Die Schuld, die uns verfolgt (eBook)

Kriminalroman | Rau, düster, rasant - die Berlin-Brandenburg-Krimireihe vom Bestsellerautor!
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60388-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Schuld, die uns verfolgt -  Alexander Oetker,  Thi Linh Nguyen
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Ein Banküberfall mit Geiselnahme in Brandenburg, eine Kindesentführung in Berlin - zwei Verbrechen, eine heiße Spur. An einem brütend heißen Sommertag wird in Berlin-Wedding ein kleines Mädchen entführt. Zur gleichen Zeit ereignet sich im brandenburgischen Rheinsberg in einer kleinen Bankfiliale ein Überfall mit Geiselnahme. Zwei Fälle, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, aber im Verborgenen zusammenhängen. Als an diesem Morgen bei Linh-Thi Schmidt, Deutsch-Vietnamesin und Polizeioberkommissarin in Rheinsberg, und ihrem Ehemann Adam Schmidt, Kriminalhauptkommissar der Berliner Polizei, die Diensthandys klingeln, ahnen sie noch nicht, was ihnen bevorsteht: ein Tag, der sie beide an ihre Grenzen bringt und Erinnerungen weckt an jene alte Schuld, die Adam und Linh-Thi zusammengeführt hat und seither verfolgt. Der erste Fall für das deutsch-vietnamesische Ermittlerpaar, meisterhaft erzählt vom neuen Krimi-Erfolgsduo, SPIEGEL-Bestsellerautor Alexander Oetker und Ti Linh Nguyen! Thi Linh Nguyen, 1991 im vietnamesischen Bac Ninh geboren, kam mit drei Monaten nach Deutschland und wuchs in Berlin-Marzahn auf. Dieser Krimi ist ihr Debüt. Alexander Oetker, geboren 1982 in Berlin, ist Bestsellerautor französischer Kriminalromane und Preisträger der DELIA für den besten Liebesroman 2022. Er hat Thi Linh Nguyen unterstützt, ihre Geschichte in diesem Krimi zu erzählen. Düster, rau und hochspannend - »Die Schuld, die uns verfolgt« ist der perfekte Krimi für Fans von Wolfgang Schorlaus Dengler-Reihe und der Serien »Im Angesicht des Verbrechens« und »4 Blocks«.

Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift 'Der Feinschmecker'. Seine Krimis und Romane sind Erfolgsgaranten im Buchhandel; für 'Mittwochs am Meer' erhielt er die DELIA, den Literaturpreis für den besten Liebesroman des Jahres. Er ist zudem Träger des Deutsch-Französischen Freundschaftspreises. Alexander Oetker lebt en famille in Brandenburg, Berlin und an der französischen Atlantikküste.

Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift "Der Feinschmecker". Seine Krimis und Romane sind Erfolgsgaranten im Buchhandel; für "Mittwochs am Meer" erhielt er die DELIA, den Literaturpreis für den besten Liebesroman des Jahres. Er ist zudem Träger des Deutsch-Französischen Freundschaftspreises. Alexander Oetker lebt en famille in Brandenburg, Berlin und an der französischen Atlantikküste.

3


»Sie wollen das Junge Konto eröffnen?«

Die Frau mit den hellrot gefärbten Haaren nickte heftig. Frau, dachte Tina Kaminske. Das stimmte doch gar nicht. Hinter dem Tresen stand ein Mädchen, ein hochschwangeres Mädchen genauer gesagt, das sie mit einer Mischung aus unsicherem Stolz und schlecht verstecktem Zweifel ansah.

Hinter ihr stand ein Mann mit verschwitztem T-Shirt, zerrissener Jeans und einem tief in die Stirn gezogenen Basecap, der blass aussah und dessen unreine Haut ihr einen Schauder über den Rücken jagte. Sie kannte beide vom Sehen, der Kerl machte irgendwas bei der Gemeinde und war älter, als er aussah. Die Teeniemutter war aus einer der kleinen Siedlungen im Wald, die aus drei Häusern und einer Bushaltestelle bestanden. Schon vor acht oder neun Jahren hätte Tina Kaminske auf genau diesen Fortgang der Ereignisse gewettet, damals war das Mädchen höchstens zehn und lief rauchend im Arm eines Jungen durchs Dorf.

»Haben Sie denn einen Termin?«, fragte Tina Kaminske. Sie siezte, wen sie nicht genau kannte, schließlich war sie Bankkauffrau.

Diesmal flogen die hellroten Haare von links nach rechts.

