Lassiter Sonder-Edition 7 (eBook)

Lassiters großer Trick

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4165-1 (ISBN)

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Lassiter Sonder-Edition 7 - Jack Slade
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Spätnachmittag unter der heißen Sonne von Sonora. Fünf Männer schaufelten ihre eigenen Gräber. Drei von ihnen waren Peones mit der hoffnungslosen Apathie ihrer Art. Der vierte war ein grauhaariger Mann in Anzug und weißem Hemd. Er zitterte und weinte.
Der fünfte Mann war Lassiter.
Das Exekutionskommando wartete. Die Soldados in beuteligen, olivgrauen Uniformen stützten sich auf ihre Gewehre. Ihr Kommandant, ein aufgeputzter, eitler Geck, der sogar ein Hüftkorsett unter der Uniform trug, stolzierte wichtigtuerisch hin und her, fuchtelte mit seiner Pistole in der Luft herum und schrie: 'Andale, ihr Hunde! Grabt schneller! Eine Flasche und eine Frau warten bereits auf mich!'


LASSITERS GROSSER TRICK

von Jack Slade

Spätnachmittag unter der heißen Sonne von Sonora. Fünf Männer schaufelten ihre eigenen Gräber. Drei von ihnen waren Peones mit der hoffnungslosen Apathie ihrer Art. Der vierte war ein grauhaariger Mann in Anzug und weißem Hemd. Er zitterte und weinte.

Der fünfte Mann war Lassiter.

Das Exekutionskommando wartete. Die Soldados in beuteligen, olivgrauen Uniformen stützten sich auf ihre Gewehre. Ihr Kommandant, ein aufgeputzter, eitler Geck, der sogar ein Hüftkorsett unter der Uniform trug, stolzierte wichtigtuerisch hin und her, fuchtelte mit seiner Pistole in der Luft herum und schrie: »Andale, ihr Hunde! Grabt schneller! Eine Flasche und eine Frau warten bereits auf mich!«

   

Dieser Roman erschien erstmals im Jahr 1970 als Lassiter-Taschenbuch Nr. 7 als Übersetzung aus dem Amerikanischen. Originaltitel: Sidewinder

Er lachte.

Der grauhaarige Mann bettelte: »So lassen Sie mich doch wenigstens noch mit einem Priester sprechen, Señor Colonel! Um der Liebe Christi willen...!«

»Für einen Dieb wie dich auch noch einen Priester? Nein!«, erwiderte der aufgeblasene Laffe schroff.

Schaufeln gruben sich knirschend in den Boden. Sand flog. Die Gräber waren beinahe tief genug.

In einiger Entfernung standen ein paar Zuschauer; in der Hauptsache Frauen, deren Gesichter bis auf die Augen unter einem Tuch verborgen waren. Frauen, die aller Wahrscheinlichkeit nach bald Witwen sein würden.

Eine halbe Meile östlich lag die Stadt Manteca. Auf einem Hügel dahinter thronte die große Casa des Generals José Peralta wie eine Festung.

Noch etwas weiter nach Osten erstreckten sich die Sierra Madres, die einen unermesslichen Reichtum an Gold und Silber in ihrem Schoß bargen.

Im Westen zog sich meilenweit eine knochenharte, ausgedörrte Ebene hin. Wesentlich näher, nur knapp drei, vier Meter hinter Lassiter, gab es eine halbverfallene Adobe-Mauer.

Und diese Mauer gedachte Lassiter für seine Zwecke zu benutzen. Jetzt.

Nach einem letzten aufmerksamen Rundblick, um sich jedermanns Position genau einzuprägen, stieß Lassiter seine Schaufel kräftig in den Boden, dann rief er: »Colonel...! Hier liegt ein großer Felsbrocken!«

»Como?«

Stirnrunzelnd kam der Geck näher. Seine Stiefelschäfte glitzerten in der Sonne. Er spähte ins Loch hinab.

