Dorian Hunter 111 (eBook)

Der schwarze Würger

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3901-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 111 - Ernst Vlcek
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»Was war das für ein Schrei?«, fragte Coco alarmiert und starrte auf die Felskette vor ihnen, auf die ihr Jeep zuhielt. Links davon lag die grün schimmernde Fläche des Toten Meeres.
»Hat gar nichts zu bedeuten«, versicherte ihr Fahrer. »Hier überall Verrückte, die grünen Stern anbeten oder versuchen, ihn herabzuholen. Verrückte viel schreien.«
Dorian blickte über die Nickelbrille zu Unga. »Das ist Kampflärm«, stellte er sachlich fest und holte wie nebenbei seinen Kommandostab hervor, der mit der magischen Kraft des Hermes Trismegistos aufgeladen war. »Ist es noch weit bis zum Lager?«
»Nicht mehr weit«, versicherte der Fahrer. Er schien die Geräusche nun ebenfalls zu hören und wiederholte: »Hat alles nichts zu bedeuten ...«

Dorian, Coco und Unga folgen der Spur des janusköpfigen Vago in ein Zeltlager, in dem Forscher das Geheimnis des grünen Fanals untersuchen - und dabei reihenweise Vagos Fluch zum Opfer fallen!


1. Kapitel


Jim Bogard betrachtete durch den Feldstecher die sieben Gestalten, die einige Hundert Meter vor den beiden Jeeps durch den Sand stapften. Vom Himmel strahlte immer noch das unerklärliche Leuchtgebilde. Dieses Fanal tauchte die Gegend um das Tote Meer herum in ein unheimliches grünes Licht und machte die Nacht zum Tag. Es hatte Wissenschaftler, Okkultisten und Angehörige der verschiedensten Sekten aus allen Ländern angezogen. Die Wissenschaftler sprachen von einer Luftspiegelung, die Sektenjünger prophezeiten den Weltuntergang – aber eine befriedigende Erklärung fand niemand für dieses Phänomen.

Jim Bogard machte sich überhaupt keine Gedanken darüber. Er hatte einen Auftrag auszuführen, alles andere war ihm egal.

»Was ist, Boogie?«, fragte der Araber, der neben ihm auf dem Rücksitz des Jeeps saß. »Erkennst du irgendetwas Besonderes an den Kerlen?«

»Das geht dich nichts an«, schnauzte Bogard ihn an und wandte sich an den Fahrer. »Überhole sie rechts, Shmuel, aber komm ihnen nicht zu nahe!«

Der Fahrer nickte wortlos und gab etwas Gas. Der Jeep wurde schneller und überholte die Gruppe der sieben seltsamen Wanderer in hundert Meter Entfernung.

»Gut so«, sagte Jim Bogard. Er hob das Fernglas wieder an die Augen. Obwohl er nun einen günstigeren Blickwinkel hatte, konnte er noch immer keine Einzelheiten erkennen. Die Gestalten waren dermaßen verhüllt, dass er nicht einmal feststellen konnte, welches Geschlecht sie hatten.

Sie bewegten sich steif und ungelenk, einige humpelten und knickten immer wieder ein. Überhaupt machten sie den Eindruck, als wären sie am Ende ihrer Kräfte.

»So geht das nun schon fünf Stunden im Schneckentempo dahin«, sagte der Mann neben dem Fahrer gähnend. »Warum laden wir diese Klumpfüße nicht einfach auf die Wagen und fahren sie ans Ziel. Dadurch würden wir viel Zeit gewinnen.«

»Das würde gegen die Abmachung verstoßen«, sagte Shmuel, der Fahrer. »Unser Auftrag lautet, dass wir ihnen nur Begleitschutz geben sollen.«

»Aber wozu so umständlich?«

»Die Gründe können uns egal sein«, erwiderte Shmuel. »Hauptsache, die Kasse stimmt.«

Jim Bogard erkannte, dass die sieben Gestalten die Arme abgewinkelt hatten, so als trügen sie etwas in ihren Händen. Doch es schien sich um keine große, schwere Last zu handeln. Was immer sie auch trugen, es verschwand fast in ihren Handflächen. Einmal glaubte er, etwas metallisch aufblitzen zu sehen.