 

Einen Termin!, dachte Sarah Krämer. Sie hatte es Benny doch gesagt. Sie hätten einen Termin gebraucht. Da kann man sich nicht einfach morgens entscheiden und herkommen. Andererseits: Das hier war eine Sparkasse, und sie brauchte ein Konto. Wofür sollte sie denn einen Termin brauchen? Sollte die Tante am Empfang ihr doch gleich sagen, dass sie Mädels ohne Job und mit Baby im Bauch kein Konto gaben – dann könnte sie sich den ganzen Quatsch sparen. Aber sie brauchte nun mal ein Konto, schon fürs Kindergeld, was sie bald kriegen würde. Dann gleich zweimal. Für sich selbst. Und für den Wurm in ihrem Bauch. Benny sei Dank.

Wie sie es hasste, wenn man sie so musterte, wie diese Frau hinter dem Schalter es tat. Da lag alles drin in diesem Blick: Die Frau schaute so, als hätte sie die Klugheit mit Löffeln gefressen, als könnte sie sich über sie erheben. Teeniemutter, pah!, dachte die bestimmt. Hinzu kam das Wissen, dass dieses künftige Konto stets so gut wie leer sein würde, bei null oder knapp darüber – und zwar nur deshalb, weil die Sparkasse einer jungen arbeitslosen Mutter nie im Leben einen Dispo einräumen würde. Und dann war da noch Mitleid in diesem Blick. Mitleid. Das war das Schlimmste.

»Hm, unser Filialleiter telefoniert noch. Er ist nur zweimal die Woche hier, wissen Sie? Und er kümmert sich persönlich um die Kontoeröffnungen. Aber wenn er fertig ist, dann frage ich, ob er Sie zwischenschiebt, in Ordnung? Wollen Sie sich so lange dort hinsetzen? Gibt zwar nur einen Stuhl, aber Ihr Freund kann ja stehen.«

Sarah wandte sich um und erblickte den Holzstuhl in der Ecke neben der Tür. Auf einmal fand sie die Frau gar nicht mehr so schlimm.

 

»Sie brauchen sich nicht so viel Mühe geben beim Unterschreiben, Frau Müller. Ich sehe doch, dass Sie es sind. Nachname reicht.«

Tina Kaminske lächelte die alte Frau an, die am Nachbarschalter damit beschäftigt war, Formulare auszufüllen. Sie musste sich zusammenreißen, um der Dame nicht den Stift aus den zittrigen Fingern zu nehmen, mit dem sie, auf ihren Rollator gestützt, ihren vollen Namen schrieb, so ordentlich, wie sie glaubte, dass es in einer Bank nötig war. Dabei war Henriette Müller einundneunzig Jahre alt und würde sicher nicht versuchen, die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin zu betrügen – dessen war sich Tina Kaminske absolut sicher. Sie hatte Frau Müller schon durchs Dorf spazieren sehen, als sie selbst noch als kleines Mädchen auf ihrem Klapprad herumgefahren war.

»Darf ich die Überweisung schon haben? Danke …« Sie nahm das Formular entgegen. Zwanzig Euro für Vier Pfoten las sie, wieder einmal eine alte Dame, der die Fotos von den traurig blickenden Hunden auf den Werbebroschüren so zugesetzt hatten, dass sie ihr Geld dafür einsetzte, den Tieren zu helfen.

»Und dann würde ich noch siebzig Euro mitnehmen«, sagte Henriette Müller. »Können Sie es etwas kleiner machen?«

»Natürlich, Frau Müller«, sagte Tina Kaminske und tippte auf der Tastatur des Computers herum. »Ein Zwanziger und der Rest in Zehnern?«

»Genau, junge Frau.«

 

Siebzig Euro. Jede Woche am Montag hob Henriette Müller genau siebzig Euro ab. Damit würde sie über die Woche kommen. Das passte genau für den Einkauf im Nahkauf: zwei Packungen Toastbrot, drei Gurken, ein Stück Butter, zweimal H-Milch, eine Dose Königsberger Klopse, eine kleine Flasche Eierlikör, ein bisschen Aufschnitt aus der Frischetheke und das Thüringer Pflaumenmus, das sie seit 1970 aß. Nach der Wende hatte sie es nur einmal gegen das von Zentis ausgetauscht, aber das hatte ihr gar nicht geschmeckt. Viel zu süß, keine Stückchen. Leer gegessen hatte sie das Glas trotzdem.