Lassiter zuckte kurz mit Schultern und Armen.

Der Offizier bekam eine Schaufel Sand ins Gesicht geschleudert; er taumelte rückwärts, schrie gellend auf und rieb sich die Augen.

Lassiter sprang den Offizier mit einem wahren Panthersatz an, schlang ihm einen Arm um den Hals, entriss ihm die Pistole und drückte ihm die Mündung an die Schläfe.

»Steh ja still!«, zischte Lassiter. »Bei der geringsten Bewegung trinkt Mutter Mexiko dein Blut samt Gehirn!«

Der Mann schauerte vor Entsetzen heftig zusammen.

»Por el amor de Dios...!«, keuchte er.

Ein grimmiges Lächeln huschte flüchtig um Lassiters Mund, als er den angstschlotternden Offizier die gleichen Worte wiederholen hörte, die der grauhaarige Mann vor kurzem gebraucht hatte.

Lassiter verstärkte seinen Griff und begann rückwärts zu gehen. Er zerrte den Mann mit sich; als Schild gegen die Soldados, die das Geschehen offenen Mundes verfolgten.

Den anderen vier Hinrichtungskandidaten, die wie erstarrt neben den frisch ausgehobenen Gräbern standen, rief Lassiter zu: »Lauft! Verschwindet! Auseinander!«

Auch für sie eine winzige Chance... falls sie sie zu nutzen verstanden.

Lassiter bewegte sich um die Ecke der verfallenen Mauer. Er runzelte dabei unwillkürlich die Stirn und rümpfte die Nase, denn das stark duftende Gesichtswasser, das der Offizier benutzte, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Mann sich schon sehr lange nicht mehr gewaschen, geschweige denn gebadet hatte.

Hinter der Mauer brauchte Lassiter den Offizier nicht länger als Geisel. Er versetzte ihm einen heftigen Stoß und schleuderte ihn gegen die Ziegelwand. Der Mann sackte zu Boden und landete mit dem Gesicht im dicken Staub.

Lassiter sah sich noch einmal kurz um, dann rannte er los.

Hier und da gab es vereinzelte Gebüsche; Bittersalbei und Katzenklau; ab und zu Kakteen. Ein paar flache Bodenmulden würden notfalls etwas Deckung bieten.

Lassiter lief im Zickzack, schlug immer wieder Haken, rannte geduckt weiter, getrieben vom Verlangen, einen möglichst großen Vorsprung zu gewinnen, zu verschwinden, einen Platz zu finden, an dem er sich bis zum Einbruch der Dunkelheit verstecken könnte.

Hinter ihm schrie der Offizier nun Befehle. Seine Stimme klang halberstickt. Gewehre begannen zu krachen. Die Soldados reagierten reichlich spät.

Lassiter rechnete kaum damit, von einer Kugel getroffen zu werden. Die unterernährten und unterbezahlten Soldaten in Porfirio Diaz' Armee waren nicht gerade als Scharfschützen bekannt.

Lassiter warf sich in einer Mulde zu Boden, drehte sich herum und sah den Verfolgern entgegen. Sie kamen in weit ausgeschwärmter Linie. Lassiter versuchte einen Schuss aus der Waffe, die er in der Hand hielt. Es war eine ausländische Waffe mit langem Lauf und seltsam schrägem Griff; vielleicht ein französisches Modell. Das Ding entlud sich unter ohrenbetäubendem Krachen.

Die Waffe trug nicht weit genug und schlug viel zu weit nach rechts aus.

Lassiter runzelte die Stirn und wünschte sich, eine bessere Waffe zu haben.

Dann rannte er wieder los, bis er einen Bewässerungskanal erreichte, der von Ost nach West verlief. Lassiter hielt einen Moment am Ufer an, um die Entfernung bis nach Manteca zu schätzen.

Und da verließ ihn das Glück. Lassiter wurde getroffen... hoch an der linken Seite verspürte er einen harten Einschlag.

