Arkham Horror: Düstere Ermittlungen - Die gesammelten Novellen Band 2 -  Jennifer Brozek,  Richard Lee Byers,  Amanda Downum

Arkham Horror: Düstere Ermittlungen - Die gesammelten Novellen Band 2 (eBook)

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2024 | 1. Auflage
496 Seiten
Cross Cult (Verlag)
978-3-98666-341-4 (ISBN)
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Die Ermittler von Arkham Horror sind in dieser zweiten Novellen-Sammlung die einzige Hoffnung der Menschheit gegen monströse Schrecken aus der Leere. Enthält drei herrlich schaurige Abenteuer: - Eine Behandlung gegen die schrecklichen Albträume einer Patientin durch die Psychologin Carolyn Fern reißt ein Tor zu den Traumlanden und den Alten Göttern auf. - Die geheimnisvollen Bücher der Miskatonic University sind eine unwiderstehliche Verlockung für den Bühnenmagier Dexter Drake und seine Assistentin Molly Maxwel. Doch schon bald fallen sie dunklen Mächten zum Opfer. - Als die Autorin Gloria Goldberg Arkham besucht, um den unvollendeten Roman ihres Schriftstellerkollegen fertig zu schreiben, entweichen seine Worte von den Seiten und beginnen Arkham zu verwandeln. Außerdem gibt es die Origin-Geschichten der Ermittler aus den Tiefen des Arkham Horror-Archivs.

KAPITEL 1


Es gibt Ereignisse und Menschen, die verändern das eigene Leben für immer. Allerdings erkennen wir nur selten, dass das gerade geschieht. Meine Perspektive, meine Weltsicht, mein Leben wurden dermaßen auf den Kopf gestellt, dass ich mich praktisch dazu gezwungen sehe, niederzuschreiben, was geschehen ist. Ich werde mich an diese Woche stets als einen Wendepunkt erinnern. Und ich werde mich immer an Josephine erinnern, die der Auslöser für diese Veränderungen war.

Es begann, wie all diese Geschichten beginnen: an einem ganz gewöhnlichen Tag. Meine regulären Patienten hatte ich alle schon gesehen. Dann jedoch traf ich auf meine neueste Patientin, Miss Josephine Ruggles. Unsere erste Begegnung war gleich ein Paradebeispiel in Sachen Machtdynamik zwischen Patient und Arzt.

Josephine, die Erbin des Ruggles-Publishing-Vermögens, saß auf der Kante eines dick gepolsterten Sessels, den Rücken gerade und das Kinn gehoben. Sie war noch nicht zu einer dieser namenlosen, traurigen Gestalten der Anstalt geworden, die mit schlaffen Schultern und leeren Augen durch die Korridore schlurften. Nach wie vor trug sie ein edles Leinenkleid, dessen hellgelbe Farbe ganz wunderbar zu dem warmen Mittelbraun ihrer Haut passte. Ihre ebenholzschwarzen Locken wurden von einer Schleife zusammengehalten. Ein kleines goldenes Kreuz hing um ihren Hals.

Auf den ersten Blick war Josephine eine schöne junge Frau von guten Manieren und tadelloser Herkunft. Zumindest wenn man den blassblauen Morgenmantel ignorierte, den sie über ihrem Leinenkleid trug. Oder die dunklen Ringe unter den tief in den Höhlen liegenden braunen Augen. Oder das schwache Zittern ihrer Hände, die sich an den Brokatstoff eines Gewands klammerten, das man für gewöhnlich nicht außerhalb des eigenen Schlafzimmers zeigte.

Ihr Leiden – Albträume, die blutige Spuren hinterließen – schien anfangs ein simpler Fall von Selbstverletzung zu sein. Dann sah ich mir diese Wunden genauer an. Der menschliche Geist vermag einiges, aber ich habe noch nie gesehen, dass er solche Wunden hervorgerufen hätte.

Wie wenig ich doch ahnte, dass ihre Wunden nur das erste von vielen Mysterien sein würden, denen ich mich, während Josephine in meiner Obhut weilte, gegenübersehen würde.