Er wartete, bis eine der Personen ihre Last so hielt, dass er Genaueres erkennen konnte. Wieder schimmerte es metallen, und jetzt erkannte er, dass der Gegenstand die Form und Größe eines Goldbarrens hatte.

Waren das Goldschmuggler? Unsinn! Wenn jede der Personen nur einen Barren bei sich hatte, so war das ganze Gold nicht so viel wert, wie er für diesen Auftrag kassierte. Es musste also etwas anderes dahinterstecken.

Jim Bogard betrachtete die Hände genauer, die diese Barren wie Heiligtümer hielten.

Im selben Moment konnte er einen Blick in das Gesicht einer der Gestalten werfen. Es war ein Totenschädel, von dem Hautlappen hingen.

In den tiefen Augenhöhlen lagen blicklose Augen. Die Hände waren knochig, hautlos und wurden nur noch von Sehnen und zerfressenen Muskelsträngen zusammengehalten.

Bogard setzte den Feldstecher ab.

»Was ist, Boogie?«, fragte der Mann neben ihm und umfasste sein Schnellfeuergewehr fester.

»Abstand halten!«, sagte der Söldnerführer nur.

Jim Bogard hatte geglaubt, alle Schrecken des Lebens zu kennen. Er war ein Killer, der für Geld alles tat, ohne sich nach den Motiven zu erkundigen. Er hatte schon auf allen Kontinenten gemordet. Zuletzt hatte er sich im Libanon als Kopfgeldjäger seine Brötchen verdient. Aber das hier überstieg alles bisher Erlebte.

Zum ersten Mal begann er sich über das leuchtende Fanal am Himmel Gedanken zu machen. Stand es mit diesen sieben wandelnden Toten in irgendeinem Zusammenhang? Waren es wirklich Tote, die da zu unheimlichem Leben erweckt worden waren?

Bogard blickte wieder durch den Feldstecher. Er sah nun einen der Totenschädel deutlich vor sich. Die blicklosen Augen waren direkt auf ihn gerichtet. Nein, das waren keine Masken!

»He, Boogie!« Sein Nebenmann stieß ihn an. »Was ist los? Was machst du für ein Gesicht?«

Der Killer wurde einer Antwort enthoben, als sich aus dem Walkie-Talkie einer der Männer des zweiten Jeeps meldete. »Boogie! Vor uns eine israelische Patrouille!«, kam es aufgeregt aus dem Lautsprecher des Funksprechgerätes. »Wir sind mit dem Jeep gerade in einer Bodensenke, sodass man uns noch nicht entdeckt hat. Aber unsere Schützlinge wurden bemerkt.«

»Verhaltet euch ruhig!«, befahl Bogard.

Er gab seinen Leuten ein Zeichen, und sie sprangen aus dem langsam dahinrollenden Jeep.

Bogard warf sich in den Sand und robbte zur Kuppe einer Düne hinauf. Als er über die Düne blickte, sah er drei Soldaten, die sich keine fünf Meter vor den sieben Wanderern aufgepflanzt hatten. Die Gewehre hielten sie schussbereit.

»Halt! Hände über die Köpfe!«, riefen die Soldaten auf Englisch.

Aber die sieben Wanderer reagierten überhaupt nicht. Noch einmal wurden sie auf Arabisch und Israelisch zum Stehenbleiben aufgefordert. Wieder zeigten die sieben Gestalten keine Reaktion.

Da begannen die Schnellfeuergewehre zu rattern. Bogard sah die Mündungsfeuer, und wie die sieben Gestalten von der Wucht der Geschosse durcheinandergewirbelt wurden. Zwei wurden zu Boden geschleudert, aber sie erhoben sich gleich wieder. Der Kugelhagel schien ihnen überhaupt nichts auszumachen. Jetzt setzten sie sich wieder in Bewegung, erreichten die Soldaten und rannten sie einfach um.