Mit einem Satz sprang Lassiter in den Kanal, duckte sich, rannte weiter in östliche Richtung, stapfte durch Schlamm und seichtes Wasser... immer auf den Hügel zu, auf dem das Haus von General Peralta stand, der die Hinrichtung befohlen hatte.

Lassiters linker Arm fühlte sich taub und gefühllos an; bald würde der Schmerz einsetzen. Lassiter legte hundert Yards zurück. Lautes Geschrei verriet ihm, dass die Soldados nun ebenfalls den Bewässerungsgraben erreicht hatten und sich in die neue Richtung wandten.

Lassiter drehte sich rasch einmal um. Alle Soldaten bis auf den Offizier befanden sich bereits im Wasser, der eitle Geck fürchtete wohl um seine lackglänzenden Stiefel und blieb deshalb lieber am Ufer.

Lassiter streckte die Waffe auf Armeslänge von sich und packte sie mit beiden Händen. Er zielte auf eine Stelle direkt über diesen Stiefeln, dann schwenkte er den Lauf eine Handbreit nach links und drückte ab.

Wieder ging der Schuss nach rechts.

Der Offizier brach zusammen.

Lassiter verließ den Wassergraben. In nördlicher Richtung gab es ein paar Bäume.

Die Soldados hatten eine kurze Pause eingelegt, doch jetzt nahmen sie die Verfolgung wieder auf.

Lassiter erreichte die Baumgruppe und verschwand dahinter. Vor sich sah er ein niedriges, weißgetünchtes Haus auftauchen; ein Adobe-Bau, ein Stall, ein Korral, der leer war. Dahinter war nirgendwo in der Nähe etwas zu entdecken, was als Deckung hätte dienen können.

Auf dieser Seite des Stalles waren etwa ein Dutzend Rinderhäute zum Trocknen aufgehängt, aber noch nicht gespannt. Lassiter rannte darauf zu, am Haus vorbei. Die Tür war geschlossen, die Fensterläden waren zugemacht. Niemand war zu sehen. Lassiter suchte sich die Haut in der Mitte aus, wand sich darunter und zog sie gut über sich auseinander. Er blieb stocksteif stehen und hielt in stoischer Ausdauer den stechenden, brennenden Schmerz im linken Arm aus.

Noch zwei Stunden bis zum Einsetzen der Dunkelheit.

Falls Lassiter diese Zeitspanne überleben sollte, könnte er damit beginnen, seine Rechnung mit General José Peralta zu begleichen.

Wenn nicht... noch steckten drei Kugeln in der Waffe, und Lassiter gedachte, für alle ein Ziel zu finden.

Die Soldados tauchten auf. Da ihnen niemand Befehle gab, waren sie unsicher und stritten sich untereinander. In der Nähe der aufgehängten Häute hielten sie an. Den Stimmen nach zu urteilen, dürfte es sich um drei, vielleicht vier Männer handeln. Sie feuerten zwei Schüsse ab. Die Kugeln klatschten gefährlich nahe in die Stallwand.

Hufschläge wurden hörbar. Ein Reiter näherte sich im Galopp.

Jemand rief: »Was ist denn hier los?«

»Der Gringo ist entwischt! Er ist in Richtung Stadt geflohen!«

»Dann muss er verrückt sein!«, antwortete der Reiter. »Wie alle Gringos! Wo ist Colonel Vasco?«

»Angeschossen! Dort hinten! Schlimm, aber er lebt noch.«

»Dios! Dann werde ich mich sofort um ihn kümmern müssen. Ihr verfolgt den Gringo weiter, verstanden? Durchsucht das Haus und auch den Stall. Einer von euch verständigt den General.«

Der Reiter galoppierte davon.

Die Soldados brachen die Haustür auf, sahen sich im Haus um, durchsuchten...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2022
Reihe/Serie Lassiter Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-4165-8 / 3751741658
ISBN-13 978-3-7517-4165-1 / 9783751741651
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