»Sie glauben mir nicht, Doktor Fern.« Josephine hatte eine angenehme tiefe Altstimme, wenngleich ihr die Erschöpfung eine raue Note verlieh.

Ihre Herausforderung verfolgte nur einen Zweck: das Terrain abzustecken. Unglauben würde zu Misstrauen führen, während Glauben dem Patienten gestattete, den Arzt zu manipulieren. Ich ließ mich nicht darauf ein. »Unsere erste Sitzung hat noch nicht einmal begonnen, Miss Ruggles.« Während Josephine darüber nachdachte, sah ich mir an, welche Medikamente meine neue Patientin bekam. Alle sollten ihr seligen, traumlosen Schlaf schenken.

Josephine deutete auf die Notizen in meinen Händen. »Sie hat begonnen, als Sie anfangen haben, die da zu lesen, Doktor. Sie glauben mir nicht.«

Was sollte ich nicht glauben? Meine Patientin litt unter Albträumen, trotz der Medikamente, die sie nahm, um genau das zu verhindern, und sie verletzte sich dabei im Schlaf selbst. Etwas an der Art, wie sie »Doktor« gesagt hatte, warf in mir die Frage auf, wie ihre Begegnungen mit Doktor Mintz verlaufen waren. Vielleicht rührte ihre aggressive Art daher.

In den Aufzeichnungen über sie gab es keine Auffälligkeiten. Andererseits waren viele seiner fragwürdigeren Experimente niemals in den offiziellen Akten vermerkt worden. Es gelang mir, meine Abscheu nicht zu zeigen, während ich mich im Sessel neben dem von Josephine niederließ. »Ich bin ganz Ohr. Bitte erzählen Sie mir, was ich Ihnen Ihrer Meinung nach nicht glaube.«

Josephine seufzte. »Diese Wunden – die Worte auf meinem Rücken. Sie glauben mir nicht, dass sie von diesen Dingen in meinen Träumen verursacht worden sind. Obwohl sie sich an Stellen befinden, die ich nicht erreichen kann. Obwohl sie so frisch und sauber aussehen, als wären sie von einer Druckerpresse eingestanzt worden.«

Natürlich war nichts von dem, was Josephine da behauptete, möglich. Zu Beginn gewähre ich meinen Patienten allerdings stets einen Ausweg aus ihren Fantasien. Eine Möglichkeit, ihre Aussagen zu beweisen oder zu widerlegen. »Ich habe Ihre Wunden noch nicht gesehen. Ich kann sie daher nicht beurteilen.«

Josephine schoss in die Höhe, wie an Marionettenfäden hochgezogen. Sie wandte mir den Rücken zu und öffnete ihren Mantel. Während das Kleidungsstück beinahe lautlos zu Boden glitt, wurde der Grund ersichtlich, warum sie es trug. Die Rückseite ihres Leinenkleids war rötlich-braun verfärbt. Die Reihen nässender Wunden hinterließen ihr Abbild auf dem Stoff. Sie wirkten sehr sauber und akkurat. Obwohl es ungewöhnlich für Patienten war, bei selbst verursachten Wunden so präzise vorzugehen, war es nicht undenkbar.

»Malachi. Er hat mir gesagt, dass Sie es verstehen könnten. Dass Sie damals versucht haben, ihm zu helfen.«

Ich hatte gerade Josephines Rücken und die hieroglyphenartigen Blutflecken auf dem Leinen untersucht – nun zuckte ich zurück.

»Malachi?« Wie war es möglich, dass sie den Namen meines ermordeten Patienten aus dem Sanatorium in Providence kannte? Es war völlig ausgeschlossen, dass sie ihn gekannt hatte, einen Herumtreiber auf der anderen Seite des Bundesstaats.