Das Mittagessen brachte der Fahrer vom Menüservice. Mehr gab es eigentlich nicht zu bezahlen. Bis auf die fünf Euro, die sie der Pflegerin zusteckte, die immer am Donnerstag kam, um einmal durchzusaugen und das Bad zu wischen. Die verdiente so wenig Geld, die freute sich über jeden Euro. Henriette Müller hingegen hatte mehr, als sie zum Leben brauchte – ihre eigene Rente und die Witwenrente für ihren Gerhard, der vor vierundzwanzig Jahren gestorben war. Als Vorarbeiter in einer Leiterfabrik hatte er immer gut verdient. Seine Kriegsversehrtenrente bekam sie auch noch. Viel mehr Geld, als sie brauchte, so war es. Wenn sie doch nur etwas damit anzufangen wüsste.

Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie zusammenzucken, obwohl sie eigentlich schwer hörte. Aber dieses dumme Weib hörte sie. »Guten Morgen, liebe Frau Kaminske! Oh, und guten Morgen, liebe Frau Müller.«

Henriette Müller drehte sich nicht um und sah erst auf, als die Dame in dem dunkelblauen Kostüm neben ihr stand und zu ihr herunterschaute. Dame – pah, so sah die sich sicher selbst, in diesem Designerfummel! Und dazu auch noch eine riesige Sonnenbrille, die sie sich in ihr auftoupiertes, aber viel zu dünnes Haar gesteckt hatte. Eine Dame war die ganz und gar nicht!

Henriette Müller kannte sie noch als picklige Teenagerin, die sich vor der Wende immer aufgespielt hatte, weil ihr Vater der Bürgermeister gewesen war und der finsterste Stasi-Knecht, den es im ganzen Ruppiner Land gegeben hatte. Nach der Wende war seine Macht schneller weg gewesen, als er BRD sagen konnte. Das hatten zumindest alle im Dorf gedacht. Doch es war anders gekommen. Er hatte sich nur gut geduckt und gewartet, bis die Entstasifizierungswelle über ihn hinweggerollt war. Als niemand mehr darüber sprach, hatte er so viel Geld und neue Weggefährten eingesammelt, dass er einfach weitermachen konnte wie vorher. Bis ihn ein Herzinfarkt am Steuer an eine alte Kastanie gesemmelt hatte. Die arme Kastanie.

Schon eine Woche später hatte seine Tochter seinen Posten übernommen. Nun war Janine Kukrowski die Ortsteilbürgermeisterin von Flecken-Zechlin.

 

»Morgen, Frau Kukrowski! Ich mache nur noch Frau Müllers Überweisungen fertig, dann bin ich gleich für Sie da, in Ordnung?«

»Ja, lassen Sie sich Zeit«, antwortete die Ortsteilbürgermeisterin, aber in ihrer Stimme schwang noch eine andere Aussage mit: Aber nicht zu viel. Schließlich bin ich eine Frau mit Terminen, während die Alte nur noch eine Empfängerin sozialer Leistungen ist.

Tina Kaminske konnte die Kukrowski auf den Tod nicht ausstehen. Gewählt hatte sie sie trotzdem vor zwei Jahren, schon zum dritten Mal. Stand ja kein anderer auf dem Zettel. Wer wollte diesen undankbaren Job auch machen? Kaum Geld und dafür stundenlange Sitzungen, ständig Streit mit den Gemeindevertretern und dazu noch diese schrecklichen Bürgersprechstunden. Das konnte man nur aushalten, wenn man einen Mann hatte, der gut verdiente. Dann ließ sich entspannt Hof halten in dem winzigen Rathaus gegenüber der Kirche und nach Feierabend im riesigen Audi Q 5 durch die Ortsteile juckeln.

»Ach, ich hab mich verschrieben«, sagte Henriette Müller und stöhnte.

»Lassen Sie mich sehen, das geht bestimmt.«

»Nein, nein, ich mache es noch mal«, antwortete die alte Dame in einem Ton, der Tina Kaminske befahl, sich wirklich nicht einzumischen. ...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2023
Reihe/Serie Schmidt & Schmidt
Schmidt & Schmidt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alexander Oetker • Alex Lepic • Arne Dahl • Banküberfall • Berlin • Berlin-Krimi • Brandenburg • Commissaire Lacroix • düster • Ermittlerduo • Ermittlerkrimi • Ermittlerteam • Erpresser • Kindesentführung • Kriminalroman • Krimi Neuerscheinungen • Linus Geschke • Luc Verlain • Polizei • Polizeiruf 110 • spannend • SPIEGEL-Bestsellerautor • starke Ermittlerin • Tatort • Thriller • vietnamesische Ermittlerin • Wettlauf gegen die Zeit
ISBN-10 3-492-60388-2 / 3492603882
ISBN-13 978-3-492-60388-1 / 9783492603881
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