Obwohl Bogard keine Anzeichen von Gewaltanwendung erkennen konnte, hallten gleich darauf die Todesschreie der Israelis schaurig durch die Nacht. Als wieder Stille einkehrte, waren die sieben Wanderer bereits weitergezogen.

»Was – was war das?«, fragte einer von Bogards Leuten.

»Mir scheint, unsere Schützlinge können sich selbst ganz gut helfen«, meinte Bogard. »Kehrt zum Wagen zurück! Ich komme gleich nach.«

Er erhob sich und lief zu den drei reglos am Boden liegenden Soldaten.

Sie boten einen entsetzlichen Anblick. Ihre Glieder waren unnatürlich verrenkt, so als wären ihre Knochen verformt worden. Ihre Uniformen waren zerrissen. Darunter kamen blutige Wunden zum Vorschein. Ein entsetzlicher Verwesungsgeruch breitete sich aus.

Bogard kehrte zum Jeep zurück. Seine Leute bestürmten ihn mit Fragen, aber er sagte nur: »Macht euch auf das Schlimmste gefasst! Ihr habt geschworen, weder Tod noch Teufel zu fürchten. Vielleicht bekommt ihr Gelegenheit, zu beweisen, dass ihr das wörtlich nehmen müsst.«

Sie erreichten die Felsen am Toten Meer und mussten kapitulieren.

»Mit den Jeeps kommen wir hier nicht mehr weiter«, sagte einer.

»Ist auch nicht nötig. Wir sind am Ziel.«

»Was ist, Boogie, müssen wir denen weiterhin Geleitschutz geben?«

Der Mann, der das fragte, deutete den steil ansteigenden Geröllhang hinauf, wo die sieben vermummten Wanderer gerade zwischen Felsblöcken verschwanden.

»Es hat geheißen, dass wir bei ihnen bleiben sollen, bis sie ihr Ziel erreicht haben«, sagte Bogard. »Erst wenn sie in einer der Höhlen verschwunden sind, ist der Auftrag erledigt. Dann bekommen wir neue Befehle.«

Er bestimmte zwei Männer, die als Wachen bei den Jeeps zurückbleiben sollten. Mit den anderen sechs begann er den Aufstieg.

Als sie die Anhöhe erreichten, sahen sie die sieben Gestalten gerade eine relativ steile Felswand erklimmen. Sie brauchten dazu nicht ihre Hände. Mit diesen hielten sie weiterhin die goldschimmernden Barren fest.

Sie kamen nur langsam voran. Manchmal schien es, als würde der eine oder andere das Gleichgewicht verlieren und in die Tiefe stürzen. Doch solche Befürchtungen erwiesen sich immer wieder als grundlos.

Als die Vermummten durch eine schmale Schlucht verschwanden, folgte ihnen Bogard an der Spitze seiner Leute.

»Möchte bloß wissen, wozu das alles gut sein soll«, maulte einer der Männer. »Ebenso gut könnten wir es uns hier unten gemütlich machen. Hier droht keine Gefahr mehr.«

»Die Männer sicher ans Ziel zu bringen, ist nur der erste Teil unseres Auftrages«, erklärte Bogard.

Er hatte den Einstieg in die Schlucht erreicht. Die Felsen vor ihnen verloren sich in der Dunkelheit. Bis hierher drang das Licht des grün leuchtenden Fanals nicht. Sie mussten sich ihren Weg ertasten. Als jemand eine Taschenlampe einschaltete, schlug Bogard sie ihm aus der Hand.

»Kein Licht! Das wurde uns ausdrücklich befohlen.«

»Da vorne sind sie!«, meldete Shmuel, der Bogards Jeep gesteuert hatte.

Der Weg stieg etwas an. Als Bogard über einen Felsbrocken kletterte, erblickte er keine dreißig Meter vor sich eine Höhle. Er entdeckte sie deshalb sogleich, weil der Zugang im grünen Schein lag. Der letzte Vermummte verschwand gerade in der...

Erscheint lt. Verlag 29.11.2022
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-3901-7 / 3751739017
ISBN-13 978-3-7517-3901-6 / 9783751739016
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