»Ja, Malachi. Er hat mich eine Weile in meinen Träumen besucht. Nun ist er fort. Ich habe ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.« Die gut aussehende Frau drehte sich in einer kontrollierten, fließenden Bewegung um – ein weiteres Zeugnis ihrer inneren Stärke und Geisteskraft, die noch nicht von der Anstalt gebrochen worden waren. »Verstehen Sie es? Glauben Sie mir?«

Das tat ich nicht. Sie hatte in ihren Träumen mit Malachi gesprochen? Wie sollte das möglich sein? Natürlich gar nicht. Josephine konnte nicht mit meinem ermordeten Patienten gesprochen haben. Das wäre lächerlich gewesen. Sie musste einen anderen Malachi meinen. Schließlich sprach sie von Begegnungen in Träumen.

Ich verbarg meine Verwirrung, indem ich Josephines Morgenmantel aufhob und dann auf die Beine kam. Mit einem sanften Lächeln, das meinen inneren Aufruhr verbarg, reichte ich ihn ihr. »Vielleicht sollten wir ganz von vorn anfangen. Tun Sie so, als wüsste ich gar nichts. Und dann sehen wir weiter.«

Eine ganze Weile sah mich Josephine einfach nur an. Dann nahm sie das Kleidungsstück entgegen und streifte es wieder über. Sie nickte knapp. »Von Anfang an also. Soweit es einen gibt.«

Mein eigener Herzschlag dröhnte in meinen Ohren, als ich mich wieder hinsetzte. Ich versuchte, jeden Gedanken an Malachi zu verbannen. Meine Patientin stand hier vor mir. Sie brauchte meine Hilfe. Wenn ich nur genau genug zuhörte, würde ich ihr wahres Problem schon erkennen. Ich richtete meine Aufmerksamkeit voll und ganz auf sie.

Fünf Herzschläge später schloss sich Josephine mir an, nun wieder ganz die gelassene junge Dame aus der feinen Gesellschaft. Doch sosehr sie sich auch um ein ruhiges, kontrolliertes Auftreten bemühte, die Fassade bekam zunehmend Risse: Unbewusst zuckten ihre Blicke in meinem Büro umher und verweilten kurz auf den Fenstern und der Tür, als prüfe sie die Fluchtwege. Wenn ich nicht schnell handelte, würde ich sie an die Anstalt verlieren.

»Wie ging es los …? Vor drei Wochen schreckte ich nachts schreiend aus dem Schlaf auf. Noch während das Dienstmädchen ins Zimmer geeilt kam, verblasste der Albtraum bereits. Heute erinnere ich mich nur noch an eine Spirale aus Symbolen und ein Labyrinth in einem Wald.« Josephine unterbrach sich und sah mich an.

Mit einem Nicken ermunterte ich sie fortzufahren. Einstweilen sagte ich nichts dazu, auch mein Stift blieb still. Bis jetzt war an der Geschichte nichts außergewöhnlich. Das Gefühl von Verlorensein oder Kontrollverlust. Ich fragte mich, was vor drei Wochen geschehen war, um es auszulösen. Ich musste herausfinden, was sich in ihrem Leben geändert hatte.

»Ehrlich gesagt erinnere ich mich nicht an diese Dinge. Ich habe sie in mein Traumtagebuch geschrieben. Ich habe schon immer lebhaft geträumt. Allen in meiner Familie geht es so. Mein Bruder Leland hat sogar noch mehr als ich geträumt. Und was für wunderschöne Träume das waren.« Trauer huschte wie ein Schatten über ihr Gesicht, dann verschwand sie wieder unter einem einstudierten Ausdruck kultivierter Höflichkeit. »Selbst wenn ich die Medizin nehme, träume ich, aber ich kann mich dann nicht erinnern, was ich geträumt habe.« Der Blick ihrer dunklen Augen glitt über mein Gesicht, als suche sie dort etwas. »Ich kann Ihnen nicht sagen, warum mich die Symbole oder das Labyrinth...

Erscheint lt. Verlag 13.2.2024
Übersetzer Anne Bergen, Bernd Perplies
Verlagsort Ludwigsburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Arkham • Cthulhu • Die großen Alten • Fantasy • Grusel • Horror • Lovecraft • R'lyeh • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-98666-341-X / 398666341X
ISBN-13 978-3-98666-341-4 / 9783986663414
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