keinesfalls ein Mann, sondern wie sie eine Zauberin, noch dazu eine, die eine ganze Reihe von einschlägigen Bänden verfasst hatte, welche von der Kritik aber allesamt als unverständlich abgetan worden waren.

Und das waren sie auch für all jene, die den Code nicht kannten. Beatrice hingegen konnte ihn auswendig. Sie zog eine verstaubte Ausgabe von Erinnerungen an die Jyische Küste von Llanandras aus dem Regal, klappte sie auf und raunte den Spruch, der alles außer der Wahrheit, die sich in den Druckbuchstaben versteckte, verblassen ließ. Sie las:

 

Wie man einen größeren Geist ruft und den großen Pakt unterbreitet

 

Mit einem Knall schloss sie das Buch und bezwang den freudigen Gickser, der ihrer Kehle entfahren wollte. Ganz still stand sie da und ließ ihr Herz weit werden, während sie das Buch an die Brust drückte und das Odeur von Druckerschwärze und Magie einatmete. Dies war das Grimoire, das sie nach Jahren des Suchens und geheimer Studien brauchte. Wenn sie nun den Geist anrufen und ein Bündnis eingehen würde, dann würde sie vollbracht haben, was auch die männlichen Adepten des Kapitularhauses anstrebten! Dann wäre sie eine voll initiierte Magierin.

Mehr wollte sie nicht. Kein Mann würde sich auf eine Frau wie sie einlassen. Ihr Vater würde den Vorteil erkennen, ihren größeren Geist für seine Geschäftsinteressen zu nutzen. Sie würde frei sein. Eine Magierin. Ein Wunder, das Wirklichkeit geworden wäre.

Den Sitz ihrer Familie würde sie zwar nie mehr verlassen können, aber das kümmerte sie nicht. Sie könnte der Sohn sein, den ihr Vater niemals hatte, während ihre jüngere Schwester Harriet an ihrer Stelle die Ballsaison bestreiten konnte. Harriet würde den Mann ihrer Träume heiraten, sie aber ihre Studien fortführen. Ohne das Joch der Ehe.

Mit einem Rückwärtsschritt trat sie vom Regal weg, wandte sich dann um und prallte beinahe in eine weitere Kundin. Beide wichen mit einem überraschten Aufschrei auseinander und starrten einander konsterniert an.

Beatrice musterte die Frau, eine große, schlanke...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2023
Übersetzer Judith C. Vogt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Bridgerton • Fantasy für Frauen • Fantasy Neuerscheinung 2023 • Fantasy Romance • Feministische Fantasy • historische Fantasy • Magierinnen • Regency Romance • Romantasy • Romantic Fantasy • starke Heldin • Theodora Goss • V. E. Schwab
ISBN-10 3-492-60354-8 / 3492603548
ISBN-13 978-3-492-60354-6 / 9783492603546
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